Hallo,
eigentlich wollte ich ja noch ein wenig Zeit vergehen lassen, bevor ich wieder hier schreibe. Leider befinde ich mich heute aber auf einem absoluten Tiefpunkt. Schreibe daher jetzt einfach mal ein wenig (oder auch mehr) um meine Gedanken zu sortieren.
Fast drei Monate sind inzwischen vergangen, seitdem SIE mich verlassen hat. Ja, es stimmt, was so viele Forumsteilnehmer schreiben. Das Leben geht weiter und die Schmerzen lassen (sehr) langsam nach. Es geht mir besser (oder einfach nur anders?) als damals, aber immer noch weit entfernt von gut. Regelmäßige Rückschlage sind an der Tagesordnung. In meinen Gedanken ist Ex allgegenwärtig. Auch wenn es Stunden gibt, in denen ich lache und eine gute Zeit habe, sieht mein drittes Auge ständig nur sie. Die Schleier der Twilightzone lösen sich langsam auf, aber noch immer reicht ein Hallo von ihr auf dem Flur, um mich wieder in die Knie gehen zu lassen. Meine Fortschritte bemerke ich lediglich an der kürzer werdenden Zeitspanne, die ich benötige, um mich anschließend wieder zu beruhigen.
Eine großen Anteil daran, dass es zumindest leicht aufwärts geht, haben zwei Frauen (fight fire with fire ;D) oder wie Oma sagte, immer wenn Du glaubst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Tja, meine beiden Lichtlein sind meine Arbeitskollegin Thelma und ihre Mitbewohnerin Louise. Auf Thelma war Ex schon immer eifersüchtig und Louise war die Frau, mit der ich meinen Rachefremdgang hatte.
Eines Abends lud Thelma mich zum gemeinsamen Abendessen mit Louise in ihre Wohnung ein. In den folgenden Wochen trafen wir uns dann öfters, entweder nur wir drei oder auch zusammen mit Freunden und Bekannten zum kochen, essen und trinken. Es kam, was vorhersehbar war, eines Abends landete ich mit Louise im Bett. Seither sehen wir uns regelmäßig. Sie ist liebenswürdig, warmherzig und gibt mir ein gutes Gefühl. Sie tut mir einfach gut, ihre Zärtlichkeit und ihre Bedürfnis nach Nähe sind Balsam für meine Wunden. Allerdings spüre ich auch, wie ich tief in mir verschlossen und kalt bin und ihre Gefühle mir gegenüber nicht so erwidern kann, wie sie es sich erhofft. Anfangs konnte ich ihr nicht mal in die Augen schauen, wenn wir nebeneinander in ihrem Bett lagen. Ich verglich sie in meinen Gedanken mit Ex und hatte Angst, dass sie dies in meinen Augen sehen könnte. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, wenn sie bei mir in der Wohnung ist und wir zusammen auf der Couch von Ex Oma oder in Ex Bett liegen, die sie mangels Platz bei mir hat stehen lassen (und weil geplant war, unseren Lebensmittelpunkt nach ihrem Auszug in meiner Wohnung zu belassen :( ). Irgendwann hatten Louise und ich dann logischerweise ein Gespräch darüber, wie es mit uns weitergehen solle. Ich habe ihr gesagt, wie sehr ich die Zeit mit ihr genieße, aber auch, dass ich noch meilenweit von der Bewältigung meiner Trennung entfernt sei. Sie zeigte Verständnis, weiß wohl auch selber, worauf sie sich einlässt. Ihrem Bruder hat sie erzählt, dass mich vor zwei Monaten meine Freundin verlassen hat und sie somit nur auf die Schnauze fallen könne. (Dejavu, auch Ex hat vom auf die Schnauze fallen gesprochen, scheint wohl typisch weibliche Wortwahl zu sein). Wir haben uns darauf geeinigt, alles erst mal so weiter laufen zu lassen wie bisher. Das bedeutet: Guter S.; wenn man zusammen ist, verhält man sich fast wie ein normales Paar; keine Beziehung, Leben irgendwo im Niemandsland, aber zugegebenermaßen die für mich momentan angenehmste und einfachste Lösung. Wie es endet, kann ich nicht vorhersagen. Bin ich verliebt? Nein, das fühlt sich anders an. Der Egoist in mir möchte nicht darüber nachdenken, sondern einfach mitnehmen was geht: Egopflege, SeelenMassa., was auch immer. Auf der anderen Seite möchte ich ihr keinesfalls wehtun, denn sie ist ein Engel, der mir genau zur richtigen Zeit erschienen ist und der instinktiv vieles von dem richtig macht, was ich bei Ex vermisst habe.
Ex hat uns mal zusammen in der Kantine gesehen, als Louise mich auf einen Kaffee besuchte. Sie war augenscheinlich not amused, ich aber umso mehr. Das nächste Zeichen, dass ich noch lebe, erhielt Ex, als sie von einer Freundin erfahren hat, dass ich Ende November zusammen mit Thelma übers Wochenende privat nach Mailand fliege. Als dann dieselbe Freundin Thelma und mich beim gemeinsamen Kinobesuch gesehen hat, war das bestimmt auch einen Anruf wert. Hat zwar bei genauerem Überlegen alles was von Kindergarten, tat aber trotzdem gut.
Die gemeinsame Zeit mit Thelma und Louise ist auch ein Versuch, Erinnerungen und Gewohnheit, die ich mit Ex verbinde in meinen Gedächtnisspeicher quasi zu überschreiben. Das dies allerdings nur bedingt funktioniert, zeigt sich diese Tage. Letzte Woche rief mich Ex zum ersten Mal wieder an. Auslöser war eine neutral gehaltene Mail von mir, in der ich sie bat, ein auf meinen Namen ausgeliehenes Buch wegen Erreichen des Leihfristendes in die Bücherei zurückzubringen. Ein paar Stunden später klingelte mein Telefon. Blick aufs Display und schon war mein Puls wieder oben. Als ich ihre Stimme am Telefon hörte (Hallo, ich bin's...) katapultierte es mich geradewegs in eine andere Umlaufbahn. Ihr Mailprogramm sei abgestürzt, daher der Anruf, natürlich würde sie das Buch zurückbringen. Außerdem brauche sie noch ihr bei mir im Keller stehendes Uraltfahrrad, ob sie denn am nächsten Tag bei mir vorbeikommen könne, es abzuholen. Da ich mir ein Treffen mit ihr auf keinen Fall antun wollte, habe ich ihr gesagt, dass ich ihr Rad vor die Tür stellen werde und sie es dann abholen könne, wann immer sie Lust habe, ein Tschüß hinterher und aufgelegt. Am nächsten Tag saß ich im Zug, als eine SMS von ihr ankam, dass sie das Rad abgeholt habe, Danke, Gruß. Realistisch gesehen ein nichtiger Anlaß, eine belanglose Botschaft, die ich aber trotzdem wieder nach allen Regeln der Kunst zu interpretieren versuchte. War das nur Höflichkeit oder der Versuch einer Kontaktaufnahme? Bereut sie die Trennung inzwischen, will sie wieder zu mir zurück oder kommt jetzt das Freundschaftsding? Meldet sie sich wieder? Meine Standardfrage, wie würde ich reagieren, wenn sie zurückkäme, kam natürlich auch noch dazu. Gehört mit zu meinen Lieblingsgedanken. Heute dann wieder eine persönliche Begegnung. Als ich in einer anderen Abteilung war, um kurz was zu besprechen, ging plötzlich die Tür auf, ich drehte mich um und sah sie . Kurzes Hallo und da stand sie nun neben mir (so wie ich auch :-/) und wartete bis ich mit meinem Gespräch fertig war. Sekunden, die mir wie Stunden vorkamen. Eine Stunde später dann ein erneutes Treffen vor der Tür ihres Büros. Von ihr kam ein verspanntes Heute sehen wir uns aber öfters, von mir ein noch verspannteres HmHm. Tja, und anschließend war ich richtig fertig. Mist, bin immer noch viel zu instabil. Warum nur fällt es mir so schwer zu akzeptieren, dass Sie aus meinem Leben verschwunden ist? Ein Rest von Liebe? Will ich sie trotz allem zurück haben, oder sehne ich mich einfach danach, daß sie vor meiner Tür steht und alles bereut, um ihr dann zu sagen, dass es keine Chance mehr für uns gibt. Nur was hätte ich davon? Ihre Taten werden dadurch ja auch nicht ungeschehen gemacht, die Verletzungen bleiben. Wie würde ich reagieren? Nach alldem was war, ist jegliche Basis zerstört. Ich sehe doch jetzt an Louis wie die erwähnten netten Frauen sich verhalten. Und trotzdem noch Gedanken an Ex. Warum? Weil sie besser aussieht, weil ich immer noch von ihrer Art fasziniert bin? Die Dro. wirkt scheinbar noch immer in mir. Der Entzug dauert an, wahrscheinlich reicht schon eine kleine Dosis Gift, um mich wieder vollkommen süchtig zu machen. Könnte mich selber ohrfeigen für diese Gedanken über mein Verhalten in einer Zukunft, die nur in meiner Fantasie existiert und so nie eintreten wird. Tja, im Fach Loslassen habe ich wohl das Klassenziel nicht erreicht. Es gibt doch Momente in denen ich alles ganz klar vor mir sehe, warum dann nur immer wieder diese selbstquälerischen Gedanken?
Besser, ich versuche jetzt ein wenig zu schlafen. Gute Nacht Forum. Morgen ist ein neuer Tag und mit ein bisschen Glück klingelt morgen früh mein Wecker und wir haben den 05. Mai 2000. Dann werde ich abends auf eine Party gehen und mich überraschen lassen, ob ich meiner (Alp)Traumfrau begegne.
Gruss
Uriel
12.11.2003 00:34 •
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