Hallo ihr Lieben,
ich bin eher stille Mitleserin und das auch schon sehr lang.
So wirklich passt aber nichts mit meiner Geschichte zusammen, so dass ich mir erhoffe, auf Austausch zu treffen.
Ich bin 34 Jahre alt, verheiratet und mit meinem Mann, sowie Kind vor drei Jahren umgezogen. Es ist eine Gegend, mit sehr vielen Familien, dessen Kernpunkt ein Spielplatz ist. Auf diesen Spielplatz haben wir dann natürlich auch mehrere Familien kennengelernt, man hat sich ausgetauscht, Kontakte geknüpft, Freundschaften sind entstanden etc.
Vor etwa 2,5 Jahren erhielt ich eine Nachricht auf meinem Handy (woher die Nummer organisiert wurde, weiß ich bis heute nicht) von einem Mann (10 Jahre mit Freundin zusammen, gemeinsames Kind). Es ging um eine harmlose Angelegenheit, die recht schnell geklärt war und ihm auch eigentlich gar nichts anging.
Bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich, ich habe eine gute Ehe!
Um auf den Punkt zu kommen: der Kontakt brach nicht ab. Dieser Mann schenkte mir viel Aufmerksamkeit, fragte nach meinem Tag, wie es mir geht, was ich so vor habe in meinem Alltag, interessierte sich für mein Leben, machte mir Komplimente, er wirkte souverän. Ich kannte das so nicht mehr, empfand es als etwas besonderes und es entstand eine 2,5 jährige Affäre.
Ich habe kaum bis gar nicht über meinen Mann gesprochen, da ich der Meinung war, dass es an dieser Stelle nichts zu suchen hat und als schlecht empfand ich meine Ehe auch nicht, außer vielleicht im Bett. Im Gegenzug habe ich fast täglich gehört, wie schlecht sein Leben sei, dass er bei dieser Frau nur noch wegen dem Kind ist, er diese Frau nicht liebt, er sie aber auch nicht verlassen könne, wegen dem Sohn (er hat bereits zwei weitere ältere Kinder, darunter einen Sohn, den er verloren hat und kein Kontakt mehr hat). Eben das übliche, was man einem Menschen erzählt, wenn man jemanden an der Seite hat und Interesse bei jemand anderen wecken möchte und natürlich glaubte ich ihm zu diesem Zeitpunkt! Man schrieb täglich, traf sich regelmäßig, es entstanden Gefühle! Klar war immer: niemand wird den Partner verlassen!
Nach einem halben Jahr circa kam ich mächtig ins zweifeln. Ich war nicht mit seiner Freundin befreundet, aber natürlich unterhielt man sich ab und an auf dem Spielplatz. Sie erzählte immer und immer mehr von ihrem Leben und auch von ihrer Beziehung zu dem besagten Mann. In Kurzfassung: er ist abhängig, macht, was sie will, das Kind existiert als Bindungsmittel - damit er sich nie trennt, denn sie lieben sich und hat so die Sicherheit, dass er immer bleibt, alles wird zusammen gemacht, geteilt, jedem wird gezeigt, dass man sich liebt etc.
Innerhalb des ersten halben Jahres, ließ sie sich symbolisch ein Tattoo für ihn stechen, schenkte ihm zum Geburtstag Reizfotos und man bekam mehr mit und hörte mehr, als man wollte! Im späteren Verlauf wurden unter anderem sogar auch Familienmitglieder (Eltern, Tochter, auch Freunde) beleidigt, bloß gestellt - also seine Partnerin hat seine Umgebung schlecht dargestellt. Immer wieder wurde er als Handlanger betitelt und wie sehr sie sich doch lieben würden. Aber auch er von allein, machte sehr viel für sie oder dafür, dass sie so denkt!
Das war der Punkt, an dem ich den Kontakt zu der Frau abgebrochen habe und mich zumindest von ihr fern hielt. Ich sagte ihr, dass ich sowas nicht über Menschen hören möchte und es falsch ist, so über den Partner und dessen Umgebung zu sprechen.
Nach circa einem halben Jahr, als ich eben mehr über ihn erfuhr, kam ich an dem Punkt, an dem ich feststellte, dass ich aus dieser Affäre raus möchte, mit meinem Mann sprechen möchte und es mit meinem Mann, wenn er es dann noch möchte, die Ehe hinbekomme will! Grund dafür war, dass ich gemerkt habe, was ich an meinem Mann habe, wie gut er zu mir ist, wie gut ich es eigentlich habe und das ich ihn nicht verlieren möchte! Natürlich habe ich gemerkt, dass ich mich total in etwas verrannt habe, einfach einen Menschen glauben schenkte und vertraute, mochte, den ich eigentlich kaum kenne. Natürlich hat es auch etwas mit mir getan, belogen worden zu sein!
Meine ehemalige Affäre ist vollkommen ausgerastet, beleidigte mich, machte mich runter. Er erklärte mir, dass er nicht noch ein Kind verlieren möchte und ich schuld sei, wenn er allein ist. Im Gegenzug erklärte ich, dass ich mit meinem Mann sprechen möchte und was danach passiert liegt nicht in meinen Händen. Ich hatte jedenfalls nicht vor, so weit zu gehen und es seiner Freundin mitzuteilen. Ich bat darum, meine Entscheidung zu akzeptieren und den Kontakt abzubrechen. Er hat es nicht getan und es begann der absolute Psychoterror.
Ich versuchte es auf einer anderen Schiene und sagte ihm immer wieder, er solle trotz allem schätzen, was er habe, denn seine Freundin liebt ihn und im Prinzip habe er alles, was eine gute Beziehung ausmacht, dass er mich nicht weiter anlügen braucht. Er beteuerte immer wieder, dass er nur dort ist wegen dem Kind, er sie sofort verlassen würde, wenn das Kind nicht wäre, ich würde sein Leben zerstören. Er fing an mich zu bedrohen, dass wenn ich es auffliegen lasse, er mein Leben zerstören wird, dafür sorgen wird, dass mein Mann mich verlässt, ich mein Kind verliere etc! Andersrum sagte er, er würde mich lieben, die Affäre nicht verlieren wollen.
Ich war geschockt! Das war nicht der Mann, den ich kennengelernt habe. Natürlich bekam ich Angst! Ich sagte trotzdem immer wieder, dass es dann so wäre, ich das in Kauf nehmen müsse, weil ich daran Schuld sei und das dann die Konsequenz für mich wäre!
Er ließ mich nicht in ruhe! Er setzte mich psychisch und emotional unter Druck und bekam mich immer wieder klein! Immer wieder hat er mich um den Finger gewickelt, dass mein Gedanke, mit meinem Mann zu sprechen, falsch sei, ich mir etwas einrede! Ich blockierte ihn, aber Kontakt fand er dann per SMS oder Email oder brieflich, so dass ich ihn dann wieder entblockte. Ich konnte einfach nicht mehr! Ich wusste nicht, was richtig und was falsch ist! War ich mir so sicher, dass ich es meinem Mann sagen möchte, doch wurde es dann geschafft, dass ich vollkommen zweifle! Einerseits wollte ich sein Leben nicht zerstören, zumal seine eigene Freundin ja auch selber erzählte, was ihm blüht, sollte er nicht spuren und anderseits gibt es aber ja auch noch meinen Mann und mich! Es waren weitere 1,5 Jahre aufs und abs, mal Terror, Mal etwas Ruhe (wenn ich spurte, ruhig war). Ich suchte mir zwei Mal Hilfe bei einem Therapeuten, der mir immer wieder sagte, ich komme dort nur raus, wenn ich mich von diesem Mann löse! Nur dann wird es ruhe geben. Und ich wollte es - aber er ließ mich nicht in ruhe! Immer wieder sagte er, ich könne ihm das nicht antun, er würde sein Kind verlieren, nur noch für das kämpfen dieses Kindes leben. Ich sagte darauf hin immer wieder, er solle doch einfach zu dieser Frau und die liebe stehen, mich machen lassen und vielleicht wird seine Freundin sogar nie etwas erfahren - selbst da hätte ich mit meinem Mann drüber gesprochen! Ich habe mich immer wieder klein kriegen lassen, saß am Ende eigentlich nur noch bei dem Therapeuten, weil ich ihm vor dem Verlust des Kindes schützen wollte und dadurch aber selber psychisch an meine Grenzen ging! Denn nebenbei fühlte ich mich ja auch noch belogen und habe meinen Mann ebenso weiter belogen! Ich wollte einfach nur noch weg, da raus! So ging es ewig weiter! Mal absoluter Terror, dann wieder der liebste Mensch der Welt, dann wieder Terror und so weiter! Zum Ende hin dachte ich sogar, ich bin einfach nur ruhig und lieb und antworte erst nach Stunden, so kommt eventuell ruhe rein und ich bekomme einen klaren Kopf!
Das schien ihm dazu zu bringen mir sämtliche Worte zu sagen, wie schön es doch am Anfang war, er mich lieben würde, er mich will, er entschuldigte sich für sein Leben, für seine Freundin, etc!
Dan kam der Tag der Tage. Der Tag, nachdem er mir noch die schönsten und liebsten Worte schrieb. Er schrieb mir, dass er in einen neuntägigen Urlaub fahre mit seiner Freundin und der weg etwa 12 Stunden dauert.
Ich sagte zu ihm, dass ich ihm einen schönen Urlaub wünsche, er seine Priorität auf seine Familie legen soll und ich den Kontakt abbrechen möchte. Das war einfach der Punkt, an dem ich ihn nichts mehr glauben wollte und den Schritt diesmal wirklich zu meinem Mann machen wollte!
Er ließ mich wieder nicht in ruhe, bedrohte mich, provozierte mich, beleidigte mich, der Terror ging wieder los! Dieses Mal aber sagte ich ihm, dass wenn er nicht aufhört, ich seiner Freundin schreibe! Er einfach gehen solle, mich nicht provozieren soll! Seine Antwort war diesmal mach doch. Vielleicht war er sich sicher, ich werde es nicht tun!
Aber ich habe es getan! Ja, ich habe einfach seiner Freundin geschrieben, dass er sie 2,5 Jahre betrogen hat und erst einen Tag vorher bei mir von liebe Sprach. Ich habe mich provoziert gefühlt und wusste, es gibt keinen anderen Ausweg und nicht anderweitig ruhe, wenn es so weiter geht!
Es tat mir so leid! Vor allem auch die Freundin, denn sie war mit ihm auf den Weg in den Urlaub und konnte im Prinzip nichts für seine und meine Entscheidungen! Aber ich konnte nicht anders! Aber ich habe auch absolute Erleichterung gespürt! Denn die Zeit beim Therapeuten war für mich die Hölle! Ich habe von Erniedrigungen, Beleidigungen und Drohungen erzählen müssen und dennoch auch von Angst und das ich einem Menschen nichts schlechtes möchte!
Ich habe Diagnosen erhalten: posttraumatische Belastungsstörung, Persönlichkeitsstörung, nichtorganische Schlafstörung, Angstträume
Selbst nachdem ich seiner Freundin schrieb, war keine Ruhe! Er beleidigte mich, ich sei erbärmlich, soll meine Fresse nur noch halten, er hasse mich, ich interessiere ihn einen Dreck und ich solle meinem Mann doch auch von dem Therapeuten und den Diagnosen erzählen, was ich mit mir machen lassen habe für ihn, wie er mich in der Hand hatte und er wolle mich überall so darstellen, als sei ich eine Gestörte, die ihn unbedingt haben wollte, nicht bekam und deshalb seiner Freundin schrieb. Er machte mich bis zum Nachmittag des nächsten Tages runter und komplett kaputt! Er fing auch an, mir Dinge zu unterstellen, wie das ich seinen Urlaub unterbrechen wollte und das nicht schaffen würde, denn für seinen Sohn, fahren sie trotzdem weiter. Oder das sie trotzdem zusammen bleiben werden, sie ihm verzeihen und glauben wird, auch wenn er dafür lügen müsse und so weiter! Erst als ich schrieb, dass ich jetzt mit meinem Mann reden werde (es ging erst dann, da ich meine Tochter abgeben wollte, wenn ich mit ihm spreche), war ruhe! Ja, er schrieb zwar immer wieder, ich solle ihn in ruhe lassen vorher, aber vor dem Satz kam immer eine Drohung oder Beleidigung, auf die ich reagierte! Ich reagierte trotz allem ruhig und realistisch! Ich habe gesagt, ich werde die Wahrheit sagen und was er erzählt, müsse er wissen! Und wenn ich damit riskiert habe, meinen Mann zu verlieren, dann ist es meine eigene Schuld! Aber ich konnte psychisch einfach nicht mehr!
Es war endlich Ruhe! Ich sprach mit meinem Mann! Ich erzählte ihm wirklich alles! Einfach alles! Was ich ihn an Nachrichten zeigen konnte, tat ich! Ich stand zu allem, was ich tat und auch dazu, dass ich für diesen Mann Gefühle besaß, sonst hätte ich es nicht so weit kommen lassen! Wir saßen stundenlang zusammen und er entschied sich, das wir alle erstmal in der gemeinsamen Wohnung bleiben und wir müssen sehen, wie es weiter geht!
Mein Mann - er ist nicht gegangen! Er hat mir zugehört! Er ist ruhig geblieben! Er zeigte Emotionen, die ich von ihm nicht kannte! Er schenkt mir Aufmerksamkeit, sucht täglich das Gespräch, zeigt mir, dass wir es schaffen und ich schätze es so sehr, dass ich ihn habe! Ich habe so enorme Schuldgefühle ihm gegenüber! Wie konnte ich ihm sowas nur antun! Ebenso plagt mich der absolute Scham, weil ein Mensch es geschafft hat, mich so im Griff zu haben. Mich plagt der Scham und es ist so erniedrigend, dass meine ehemalige Affäre anscheinend stolz darauf ist, dass ich in Therapie war.
Ich würde mich so gerne hundert Prozent meinem Mann widmen, denn trotzdessen, dass ich etwas für den anderen Mann empfunden habe, liebe ich meinen Mann! Mir war nie klar, was ich eigentlich habe! Durch die Zeit beim Therapeuten und den Diagnosen steht er sogar mir noch zur Seite! Dabei müsste er mich hassen, er hätte gehen können, mich verlassen können! Das tat er nicht! Er hat sogar noch eine Nachricht an die Freundin meiner Affäre geschickt, in dem er schrieb, was ihr Freund selbst nach dem auffliegen noch sagte über sie und auch während der Affäre (ich habe meinen Mann Nachrichten offen gelegt), damit sie sich nicht belügen lässt (wahrscheinlich ein Fehler gewesen, ich weiß es nicht).
Und trotzdem kann ich mich nicht hundert Prozent auf ihn konzentrieren, weil ich immer daran denke, dass meine ehemalige Affäre selbst nach dem auffliegen keine Ruhe gab, sich um seine Familie kümmerte, sondern mich beleidigte, bedrohte, erniedrigte.
Ich kann nicht nachvollziehen, wie ein Mensch so sein kann und zwei Gesichter hat.
Ich denke, ich könnte mich eher jetzt zu hundert Prozent auf meine Ehe konzentrieren, wenn einfach danach ruhe gewesen wäre. Auch bekommt man natürlich nebenbei noch mit, dass bei ihm und seiner Freundin alles in Ordnung zu sein scheint und ich denke mir meinen Teil dazu, was er ihr wohl erzählt haben wird.
Ich weiß, es ist ziemlich viel Text, ziemlich viel Inhalt, ziemlich viel durcheinander! Aber das ist meine Geschichte.
Ich weiß nicht, wie ich meine Gedanken und Gefühle ordnen soll! Das ich ihr schrieb, ist nun 1 1/2 Wochen her. Ich möchte mich eigentlich zu hundert Prozent meinem Mann widmen, komme aber mit solch einem erniedrigenden Abgang von meiner ehemaligen Affäre einfach nicht zurecht! Das sage ich meinen Mann auch offen so. Ich hätte mir einfach gewünscht, dass nach dem auffliegen ruhe ist und ich nicht noch erniedrigt werde mit meiner Therapie. Ich schäme mich und fühle mich absolut erbärmlich. Ich bin gerade froh, dass es dieses Forum gibt und ich es einfach raus lassen kann. Mir ist bewusst, was ich meinem Mann, aber auch einer anderen Frau angetan habe!
Wahrscheinlich ist es das, was man Karma nennt und genau das, was ich verdiene.
25.08.2023 08:11 •
x 4 #1