Ende einer Ehe - Wut und Trauer

E
Hallo,

Einige können sich bestimmt noch an meine Trennungsgeschichte erinnern. Die vielen Auf- und Abs, das ewige Hin und Her meiner Ex, die zwar seit unserer Trennung (oder schon früher) mit ihrem Typen (Trennungsrammler, um Mick zu zitieren), zusammen ist, aber trotzdem nie so ganz von mir losgekommen zu sein scheint.
Seit fast einer Woche bin ich nun geschieden. Das Gerichtsurteil erfolgte exakt auf den Tag 10 Jahre nach unserer Hochzeit :'(.
Eigentlich ging es mir einige Tage vor dem Termin bei Gericht noch sehr gut, bis Ex ob der bevorstehenden Unterschrift Angst bekam und mich mit Gefühlsausbrüchen überhäufte. Dies hat mich nachdenklich gemacht. Ich habe gezweifelt, ob ich nicht doch noch einmal um unserre Ehe kämpfen soll, habe ihr zugehört und viel mit ihr geredet.
Ihr miserabler Zustand und das ständige Rumgeheule (was mir im Nachhinien als teilweise gespielt und total überzogen vorkommt) hat mich leider nicht kalt gelassen - und ich hasse mich dafür.
Trotzdem habe ich bei all unseren Gesprächen vor dem Gerichtstermin nie wirklich das Gefühl gehabt, dass Ex sich einen Neuanfang richtig vorstellen kann; dass sie daran gluabt, dass es noch eine Chance für uns gibt. Es ging ihr wohl nur darum, sich bei mir auszuheulen und zu schauen, was sie noch in mir auslösen kann. Ich habe zwar eine gewisse Vertrautheit zwischen uns gespürt, aber da war kein wirkliches Bemühen ihrerseits und vor allem keine Bereitschaft, über ihren Schatten zu springen. Wahrscheinlich war es nicht mehr als ihre Art, sich von der Vergangenheit zu verabschieden, und dies wiederum auf meine Kosten und ohne Rücksicht auf Verluste. Dann wollte sie den Termin um einige Monate aussetzen, aber dies ist von der Gesetzgebung eben nicht vorgesehen (nach luxemburgischen Recht)
Als der Richter uns fragte, ob es bei der Scheidung bliebe, hat sie nicht geantwortet und mir den Ball zugespielt. Aber so ist sie eben. Feige wie ein kleines Kind, das nicht weiss, was es will und sich mit dem Wind dreht. Wohl unfähig, die Konsequenzen ihrer Entscheidung zu tragen.
Nach dem Gerichtstermin haben wir noch mehr als eine Stunde miteinander geredet, uns umarmt und gar geküsst. Total verrückt und daneben, ich weiss.  
Nun also sind wir geschieden. Von den Kindern habe ich erfahren, dass der Typ seit der Scheidung genauso bei ihr ist wie vorher, und frage mich, was das alles sollte. Ich bin wütend und traurig, fühle mich wieder einmal total ausgenutzt, als Opfer einer selbstherrlichen Person, die elefantenmässig auf den Gefühlen ihrer Verehrer herumtrampelt und sich dabei sehr gut vorzukommen scheint.
Das heisst, verehren tue ich sie schon länger nicht mehr, aber weh tut es trotzdem.
Ich verstehe nicht, dass ihr Typ dieses Spiel mitmacht, denn anscheinend hat sie ihm von unserem Geknutsche erzählt. Ich schäme mich dafür, dass ich ihr nun die Pest an den Hals wünsche, aber es ist so. ich hatte mich noch vor einer Woche sehr ausgeglichen gefühlt; nun aber kommen die alten Hass- und Eifersuchtsgef!uhle wieder auf. Vor allem wunsche ich ihr, dass ihr Typ irgendwan merkt, auf was er sich da eingelassen hat. Ist dies nur der Schrei nach Gerechtigkeit, oder sind es Rachegelüste ? Ich weiss es nicht. Ich weiss nur, dass es mir nun seit einem Jahr wegen ihr schlecht geht und es ihr nie in den Sinn gekommen wäre, ein bisschen Rücksicht auf meine Gefühle zu nehmen und auch nicht auf die meiner Kinder.
Und ich hoffe, dass der Tag kommt, an dem ich Ex ohne jegliche  negative oder positive Emotion in die Augen schauen oder über sie reden kann. Aber ich habe nunmehr meine Zweifel daran. Sie hat mir wieder meinen Frieden genommen und ich werde das Gefühl nicht los, dass dies ihre alleinige Absicht war. Um zu veranschaulichen, mit welch schwerem Geschütz sie geschossen hat, will ich nur einen Satz zitieren, den sie mir nach Erhalten des Urteils per SMS geschrieben hat. Ich bin innerlich gestorben; nur mein Körper lebt noch.
Tja, also hat wenigstens der Rammler noch was davon. Wie sagte einst Sabs: Bumsnudel. Hm, meine Ex nun auch dazu degradiert? Es scheint so!

Hör nun lieber auf, sonst steigere ich mich noch hinein.
Tschüss ihr Lieben.

taka

04.05.2004 16:07 • #1


C
hi taka,

ich glaube schon, dass man ein neues leben (auch mit einem neuen partner) leben und gleichzeitig tiefen abschiedsschmerz über das sich zu ende neigende alte fühlen kann.

es ist sicher nicht förderlich, dass sie ihren (echten) abschiedsschmerz, der wohl nichts mit neuanfangsgefühlen zu tun hat, so extrem vor und mit dir auslebt. aber ich höre in der letzten zeit nur von scheidungen, wo halbwegs aufgeräumte getrennte nach dieser veranstaltung schier zusammenbrechen und wirklich mit skistöcken in ihren wunden rumstochern. schlimm.

lieber taka,
nimm' es bitte als ganz normal hin, dass die scheidung euch beide nochmals gut vom gleis geschubst hat! wundert dich das wirklich? ich glaube mal, dass es fast unerheblich ist, wie sie reagiert hat; wäre sie nicht in tränen ausgebrochen und hätte sich nicht derart ihrer emotion hingegeben, würdest du heute über diese kälte schreiben und hättest sicherlich auch an einer solchen reaktion zu knabbern.

es liegt bestimmt in der natur einer scheidung, dass diese ganz ganz bitter ist, weil sie das ende von jahrelanger gemeinsamkeit, hoffnung und träumen markiert!

meine scheidung gestaltet sich wg. verzicht auf versorgungsausgleich derzeit als schwierig und zieht sich. vor dem, was du beschreibst, habe ich auch angst.

das tut mir sehr leid. kannst du dich auch von jemandem in deiner nähe trösten und aufrichten lassen?

ich sende dir ganz liebe grüße,
c-c-l

04.05.2004 16:33 • #2


A


Ende einer Ehe - Wut und Trauer

x 3


E
Hallo Taka,

jedem Menschen gebührt das Recht sich selber zu disqualifizieren so gut er es vermag... warum machst du das und verletzt dich selber, indem du den neuen Partner als Trennungsrammler bezeichnest? Was warst dann du? Eherammler?
Ein wenig traurig, dass du dich jetzt von deiner Exfrau in Selbstzweifel katapultieren lässt, vor allem wenn dir dein Gefühl deutlich zu verstehen gibt, möglicherweise ist das alles nur Schauspielerei, um dich dahin zu bringen, wo du nicht hingehörst und nicht sein willst. Warum jetzt in diese Flucht von vergeblichen Erwartungshaltungen und gegenseitigen Schuldzuweisungen, die immer wieder neue Verletzungen hervorrufen? Irgendwie bist du genauso inkonsequent wie sie und hast das Kapitel Ehe nicht abgeschlossen, sonst würde dich ihr Verhalten gegenüber ihrem momentanen Lebensbegleiter nicht tangieren. Co-Abhängigkeit? Wozu brauchst du diese Gedanken, hilft dir das leichter loszulassen? Deine Hass und Eifersuchtsgefühle sind nix anderes wie der pure Selbstbetrug und die selbstzerstörerische Vernichtung deiner inneren Ausgeglichenheit. Wäre sie dir so viel wert gewesen, einen Neuanfang zu riskieren hätte es mehrere Möglichkeiten gegeben, sich wahrhaftig aufrichtig miteinander Lösungswege zu suchen. Es wäre jetzt schön dich zu trösten und dich im Glauben zu lassen, du bist ein armes Opfer aber so sehe ich das nicht. Du hast immer wieder diese emotionalen (Erpresser)Spielchen zugelassen und mitgespielt, du bist dein eigener Täter, vergiss das nicht, sonst findest du keinen Weg aus deinem Selbstmitleid und dieser dich zerfressenden Wut. Reg dich auf, aber wenn dann über dich, dass du auf dieses Niveu der Beleidigungen absteigen musstest.

Ich wünsche dir alles Gute, alles im Leben ist eine Frage der Perspektive, niemand kann mit dir machen was er will wenn du es nicht zulässt.

Tschüss
Nephele

04.05.2004 23:05 • #3


B
hallo taka,

ich habe nach deinem letzten brief damit gerechnet, das du in ein tal fällst. denke an deine worte, warum hast du sie vergessen : nach dem ich den kontakt zu ihr abgebrochen habe, gíng es mit mir bergauf .
ich muss nephele recht geben, du bist selbst verantwortlich über deine gefühle und dein wohlbefinden. du beschreibst ihr gefühloses verhalten und nimmst es für dich an. lass es, du wirst dich lösen müssen, um dein eigenes befinden wieder in die gewohnte bahn zu bekommen.
du kennst meinen status, ich habe aber in den letzten wochen gelernt mich den dingen zu stellen und die situation zu akzeptieren, sie so anzunehmen wie sie ist.
ich glaube das du immer noch nicht losgelasssen hast und versuchst dir innerlich noch die rückkehr zu ermöglichen. solange du dieses für dich noch nicht akzepltiert hast, und sie nutzt dich nur aus, um ihren seelenfrieden zu erlangen, wirst du nicht deinen frieden finden.

ich wünsche dir die kraft, dass du loslassen kannst um dann selbst zur ruhe zu kommen.

alles liebe

belu





05.05.2004 06:16 • #4


E
Hallo Taka,

für die meisten Menschen ist es nicht nur ein Stück Papier, eine Formalität, wenn die Scheidung ansteht. Mit diesem Akt wird dir noch mal die gesamte Zeit vor Augen geführt, die du mit dem jeweiligen Partner verbracht hast. Und das ist eben nicht auf die Ehe begrenzt. Viele Menschen erleben dadurch noch mal eine Welle von Gefühlen. Vielleicht eine Zusammenfassung, ein Schnelldurchlauf dessen, was da in den letzten Jahren an Gefühlen vorhanden gewesen ist.

Man ist in dieser Phase wohl auch emotional empfänglicher, wie du an dir selbst ja bemerkt hast. Ihr habt nun mal eine ganze Zeit mit einander und vielleicht auch füreinander gelebt. Nicht die ganzen Jahre waren ja schlecht.
Ich denke, in solchen Momenten wie der anstehenden Scheidung ist das auch beiden Seiten klar. Und das führt auch oft zu einer gewissen Annäherung, die jedoch unterschiedlich aussehen kann. Doch das ist nur eine zeitliche Erscheinung und wohl mehr aus der Erinnerung heraus gesteuert.
So warst du also auch empfänglich für die Signale die von deiner jetzt Ex-Frau ausgingen.

Aus dem was ich so mit bekommen habe, muss es nicht unbedingt ein Spiel gewesen sein. Auch meine Frau und ich haben erstmal gemeinschaftlich ne Runde geweint, als wir aus dem Gerichtsgebäude raus gegangen sind. Und so habe ich das auch schon von ein paar Leuten gehört. Es ist halt wirklich der Abschluss einer Zeit, die man gemeinsam hatte.

Taka, du pumpst dich in deinem Beitrag so mit Hassgefühlen auf, die dich selbst noch behindern werden. Das klingt nicht mehr nach Wut, sondern schon wirklich nach Hass. Hast du mal überlegt, dass es jetzt nicht zu solchen Emotionen bei dir gekommen wäre, wenn du es nicht gewesen bist, der sie auch zugelassen – vielleicht auch gewollt hätte? Überlege dir das mit der Opferrolle noch mal in Ruhe und bei etwas mehr Gelassenheit.

Du bist noch lange nicht von deiner Ex-Frau los. Um das zu schaffen und dann endlich befreit leben zu können wünsche ich dir viel Glück und Kraft.

Nordlicht

05.05.2004 07:20 • #5


E
Hallo,

Danke fur eure kritischen Worte. Natürlich habe ich mich noch nicht von meiner Ex-Frau gelöst. Ich bin noch nicht mal ein Jahr von ihr getrennt, da ist es schwer, das Kapitel Ehe schon abgeschlossen zu haben. Damals hat sie alles sehr radikal und ungestüm vollzogen; nun ist diese unschöne Art und Weise nach der Scheidung wieder bei mir hochgekommen. Ich habe hier meinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf gelassen und war selbst erschrocken, als ich es überlesen habe. Und doch: nichts ist hilfreicher als im Selbstmitleid wachgerüttelt zu werden. Aber Hass empfinde ich nicht für sie. Dass ich ihren Freund auf einen Rammler reduziert habe, ist wohl nichts anderes, als das Weglaufen vor der Realität, das Nicht-Akzeptieren wollen, dass Ex mit einem anderen glücklicher ist als mit mir. Ja Nephele, das ist Selbstbetrug. Aber all die Verletzungen, die ich erfahren habe, habe ich in den letzten Tagen nochmal erlebt; Eigenliebe und Stolz haben vorübergehende Gefühle der Verachtung bei mir hervorgerufen. Dies alles war nur eine Momenaufnahme. Ich weiss, es wird vorbeigehen und der Tag, an dem ich wirklich von Ex los sein werde, kommt bestimmt.

Ich habe mir selbst etwas vorgemacht und innerlich bis zur letzen Sekunde gehofft, dass es nicht zur Scheidung kommen würde. Nun gilt es, der Wahrheit ins Auge zu sehen. Und das werde ich tun.
Danke an euch.

taka

05.05.2004 08:12 • #6


H
Hallo Taka,

danke, dass du diesen Beitrag hier reingeschrieben hast, so emotional und ungefiltert wie es ist.

Mir hat es ungemein bei einer wichtigen Entscheidung geholfen, die ich zu treffen hatte. Nun ist sie gefallen.

Ende Mai ist mein Scheidungstermin nach einer 33 jährigen Ehe. Die Trennung war schon vor 2,5 Jahren.

Ich werde nicht hingegehen! Ich habe Angst, wieder eine Ohrfeige zu bekommen oder möglicherweise noch einmal aufflammende Gefühle verarbeiten zu müssen. Das das alles möglich ist, meine Angst also nicht irreal, zeigte mir dein Beitrag.

Ich habe in mir bisher das Gefühl und das tiefe Bedürfnis getragen, wenigstens bei der Scheidung noch einmal diesen Berührungspunkt zu verspüren, das wir 30 Jahre ein Paar waren eine Familiewaren und eine gemeinsame Zukunft wollten, auch wenn anders gekommen und jetzt zuende ist. Ich wünschte mir sehr, dass wir in Frieden auseinander gehen könnten.

Nun bin ich aber aufgewacht und musste feststellen, dass ich einer Illusion hinterher renne. Das tat noch einmal weh. Für meinen Mann bin noch immer ich der Trennungsgrund, wieso sollte er mit mir plötzlich Frieden machen?

Jetzt ist es gut für mich...ich habe inneren Frieden, akzeptiere, dass es so ist, wie es ist, habe meine Sehnsucht nach Frieden mit ihm, losgelassen und lasse ihn entgültig ziehen.

Ein letztes Mal trauere ich und nehme Abschied.... ganz für mich alleine.


Gruß
Renate

07.05.2004 15:59 • #7




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