Hallo,
nun möchte ich auch in diesem Forum meiner Trauer etwas Luft verschaffen. Gestern hat meine (Ex)-Freundin Schluss gemacht, wodurch auch ich nun zu den Vielen gehöre, die verlassen wurden. Die Beziehung dauerte etwa 8 Monate. Bereits nach ein paar Monaten wurde diese zu einer Fernbeziehung (was von Anfang an aber auch ziemlich klar war). Wir kannten uns vor der Beziehung ein paar Wochen (im selben Haus gewohnt).
Ich bin Mitte 20 und es war meine erste Beziehung. Nun bin ich sicherlich kein Schönling, aber auch nicht hässlich. Jedoch hielt sich mein soziales Leben in den letzten Jahren ziemlich in Grenzen. Auch während des Studiums kaum richtige Freunde gefunden. Ab und zu gute Bekanntschaften, mit denen man gelgentlich was unternommen hat. Dementsprechend auch einfach wenig Möglichkeiten eine Freundin zu finden. Dazu kommt, dass ich doch recht schüchtern bin, wenn es darum geht einer Frau wirklich nahe zu kommen, obwohl ich ansonsten ein eher offener Typ bin. Habe also nicht wirklich Probleme mit neuen Menschen ins Gespräch zu kommen, aber wenn es um das Fragen nach einem Date oder ähnliches geht ist nicht mehr viel davon vorhanden. Bei der ersten Beziehung habe ich nun etwas Initiative gezeigt, aber auch erst als ich mir ziemlich sicher war, dass Sie an mir interessiert war (Mitbewohnerin hat z.B. auch noch etwas verkuppelt).
Die ersten Monate der Beziehungen waren eine gute Zeit, obwohl ich mir von Anfang an schon unsicher war, ob Sie denn die Richtige ist. Mit der Zeit haben sich dann jedoch mehr Gefühle gebildet. Aber irgendwann kam der Punkt, an dem ich das Gefühl hatte, sie könnte auch 2 Personen sein. Teilweise sehr lieb (die ersten Monate war sie fast ausschließlich so) und teilweise sehr mürrisch und generell eine feindseelige Ausstrahlung (wie Beziehung fühlte sich das dann nicht an). Gerade die ersten Monate schien sie sehr zutraulich (z.B. Tränen bei Abschied), später habe ich so ein Verhalten gar nicht mehr wahrgenommen. Aber auch dann war es doch meist noch ein gutes Miteinander. Wenn man mehrere Tage am Stück zusammen war, hat man was unternommen und insgesamt doch Spaß gehabt. Teilweise dachte ich mir das könnte doch Liebe sein, an anderen Tagen dachte ich die Beziehung habe wenig Zukunft. Dazu kam noch, dass man sich in den Tagen auch irgendwie gegenseitig auf den Füßen trat (immer zusammen in einem Zimmer, in dem die andere Person nicht wirklich ihren Platz hat). Das war aber auch anders nicht machbar, bei einer Fernbeziehung. Zudem hatte ich öfters das Gefühl, dass ihr vieles wichtiger war als die Beziehung (Studium, Freunde, Familie). Natürlich soll nicht alles der Beziehung untergeordnet werden, aber wenn man das Gefühl hat, die Beziehung hat eine recht niedrige Priorität war das für mich nicht wirklich zufriedenstellend.
Am Telefon lief es jedoch besser. Man hat sich gut verstanden, hatte sich in der Regel auch was zu erzählen. Negative Stimmung ist da weniger mitgeschwappt. Außerdem hat mir die Beziehung sehr viel Sicherheit und Selbstvertrauen gegeben. Nach der langen Zeit eine Freundin. Man muss sich nicht mehr fragen, ob ich denn jemals eine Freundin finde. Zudem eine sehr enge Kontaktperson. Gerade wenn man z.B. wegen Praktikum umgezogen ist, hat der Kontakt über Telefon viel geholfen, um sich wohl zu fühlen. Trotz der Schwierigkeiten hat die Beziehung mein Leben signifikant verbessert. Bis eben Schluss gemacht wurde. Kurz davor haben wir telefoniert und sie schien wieder recht beschäftigt zu sein und wenig Interesse an mir zu haben. Hierbei sei gesagt, dass ich seit ein paar Tagen in einer neuen, fremden Stadt wohne und eine neue Arbeit begonnen habe. Das ist für die meisten Leute am Anfang eine Stresssituation, über die man sich gerne austauschen will. Jedenfalls habe ich deutlich gemacht, dass so ein Telefonat nicht wirklich was bringt.
Dann kam eben der Anruf und es war gleich klar, sie will Schluss machen. Hier sei auch noch gesagt, dass wir in einigen Punkten sehr unterschiedlich denken oder handeln, was ebenfalls zu Konfliktsiutation geführt hat. Ich hatte auch das Gefühl, dass das Beziehungsende irgendwann kommen muss. Es haben einfach einige Punkte nicht gepasst.
Aber trotzdem bin ich nun (einen Tag später) am Boden zerstört und könnte den ganzen Tag heulen. Trotz der Konflikte hatte man viele schöne Momente und so manches für die Zukunft geplant. All die geplanten Reisen, Freizeitaktivitäten sollen nun nicht stattfinden? All die intensiven Momente in der Vergangenheit mit einer Person, die nun keine Rolle mehr spielt? Das macht mich fertig. Dazu ist der komplette Selbstzweifel zurück. Neue Arbeit, neue Stadt und die Freundin, welches ein gehöriges Maß an Sicherheit in so einer unsicheren Situation gegeben hätte, ist gleich zu Beginn von einem Tag auf den anderen verschwunden. Wird es wieder ewig dauern bis ich eine Freundin finde, werde ich in dieser Stadt Freunde finden, werde ich mich wohlfühlen, werde ich am Wochende frustriert sein statt gemeinsam mit der Freundin was zu unternehmen? Diese Angst ist mit voller Wucht zurück. Es fühlt sich an, als ob ich von einem zufriedenem Leben in die alten traurigen Umstände zurückgestürzt bin. Die Freundin weg, die die wichtigste Person in den letzten Monaten war und das in so einer Sitation. Da könnte ich einfach heulen.
Obwohl ich vor der Trennung gedacht habe, eine Trennung sei früher oder später kaum zu vermeiden, habe ich nun viele Zweifel und wünsche mir die Beziehung zurück. Die neue Stadt ist auch deutlich näher an ihren Ort und man hätte sich öfters sehen können. Man hat auch nie über die Probleme offen gesprochen. Stattdessen blieb mindestens eine unzufriedene Person an manchen Tagen. Warum man darüber nie gesprochen hat kann ich mir im Nachhinein kaum erklären. Statt dem vielleicht klärenden Gespräch (welches so manchen Konflikt in Zukunft verhindert hätte können) folgte die Trennung und das obwohl gerade ein Aufschwung der Beziehung in Sicht war.
Ich habe nun sehr viel geschrieben, aber vielleicht findet ja jemand die Zeit sich dies durchzulesen und seine eigene Erfahrung miteinzubringen.
04.05.2016 19:06 •
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