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Emotionale Unabhängigkeit - oder Wie werde ich ich?

miracle goodnight
Ihr Lieben,

es wird mal etwas abstrakter:

Ich lese hier in den letzten Wochen so viel mit, auch, um mich selbst zu bilden und um meine Persönlichkeit reifen zu lassen.

Ein Thema, was mich aktuell ständig beschäftigt, ist die emotionale Unabhängigkeit und die Selbstwerdung, also die Entwicklung der Persönlichkeit in Richtung einer starken Persönlichkeit mit nicht nur abhängigen, sondern auch autonomen Zügen.

Ich lese so viel, dass (wie vermutlich auch bei mir) viele Kennenlernphasen daran scheitern, dass man sich emotional vom anderen abhängig macht und sich selbst ein ganzes Stückweit selbst aufgibt. Das führt dann zu starken Verliebtheitsgefühlen, einer intensivierten Nähe, zu einem Klammern und letztlich zum Vergraulen des Gegenübers, der dann das Weite sucht.

Bei mir und bei einem guten Freund von mir sehe ich genau das: Wir machen uns schnell von potentiellen Partnern abhängig. Er ist über 50, ich Ende 20. Sein Leben ist nach seinen Erzählungen geprägt von Beziehungen mit unabhängigen, teils narzisstischen Persönlichkeitstypen. Er hatte viele Beziehungen, aber nie sein wahres Glück gefunden.

Vom Typus her sind wir beide ähnlich: Eher depressive Persönlichkeiten im Sinne Riemanns (siehe z.B. Grundformen der Angst bei Wikipedia). Riemann beschreibt eine der Grundängste des Menschen so: Die Angst vor der Ichwerdung / Selbstwerdung. Wer starke Ängste in diese Richtung hat, neigt zu einer depressiven Persönlichkeitsstruktur. Wichtig ist hier, dass die Bezeichnung depressiv nichts mit der Erkrankung zu tun hat.

Ich frage mich jetzt, wie das gehen soll, diese Selbstwerdung. Wie stärke ich mich? Welche Hinweise können mir hier im Forum zum Beispiel besonders autonome Persönlichkeiten geben? Oder: Wem geht es wie mir und was hat geholfen? Muss ich mich überhaupt verändern? Oder bin das einfach ich?

Ich neige eher dazu zu sagen: Etwas muss sich ändern. Den Ansatz, dass nun mal jeder so ist, wie er eben ist, damit kann ich wenig anfangen, weil er mich noch mehr in eine gewisse Passivität drückt.

Ich empfinde mich insgesamt als unselbstständig, als ängstlich und suche und finde meistens nur in anderen Halt. Ich kann mit mir selbst nichts anfangen. Es gibt Hobbys, die ich gerne mache und die zu mir gehören. Aber das meiste im Alltag mache ich nur für andere, um anderen zu gefallen oder um die Erwartungen anderer zu erfüllen. Dazu können selbst banale Dinge wie Auto waschen, Staubsaugen oder anderes gehören. Ich mache das nie für mich, sondern nur für andere (für den Besuch, für jemandem, den ich beeindrucken möchte mit meiner Normkonformität).

Sicher bin ich nicht ausschließlich abhängig oder unselbstständig. Aber ich befürchte, dass vor einem potentiellen Partner im Rahmen des Kennenlernens immer wieder mein Grundkonzept durchscheint und unattraktiv wirkt. Ich fange beim Kennenlernen viele Dinge an, um autonom zu wirken. Ich mache dann Sport, Musik und ähnliches. Sobald die Person aus meinem Leben verschwindet, höre ich damit wieder auf. Es ist, als würde mich das ganze Leben nur befriedigen im Zusammenspiel mit der Erwartung anderer, sei es der gedachten.

Soweit erstmal. Ich würde mich über eine rege Diskussion und viel Inspiration freuen.

Liebe Grüße
miracle (männlich, 28)

22.10.2020 19:50 • x 7 #1


DieFrau
Man sagt, sei mit sich selbst glücklich bevor du versuchst jemanden zu finden der dich glücklich macht. In Partnerschaft geht es darum, dass man teilt, tauscht sich aus, einander inspiriert. Dagegen sind Bevormundung, Abhängigkeit, zu hohe Erwartungen etw ein Zeichen dass etwas nicht stimmt.
20 Jahre Unterschied ist viel, denn der ältere hat viel mehr Erfahrung, besucht mehr Ruhe, hat mehr Klarheit und Ordnung (in der Regel). Der jüngere Part verliebt sich schneller, will mehr, mehr Zeit, mehr Leidenschaft, schneller, ungeduldiger. Genau das sind die Unterschiede, nicht nur der Altersunterschied snd das war dieser Unterschied mit sich bringt.

22.10.2020 21:30 • #2


A


Emotionale Unabhängigkeit - oder Wie werde ich ich?

x 3


Lebensfreude
es gibt einen kostenlosen Persönlichkeitstest unter http://www.psychographen.de
Und die Bücher von Friedmann, z.B. Denken, Fühlen, Handeln
können dir viel Stoff zum Nachdenken und ERkennen geben.

22.10.2020 21:31 • x 1 #3


miracle goodnight
Danke für eure ersten Beiträge.

Kleines Missverständnis: Es geht hier nicht darum, dass ich an dem Freund Interesse habe. Es geht also nicht um Altersunterschiede.

Den Rest schaue ich mir später an.

23.10.2020 04:46 • #4


C
Zitat von miracle goodnight:
viele Kennenlernphasen daran scheitern, dass man sich emotional vom anderen abhängig macht und sich selbst ein ganzes Stückweit selbst aufgibt.



Das kann ich so nicht bestätigen.

Tatsächlich habe ich eher die Erfahrung gemacht, dass man sich eher abhängig macht von seinem eigenen Ansprüchen und Erwartungen an andere bzw. Dass Man sich zu sehr von denen des Gegenübers Abhängig macht.

Eine richtige emotionale Abhängigkeit habe ich erst nach der Kennlernphase und während einer Beziehung erlebt.

23.10.2020 05:28 • #5


D
Du befindest dich ja in einer Art Teufelskreis der als Auswirkungen noch mehr Unsicherheit hervorbringt. Wenn du dich anderen Leuten fügst um zu gefallen , dann stehst du nicht zu dir selbst zu deiner Grenze deiner Meinung deinen Willen und dann wirst du noch unsicherer. Stärken tust du dich selbst wenn du Grenzen setzt Mal nein sagst und dich Stück für Stück kleinen Ängsten stellst. Hast du zum bsp die Angst eine Telko auf Englisch zu führen. Stelle dich ihr , es wird zwar nicht perfekt sein aber danach fühlst du dich ein klein wenig stärker. Und fange an dich mit dir zu beschäftigen. Was machst du gerne ? Verbringe Zeit allein mit dir dich kennenzulernen. Lerne dich besser kennen. Les dazu zum bsp ein Buch. Schau was du gegen Ängste machen kannst. Wie war deine Kindheit ? Wie ist deine Beziehung zu deinen Eltern ? Haben dir deine Eltern immer gesagt was du tun sollst oder haben sie die auch die Freiheit gegeben für dich einzustehen ?

23.10.2020 05:40 • #6


Mienchen
Ich glaube, der einfachste und vielleicht auch härteste Schritt zur Unabhängigkeit ist der, das man man allein bleibt für lange Zeit. Das man mal bewusst alleine sein kann.

Nach einer schmerzhaften Trennung damals blieb ich lange allein, hatte im Ort auch keine Freunde. Ich musste quasi allein sein. In der Zeit habe ich unheimlich viel lernen müssen über mich, meine Ansichten und meine Gefühle. Das war schwer, es tat weh aber seit dem fällt es mir wirklich leicht, nur für mich zu sein.

Ich hab mich selber in der Stille gefunden

23.10.2020 06:04 • x 9 #7


C
Zitat von miracle goodnight:
Ich empfinde mich insgesamt als unselbstständig, als ängstlich und suche und finde meistens nur in anderen Halt


Das empfinde ich als sehr bedenklich, da du so Gefahr läufst wirklich dein eigenes Ich zu verlieren und wenn du dann Unmut hast, kann es auch sein, dass du andere dafür verantwortlich machst. Muss nicht, aber kann. Weil in dir findest du ja nichts, also musst du bei anderen suchen.



Zitat von miracle goodnight:
Es gibt Hobbys, die ich gerne mache und die zu mir gehören


Die da wären? Woher weißt du das?
Du sagst, sonst suchst du dir meist nur Dinge aus um anderen zu gefallen.

Wenn du weißt was du magst, ist das schon mal ein Ansatz und ausbaufähig.

Zitat von miracle goodnight:
Aber das meiste im Alltag mache ich nur für andere, um anderen zu gefallen oder um die Erwartungen anderer zu erfüllen. Dazu können selbst banale Dinge wie Auto waschen, Staubsaugen oder anderes gehören. Ich mache das nie für mich, sondern nur für andere.



Heftig. Ok, ich putze auch mal für meine Mutter, aber auch nur weil sie es nicht kann da krank. Handhabst du das auch so? Oder eher widerwillig und nur damit der andere Ruhe gibt?

Weist du wie teilweise Meditativ putzen sein kann? Kopfhörer rein, Musik an, Welt aus...und am besten alle rausschmeißen aus der Wohnung etc. Wenn du dabei bist.

Zitat von miracle goodnight:
für den Besuch, für jemandem, den ich beeindrucken möchte mit meiner Normkonformität).


Für mich persönlich ist Normkonform=unattraktiv. Einfach weil ich Menschen mag, die selber denken können, nicht alles so hinnehmen wie es ist, Sachen hinterfragen etc.

Aber das muss jeder für sich SELBST entscheiden.

Zitat von miracle goodnight:
Ich fange beim Kennenlernen viele Dinge an, um autonom zu wirken. Ich mache dann Sport, Musik und ähnliches. Sobald die Person aus meinem Leben verschwindet, höre ich damit wieder auf. Es ist, als würde mich das ganze Leben nur befriedigen im Zusammenspiel mit der Erwartung anderer, sei es der gedachten.


Das finde ich, entschuldige bitte, sehr unheimlich.

Kenne das sonst so nur von Narzissmus.

Der Unterschied hierzu ist, ein Narzisst würde etwas nie machen, weil er denkt es würde von ihm erwartet und damit er anderen bloß gefällt. Er sieht immer einen Vorteil in dem was er tut.

Wie ist das bei dir gewichtet?

23.10.2020 06:30 • #8


C
Zitat von Mienchen:
Ich hab mich selber in der Stille gefunden



Schwer diese Stille auszuhalten, sich selbst auszuhalten.
Schafft nicht jeder. Ich auch nicht ständig.

OT

Wusstest du, dass absolute Stille früher (und bestimmt auch noch heute) als Foltermethode genutzt wurde/wird ?

23.10.2020 06:33 • x 1 #9


S
Lieber TE

Der 1. Schritt zur Unabhängigkeit ist zu erkennen, dass man es nicht ist. Und das braucht Mut. Der 1. Schritt ist bei dir bereits geschafft.

Als nächstes sollst du erkennen, woher deine Angst kommt. Dazu habe ich eine Buchempfehlung für dich: Das Kind in dir muss Heimat finden von Stefanie Johl. Du musst unbedingt an deinen Glaubenssätzen arbeiten und das Buch hilft dir dabei sehr.

Hier wurde Stille erwähnt. Die empfehle ich dir auch. Du kannst mit dir selbst nichts anfangen? Stell dich dem und sei alleine.

Du wirst immer Menschen anziehen, die in der Beziehung dein Inneres widerspiegeln. Wenn du nicht gerne mit dir alleine bist, wird keiner gerne mit dir Zeit verbringen. Wenn du dich selbst nicht liebst, wird dich niemand aufrichtig lieben. Du selbst kannst gar nicht aufrichtig lieben, weil du die Person, die in deinem Leben die Wichtigste ist, nicht liebst - dich selbst.

Zitat von miracle goodnight:
Muss ich mich überhaupt verändern? Oder bin das einfach ich?


Ich bin immer fürs Akzeptieren, aber in deinem Fall empfehle ich dir Veränderung, weil mit der Unabhängigkeit auch Glück kommt.

@KBR

Das ist was für dich.

23.10.2020 06:58 • x 3 #10


S
Du willst also autonomer und unabhängiger werden, um deinen potentiellen Partnern eher in den Kram zu passen? Merkste selbst, ne? So wird das nichts!

Du bist mit deinen 24 Lenzen noch ein relativ junger Mann. Du wirst reifen und mit der Reife kommt automatisch die Autonomie. Darf ich fragen, wie deine Neigungen sind? Suchst du eher Mann oder Frau?

Als Tipp sozusagen kann ich dir vorerst nur raten, gut mit dir selbst zu sein. Und dazu gehört auch, dich anzunehmen, so wie du bist. Du bist also ein eher scheuer, anlehnungsbedürftiger junger Mann. Das ist doch völlig ok so! Früher sagte man, auf jeden Pott passt ein Deckel und diesen Deckel gibts garantiert auch für dich. Nur versuche bitte nicht, dich auf Krampf zu ändern. Nochmal: DU BIST OK SO WIE DU BIST!

Stell dich also jeden Morgen vor den Spiegel, lächel dir zu und sage dir genau das: ICH BIN GUT SO WIE ICH BIN!

Und bitte hör auf diesen Depressionsquatsch zu lesen und zu glauben. Depression ist eine ernsthafte Erkrankung. Es mag sein, dass du depressive und grüblerische Tendenzen hast aber auch das ist völlig ok. Achte einfach auf deine Stimmungen und arbeite dagegen. Sport an der frischen Luft ist z.B. ein sehr effektiver Stimmungsaufheller und allemal besser als stundenlanges Lesen und oder Schreiben in irgendwelchen Foren. Es muss ja auch kein Mannschaftssport sein. Suche dir etwas, wo du ungestört deinen Gedanken nachgehen kannst, während du es ausübst. Nimm es als bewusste Auszeit vom Alltag. Aber wenn du darauf keinen Bock hast, auch gut. Dann setz dich aufs Sofa und meditiere oder lies ein gutes Buch. Alles ok, hauptsache es macht dir Freude. Lebst du eigentlich allein oder noch bei den Eltern? Wie ist deine Bindung zu ihnen? Erzähl mal ein bisschen mehr! Ach so und dein 50+ Freund hat sein Leben auch noch längst nicht hinter sich. Der sollte einfach aufhören, einem jungen Menschen sein Leid zu klagen. Der hat sie doch nicht alle!

So und jetzt fühl dich gedrückt! Alles Gute Dir!

23.10.2020 07:41 • #11


S
Ah du bist schon ende 20. Sorry! Aber trotzdem noch relativ jung. Also wenn du noch bei deinen Eltern lebst, zieh aus! Lerne auf eigenen Füßen zu stehen. Wenn dir dein Beruf nicht gefällt, kündige und lerne einen neuen. Egal was es ist, die Partnerschaft steht erst am Ende der Reihe. Vorher hast du glaub ich noch ein paar andere Baustellen.

Nochmal alles Gute!

23.10.2020 07:47 • #12


jimmylight69
Lieber TE, Ich glaube, dass akzeptieren und verändern keine Widersprüche sind, sondern sich sogar bedingen. Erst erkennen und akzeptieren, was man erkannt hat und dann das verändern, was dir nicht gut tut.
Du bist natürlich in jedem Moment du selbst, mit allen Gefühlen und Problemen. Bei dir scheint so ein paradoxer Gedankengang vorzuliegen, in etwa so: Einserseits stört mich, dass ich mich so sehr nach andern richte, so wenig ich selbst bin, andererseits, genau das ist ja mein selbst und wenn ich mich verändere, dann bin ich ja auch nicht ich selbst
Aber du bist immer du, im aktuellen Zustand, in der Veränderung und da wo du mal sein wirst. Die Kernfrage ist eher: was tut mir gut, womit stärke ich mich, wo kann ich was für mich tun, das nicht von den Erwartungen anderer abhängig ist?
Ich geb den Vorrednern da recht, es gibt gute Literatur , ein paar Bücher wurden genannt, aber man kann sich auch verzetteln, wenn man nur Konzepte liest bis einem der Kopf schwirrt aber nicht wirklich etwas tut. Darum auch die simplen Dinge nicht vergessen, raus gehen, bewegen, mit Freunden reden, das tun, was einem Freude macht. Akzeptiere dich selbst, setz dich nicht unter krampfhaften Druck aber verändere,was dich stört, geh die Schritte, die dich mit dir alleine mehr im Reinen sein lassen. Eine Veränderung zu mehr Selbstliebe und weniger Ängsten sozusagen. Damit würde die erwähnte Widersprüchlichkeit verschwinden.

23.10.2020 09:32 • #13


P
Der Empath spürt alle anderen - nur sich selbst spürt er nicht ... bin kein Psychologe und daher ist das auch nur meine Wahrnehmung, die falsch sein kann, du klingst aber nacheiner hochsensiblen Persönlichkeit.

Du bist zu sehr im Außen verankert und widmest dem auch deine Aufmerksamkeit, je mehr Aufmerksamkeit wir einer Sache widmen, desto mehr Bedeutung nimmt sie auch ein. Du musst zurück in dein inneres - und gerade hochsensible Persönlichkeiten brauchen den Rückzug öfter als andere. Hast du es mal mit autogenem Training versucht?

Stille ist ebenfalls ein guter Tipp...
du schreibst, du weiß nicht ob und was dir gefällt. lerne, einmal deine Erfolge für dich zu behalten. Teile deine Aktivitäten nicht mit anderen, mach sie mal alleine und nur für dich und anstatt anderen davon zu erzählen, spüre mal in dich hinein ob und was es in dir auslöst fühlst du dich im Flow, dann ist es etwas, was für dich ist, wenn du dich danach aber nicht besser fühlst, dann war es auch nichts für dich. Habe auch nicht den Anspruch an dich, immer von allem zu 1000 % begeistert oder erfüllt sein zu müssen - wir dürfen manchmal auch nur halb bei der Sache sein... Außerdem darf man in deinem Alter sich auch noch treiben lassen...

Lies nicht so viel Nietzsche - wobei das jetzt mehr metaphorisch gemeint ist...

23.10.2020 14:16 • x 2 #14


miracle goodnight
Ich danke euch für die zahlreichen Beiträge. Habe mir mal einige Zitate rausgepickt:

Zitat von Lebensfreude:
Und die Bücher von Friedmann, z.B. Denken, Fühlen, Handeln


Habe ich mir angesehen, in dem ganzen Konzept finde ich mich nicht wieder bzw. ich kann wenig damit anfangen. Ich mag Typisierungen grundsätzlich, wie von mir angeführt beispielsweise die von Riemann, aber diese ist mir dann doch zu vage und zu allumfassend.

Zitat von Cathlyn:
Tatsächlich habe ich eher die Erfahrung gemacht, dass man sich eher abhängig macht von seinem eigenen Ansprüchen und Erwartungen an andere bzw. Dass Man sich zu sehr von denen des Gegenübers Abhängig macht.


Ganz genau das meinte ich. Du hast es genauer auf den Punkt gebracht, danke dafür. Ich bin dann abhängig, wenn ich beginne, mir über den anderen Gedanken zu machen, was er erwarten würde und was ich von der Situation erwarte. Ich fühle mich gerade beim Kennenlernen weniger selbst, sondern nur noch diese Situation. Ich verliere die Haftung zu meinem Alltag, weil ich es auch genieße, diesem und den Verpflichtungen des Alltags mal zu entfliehen. Andere Menschen sind keine Fluchtmöglichkeit.

Zitat von Mienchen:
Ich glaube, der einfachste und vielleicht auch härteste Schritt zur Unabhängigkeit ist der, das man man allein bleibt für lange Zeit. Das man mal bewusst alleine sein kann.


Ich bin überwiegend allein, bin gerne allein, sogar lieber als mit anderen. Ich bin fast nur allein. Ich sehe eher das Problem, dass ich nicht genug mit anderen mache.

Zitat von Cathlyn:
Die da wären? Woher weißt du das?


Interessante Frage! Ich mache zum Beispiel sehr gerne Musik. Ich teile diese fast nie mit anderen. Ich mache das nur für mich. Und das macht es aus. Das Gefühl dafür zu entwickeln, was ich nur für mich mache, darauf könnte es ankommen!

Zitat von Shakur:
Dazu habe ich eine Buchempfehlung für dich: Das Kind in dir muss Heimat finden


Ich habe in den letzten Wochen alle Bücher von Stefanie Stahl verschlungen und ich liebe auch ihren Podcast. Kann ich nur weiterempfehlen.

Zitat von Shakur:
Du kannst mit dir selbst nichts anfangen? Stell dich dem und sei alleine.


Siehe oben, ich kann es schon und bin gerne alleine. Das trifft mein persönliches Problem weniger. Ab und an meditiere ich, schreibe Tagebuch, ordne meine Gedanken. Das läuft alles.

Zitat von Schleiereule:
Du willst also autonomer und unabhängiger werden, um deinen potentiellen Partnern eher in den Kram zu passen? Merkste selbst, ne? So wird das nichts!


Wunderbarer Gedanke! Und genau das ist es! Das beschreibt sehr gut die paradoxen Gedanken, die ich habe. Vielleicht ist das Kern meines Problems.

Zitat von Schleiereule:
Und bitte hör auf diesen Depressionsquatsch zu lesen und zu glauben. Depression ist eine ernsthafte Erkrankung.


Siehe mein Originalbeitrag, es handelt sich um die Bezeichnung Riemanns, die mit der Erkrankung Depression nichts zu tun hat. Wurde von mir explizit so erläutert.

Zitat von Schleiereule:
Vorher hast du glaub ich noch ein paar andere Baustellen.


Ja, aber welche? Ich wohne alleine, bin junge Führungskraft. Meine Unselbstständigkeit ist mehr in mir drin als man sie nach außen erfährt.

Zitat von jimmylight69:
man kann sich auch verzetteln, wenn man nur Konzepte liest bis einem der Kopf schwirrt aber nicht wirklich etwas tut


Absolut. Ich denke einfach gerne über solche Sachen nach. Vielleicht ist das auch einfach nur ein Hobby, was mich berührt.

Zitat von procurator:
Der Empath spürt alle anderen - nur sich selbst spürt er nicht ... bin kein Psychologe und daher ist das auch nur meine Wahrnehmung, die falsch sein kann, du klingst aber nacheiner hochsensiblen Persönlichkeit.

Du bist zu sehr im Außen verankert und widmest dem auch deine Aufmerksamkeit, je mehr Aufmerksamkeit wir einer Sache widmen, desto mehr Bedeutung nimmt sie auch ein. Du musst zurück in dein inneres - und gerade hochsensible Persönlichkeiten brauchen den Rückzug öfter als andere. Hast du es mal mit autogenem Training versucht?


Könnte vielleicht zutreffen, ja. Ich bin - der Definition nach - hochbegabt, was offenbar ja gerne mal mit einer Hochsensibilität korreliert. Mein Prozessor ist etwas stärker, ich glaube, das macht auch einen Großteil meiner sozialen/Kontaktprobleme aus.

24.10.2020 10:26 • x 3 #15


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