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Emotionale Abhängigkeit vermeiden/ Muster auflösen

DaisyL
Guten Morgen!
Nun bin ich wieder hier. Habe mich halbwegs berappelt von meinem Schock mit dem Ex, bin immer noch traurig, aber das Leben geht wohl ohne ihn weiter.

Habe jemanden kennengelernt, treffen uns regelmäßig.
Vor einiger Zeit sagte er mir dann, dass er keine Beziehung will. Sagt er wurde total geschädigt von seiner Ex, steht nur auf S. (meinte er wäre S., er braucht es im Bett angehimmelt zu werden). Für mich nicht so schlimm, hat ja jeder so seins und er ist wirklich ein sehr Lieber. Nur blöd ist es, dass wir unterschiedliche Ziele haben. Wir können schon offen miteinander kommunizieren. Er weiß, dass ich eine Beziehung möchte, aber er sagt immer er kann das nicht. Er hat Angst vor verrückten Frauen, in die Enge gedrängt zu werden, wurde manipuliert von einer.

Normalerweise würde doch jetzt jede Frau sagen okay, das passt hier dann nicht zusammen, wir können uns nicht mehr treffen, haben unterschiedliche Ziele.
Wir treffen uns trotzdem, mögen uns. Mir tut es gut mit ihm, er ist sehr verständnisvoll, wir lachen, können aber auch über ernste Themen gut reden. Aber ich möchte schon etwas mehr.
Was soll ich bloß tun? Ihn vergessen, weil er keine Beziehung will? Viele sehnen sich nach Liebe und Zuneigung, ist das so schlimm? Ich will ja nicht irgendwen, nur damit ich nicht alleine bin. Ich kann auch alleine sein und es genießen.
Es wird in diesem Fall an mir liegen, ich wirke zu liebesbedürftig. Bin ich ja auch irgendwie, bin mir zu schade immer diejenige zu sein, mit der man auf was richtiges wartet. Zudem bin ich 34, vielleicht möchte ich nochmal Kinder. Männer können naturgegebener Weise ja länger.

In der Vergangenheit hatte ich dann mit solchen Männern S., eine tolle Zeit, eine schöne Freundschaft. Bis sie dann Beziehungsmaterial gefunden haben und weg waren.
Ich will aus diesem Muster raus! Ich möchte nicht emotional Abhängig werden von ihm.
Ich lese immer nur: Selbstwert aufbauen, Zeit alleine genießen etc. Ich bin aber gerne mit diesem lieben Menschen zusammen.

Wahrscheinlich liegt die Lösung ganz nah. nicht mehr treffen und sollte ich irgendwann wieder jemanden kennenlernen, meine Bedürfnisse wieder klar von Anfang an formulieren und hoffen, dass dieser Mensch mich dann will?
Wie könnte ich noch an mir arbeiten?
Eine gewisse emotionale Abhängigkeit ist wohl in jeder Beziehung gegeben (habe ich gelesen) und das ist wohl auch ok (und Liebe?), solange sie auf Gegenseitigkeit beruht. Hier laufe aber nur ich Gefahr emotional Abhängig zu sein.

Danke, dass ich euch mit meinen wirren Gedanken behelligen durfte.
Wünsch euch was!

29.05.2024 12:34 • x 4 #1


S
Hey! Fühle das alles mehr als deutlich und kann mich da in deine Lage hineinversetzen.

Das Problem ist halt, dass man nur durch ein wenig Zuwendung und 6 niemals richtig glücklich werden kann. Ich behaupte mal so, dass man sich auch irgendwann im Charakter verändert, da es zu sehr an der Substanz nagt, wenn kein Hoffnungsschimmer zu sehen ist und man dann in eine Art Routine verfällt. Ich kenne einige, die das auch so gemacht haben, um irgendwann Mr.Right zu erwischen. Am Ende waren sie aber eher unglücklich, da sie das Gefühl bekommen haben, nur noch ein Gegenstand zu sein.

Ich habe da aber das gleiche Gefühl und möchte wirklich nur noch ankommen. Mit allem drum und dran, sprich Kind, Haus, Baum, Outdoor-Grillküche, Spaß, Abenteuer, den besten Freund als Partner. Verstehe halt auch manchmal Menschen nicht, die nur noch um das eine kämpfen. Klar, hat jeder Bedürfnisse, aber irgendwie fühle ich das nicht wirklich und ich persönlich würde mir blöd vorkommen, nur wegen 6 einer Frau schöne Augen zu machen und mit ihren Gefühlen zu spielen

29.05.2024 13:00 • x 6 #2


A


Emotionale Abhängigkeit vermeiden/ Muster auflösen

x 3


C
Zitat von DaisyL:
Was soll ich bloß tun? Ihn vergessen, weil er keine Beziehung will?

Hallo DaisyL,
kurz gesagt: Ja. Wer das sagt, meint es auch. Jahrelanges Leid ist vorprogrammiert, wenn Frauen (m/w/d) dies als Ansporn sehen, den Kerl doch noch zu knacken.

Zitat von DaisyL:
Es wird in diesem Fall an mir liegen, ich wirke zu liebesbedürftig.

Es liegt immer an beiden, wenn Bindungsängstliche und Bindungssuchende zusammenkommen und es nicht funktioniert. Wer sich solche Partner aussucht, leidet evtl. selbst unter passiver Bindungsangst (Buch von Stefanie Stahl: Jein!).

Zitat von DaisyL:
Wahrscheinlich liegt die Lösung ganz nah. nicht mehr treffen und sollte ich irgendwann wieder jemanden kennenlernen, meine Bedürfnisse wieder klar von Anfang an formulieren und hoffen, dass dieser Mensch mich dann will?

Klingt vernünftig. Und am eigenen Beuteschema und vor allem Selbstwert arbeiten. Warum will man einen, der einen nicht wirklich will? Warum lehnt man andere ab, die viel investieren würden?

Zitat von DaisyL:
Danke, dass ich euch mit meinen wirren Gedanken behelligen durfte.

Die waren nicht wirr, aber der Satz zeigt, dass dein Selbstwert schon etwas angeknackst ist. Ich verstehe das gut. Wenn man sich ungeliebt fühlt, trägt das nicht dazu bei, sich toll zu finden.
Alles Gute dir!

29.05.2024 13:04 • x 8 #3


Aline_8
Hallo daisy,

Ich kenns (was die Muster angeht)
Bei mir ist es halt nur die genau andere Seite.
Ich Neige oft zur Vermeidung.
S. ist kein Problem (wenn er mir gefällt) aber ich bin meist die, die dann nicht den letzten Schritt geht/gehen kann/gehen möchte.
Ich möchte aber trotzdem eine Beziehung und bin ebenfalls 34 und weiß genau was du meinst.

Ich hab Parallelen allerdings stehe ich auf der anderen Seite und winke dir von da einmal zu

29.05.2024 13:11 • x 3 #4


Femira
Zitat von DaisyL:
Ich will aus diesem Muster raus! Ich möchte nicht emotional Abhängig werden von ihm.

Naja, wenn du aus dem Muster raus willst, dann steig eben aus.

Was bedeutet denn emotional abhängig für dich?
Warum möchtest du aus dem Muster raus?
Das könnten wesentliche Fragen für dich sein.

Für mich bedeutet emotional Abhängig zu sein, mich nicht für mich, meine Ziele und meine Grenzen zu entscheiden, sondern diese eben zu ignorieren und das zu tun, was der andere möchte.

Dann schauen wir mal bei dir:

Zitat von DaisyL:
Vor einiger Zeit sagte er mir dann, dass er keine Beziehung will.

Seine Grenze. Darf er haben. Dein Ziel ist aber eine Beziehung. Vielleicht Kinder in absehbarer Zeit.

Zitat von DaisyL:
Nur blöd ist es, dass wir unterschiedliche Ziele haben

Ja. Das ist blöd.
Eine freie Entscheidung wäre nun durch den Liebeskummer zu gehen, den du haben wirst und dann einen Mann zu suchen, der das gleiche Ziel hat wie du und dich vor allem mehr mag als er.

Abhängigkeit wäre aus Angst vor der Trauer zu bleiben und das eigene Ziel zugunsten seiner Grenzen zu ignorieren.

Agierst du also frei oder abhängig?

Zitat von DaisyL:
Viele sehnen sich nach Liebe und Zuneigung, ist das so schlimm?

Nein, aber sie dort zu erbetteln, wo du schon weißt, dass es sie dort fr dich nicht gibt, ist traurig. Bisschen wie zu McDonalds zu gehen und dort ein Happy Meal mit ein paar Apfelstücken zu essen, obwohl man was Gesundes essen möchte... Und das täglich. Obwohl man merkt, dass es einem mit der Zeit immer schlechter geht, weiterhin sich über die Apfelstücken freuen. Besser als nichts? Statt woanders hinzugehen.


Zitat von DaisyL:
Hier laufe aber nur ich Gefahr emotional Abhängig zu sein.

Sofern du bleibst, bist du schon emotional abhängig.

Gemeint ist doch, dass in einer Partnerschaft sich jeder Mal zurück stellt. Das ist okay. Aber bei dir ist dein Typ gar nicht gewillt, sich mal zurück zu stellen. Das machst nur du.
Wenn du aus dem Muster raus willst, steig aus. Der mag dich nicht genug.

29.05.2024 13:21 • x 11 #5


DaisyL
Danke euch für die Antworten!
Ja, evtl habe ich selber eine versteckte Bindungsangst... weil ich unheimliche Angst hab verlassen zu werden.

@Femira ja, dann bin ich wohl schon abhängig. Schäme mich... begebe mich selbst wieder in ein Gefängnis.

Melde mich später wieder. Danke schonmal

29.05.2024 14:20 • x 3 #6


H
Hier mal meine Erfahrungen aus den letzten Monaten (bin durch eine schwierige Trennung durchgegangen und stecke immer noch drin):
Für mich ist durch die Trennung von meinem bindungsvermeidenden Freund echt viel aufgebrochen. Ich habe ganz viel reflektiert - über mein Verhalten, meine Muster und meine Prägungen. Ich habe Schiss vor Verlust, vor dem Alleinsein usw. und verbiege mich aus diesem Grund mal eben schnell für andere Menschen, um die Bindung aufrechtzuerhalten. Ich nehme mich total zurück und tue alles, um den Menschen nicht zu verlieren. Dieses Verhalten wird gestützt durch tolle Geschichten, die ich mir so angeeignet habe, wie Ich reiche nicht aus, Meine Emotionen sind immer zu viel blablabla. Ich denke, diese Geschichten kennt jeder in einer gewissen Art. Ich habe auch besser verstanden, wie mein System funktioniert, nämlich, dass ich mich an andere Menschen wende, um mich zu regulieren (was gerade bei sehr autonomen Personen einen Rückzug bewirkt). Was ich damit sagen will: So schwer das auch ist, aber ich glaube ich muss jetzt erstmal alleine herausfinden, wer ich ohne Beziehung bin, was mir wichtig ist und wie ich ticke. Es klingt nach einem Klischee, aber ich muss lernen, mir selbst meine Bedürfnisse zu erfüllen (wie auch immer das genau aussieht... das werde ich hoffentlich in den nächsten Monaten noch besser herausfinden). Was mir als erster Schritt enorm geholfen hat war: RUHE und schauen, was da hochkommt. Und dann ganz wichtig: Selbstmitgefühl haben! Der Schmerz, der da auftaucht ist alt und er hatte mal einen Sinn. Diese alten Muster oder Anteile haben sich damals gebildet, um dein Überleben zu sichern. Nun dürfen sie aber gehen, denn du wirst erwachsen.
Du bist nicht allein in diesem Prozess!
Liebe Grüße!

29.05.2024 14:36 • x 16 #7


Aline_8
@Huffel das liest sich doch sehr vernünftig!
Reflektiert und nach einem guten Plan.

Ich drücke dir die Daumen

29.05.2024 14:38 • x 3 #8


LostFeelings
Zitat von Huffel:
RUHE und schauen, was da hochkommt. Und dann ganz wichtig: Selbstmitgefühl haben! Der Schmerz, der da auftaucht ist alt und er hatte mal einen Sinn. Diese alten Muster oder Anteile haben sich damals gebildet, um dein Überleben zu sichern. Nun dürfen sie aber gehen, denn du wirst erwachsen.


Welche Routinen hast du entwickelt, um das zu tun?

29.05.2024 14:55 • #9


H
@LostFeelings habe mich tatsächlich einfach oft in Stille auf mein Bett gesetzt, alle Gefühle zugelassen, viel aufgeschrieben, Podcasts gehört, mit meiner besten Freundin gesprochen (die hat ähnliche Themen wie ich und versteht mich deswegen sehr gut) und gelesen... Und: Selbstmitgefühl! Eine mitfühlende Haltung sich selbst gegenüber hilft, nicht noch zusätzlich in Selbstkritik zu versinken. Und dann immer Schritt für Schritt weitergehen... Auch, wenn man an einigen Tagen wieder drei Schritte zurückgeht.

29.05.2024 15:03 • x 8 #10


Nebelgeist
Zitat von Huffel:
@LostFeelings habe mich tatsächlich einfach oft in Stille auf mein Bett gesetzt, alle Gefühle zugelassen, viel aufgeschrieben, Podcasts gehört, ...

Genau das hat mir auch sehr geholfen. Ich stand mir selbst lange im Weg. Ganz viel Ruhe und Zeit muss man sich geben, sehr wichtig

29.05.2024 15:25 • x 5 #11


Femira
Zitat von DaisyL:
dann bin ich wohl schon abhängig.

Das hat für mich etwas trotziges. Stimmt das?

Zitat von DaisyL:
Schäme mich...

Wofür denn? Du wirst dir bewusst über Prägungen. Für die kannst du rein gar nichts. Nur wie du damit jetzt als Erwachsene eben umgehst.
Scham verhindert Wachstum.. Mitgefühl ist tatsächlich ein viel hilfreicheres Gefühl
Zitat von Huffel:
Für mich ist durch die Trennung von meinem bindungsvermeidenden Freund echt viel aufgebrochen. Ich habe ganz viel reflektiert - über mein Verhalten, meine Muster und meine Prägungen. Ich habe Schiss vor Verlust, vor dem Alleinsein usw. und verbiege mich aus diesem Grund mal eben schnell für andere Menschen, um die Bindung aufrechtzuerhalten.

Das klingt wirklich nach sehr viel schmerzhafter Reflexion. Beeindruckend! Was fehlt, ist, dass wir uns immer bekannt verlieben. Wir wiederholen ja das, was wir als Liebe gelernt haben.
Bei Daisy ist es:

Zitat von DaisyL:
weil ich unheimliche Angst hab verlassen zu werden.

Dann wählst du einen Typen, der dich verlassen wird. Deine Angst wird ausgelöst und dann
Zitat von DaisyL:
begebe mich selbst wieder in ein Gefängnis.

Fühlst du dich gefangen.

Dabei bist du es nicht. Du könntest die Situation verändern. Du kannst sagen: Lieber xy, ich verdiene jemanden, der mich so sehr mag, dass er eine Beziehung mit mir führen möchte. Deshalb breche ich den Kontakt zu dir ab und suche weiter.

Das tut weh, aber macht dich frei.

29.05.2024 18:58 • x 5 #12


L
Toll was ihr zum Thema Abhängigkeiten auflösen geschrieben habt. Ist auch mein Thema. Habe gerade eine stille Trennung hinter mir. War auf dem Weg in eine Defensivposition, einfach aus bestimmten Mustern heraus. Leider findet man mit solchen verhedderten Kontakten nicht heraus, welche Bedürfnisse man wirklich hat, welche Beziehungskompetenzen wirklich bei einem selbst da sind etc. Der andere ist gleichgültiger und kälter, vielleicht auch gar nicht verliebt, und schon steht man riskant in der Gegend rum und kriegt weder brauchbare Antworten zum Beziehungsstatus und verliert zusätzlich den Kontakt zu sich selber.

29.05.2024 18:58 • x 3 #13


L
Aber es hilft nicht, dem anderen immer die Schuld an irgendwas zu geben. Wenn das eigene Thema geringer Selbstwert etc ist, dann muss man sich selber kümmern.

29.05.2024 19:01 • x 7 #14


Aline_8
Zitat von LebedeinLeben:
Aber es hilft nicht, dem anderen immer die Schuld an irgendwas zu geben. Wenn das eigene Thema geringer Selbstwert etc ist, dann muss man sich selber ...


Ich schätze, der Selbstwert ist ja meist der hauptprotagonist, unabhängig von der Rolle die man eingenommen hat.

Nur schuld ist ja eigentlich keiner.

29.05.2024 19:06 • x 2 #15


A


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