Emotionale Abhängigkeit / Klammern

Hallo zusammen,

ich bin jetzt 33 und habe immer wieder bei neuen Beziehungen aber auch beim kennenlernen das Problem, das ich mich total auf die Frauen fixiere. Obwohl ich viele Freunde habe, vielen Hobbies nacheifere und auch auf Arbeit alles wunderbar läuft, begebe ich mich immer wieder in eine emotionale Abhängigkeit zum anderen Geschlecht. Ich fange an unbewusst zu klammern, schreibe viel und habe ene enorme Erwartungshaltung. Damit mache ich immer wieder alles kaputt , habe damit sogar meine große Liebe verpasst und musste es schweren Herzens akzeptieren. Ich sehne mich sehr nach Familie und auch Kindern und vermutlich projeziere ich diesen Druck dann auch auf meinen gegenüber. Mir fällt es sehr schwer allein zu sein, ich langweile mich und kann wenig bis nichts mit mir anfangen. Ich bin eigentlich sehr Selbsbewusst und tue viel für mein äußeres. Aber auch hier bin ich wieder sehr darauf aus das andere mich gut finden. Ich hasse mich dafür und weiß nicht wie ich es ändern soll. Habt ihr euch schon in ähnlichen Situationen befunden und habt Ratschläge für mich was ich tun kann um weniger in diese Abhängigkeit zu geraten?

Wie meinst du das mit du schreibst viel ?

Über whatsapp ich brauche irgendwie immer die Bestätigung. Frage oft nach wie es geht was sie macht usw. Ich mache das unbewusst und werde mir dann immer erst im nachhinein klar darüber das ich wieder anhänglich werde...

Ich finde es gut das du selber erkennst wo deine Schwächen liegen. Jetzt kann du dir helfen lassen .

Zitat von Ehrengast:

Mir fällt es sehr schwer allein zu sein, ich langweile mich und kann wenig bis nichts mit mir anfangen.

Daran musst Du arbeiten, bevor Du Dich wieder auf eine Frau einlässt.
Lerne 'mal ein Jährchen, mit Dir allein auszukommen. Führ Dir vor Augen, dass nur Du allein für Deine Zufriedenheit verantwortlich bist (nicht ein anderer Mensch). Was kannst Du tun, um Dich mit Dir allein nicht zu langweilen? Such Dir Beschäftigungen, die Dir auch allein zu Hause Spaß machen. Serienschauen auf Netflix, Online-Spiele auf dem iPad, für Dich allein neue Rezepte kochen, mit einem Tierheimhund Gassi gehen, Malen nach Zahlen, Origami - die Möglichkeiten sind vielfältig.

Nur, wenn Du lernst, Dich mit Dir selbst nicht zu langweilen und Deine freie Zeit selbst mit Inhalt zu füllen, wirst Du Dein Klammerverhalten ablegen können. Denn andernfalls wirst Du immer das Bedürfnis haben, dass ein anderer Mensch die Leere in Dir füllt.

Zitat von Ehrengast:

Mir fällt es sehr schwer allein zu sein, ich langweile mich und kann wenig bis nichts mit mir anfangen.

Warum ist das so? Hast du keine Hobbys aus denen du Kraft und Bestätigung ziehen kannst? Wie beschäftigst du dich daheim? Was macht dein Freundeskreis?

Zitat von Ehrengast:

Ich fange an unbewusst zu klammern, schreibe viel und habe ene enorme Erwartungshaltung.

Damit schlägt man wohl jeden in die Flucht Egal ob Männlein oder Weiblein...

Doch habe viele hobbies fitness fahrad fahren treffe mich oft mit freunden oder spiele auch gern mal am PC bzw. Schaue da Videos. Das geht auch ne Weile gut aber wenn ich jemanden kennenlerne dann denke ich ständig an sie. Vermutlich weil ich mich danach sehne jemanden in meinem leben zu haben dem ich meine Zuneigung schenken kann. Ich sehe das ja auch alles ein aber was kann ich effektiv dagegen machen?

Hi Ehrengast! das was du beschreibst kommt mir auch ein wenig bekannt vor!

Ersten: Du bist wie du bist! . nehme dich an und liebe dich so wie du bist! das bedeutet jedoch nicht,dass man sich nicht selbst reflektieren darf! und das machst du ja!
zweitens: Du bist ein Mensch, der wahrscheinlich eher emotional unterwegs bist, etwas romantisch? und Nähe benötigst? wenn das so ist, akzeptiere es, das ist vollkommen OK so!
drittens: der Unterschied zwischen Nähe suchen und Klammern ist der, Bedürfnisse zu formulieren ist vollkommen OK, Bedürfnisse einfordern ohne sie vorher kommuniziert zu haben, ne schwierige Nummer! . Klammern bedeutet, dass du dir nie sicher bist, das du die Nähe die du ab und zu bekommst, fühlst, auch in Zukunft erhälst! Das macht dich unsicher und deshalb fragst du dauernd nach, forderst und überforderst deinen Partner!
viertens: akzeptiere das es Menschen gibt, die Nähe nicht so gut zulassen können wie du, sie vielleicht gar nicht so benötigen wie du selbst, das ist nicht besser oder schlechter, es ist einfach so! Wenn du dir so einen Partner aussuchst, dann wird die Beziehung eher kompliziert, weil das Nähe-Distanz Spiel, was in jeder glücklichen Beziehung auf eine gesunde Art und weise gespielt wird, kann hier nur schlecht funktioniert, daher überlegen dir welcher Partner letztendlich zu dir passt!
fünftens: arbeite an deinem Selbstwertgefühl, nehme dich an und wie hier schon einige geschrieben haben, denke immer daran, nur du selbst kannst dich letztendlich glücklich machen, es ist deine Verantwortung! nicht die des Partners!

Morgen @Ehrengast ,

die klammernde Persönlichkeitsstruktur ist für jeden Menschen, der sie hat, eine Katastrophe, weil man selbst sehr darunter leidet.
Wenn das Problem sehr ausgeprägt ist, dann hat es mit der frühesten Kindheit zu tun.

Wenn ein kleines Kind in seine Umwelt und in die Personen , auf die es angewiesen ist, Vertrauen hat, geliebt wird, so, wie es ist und mit Fürsorge, aber auch zur Selbständigkeit erzogen wird, dann kann es gesund den eigenen vorgegebenen Lebensweg beschreiten, frei und selbstsicher.
Sozusagen in sich ruhend......weil es anderen vertraut.

Wenn du jedoch um Liebe betteln musstest, alles immer hinterfragt wurde und du dich ständig rechtfertigen musstest, für alles was du gemacht hast.............wenn du um Anerkennung ständig kämpfen musst, dann treten Ängste auf, weil du glaubst, man könnte dich wegen deiner Unzulänglichkeiten verlassen.
Also Verlassensängste...............die sich später durch dein gesamtes Leben ziehen. Dadurch entsteht die klammernde Persönlichkeitsstruktur.

In Partnerschaften wird das dann zu einem Problem, weil der Partner dir das, was du erwartest, nicht geben kann.
Er liebt dich, ohne Zweifel, nur will er keine symbiotische Beziehung mit dir eingehen, er will seine Eigenständigkeit behalten und nicht in eine Art Fessel geraten.

Der Wunsch nach einer extremen Nähe, die, wie schon erwähnt, einer Symbiose gleichkommt, hat etwas mit Verlustangst zu tun.

Menschen, die diese Störung nicht kennen, verstehen dieses Verhalten nicht und sind verunsichert. Häufig werden dann Trennungen vollzogen, die gar nicht nötig wären, wenn man sich nur ein wenig damit auskennen würde.

Ich kann dir nur empfehlen, etwas an deinem Selbstbewusstsein zu arbeiten und deine Gefühle , wenn machbar, etwas zu kontrollieren, was nicht einfach ist.
Die klammernde Persönlichkeitsstruktur kann man auch ganz gut durch eine professionelle Gespächs- und Verhaltenstherapie, in den Griff bekommen.

Ich kann dich sehr gut verstehen und hoffe, dass du einen Weg findest, um mal eine glückliche Beziehung führen zu können.

Viele liebe Grüße
Atmani

Hi!

Das ist ein Muster welches du nur bewusst ändern kannst. Dh. Du musst dir ne Taktik überlegen wie du dich bewusst stoppen kannst.

Dh zb:
Du nimmst dir vor immer wenn du einer Dame schreiben willst, bewusst dies durchbrechen und 1-2 Tag(e) warten. Möchtest du die Nachricht dann senden, dann sende sie.

Nur so kann man ein gespeichertes Muster im Unterbewusstsein durchbrechen.

Das benötigt einiges an Zeit, bist du da aber konsequent dabei so wirst du nach ein paar Monaten auch merken, dass es dir schon leichter fällt.

Sei mit dir bei Rückfällen nicht streng, kann passieren und es ist ja auch nicht so easy.

Sagst dir einfach, ok Mist ist passiert beginne ich erneut damit.

So wirst du dein, für dich schwer empfundes Problem, los.

LG

Hey,

Stell dir erstmal selber folgende Fragen!

Welche Art von Frauen ziehe ich an bzw. Finde ich interessant?
Hintergrund: In den meisten Fällen sind es Person mit den gleichen Verhaltensmustern die dir etwas geben was du schon kennst... Ob aus der Kindheit oder aus anderen Beziehungen.

Mit welchen Werten wurde ich erzogen?
Hg:
Meist haben die Eltern schuld an der Verhaltensweisen. Bedeutet, du hast zb. In der Kindheit vermittelt bekommen nur wenn du was leistetes, bist du was wert. Zielt auf dein Selbstbewusstsein.

Haben mir meine Eltern die nötige Aufmerksamkeit gegeben, gibt es Geschwister?

Hg:
In der Kindheit benötigt man die Aufmerksamkeit der Eltern um zu überleben, sollte da es zu Defizite gekommen sein, hast du entsprechende Verhaltensmuster gelernt.
Natürlich kannst du auch um die Aufmerksamkeit gekämpft haben mit Geschwistern.

Ich kenne es selbst, bei mir ist es leider so wenn sich Gefühle entwickelt haben in der Kennenlernenphase.
Man kann es händeln, ist jedoch schwer.
Taste dich an den Abstand ran! Nicht verstellen steht dazu und finde erstmal die Ursache.

Du reflektierst sehr gut, aber vor allem in einem Punkt machst Du Dir etwas vor: Dein Selbstbewusstsein. Es ist sicher nicht so gut aufgestellt, wie Du es hier beschreibst. Was dahinter liegen könnte, beschreibt @Atmani sehr gut. Arbeite an Dir selbst.

Such dir jemanden, der genauso viel Bock auf dich hat und sich drüber freut, wenn du gerne Zeit verbringen willst.

Das ist doch auf Dauer echt unbefriedigend, wenn man das Gefühl hat, man wäre dem anderen lästig und zu viel.

Schon mal das von jemandem nicht genug bekommen können und verrückt nacheinander sein gehört?

War bisher wahrscheinlich einfach noch nicht die Richtige dabei.

Nachtrag:

Ich würde dir empfehlen dich Mal mit deinem Inneren Kind zu beschäftigen.
Eine Beziehung oder eine Familie Macht dich nicht vollständig, sie erweitert dich.
Der Schlüssel ist Selbstliebe bzw wie erwähnt Selbstbewusstsein. Halte dir immer vor Augen! Niemand egal was er sagt oder tut kann dich glücklicher machen als du selbst und Bestätigung ist nur eine Art Nahrung die wir alle
zwar brauchen! Jedoch nur. weil wir uns dann denken: Ach so schlecht bin ich ja doch nicht.

Viel Zeit mit jemandem verbringen zu wollen, in den man verliebt ist, hat nichts mit Suche nach Bestätigung, dem inneren Kind oder fehlendem Selbstbewusstsein zu tun.

Das ist vollkommen normal, gesund, und in großer Anziehung begründet.

Dieses pathologisieren von einem Wunsch nach Nähe, Austausch und Kommunikation bei großer Verliebtheit finde ich ziemlich pervertiert.

Im Gegenteil, diesem Wunsch nachzugeben, im Vertrauen darauf, dass es dem Anderen ebenso ergeht, zeugt von großem Selbstbewusstsein und -Vertrauen, weil man die eigenen Bedürfnisse erkennt, respektiert und versucht, diese zu bedienen.

Dieses sich gegen die Natur zurückhalten finde ich persönlich pathologischer.

Wenn sich die große Liebe durch den Wunsch nach Nähe abschrecken lässt, war es Nähe die große Liebe. So einfach ist das.

Beim Falschen kannst du nichts richtig machen, beim Richtigen nichts falsch.