Hallo zusammen,
in meinem Beruf komme ich viel rum. Lerne viele Menschen kennen und stelle immer mal wieder fest, dass es Leute gibt, mit denen mag ich einfach nicht zusammenarbeiten. Die Gründe hierfür sind verschieden und ich gebe auch gerne zu, dass dies hin und wieder mal an mir selbst liegen kann. So ist das Leben halt. Doch im Beruf kann ich mir nie aussuchen, mit wem ich dann zusammen arbeite. Ich bekomme Geld und habe dafür eine Leistung zu erbringen, die zusammen mit der Leistung einiger anderer einem Ziel dient. Also muß ich dann über meinen Schatten springen.
In meiner Freizeit brauche ich das aber nicht. Hier kann ich klar wählen, mit wem ich Umgang pflegen möchte und mit wem nicht. Es ist also eine Art Kür und dieses Forum und der Chat zählen dazu.
Seit über zwei Jahren bin ich nun dabei und habe am Anfang auch recht offen über meine Gefühle und Verletzungen geschrieben. Würde ich das heute noch machen? – Nein, ich denke nicht. Zumindest nicht in der Form. Das aber liegt nicht daran, dass ich fürchten würde, mich würde ein oder wer auch immer auseinander nehmen. Meine Bedürfnisse und Gedanken haben sich verändert, mein Leben hat sich verändert. Ich habe immer versucht mich weiter zu entwickeln, seit ich diese nicht gewollte Trennung erlebt habe.
Hier im Forum habe ich aufgrund meiner Offenheit auch viele Menschen kennengelernt. Teils nur über das Forum, teils nur über den Chat und einen guten Teil auch in persönlichen Treffen oder auf Chatter-Treffen. Mir hat das alles geholfen bei dem Weg, den ich zu gehen hatte. Und das wünsche ich eigentlich allen so, die hier sind.
Ich habe auch viel geschrieben. Manchmal vielleicht sogar zuviel aus heutiger Sicht gesehen. Doch ich stehe zu dem, was ich geschrieben habe und habe/hatte es nie nötig, einen Beitrag von mir zu löschen, weil der mich dämlich aussehen ließ. Im Gegenteil. Es ist doch schön, wenn man heute einsehen kann, man war da dämlich und hat sich wieder ein Stück verbessert. Fortschritte kann man nur erzielen, wenn man aus der Vergangenheit seine Lehren zieht.
Nun bin ich wieder an so einem Punkt angekommen, wo ich meine Haltung auf den Prüfstand stelle. Ich habe Beiträge, in denen nur Beleidigungen und Angriffe vorkamen, die jede sachliche Auseinandersetzung missen ließen, ignoriert. Ich wollte keine Zufuhr für solche Dinge bieten und mich lieber auf die wesentlichen Dinge beschränken und – sofern möglich – sachlich über Emotionen reden oder über andere Ansichten. Ich denke man lernt mehr durch konstruktiven Austausch und nicht durch gegenseitige Beleidigungen. Für mich Grund genug, nicht mehr auf solche Beiträge dann einzugehen. Auch bin ich mit meinem Leben schon ein gutes Stück weiter und nehme alles nicht mehr so ernst, wie ich es eine Zeit getan habe. Damit ist aber jetzt wahrlich nicht der Schmerz gemeint, den manche hier fühlen. Dazu später noch ein Satz.
Streiten kann man auch sachlich. Meinungen austauschen heißt nicht, dass am Ende alle der gleichen Meinung sein müssen. Man kann, sofern man offen dafür ist, auch mal was von anderen Menschen mitnehmen. Allerdings bedarf das einer gewissen Streitkultur, die auch Argumenten Raum lässt.
Die Menschen hier sind unterschiedlich. Jeder hat auch andere Bedürfnisse nach Zuspruch in seiner derzeitigen Verfassung. Die einen brauchen eher aufbauende Worte, die anderen mal einen gesunden Tritt in den Hintern. Doch wenn man gleich blind schießt, ohne sich mal mit den Leuten unterhalten zu haben, ist die Wahrscheinlichkeit dass man daneben schießt größer. Und die Auswirkungen sind auch nicht ohne.
Bisher war ich auch eher um eine gewisse Ausgeglichenheit bemüht, was mir auch schon Spott und Häme eingetragen hat. Ich konnte gut nachvollziehen, dass manche Menschen in der emotional angespannten Lage, in der sie hier her kommen, auch so reagieren. Da kann man nicht immer voraussetzen, dass der Verstand die Zunge beherrscht.
Aber es gab auch mal eine Zeit, wo man sich entschuldigen konnte, wenn man sich im Ton vergriffen hat. Auch kein Gesichtsverlust..
Manchmal habe ich mir auch schon gedacht, wenn ich hier Beiträge durchgelesen habe, schon wieder DER! Es war schon deutlich zu sehen, dass sehr viele Beiträge einfach gekippt worden sind, weil dann plötzlich nur noch Beschimpfungen zu lesen waren. Und es ist nicht allein der Verdienst von , dass dem so ist. Es war schon eine Zeit diese Tendenz mehrfach vertreten.
Jazz, du wünschst dir genauso diese humanistische Grundhaltung, wie ich sie mir auch immer gewünscht habe und für die ich immer plädiert habe. Und wer mir jetzt da was anderes nachsagen will, verdreht wieder Argumente, wie es demjenigen gefällt. Soll mir aber auch recht sein. Meine Beiträge sind noch alle komplett nachzulesen. Und im Ganzen geben sie schon ein Bild von mir, zu dem ich sehr gut stehen kann.
Zurück also zu meiner Überlegung, meine Haltung dahin gehend zu ändern, nicht mehr zu ignorieren. Was wäre die Alternative? Wo ist der Weg, den man da gehen kann? Auch auf Beleidigungen umsteigen? Auch Leute angreifen und mit Schmutz werfen?
Darin kann ich für mich nicht den Sinn sehen.
Solchen Dingen mit Argumenten entgegen treten?
Hm. Da habe ich dann doch den Eindruck gewonnen, dass Wände besser zuhören können.
Doch weiter ignorieren?
Das würde die Basis für die gewollten Aufmerksamkeiten zwar entziehen, doch nur wenn es alle täten. Und da muß ich mich leider geschlagen geben, es werden nie alle tun, weil auch immer Leute neu rein kommen und noch nicht wissen was abgeht und daher darauf einsteigen werden. Und wenn das nicht hilft, helfen halt „Selbstgespräche“.
Wie also kann man solcher schwarzen Rhetorik begegnen?
Nun, ich habe für mich noch keinen abschließenden Gedanken gefunden, doch auch das ist nur eine Frage der Zeit. Wie so vieles im Leben. Ich bin nicht mehr so verletzt und habe einen Weg für mich gefunden, der mich ins Leben zurück gebracht hat. Nach wie vor aber nehme ich schon die Ängste und Gefühle wahr, die Frischgetrennte haben. Weil es auch ähnliches ist, was ich gefühlt habe und wenn ich das vergessen oder verleugnen würde, würde ich auch einen Teil von mir verleugnen oder vergessen. Und ich denke, es muß nicht sein, wenn man noch immer mehr drauf sattelt.
Aber auch wenn ich noch nicht weiß, wo meine Überlegungen letztendlich hinführen werden, so denke ich doch, vielleicht ist es an der Zeit mal ein Zeichen zu setzten und das hier gerade zu unterstützen, selbst wenn ich nicht daran glaube, dass sich damit irgendwas verändern wird. Doch wie heißt es so schön: Man soll die Hoffnung nie aufgeben!
Schöne Grüße
Nordlicht
06.01.2005 19:40 •
#5