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Emotionsphobie und Emotionsfokussierte Therapie?

P
Danke, ich kannte es noch nicht @gabehcuod und dann noch der Hinweis über Leslie Greenberg. Vielleicht kennt ihn noch jemand.

Das Thema finde ich sehr spannend und super passend im Forum. Besonders in Bezug auf Dates. Auf sozial Media und wie es uns verändert hat und noch verändern wird.

Darüber würde ich gern diskutieren, wie ihr so etwas betrachtet?!

Bsp.
negative Gefühle, ausgelöst durch negative Ereignisse im Leben, kann man mit positiven Gefühlen aus der Gegenwart wieder gut machen? Sofern man will und sich selbst nicht im Weg steht oder? Ja ich denke schon.

Oder Bsp.
Gefühle sind keine wirklich echten Gefühle. Sie sind eine ausgeführte Handlung auf eine wahrgenommene Wunde, die nie geheilt wurde.

Wahr?!

Nun, Bsp von mir, ich finde ich bin ein Mensch der nach Bauchgefühl handelt. Schon immer. Ich bin nicht rational. So sehe ich mich. Und egal ob meine Bauchentscheidungen gut ausgingen oder schlecht, so bereue ich keine von ihnen. Denn das machte mich aus. Und formte mich zu der Person die ich heute nun einmal bin.

Ich bin impulsiv und ich weine wenn ich lache, ich weine wenn ich wütend bin. Ich habe noch nie meine Emotionen runter geschluckt. Noch nie.
Das bin nun mal ich.

Und dann stelle ich mir die Frage, warum gibt es Menschen die Angst haben oder sich davor weigern, zu fühlen?

27.01.2023 13:15 • x 1 #1


S
Hmm....! Weil jede Art von Gefühl angreifbar macht. Die sichtbaren im Außen und die nur für sich gefühlten, schwächen.
Das läuft nicht bewusst. Rational durchdacht, macht es nichts aus. Aber irgendwann kommt doch eine Schwelle über die man nicht drüber will um es dann doch zu vermeiden.

27.01.2023 13:20 • x 3 #2


A


Emotionsphobie und Emotionsfokussierte Therapie?

x 3


P
Zitat von So-What:
Weil jede Art von Gefühl angreifbar macht.


Ja, das tut es. Aber muss es immer negativ sein? Ja, es tut weh wenn die Gefühle verletzt werden. Jeder kennt es, hier im Forum zumindest.

Dennoch ist es für mich kein Grund, die Welt abzuschotten nur weil ich Gefühle habe. Sie machen mich doch aus. Hätte ich sie nicht, was wäre ich dann? Wer wäre ich dann?

Jede emotionale Verletzung bringt uns weiter, wohin, ist erstmal egal. Wir reifen doch auch so und lernen uns selbst besser so kennen.

27.01.2023 13:29 • x 1 #3


E-Claire
Zitat von PuMa:
Ich habe noch nie meine Emotionen runter geschluckt. Noch nie.
Das bin nun mal ich.

Und dann stelle ich mir die Frage, warum gibt es Menschen die Angst haben oder sich davor weigern, zu fühlen?


Weil es zB Menschen mit fragilem Selbst gibt, die ab einer bestimmten Intensität einer Emotion, sei sie gut oder schlecht, das Gefühl haben, in diesem Gefühl zu ertrinken. Buchstäblich zu ertrinken. Die Intensität der Emotion fühlt sich tatsächlich so an, als würde man ertrinken oder ersticken.

Weil es Menschen gibt, die aufgrund bestimmter (oder fehlender) Erfahrungen in der Kindheit den Umgang mit Emotionen im allgemeinen nicht gelernt haben. Die zB nicht zwischen Trauer, Wut, Frustration, Ärger etc unterscheiden können.

Weil es Menschen gibt, die mit Menschen aufgewachsen sind, die selbst keinerlei Emotionsmanagement gelernt haben und daher immer in die Vermeidung gingen, so daß sich diese Verhaltensweise auf die Kinder übertragen hat.

Und das sind nur ein paar Beispiele, die mir einfach so einfallen, ohne viel darüber nachgedacht zu haben.

27.01.2023 13:29 • x 1 #4


E-Claire
Zitat von PuMa:
Jede emotionale Verletzung bringt uns weiter, wohin, ist erstmal egal. Wir reifen doch auch so und lernen uns selbst besser so kennen.


Stell Dir mal vor, wie das wäre, wenn Du diese Überzeugung (Gewissheit) nicht hättest.

27.01.2023 13:30 • x 1 #5


S
Zitat von PuMa:
Ja, das tut es. Aber muss es immer negativ sein? Ja, es tut weh wenn die Gefühle verletzt werden. Jeder kennt es, hier im Forum zumindest. Dennoch ist es für mich kein Grund, die Welt abzuschotten nur weil ich Gefühle habe. Sie machen mich doch aus. Hätte ich sie nicht, was wäre ich dann? Wer wäre ich dann? Jede ...

Vermutlich geht es um Kontrollverlust!

27.01.2023 13:33 • x 3 #6


HerrZ
Zitat von So-What:
Weil jede Art von Gefühl angreifbar macht.

Ich würde sogar sagen verletzlich macht.
Gegen Logik helfen nur Ignoranz und Dummheit. Bei rationalen Menschen braucht es nur Argumente und es gibt keine Verletzungen, sondern nur Lernen.
Bei Gefühlen gibt es sehr viel mehr, was trifft. Invalidierung, Ablehnung. Rollenverhalten - Ein Indianer kennt keinen Schmerz, Buben weinen nicht, Mädels sind so und so. Da braucht es ein stabiles Ego um die eigene Gefühlswelt selbst zu akzeptieren und dann auch noch nach außen zu tragen.

27.01.2023 13:36 • x 2 #7


P
Zitat von So-What:
Kontrollverlust


Definitiv. Da frag ich mich, ist es so schlimm die Kontrolle zu verlieren? Ich mein, jedes Mal wenn ich keine Kontrolle haben musste, war das eher befreiend für mich.
Klingt das komisch?


Zitat von E-Claire:
Stell Dir mal vor, wie das wäre, wenn Du diese Überzeugung (Gewissheit) nicht hättest.


Sollte man das nicht wissen, so ab einem gewissen Alter evtl?

Zitat von E-Claire:
Und das sind nur ein paar Beispiele, die mir einfach so einfallen, ohne viel darüber nachgedacht zu haben.


Fantastische Beispiele. Danke.

Aber natürlich, die Kindheit formt dich, auf welche Art auch immer. Aber kann man nicht auch sagen, so ich weiß warum ich so bin und denke, deswegen mache ich bewusst das Gegenteil. Ich will nicht so sein. ?

27.01.2023 13:38 • x 1 #8


E-Claire
Zitat von PuMa:
ber kann man nicht auch sagen, so ich weiß warum ich so bin und denke, deswegen mache ich bewusst das Gegenteil. Ich will nicht so sein. ?


Liebes das kann hin und wieder natürlich funktionieren, nicht aber bei Mustern die Du schon in der Kindheit erworben hast. Ist wie bei einem Trauma.

Wenn ich mir ein Bein breche, kann ich nicht einfach sagen, so das ist ab jetzt ungebrochen. Also sagen kannst Du dir das natürlich, nützt nur nix. Ohne den Heilungsprozess wird halt das Bein nicht heil.


Zitat von PuMa:
jedes Mal wenn ich keine Kontrolle haben musste, war das eher befreiend für mich.

Wenn Du mit bestimmten Typen von Eltern aufwächst, bedeutet jeder noch so kleine Kontrollverlust im Zweifel Abwertung oder Schläge. Die Kontrolle zu behalten (auch wenn das natürlich Illusion ist), ist Überlebensmechanismus. Den legst Du halt auch nicht einfach so ab.

Du darfst auch nicht vergessen, daß zB. alle Formen von Autismus nur langsam erforscht werden. Nicht alle Menschen empfinden bestimmte Gefühle gleich oder reagieren mit gleichen Gefühlen auf bestimmte Reize.

27.01.2023 13:45 • x 5 #9


F
Zitat von PuMa:
warum gibt es Menschen die Angst haben oder sich davor weigern, zu fühlen?


Ich wurde so erzogen. Mein Vater ist Asperger, und bei uns wurde nicht geweint. Ok, als Kind schon. Aber später wurde mir eingetrichtert, dass man öffentlich nicht weint. Das ist mir auch nie passiert. Weder vor Lehrern, noch Ärzten (Gründe hatte ich).

Wie ich das finde? Teils gut.

Inzwischen kann ich gut über Gefühle reden, aber es ist nach wie vor in meinem Elternhaus nicht erwünscht.

Ich beneide jeden, der seine Gefühle ohne Vorbehalte lebt, wobei ich das auf mich nicht übertragen könnte

27.01.2023 13:46 • x 4 #10


Scheol
Zitat von PuMa:
Danke, ich kannte es noch nicht @gabehcuod und dann noch der Hinweis über Leslie Greenberg. Vielleicht kennt ihn noch jemand. Das Thema finde ich ...

In dem Bereich Traumata sagt man , ein schlechtes Erlebnis , kann nur mit einem guten Erlebnis überschrieben werden.

Viele haben solch schlimme Dinge erlebt das das fühlen. Spüren , zu sehr schmerzen würde.

Um sich zu spüren oder eben nicht mehr zu spüren wird eine Eigenmedikation genommen , eine Sucht.

Ein Trauma was wir nicht verarbeiten , bearbeitet uns.

Fragiles selbst ? Würde eher sagen , durch die gelernte , existenziell bedrohliche Situation, ist man „ über empfindlich“.

Man sagt der Weg aus einem Trauma bringt uns wesentlich weiter . Der sogenannte Posttraumatischewachstum, Wachstum nach Trauma.

Die Welt wird abgeschottet weil im Gehirn nach Trauma etwas passiert.

ein Bereich schreit sofort immer Alarm ! Der andere der diese Information abgleicht , durch Erfahrung , erlerntes , erlebtes , prüft dagegen und sagt „ ey , ist nicht so schlimm“.

nach einer traumatischen Erfahrung , wird der zweite Bereich genau so hochsensibel wie der erste Bereich .

nun sind beide Bereiche auf hochempfindlich gestellt . Was die Person erschöpft , und auch unbewusst zum Rückzug zwingt.


Solange die Person und das Ereignis , sich in dem emotionalen Fenster dieser Person befindet , sind diese Emotionen durch erlerntes , Erfahrung usw. Regulierbar .

Gehen diese Emotionen , aus dem emotionalen Fenster hinaus , und schiessen über den Rahmen dieses Fensters , sind wir im Bereich traumatische Erfahrung angekommen , und wir sind ohnmächtig / ausgeliefert / hilflos und wird als existenziell bedrohlich eingestuft.


Dieses Zuviel an Energie , was über den Emotionalen Rahmen herausschießt , bleibt im Körper , im System ( Nervensystem ) hängen.

Und dieses Zuviel an Energie ist das Problem.


Ein Ereignis und ein Gefühl ist nicht abkoppelbar ! Man lernt nur mit diesem Gefühl umzugehen.

27.01.2023 13:48 • x 4 #11


S
Zitat von PuMa:
Definitiv. Da frag ich mich, ist es so schlimm die Kontrolle zu verlieren? Ihn mein, jedes Mal wenn ich keine Kontrolle haben musste, war das eher befreiend für mich.
Klingt das komisch?

Das klingt nicht komisch. Rational betrachtet klingt es gut und richtig. Was aber, wenn man das nicht kann, weil ab einem gewissen Punkt einfach aus dem Nichts eine Barriere auftaucht über die man plötzlich doch nicht mehr drüber will?
Sicher gibt es dafür Ursachen und die Möglichkeit diesen auf den Grund zu gehen und sie zu beheben. Die Frage ist ja aber, ob man es a) merkt oder b) wenn man es merkt, ob man sich trotz oder gerade wegen dieser Schwäche sich selbst sehr gut leiden mag, weil sich auch daraus was positives ziehen lässt. (Wie aus dem umgekehrten Fall, aus Deiner Beschreibung, eben auch.)

27.01.2023 13:50 • x 2 #12


P
Zitat von E-Claire:
Du darfst auch nicht vergessen, daß zB. alle Formen von Autismus nur langsam erforscht werden. Nicht alle Menschen empfinden bestimmte Gefühle gleich oder reagieren mit gleichen Gefühlen auf bestimmte Reize.


I know. Hat meine Tochter.

Zitat von E-Claire:
Den legst Du halt auch nicht einfach so ab.


Naja aber wenn man doch soooo Rational ist, warum ist es dann so schwierig für Momente im Leben, die Kontrolle abzugeben?
Und vor allem, ist es dem Menschen gegenüber, der darauf evtl wartet ja nicht fair.

Ich denke, viele Menschen stehen sich selbst im Weg. Und es wird immer mehr. Und wenn es zu spät ist, tja was dann?!

Zitat von E-Claire:
Ist wie bei einem Trauma.


Hmmm ist es immer ein Trauma? Weiß nicht.
Zitat von E-Claire:
Ohne den Heilungsprozess wird halt das Bein nicht heil


True. Aber bei manchen Menschen kommt es mit so vor, als dauert der Heilungsprozess ihr ganzes Leben.
Da sind wir wieder beim, sich selbst im Weg stehen.

Los lassen tut nicht weh.
Fest halten hingegen schon.

27.01.2023 13:51 • x 4 #13


P
Zitat von Felica:
Wie ich das finde? Teils gut.

Inzwischen kann ich gut über Gefühle reden, aber es ist nach wie vor in meinem Elternhaus nicht erwünscht.


Spannend.
Hast du es weiter gegeben an deine Kids?

Zitat von Scheol:
Um sich zu spüren oder eben nicht mehr zu spüren wird eine Eigenmedikation genommen , eine Sucht.


Und diese sucht ist dann etwas ganz individuelles?

Zitat von So-What:
Was aber, wenn man das nicht kann, weil ab einem gewissen Punkt einfach aus dem Nichts eine Barriere auftaucht über die man plötzlich doch nicht mehr drüber will?


Verstehe.
Aber das heißt, er will nicht. Nicht er kann nicht. Oder?

27.01.2023 13:55 • x 1 #14


E-Claire
Zitat von PuMa:
Aber bei manchen Menschen kommt es mit so vor, als dauert der Heilungsprozess ihr ganzes Leben.
Da sind wir wieder beim, sich selbst im Weg stehen.

Los lassen tut nicht weh.
Fest halten hingegen schon.


aber es gibt einfach Verletzungen, bei denen dauert die Heilung ein ganzes Leben und manches kann nicht geheilt werden.

Um ehrlich zu sein, finde ich Deine Bewertung Gefühle sind immer gut und sollten gefühlt werden debattierbar. Ich für meinen Teil, fände es hin und wieder super angenehm, wenn Menschen ein Stück weit wieder zurück zur Ratio und Fakten fänden.

27.01.2023 13:56 • x 5 #15


A


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