Meine ehemals liebe S.!
Lange, lange habe ich gewartet und gehofft, ein abschließendes Gespräch mit Dir führen zu können, weil mir Deine Entscheidung, mich zu verlassen für einen anderen, nahezu gekillt hat und ich bis vor wenigen Tagen nicht wusste, was und warum das geschehen ist.
Ich weiß, wenn es um uns ging, hattest Du zuletzt nicht mehr viel gesprochen. Eigentlich gar nichts, alles wäre immer gut wenn ich nachfragte. Oft nachfragte, es kam immer die gleiche Antwort. Machte mir keine Gedanken und habe gar nicht bemerkt, wie weit Du da schon weg warst von mir. Warum auch immer Du es mir nicht sagen konntest oder wolltest, da hätten bei mir die Alarmglocken läuten müssen. Leider war ich mir Deiner so sicher, nachdem, was wir alles durchgestanden haben:
Die Älteste, die von Deinem 2.Mann jahrelang missbraucht wurde und lange Zeit psychisch angeschlagen war und behutsam und liebevoll aufgebaut wurde.
Der Mittlere, der sich oft missverstanden fühlte, zwischen der Großen und dem Kleinen war, den wir trotz aller Eskapaden, auch wieder und wieder aufgebaut haben.
Und der Kleine, Dein Lütter, der als Sohn Deines 2.Mannes nicht damit klar kam, dass sein Vater die (Stief-)Schwester über Jahre missbraucht hat, es niemand merkte und er sich die Schuld dafür gab, warum auch immer. Der in der Schule immer Schwierigkeiten hatte, irgendwann zu Dr. griff, *beep*, sich gehen ließ, mit dem Gesetz in Konflikt kam. Den wir weit weg geschickt haben zu damaligen gemeinsamen Freunden, raus aus dem Sumpf, damit er ,nunmehr volljährig, sich von dem ganzen Mist distanzieren konnte, sich auf sich selbst konzentrieren konnte.
Alle drei Kinder, Deine Kinder, die ich mal auch meine Kinder nannte, haben sich gemacht. Zwei haben geheiratet und eine Familie gegründet. Und das dritte Kind erobert die Welt. Nach all dem, was da passiert war in der Vergangenheit, die Kämpfe, die Tränen, die nimmermüde Mühewaltung unserer beider Seiten - sie hat sich gelohnt.
Und just in diesem Moment, wo alle Kinder unter Dach und Fach waren, bist Du mir entglitten. Du alleine weißt, wieso. Okay, ich durch unsere gemeinsame ehemalige Freundin auch, wenn das stimmt, was sie mir gesagt hat. Aber es klingt schlüssig, abschließend.
Lange Zeit habe ich mich ins Dunkle begeben. Die Trennung im Spätherbst 2014, nachts von Dir verkündet, als ich von Dir schlaftrunken geweckt wurde. Ich wusste, Du warst bei ihm, ich dachte beruflich. Oft warst Du lange weg, auch abends, wie auch ich sehr oft das machen musste. Du hattest mich geweckt. Ich saß in der Küche, neben mir die Hunde, zwei Katzen in ihren Körben. In wenigen Sätzen, ich glaube, es waren drei oder vier, hast Du mir verkündet, dass Du mich verlässt, weil Du ihn liebst und er Dich braucht, mich auch lieben würdest, aber wir bräuchten nicht aneinander so sehr wie er Dich. In diesem einem Moment, am 9.November 2014, hast Du mich damit getötet. Du gingst fort, ich blieb zurück.
Die Folgen daraus waren brutal, vielleicht weißt Du es, manches sicherlich, manches nicht. Verlust der über alles geliebten Ehefrau, Verlust des gemeinsamen Hauses und der Tiere, Umzug, dann Schlaganfall infolge Burnout, zwangsweise Aufgabe der Selbstständigkeit, Insolvenz, Drohung von Obdachlosigkeit, wieder Umzug, Kämpfe über Kämpfe.
2016, Februar, die rechtskräftige Scheidung. Keine 6 Wochen später hast Du ihn geehelicht. Mein Hass war grenzenlos, hat mich jahrelang geprägt. Mein Herz war einzementiert, ich habe mich komplett zurückgezogen vom Leben. Mehrere Jahre.
Heute haben wir Mittwoch, den 15.Juli 2020. Dieser Alptraum ist nunmehr fast 5 3/4 Jahre her. Eine lange Zeit und doch so schnell vorbei. Lebenszeit, die ich nicht mehr zurückholen kann. Und das würde vermutlich weitergehen.
Wie es Dir geht, weiß ich nicht, will ich auch nicht wissen. Eine Begegnung würde nur den Schmerz aufreißen, wer weiß, was alles passieren könnte. Auch zu den Kindern besteht kein Kontakt mehr, sie haben sich seinerzeit auf Deine Seite gestellt. Das muss ich akzeptieren, somit besteht auch dort kein Kontakt mehr.
Bist Du glücklich? Mit ihm? Mit all dem, was er besitzt, was er kann (noch)? Für was er steht? Lange, lange habe ich mich das täglich gefragt. Und jedes Mal bin ich innerlich gestorben, zerfressen von Wut und Hass. Und war doch so hilflos und alternativlos. Du warst weg, ich alleine. Die Einsamkeit wurde mein Verbündeter. In Frauen sah ich nur noch das, was mir mein Hirn suggerierte. Bezahlbare, kaufbare Wesen ohne Herz und Empathie. Ich konnte, wollte nichts anderes mehr sehen und zog damit magisch jene Frauen an, die zwar gebunden waren, aber eine Affäre in Betracht zogen. Mir fehlen Intimität, Zuneigung, beep, alles, was eine Partnerschaft ausmacht und festigt. Lose einfache Nummern - ich hätte sie haben können. Mehrere Male, heute hier, ,morgen dort. Kein Thema. Wäre ich damit glücklich geworden? Nein, denn ich habe deren Partner bedauert und niemals werde ich der Auslöser für eine Trennung sein, denn ich war selbst wohl Teil einer Trennung - jene, die Du 2014 vollzogen hast.
Ich konnte damit nicht umgehen, ich wollte nicht.
Nun, Jahre später, ist der Fels in der Brandung, wie Du mich einst nanntest, aus den Fluten entstiegen, das Wasser ging zurück und mit allem der Hass und die Wut auf Dich und Deinem Mann. Er wird sicherlich immer von mir Geldopi genannt werden, denn in erster Linie ist er für mich nichts anderes, der Dich mir entrissen hat. Aber in erster Linie sind auch wir dafür selbst verantwortlich, ich habe meine Anteile daran, Du auch.
Ob Du überhaupt noch Gedanken an mich verschwendest? Vermutlich nicht, Du hast ein neues Leben, einen anderen Mann, vermutlich auch noch andere Männer nebenbei, denn ich weiß ja, dass Du ohne beep nicht leben kannst und über die Jahre ist mir (leider) immer wieder zu Ohren gekommen, dass Du nebenbei Schlitten fährst. Vielleicht bist Du in Deiner jetzigen Beziehung nicht (mehr) glücklich. Auch Dir wird manches fehlen, denn ein Mann, der ein Pflegefall ist, über 40 Jahre älter als Du selbst, der kann vermutlich nicht mehr so stark und körperlich aktiv sein wie ein jüngerer oder gleichaltriger Mann. Das holst Du Dir anderweitig, das ist mir bekannt, von vielerlei Seiten, obwohl es mich schon lange nicht mehr tangiert. Es bestätigt nur meine Gedanken.
Aber:
Ich werde mich mit Dir nicht mehr beschäftigen. Mein Leben braucht einen Turnaround und nach all den Schmerzen und Irrwegen habe ich nunmehr eine Basis erstellt. Ein Fundament, auf denen feste Mauern stehen. Und wo das Dach in Arbeit ist.
Ich bin nicht perfekt und es wird Momente, Abende geben, da werde ich nochmal an Dich denken müssen. Aber nicht mehr wollen. Und das ist der Unterschied zu früher. Weil ich es mir wert bin. Weil ich wieder Leidenschaft, Intimität, Vertrauen und eine Partnerschaft haben möchte. Vielleicht wird das nicht heute sein, ganz sicher nicht, sicherlich auch nicht morgen, übermorgen, nächste Woche. Das wird vermutlich noch dauern. Aber der Tag wird kommen und die Vorfreude darauf ist immens. Und glaube mir, jene Frau, die ich dann in meinen Armen und in meinem Herz halten werde, wird das bestmögliche Fleisch meiner selbst bekommen, mit allem Drum und dran, wozu ich imstande bin. Mit Seele, Tiefgang und Vertrauen. Und ich werde selbiges erfahren und bekommen. Da bin ich mir sicher. Ich weiß nicht wo und wann, frage hier im Forum nach, schaue im Leben. Alles ruhig, bedächtig und souverän. So, wie ich es zu unserem Ende hin wohl nicht mehr war. Aber das ist Vergangenheit.
Ich wünsche Dir ein schönes Restleben und die Liebe, die ich Dir nicht geben konnte. Eine Partnerschaft auf Augenhöhe, Respekt und Liebe.
Und mir wünsche ich heute, am 15.Juli dieses Jahres, dass auch ich dieses Glück noch mal erfahren werde. Die Zeit wird es zeigen.
Ehemals Dein
U.
15.07.2020 08:03 •
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