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Empfehlung für regelmäßige Beziehungsgespräche

D
Hallo zusammen,

ich möchte gerne mit meiner Frau, mit der in inzwischen schon seit 20 Jahren zusammen bin, regelmäßige Beziehungsgespräche führen. Hintergrund ist, dass wir zwar schon viele Krisen gemeinsam gemeistert haben, uns dabei aber immer so sehr auf die Krise selbst konzentriert haben, dass wir uns als Paar dabei völlig aus den Augen verloren haben und somit nach jeder bewältigten Krise erstmal wieder unheimlich viel Beziehungsarbeit leisten mussten. Und das ist auf Dauer wirklich sehr anstrengend. Wir glauben, wir müssen wirklich lernen, besser über uns zu kommunizieren.

Nun habe ich einige Ansätze dazu überflogen und alle klingen irgendwie sinnvoll und logisch. Aber es sind einfach unfassbar viele Bücher, die man dazu findet. Daher hoffe ich hier auf ein paar Erfahrungsberichte.

Vielen Dank schon mal.

09.07.2019 14:41 • x 1 #1


SlevinS
Hallo @dermitdemhut

Was habt ihr denn so als Beziehungsarbeit geleistet und weshalb war das sehr ansträngend?
Ich denke du wirst hier so viele Ansätze, wie aus den Büchern finden

09.07.2019 16:01 • #2


A


Empfehlung für regelmäßige Beziehungsgespräche

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N
Ich schlag mal was ganz anderes vor: Datenight pro Woche mit Essengehen oder Konzert, Kino oder allem anderen das euch zusammen Spass macht.

Den Blick weg von den Scherben und der Anstrengung und statt dessen fröhliche Momente sammeln. Gemeinsamkeit schaffen und euer Erfolg als Paar feiern. Mit Champus und Stunden zusammen. Picknick oder einem Spaziergang in den Sonnenaufgang und dann frühstücken und und und

09.07.2019 16:15 • x 3 #3


D
Hallo. So, ich musste mich jetzt erstmal registrieren, um auf meinen eigenen Beitrag antworten zu können...

@SlevinS
Na ja... besonders in den letzten 10 Jahren unserer Beziehung gab es immer wieder Lebensereignisse, die viel Zeit und Kraft gekostet haben. Angefangen bei beruflichen Misserfolgen, über eine sehr schwere (und lebensbedrohliche) Erkrankung eines unserer Kinder, bis hin zum (Fast-) Burnout bei meiner Frau. Diese Zeit und Energie haben wir dann immer dort abgezogen, wo es am leichtesten war: bei uns als Paar. Und somit stand am Ende jeder Krise dann die Aufgabe, uns wieder zusammen zu raufen. Wie fühlt mein Partner? Was braucht mein Partner? Was hat sich durch die zurückliegenden Ereignisse für meinen Partner verändert? Was hat ihn in dieser Zeit verletzt? Gefühlt fangen wir dann jedes Mal von vorne an.

Nun ist für uns klar, dass diese Lebenskrisen immer wieder kommen werden. Eines unserer Kinder ist stark entwicklungsverzögert und wird sehr lange auf unsere Unterstützung angewiesen sein. Da wird noch einiges auf uns zukommen. Unsere Eltern sind nicht mehr die jüngsten, also werden wir uns irgendwann mit Dingen wie Pflege, Nachlass usw. auseinander setzen müssen. Meiner Frau stehen die Wechseljahre noch bevor und mit die Midlifecrises. Kurzum: Es gibt potenziell noch viele Situationen, in denen wir wieder Kraft und Zeit brauchen werden. Und genau dafür wollen wir uns jetzt rüsten, indem wir lernen, regelmäßig über uns zu sprechen. Offen, ehrlich, konzentriert. Damit das in einer Krise auch selbstverständlich ist und wir hinterher nicht immer wieder bei Null anfangen müssen.

Und dafür suchen wir einen Leitfaden. An dem wir uns orientieren können. Vielleicht ist das jetzt ein wenig klarer, was genau ich hier für Tipps suche.


@nalea
Ja, diese wöchentlichen Dates, diese feiern dessen was man hat, diese romantischen Ausbrüche, werden einem in jedem Beziehungsratgeber empfohlen. Und sie sind auch sicherlich gut. Aber in den Situationen, die ich weiter oben beschrieben habe, funktionieren sie leider nicht. Wenn es beruflich schlecht läuft und das Geld knapp ist, ist ein Kinobesuch eher Belastung als Freude. Wenn dein Kind krank ist, läufst du nicht im Sonnenuntergang am Stand entlang. Das hat man andere Sorgen. Hinzu kommt, dass einem oftmals schlicht die Zeit (und die Möglichkeit) dazu fehlt und dann ist es eher deprimierend zu sehen, dass man sich doch eigentlich jede Woche eine Auszeit zu zweit gönnen wollte, aber es schon wieder einfach nicht klappen will. Deshalb: ja, ich verstehe den Ansatz, aber es ist momentan nicht das, was wir brauchen. Wir brauchen einen Kommunikationskultur und einen geschützten Rahmen dafür.

10.07.2019 09:11 • x 4 #4


SlevinS
Danke für deine ausführliche Antwort. Erstmal Respekt zu dem was ihr alles geleistet habt und noch immer tut.

Zitat von DermitdemHut:
Wie fühlt mein Partner? Was braucht mein Partner? Was hat sich durch die zurückliegenden Ereignisse für meinen Partner verändert? Was hat ihn in dieser Zeit verletzt?


Zitat von DermitdemHut:
Und dafür suchen wir einen Leitfaden. An dem wir uns orientieren können. Vielleicht ist das jetzt ein wenig klarer, was genau ich hier für Tipps suche.


Naja eigentlich stellt ihr die richtigen Fragen, aber wahrscheinlich zu wenig oft, was dazu führt, dass es sich immer wie ein Neuanfang der Paarbeziehung wirkt.

Meiner Meinung nach, darf die Zeitspanne zwischen den Quality Times nicht zu lange sein und auch die Fragen die ihr euch bereits stellt. Da meine Partnerin und ich beide Raucher sind, hat sich das bei uns so eingeschlichen, dass wir nach Feierabend zu Hause 3 mal auf dem Balkon eine paffen gehen und uns da während 10 Minuten Zeit nehmen um über alles zu sprechen. Manchmal mehr, manchmal weniger.

Wir schauen auch darauf, dass wir mindestens einmal im Monat bewusst nur etwas zu zweit unternehmen, sofern dies Möglich ist.

Oft reichen ganz kurze Momente, es muss nicht immer der Wochenendausflug oder der Urlaub sein.

Vielleicht kannst du damit etwas anfangen

Wünsche euch alles gute und weiterhin viel Kraft

10.07.2019 09:30 • x 1 #5


G
Guten Tag,
das Wichtigste ist festzulegen das man offen und ehrlich miteinander umgeht.
Klingt einfach, macht aber fast niemand. Wir denken ...wenn ich ihm /ihr sage das mich XX so stört ist sie/er sicher beleifigt /gekränkt/ wütend oder was auch immer....
Also sagen wir nichts oder wir lügen...**Alles ok bei Dir..? jaja...und in Wirklichkeit brodelt es in einem.
Wer sagt schon seinem Partner das einen der Mundgeruch abturnt, das die Attraktivität mit jedem weiteren Kilo sinkt...das das ewige Gejammer über den *Stress* einem zum Hals raushängt oder schlichtweg das die neue Frisur einfach scheice aussieht......Alles nur Kleinigkeiten ?--Ja, aber die Summe macht es..und die Überzeugung das die Wahrheit mehr Stress bringt als die momentane Situation. Wie dann mit wirklichen Lebenskrisen umgehen..und ..kann ich selbst tatsächlich Kritik an meiner Person ertragen ..? Oder habe ich ein ABER bereit...?
Wenn ihr beide es wirklich wollt steht einer Reflektion nichts im Weg....es ist nur sehr schwer Negatives als Chance zu werten und den anderen in seinen Nöten und Ängsten ernst zu nehmen. Auch oder gerade weil sie uns selbst evtl. *unsinnig* vorkommen...
Allesd Gute euch.

10.07.2019 09:46 • x 1 #6


D
[quote=gastfrau1007] Also sagen wir nichts oder wir lügen...**Alles ok bei Dir..? jaja...und in Wirklichkeit brodelt es in einem. [/quote]

Ja, genau das ist es, was sich dann nämlich gerne einschleicht. Der eine fragt (schon fast aus Gewohnheit und meist immer im völlig falschen Moment): Alles okay bei dir? oder Bedrückt dich was? - und der andere sagt (fast ebenso gewohnheitsmäßig Ja, alles okay oder Nein, ich bin nur müde..

Dabei glaube ich noch nicht einmal, dass das geschieht, weil man kein Interesse an einem Gespräch hat. Es treibt einen da eher der Gedanke, dass man gerade eh schon auf Reserve läuft und irgendwie will man sich und seinem Partner nicht noch mehr Energie und Hirnleistung abverlangen gerade. Also tut man so, als sei es nicht akut und tröstet sich damit, dass der richtige Zeitpunkt schon kommen würde, um es auszusprechen. Oder zumindest ein besserer Zeitpunkt als es dieser gerade ist.

Ich, bzw. wir, würden das gerne durchbrechen, indem wir uns für solche Gespräche ganz bewußt Zeit nehmen. Denn wenn beide wissen, dass übermorgen Abend ein Zeitraum eingeplant wurde, um über genau diese Dinge zu sprechen und bei dem beide Partner wissen, dass dieser Raum genau dafür da ist, um über unangenehmes zu sprechen, dann sinkt auch (hoffentlich) die Hemmschwelle, genau das zu tun. Und vielleicht verschwinden dann auch diese Alles klar bei dir Fragen und die Jaja, alles bestens Antworten, die letztlich ja nichts anderem dienen, als die Gewissen zu beruhigen.

Wenn ich weiß, dass ich übermorgen Abend die Möglichkeit bekomme, meiner Frau zu sagen, wie es in mir aussieht und dass sie das übermorgen Abend eben auch wirklich wissen will, dann bereite ich mich im Vorfeld darauf vor. Beschäftige mich bewußt mit meinen Gefühlen. Versuche sie in Worte zu fassen und aus ihnen Sätze zu formulieren, die nicht verletzend sind, sondern die nur beschreiben.

Ich verspreche mir viel davon. Sehr viel sogar.

10.07.2019 12:05 • x 1 #7


N
Nach der ausführlichen Beschreibung verstehe ich die Situation auch besser. Da fallen eine Reihe der Standardtipps tatsächlich weg.

Mir wäre dennoch noch wuchtig, das ganze so zu gestalten, dass sich beide drauf freuen und es kein Gespräch wird, auf das man hinzittert. Vielleicht könntet ihr jeder eine Zettelbox anlegen, und dort während der Woche für euch wichtige Ereignisse notieren, Dinge, die zu klären sind - und auch was euch am anderen besonders gefreut und gefallen hat. So bekommt das Gespräch Balance und hilft auch schwierigere Sachen zu besprechen.

Wäre das eine Idee? Sich an einem Abend gemütlich zusammen auf den Balkon oder das Sofa se0tzen und mit Hilfe der Notizen die Woche revue passieren zu lassen?

12.07.2019 21:04 • x 1 #8


Hörnchen

12.07.2019 21:24 • x 1 #9


A
Ich finde die Methode aus dem Tan tra ganz toll, wo jeder eine feste Zeit hat zu sprechen (z.B. 5 oder 10 Minuten) und der andere hört während dessen nur zu. Am besten sitzt man sich gegenüber mit geschlossenen Augen, damit das Gesagte auch nicht durch Mimik irgendwie bewertet wird. Also erst spricht der eine, danach der andere. Beim nächsten Mal andersherum. Man hört nur zu. Für die Zeit stellt man eine Uhr. Am besten sorgt man auch dafür, dass man nicht durch Telefon oder Kinder etc. gestört wird. Am Ende bedankt man sich jeweils für das Vertrauen. Lässt das Gesagte aber erstmal einfach so stehen für den Tag.

Da entsteht eine sehr interessante Dynamik, wenn man sich nicht unterbricht und es eben kein Dialog ist. Es dürfen auch mal Pausen entstehen, wenn der Sprechende nachdenken/nachspüren muss. Der andere bleibt Zuhörer und die Zeit wird nicht vorher abgebrochen. Man spricht in der Ich-Form. Manchmal denkt man dann, man hätte schon alles gesagt. Und plötzlich kommt was total Wichtiges. Sehr spannend. Man bleibt halt mit der Aufmerksamkeit ganz bei sich.

Das habe ich mit meinem letzten Partner täglich praktiziert am Ende des Tages vor dem Zubettgehen. Es war ein tägliches Ritual. Inhaltlich gibt es keine Vorgaben. Jeder spürt in dem Moment in sich hinein, was gerade in ihm vorgeht, was ihn an dem Tag beschäftig hat, welches Thema er gerade für sich hat. Natürlich möglichst offen und ehrlich.

12.07.2019 22:10 • x 2 #10


A
PS:
Schön ist auch, wenn man sich anschließend noch eine Weile schweigend umarmt und im gleichen Rhythmus atmet.

12.07.2019 22:27 • x 1 #11


M
Zitat von arjuni:
Ich finde die Methode aus dem Tan tra ganz toll, wo jeder eine feste Zeit hat zu sprechen (z.B. 5 oder 10 Minuten) und der andere hört während dessen nur zu. Am besten sitzt man sich gegenüber mit geschlossenen Augen, damit das Gesagte auch nicht durch Mimik irgendwie bewertet wird. Also erst spricht der eine, danach der andere. Beim nächsten Mal andersherum. Man hört nur zu. Für die Zeit stellt man eine Uhr. Am besten sorgt man auch dafür, dass man nicht durch Telefon oder Kinder etc. gestört wird. Am Ende bedankt ...

Das gefällt mir sehr

12.07.2019 22:46 • x 1 #12


A


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