Hallo,
schon mal schön zu wissen, dass ich nicht alleine bin. Ich war 20 Jahre mit einem wirklich sehr lieben und fürsorglichen Mann zusammen.
Wir haben 2 Kinder groß gezogen und uns eine Existenz gemeinsam aufgebaut. Wir sind sehr, sehr unterschiedlich und haben natürlich auch Flauten erlebt und Krisen gemeistert. Unterm Strich war er für mich der Mann, mit dem ich alt werden wollte.
Er hat sich offenbar schon vor längerer Zeit gefühlsmäßig entfernt. Ich denke, der Alltagsstress hat einen Anteil dran. Er ist harmoniesüchtig, ich werde schnell mal laut. Mir war der Ernst der Lage nicht bewusst.
Durch Zufall habe ich dann heraus bekommen, dass er sich vor 2 Monaten extrem verliebt hat. Die Frau steckt allerdings auch in einer Beziehung und ist nicht bereit, sich zu trennen. Sein Verliebtheitsgefühl hat sich - in nur einer Woche, seit ich das raus bekommen habe - stark zurück geschraubt. Aber er ist erst einmal ausgezogen.
Bei mir ist alles noch sehr frisch, nämlich gerade 1 Woche alt. In der Woche hatten wir uns allerdings 3x gesehen und auch Samstag wollen wir miteinander was unternehmen.
Er weiß, dass ich mir immer noch große Hoffnungen mache, ihn zurück zu bekommen. Ich habe ihn gebeten, mir ganz direkt zu sagen, dass es Aus, Aus, Aus, für immer Aus ist, wenn dem so sei. Damit es mir leichter fällt, damit ich gezwungen werde, meine Hoffnungen zu begraben.
Er sagt, er hätte schon noch Gefühle für mich und es sei nicht ausgeschlossen, dass die auch wieder mehr werden würden. In einigen Punkten kritisiert er mich zu Recht und ich glaube aber auch, dass ich an mir arbeiten und mich ändern kann. Ohne mich verbiegen zu müssen, natürlich.
Jetzt ist er also ausgezogen, lebt wieder in der Großstadt, wo er auch immer hin wollte, und er fühlt sich dort ganz offenkundig sauwohl.
Zurück ziehen ist keine Option für ihn oder höchstens unter der Bedingung, noch eine Rückzugsmöglichkeit in der Stadt zu haben. Er übt dort viele Hobbys aus, hat er immer schon - ist aber 20 Jahre lang dann problemlos mit der Bahn gefahren (30 Minuten).
Ich möchte eine Partnerschaft - und das heißt, ich möchte mit meinem Mann auch zusammen leben und den Alltag gemeinsam bewältigen und gestalten.
Wir sind also noch getrennt, er sagt mir, seine Gefühle seien erkaltet, aber wieder etwas mehr geworden, weil er sieht, dass ich mich jetzt kompromissbereit zeige und ihm signalisiert habe, wieviel er mir bedeutet. Er sagt aber auch, er hätte immer nur Dinge getan, die MIR gut getan haben und gar nicht gemerkt, dass sie IHM nicht gut getan hätten. Jetzt wolle er an sich denken.
Aber wir überlegen uns also trotz dieser Situation, wie wir ein Zusammenleben gestalten könnten, so dass er nicht zu kurz kommt. Ich allerdings darf auch nicht zu kurz kommen, sonst wird das nie gut gehen.
Es ist für mich leichter, zu hoffen als mir zu sagen: Das war's. Es ist aus und vorbei, ich werde mein Leben erst einmal ganz alleine in die Hand nehmen müssen.
Es tut so wahnsinnig weh, denn ich liebe ihn ja. Vermisse ihn jede Nacht und tagsüber auch.
Ich will mir keine Chance versauen und wenn es eine gibt, will ich sie ergreifen. Aber dann frage ich mich wieder, ob ich mein Leiden nicht unnötig heraus zögere? Wenn ich ihn sehe, freue ich mich. Wenn er dann da ist, spüre ich, dass er momentan nur freundschaftliche Gefühle für mich hegt und das macht mich traurig. Wenn er dann geht - obwohl ich ja jedes Mal hoffe, dass er sagt, er möchte heute wenigstens bei mir bleiben, fahre ich in die Hölle.
Wa ist es bei ihm? Sind es Schuldgefühle? Ist es möglich, dass so weit abgeklungene Gefühle sich noch einmal erwärmen? Haben wir wirklich noch eine Chance? Wieviel Zeit soll ich ihm geben? Warten und zur Passivität verdonnert zu sein, fühlt sich ganz schrecklich an. Abzuschließen, fühlt sich noch schrecklicher an, insbesondere, wenn man glaubt, dass man noch Hoffnungen hat.
Helft mir beim Sortieren meiner Gedanken.
Zarifah
06.12.2012 11:12 •
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