Ich war bis kurz vor Silvester in einer Beziehung. Insgesamt haben wir uns sehr geliebt und trotz vieler Unterschiede im Bezug auf Oberflächlichkeiten, haben wir auch viele gleiche Interessen geteilt.
Als wir uns kennenlernten zog mein Freund kurz darauf zurück in seine Heimat. Ich blieb, fast zwei Stunden entfernt, wohnen. Als wir uns kennenlernten wollte ich unbedingt mit ihm ziehen, habe mich aber von meinem Umfeld beeinflussen lassen und mir einreden lassen, dass ich all meine Selbstständigkeit aufgebe und das nicht meinem "normalen" Verhalten entspreche. Ich habe daraufhin angefangen, die Meinung der anderen als meine anzunehmen. Mein Freund und ich stritten uns mehrfach wegen des Themas. Zweimal knallte es richtig und ich beendete die Beziehung im Streit, ohne es tatsächlich ernst zu meinen. Ich war nur so sauer und enttäuscht darüber, dass er keinerlei Kompromiss zulassen wollte und es für ihn derzeit nicht in Frage kam, nochmal umzuziehen.
Wir hatten eine nicht ganz einfache Zeit. Er hatte familiäre Sorgen um seine Familie, weshalb es ihm bereits auch vor unserer Beziehung oftmals sehr schlecht ging. Und auch währned unserer Beziehung äußerte er, dass er emotional erschöpft sei und Angst habe, an Depressionen zu erkranken, da ihn viele Dinge beschäftigten. Dazu kam, dass ich während unserer Beziehung plötzlich unter einem Stalker litt, welcher mein Handy hackte, mich verfolgte und meinen Arbeitgeber dazu brachte, mich für 4 Monate in die Stadt meines Exfreundes zu versetzen. Ich war am Ende und er stand mir dabei immer dabei. Er hat alles gegeben und die Zeit dort war, trotz der schrecklichen Umstände, wie eine Kur für mich. Wir waren eins, stritten nicht, liebten uns und genossen die Zeit. Als ich zurück ging (obwohl ich hätte bleiben können) brach für ihn eine Welt zusammen. Er hatte sich gewünscht das ich bleibe, ich wollte meinen Job in der Heimat jedoch aus falschen Stolzgründen nicht aufgeben. Jetzt im Nachhinein einfach nur blöd von mir.
Er war ein sehr liebevoller Partner, der mir die Sterne vom Himmel holte, treu und aufmerksam war und mir zeigte, was bedingungslose Liebe tatsächlich bedeutet. Ich redete mir jedoch ein, dass er mich nicht wirklich lieben würde, da er sonst ja auch für mich umziehen würde und war oftmals weniger aufmerksam ihm gegenüber. Ich kritisierte seine Sparsamkeit und andere Dinge und distanzierte mich von ihm. Ich gab ihm weniger Liebe und teilte ihm immer wieder mit, wie traurig ich sei und dass ich nur eine Familie möchte und einen Partner, der bei mir ist. Er schrieb mir immer sehr lieb, aufmerksam, meldete sich ständig bei mir und ich ließ ihn immer wieder gegen die Wand laufen und gab ihm nicht das, was ich ihm eigentlich geben wollte. Ich liebe ihn so sehr, konnte es aber nicht zeigen und war so distanziert zu ihm das ich mich im nachhinein wundere, dass er es so lange hinnehmen konnte. Er sagte mir zwar öfter, dass ihm Nähe und Liebe fehlte, aber ich nahm diese Aussagen nur halbherzig an und überdachte mein Verhalten nicht.
Das erste Mal knallte es bei uns, als er mir das Umzugsdatum mitteilte. Das zweite Mal, als er mir von einer Frau erzählte, die für ihre Kinder und ihren Mann alles berufliche aufgab und sich ganz in der Rolle der Hausfrau wiederfand. Ich fühlte mich aufgrund der Aussage, die er witzig im Gespräch äußerte, plötzlich so angegriffen, dass ich meine Emotionen nicht mehr im Griff hatte. Ich sagte, dass ich mich trennen will und wir stritten fürchterlich. Ich sagte dabei unüberlegt sehr verletzende Dinge, die ich niemals ernst meinen würde. Ich fuhr zu ihm, entschuldigte mich und sah, dass er völlig am Ende war. Er sagte mir, dass er diesen Stress emotional nicht aushalte und das wenn ich mich nicht ändere, er es nicht mehr aushalten würde. Ich sagte einer Änderung zu und oberflächlich änderte ich mich zuerst auch. Bei unserem ersten Streit sagte mein Exfreund, dass er niemals einer Frau zuvor eine zweite Chance nach einem solchen Streit gegeben habe. Er sei ein Mensch der alles durchziehe, was er sich vornehme. Dies bestätigten mir auch seine Freunde. Nach dem zweiten Streit brach er völlig zusammen und sagte mir, dass er eine solche Situation emotional nicht mehr aushalten würde und so etwas nie wieder passieren darf, da es ihn kaputt mache.
Nachdem der zweite Streit vom Tisch war und wir uns verrtragen hatten, steigerte ich mich in das nächste Problem hinein. Meine tickende Uhr. An meinem Geburtstag im November weinte ich, weil ich wieder ein Jahr älter war. Ich fing an, mich mit anderen Familien zu vergleichen und vermisste meine eigene. Ich steigerte mich derart in meine Trauer, dass ich im Dezember schon weinen musste, wenn ich nur Verlobungsringe sah. Im Dezember kam es dann zu einer erneuten Diskussion. Ich wollte über ein eigentlich unwichtiges Thema mit ihm sprechen und unbedingt einen Kompromiss finden. Er gab mir gegenüber an, ein ruhiges Weihnachten und Silvester verbringen zu wollen und nicht streiten zu wollen. Ich wurde sauer und laut und warf ihm vor, dass wir zwei unterschiedliche Leben führen würden und er gar nicht an einem Kompromiss interessiert sei. Dann knallte es. Er sagte, dass er meine Trauer nicht mehr aushalten würde und ich schrie ihn an, dass ich nur wegen ihm traurig sei. Er sagte, dass er nicht mehr könne und beendete es. Ich dachte zuerst, es sei eine Kurzschlussreaktion, so wie zuvor auch, und war mir sicher, dass wir uns wieder vertragen würden. Schließlich war ich mir sicher, dass er der einzige Mann ist, mit dem ich meine Zukunft verbringen will. Doch er blieb dabei. Wir telefonierten, schrieben und es ging uns beiden schlecht. Auch er weinte viel und gab an, mich noch genau so zu lieben, wie zuvor, emotional aber am Ende zu sein und Angst zu haben, durch die ganze Dunkelheit in sich Depressionen zu bekommen. Er nannte unsere Beziehung toxisch. Ich versprach eine Therapie zu machen, mich mit mir zu beschäftigen und zu ihm ziehen zu wollen weil ich gemerkt hatte, dass nicht ein Ort mein Zuhause ist sondern das Gefühl, dass ich mit ihm hatte.
Er machte sich Gedanken, war sich nicht sicher, machte dann aber doch nach einer Woche endgültig Schluss. Er wollte mich nicht zappeln lassen und er sagte, dass er emotional nicht die Stärke habe, diesen Weg nochmal zu gehen. Er glaube nicht daran, dass ich mich ändern könne. Während des Gesprächs ging es ihm sehr schlecht, er übergab sich mehrfach und weinte schrecklich so wie ich auch. Ich fuhr zu ihm, zwei Stunden als er dies erfuhr schrieb er mir bettelnd, dass ich nicht kommen soll, da es uns noch schwerer machen würde. Als ich bei ihm war sprachen wir. Er erläuterte mir nochmal, dass er nicht mehr kann. Er habe Stress mit Immobilien die er gekauft hatte, machte sich extreme Sorgen um seinen Vater da dieser kurz vor einer Trennung stand und diese vermutlich nur schwer durchstehen würde und dann der ganze Stress und Druck, dem ich ihn bereitet habe. Er sei nach der Trennung sehr erleichtert nach Hause gekommen, als sei der Ballast weg zu Hause habe dann aber doch die Trauer und die Erinnerungen an uns überwogen. Wir redeten ruhig, aber emotionslos. Wir waren beide zu diesem Zeitpunkt sehr gefasst, aber vermutlich auch einfach erschöpft. Ich fragte ihn, ob wir noch ein letztes Mal miteinander schlafen wollten. Zuerst wollte er nicht da er mir keine falschen Signale senden wollte, doch so mehr wir drüber redeten, umso mehr gefiel ihm der Gedanke. Wir schliefen miteinander. Danach versuchte ich stark zu sein, packte meine Sachen und fuhr nach Hause.
Danach hatten wir per Whatsapp noch wenige Male Kontakt um Dinge zu klären. Er fragte mich wie es mir ging und äußerte selbst, dass es "okay" sei, da er Ablenkung habe oder das es "up and downs" gebe.
Aktuell befinde ich mich in einer Therapie und auch in Behandlung bei einer Ärztin für innere Medizin die einen enormen Ausschuss von Stresstransmittern bei mir feststellte. Ich arbeite derzeit sehr an mir, vermeide jeglichen Stress (bis auf den Trennungsschmerz, denn den kann ich nicht vergessen), mache Sport und versuche mich (weniger erfolgreich) abzulenken.
Er hatte im Januar, ca. 3 Wochen nach der Trennung, Geburtstag und ich schickte ihm eine wunderschöne und passende Karte zu seinem Hobby (ohne Kitsch, ohne Herzen). Ich schreib ihm alle Eigenschaften auf, die ich an ihn schätze. Dinge, die ich oft gedacht und leider viel zu selten gesagt habe. Ich schrieb ihm das er stolz auf sich sein kann, weil er sich hat nie beeinflussen lassen und das ich ganz besonders an ihn denke und ihm trotz der Trennung so unfassbar dankbar für alles bin. Weiter schrieb ich ihm einen kleines Jahresrückblick mit all den Sachen die er geschafft hatte ohne auf unsere Beziehung einzugehen. Ich lobte ihn für seine beruflichen und privaten Erfolge und Dinge, die man vielleicht im Alltag selbst vergisst. Er schrieb mir an seinem Geburtstag noch direkt eine Nachricht, wie schön er die Karte sowohl optisch als auch Inhaltlich fand und wie sehr er sich darüber gefreut hat. Ich merkte an seinen Worten, dass ihm die Karte etwas bedeutete. Er beging daraufhin ein Gespräch. Wir schrieben locker hin und her. Er fragte mich wie es mir geht und auf "es geht" antwortet er, dass es ihm ebenfalls "es geht" geht. Er schickte mir Fotos und wir verfielen in ein Gespräch. Am nächsten Tag stieg er erneut auf das Gespräch ein, obwohl keine Frage offen war. Wir schrieben weiter und er fragte mich, wie es mir insgesamt gehe und ob es sehr schlimm sei, oder ich zu Recht komme. Ich schrieb ihm, dass ich es besser wird weil ich nun mein Leben ändere und an mir arbeite, um eben nicht wieder in eine solche Situation zu kommen. Weiter schrieb ich ihm, dass ich ihn aber dennoch vermisse und ich weiß, dass das Leben für uns einen anderen Weg vorgesehen hätte, wenn ich früher an diesem Punkt gewesen wäre. Er antwortete, dass es bei ihm tageweise sehr ähnlich geht und es schwierig zu verarbeiten sei, da es ja keinen "Schuldigen" gebe und wir so viele Dinge gemacht haben, die ihn teilweise den ganzen Tag an mich erinnern.
Für mich gab es schon einen "Schuldigen" und bei der Trennung wirkte es auf mich auch so, als sei er ebenfalls der Meinung. Ich sagte ihm, dass es für mich schon einen "Schuldigen" gebe. Er antwortete, dass die Situation schwierig sei und das mit seinem Vater ihn zusätzlich massiv herunterzieht. Ich bat ihm an, sich bei mir auszusprechen da ich weiß, dass ich die einzige bin, mit der über seinen Vater sprechen würde. Er gab jedoch an, dass dies sicher nicht gut sei, da er mich nicht mehr mit seinen Sachen belasten wolle. Ich müsse selbst klar kommen und nach einem solchen Gespräch würde es mir ja auch schlecht gehen. Weiter gab er an, mir keine falschen Signale senden zu wollen. Ich schrieb ihm dennoch trotzdem einen Rat. Zum einen natürlich auf die Situation seines Vaters, zum anderen aber unterschwellig auch auf unsere. Ich schrieb ihm, dass wenn sein Vater und die Freundin sich tatsächlich lieben würde, sie sich mit Sicherheit auch bald reflektieren und an sich arbeiten können und wieder zusammenfinden. Und sollte dies nicht der Fall sein, beide trotzdem irgendwann wieder glücklich werden. Weiter riet ich ihm. Kraft zu sammeln da sein Vater sicher nicht wolle, dass ihn die Situation genauso runterzieht. Danach war Pause, doch er schrieb mir wieder, sendete mir Bilder von seinem Spaziergang und wir schrieben ein wenig. Dann kamen von ihm nur noch kurze Antworten und auf meine letzten zwei Nachrichten nur noch jeweils ein Smiley. Das Gespräch lief also aus und ich versuchte es zu akzeptieren und ihm nicht weiter zu schreiben.
Eine Woche darauf nahm ich mir ein Herz und verfasste einen Brief. Ich schrieb ihm alle Gedanken und Erkenntnisse, die mir gekommen waren. Ich bettelte ihn nicht an zurückzukommen, ließ ihn wissen, dass ich an mir arbeitete und erklärte ihm viele Situation und meine Gefühle, welche ich damals für ihn hatte und ihm nicht immer offen mitteilen konnte. Ich entschuldigte mich für mein Verhalten und versuchte ihm dazulegen, warum ich mich so verhalten habe, obwohl ich ganz anders gefühlt habe. Dazu legte ich ihm das Buch Das Kind in dir muss Heimat finden. Ich laß es nach der Trennung uns es half mir und ich erkannte ihn oftmals wieder. Da er sich für Bücher interessierte und ihm selbst einige seiner Probleme klar waren, dachte ich, es sei eine gute Idee. Ich markierte meine liblings Stellen und klebte 2-3 kleine Zettel mit Hinweisen ins Buch. Zu dem Paket legte ich eine CD mit einem 3 Minuten Video aus Videoschnitten. Ich schrieb dazu, dass er nicht weinen soll wenn er es sieht sondern sich eher freuen soll, so wie ich, dass wir diese Zeit gemeinsam hatten.
Der Brief kam bei ihm an und er meldete sich zuerst nicht. Durch die Freundin seines besten Freundes erfuhr ich, dass ihn der Inhalt des Paketes fertig machte. Er rief seinen Freund weinend an, gab aber auch direkt an, dass es nichts für ihn ändern würde. Drei Tage später kam dann eine sehr nüchterne Nachricht von ihm. Dein Päckchen ist angekommen. Ich stehe zu meiner Entschiedung und bitte dich, sie zu akzeptieren. Eiskalt, direkt. Meine Emotionen fuhren Achterbahn. Es folgte ein Schriftwechsel. Telefonieren wollte er nicht, da er keine Lust auf ein emotionales Telefonat hatte. Weiter wolle er Abstand. Dann stellte er eine Stunde sein Handy aus und antwortete nicht mehr. Ich schrieb ihm daraufhin eine letzte Nachricht. Ich gab an, nur gekämpft zu haben, weil ich ihn liebe und ich hoffe, dass er diese Entscheidung nicht nur aus seinem sturen Kopf getroffen hat, denn man sollte auch auf das Herz hören und auch nicht nur auf andere. Weiter schrieb ich, dass ich seinen Wunsch auf Abstand nun akzeptiere, mich nicht mehr gegen seinen Willen melden werde, aber da bin, wenn er was braucht oder doch reden will.
Er schrieb mir eine ähnlich lange Nachricht zurück. Er schrieb, dass ich so emotional sei, dass seine Worte nicht zu mir durchdringen würden. Man könne erst wieder Kontakt haben, wenn beide seiten abgeschlossen haben und ich mir keine neue Hoffnung machen würde. Er habe die Beziehung nicht beendet damit sich etws ändert sondern weil er nicht mehr konnte und wollte und dies sich auch in Zukunft nicht mehr ändern wird. Wir könnten jedoch in ein paar Tagen (als ob es so schnell besser sei) oder Wochen wieder Kontakt haben, wenn es mir besser gehen würde. Ich solle mich doch jetzt auf mich und meine Bedürfnisse konzentrieren und heilen.
Ich antworte ihm darauf nicht mehr. Die Nachricht ist nun 10 Tage her. kein Lebenszeichen mehr - was zu erwarten war. Ich bin irgendwie immer noch geschockt. Er war ein Partner auf den ich mich in der schlimmsten Zeit verlassen konnte. Wir planten beide Kinder und eine Heirat, waren uns sicher, dass wir zusammen alles schafften und sagten uns dies auch öfter. Nun kann er emotional nicht mehr, was ich verstehe. Ich habe ihn oftmals so schlecht behandelt weil ich selbst so viele Probleme hatte und keine Augen für seine Sorgen und Bedürfnisse. Nun, wo ich alles klarer sehe und meine Fehler endlich refelktieren konnte, ist es zu spät und es macht mich so traurig. Noch nie zuvor habe ich so unter einer Trennung gelitten. Ich weine seit sieben Wochen jeden Tag und habe kaum noch Kraft morgens aufzustehen. Jetzt bin ich an dem Punkt kein Licht mehr zu sehen.
10.02.2021 12:18 •
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