Der Tipp mit dem kommunalen psychosozialen Dienst war gut. Ich habe heute angerufen, weil ich nicht mehr weiter wusste. Der Mitarbeiter hat mich sofort zu sich ins Büro eingeladen. Und wir haben 1,5 Stunden gequatscht. Es tat sehr gut, einer fremden Person alles von der Seele zu erzählen. Er ist auch Therapeut und meinte, dass ich mehrere Süchte habe. Jedoch alles nicht stoffgebunden. Im Grunde genommen wie meine Freund, oder Exfreund, egal was er auch immer ist. Ich bin Co-Abhängig, ich bin emotional Abhängig, ich habe Zwänge, Ängste, neige zum Kauf und wer weiß, was da noch hinter steckt. Ohne eine Therapie, so seine Erfahrung werde ich nicht normal da raus finden! Die Beziehung, macht in der jetzigen Sicht keinen Sinn. Im Grunde genommen soll ich mich einfach nicht mehr melden- wie eine Kontaktsperre, aber ohne Hintergedanken.
Ich soll die Zeit für mich nutzen, mir klar werden, was ich möchte. Das mein Freund mir gesagt hat, dass die Situation mit mir der Grund ist, warum er zu den Dro. greift ist schwachsinn. Typisch für Dro.abhängige, sich immer einen Schuldigen zu suchen. Und dafür habe ich mich mehr als angeboten. Irgendwie habe ich mich wie eine Mutter verhalten: Eine Mutter, die ihr Kind vor dem Bösen beschützen will, ohne zu sehen, dass er noch ausgefuchster wird: Weitere Strategien entwickelt und anfängt mit mir zu spielen- hin und her. Ich habe erfahren, dass auch ich eine Spielerin bin- anders als er- Er hat sein Geld in Automaten gesteckt, ich habe emotional gespielt, auf Risiko. So ähnlich wie ich meinem Freund aus psychologischer Sicht bin, das war mir nie klar. Ich dachte wir sind so unterschiedlich: Nein, tief in meinem inneren ist er wie ich, aber trotzdem anders. Und diese Ähnlichkeit gibt mir Grund zu hoffen, dass wir wieder zusammen finden. Aber will ich das nach einem Jahr noch? Ich kann euch jetzt schon sagen: Nein. Im Moment hänge ich noch sehr an der Beziehung, weil mein Konstrukt, welches ich 11 Jahre gepflegt habe außer Kontrolle gerät.
Mein heutiger Therapeut meinte, dass es höchst wahrscheinlich ist, dass mein Freund in einem Jahr immer noch das selbe Leben führt wie jetzt, weil er unehrlich zu seiner Therapeutin ist- sie weiß nichts davon, dass er vom Dro. runter auf *beep* und Alk wieder ist. Da ich nicht weiß, wie regelmäßig das passiert kann ich hierzu nichts sagen. Aber immer wenn ich ihn gesehen habe, dass waren 3 mal in den vergangenen Wochen, spielten diese Dinge eine Rolle. Also kann ich davon ausgehen, dass es auch ohne wenn ich da bin, eine Rolle spielt, zumal er es mal gesagt hat. Das freut mich, auch wenn es böse klingt. Aber es tut gut, zu wissen, dass meine Angst, dass er auf einmal ein perfekter Mann wird nicht berechtigt ist. Ich wünsche ihm die Gesundheit und ein zufriedenes Leben, aber heute denke ich an mich: Ich wünsche mir, dass es mir besser geht und das funktioniert nicht mit uns zusammen. Ja, Liebe spielt bei mir auch eine große Rolle, aber Liebe muss mir und ihm gut tun und das tat sie nicht, eigentlich noch nie in dieser Beziehung. Ja, diese Beziehung gibt mir etwas! Sicherheit, eine Person zu Kontrollieren. Ich kann meine Muttergefühle bei ihm ablassen und hatte Grund, von mir abzulenken. Bestimmt noch viel mehr, sonst würde ich dieses Spiel nicht elf Jahre mitspielen. Aber ich bin noch jung. Und meine Zukunft plane ich mit einer normalen Partnerschaft! Dieses Spiel ging lang, führt aber zu keiner normalen Partnerschaft, egal wie lange ich daran geglaubt habe. Jetzt liegt es bei mir, herauszufinden, warum ich dieses Spiel mitspiele, oder mit mir habe machen lassen.
Höchst wahrscheinlich ist er genau so emotional von mir anhängig, wie ich von ihm. Aber ich wünsche mir, dass er irgendwann aufwacht und merkt, was für eine Frau er verloren hat: Es ist zuspät für uns, aber es gibt mir meine Genugtuung. Vielleicht bin ich sehr Hasserfüllt im Moment, aber seit 5 Stunden fühle ich mich wieder stark. Ich habe eine Zeit überlegt, ihn anzurufen, von meinem Tag zu erzählen, aber nein! Finger weg vom Handy, ich habe keine Lust auf diese ständigen Abfuhren, zumal der Tag mich weitergebracht hat und mir hilft. Im Moment überlege ich, ob ich wenn ich am Wochenende in die Richtung fahre, bei ihm einen Abstecher machen soll, darüber bin ich mir noch nicht klar. Obwohl es mit Sicherheit keine gute Entscheidung sein wird.
Da mir das Gespräch mit dem Mann sehr geholfen hat, habe ich gefragt, ob ich wieder kommen darf. Und er freut sich, hat mir direkt einen neuen Termin gegeben, in der nächsten Woche. Wir haben Nummern von passenden Therapeuten rausgesucht und morgen rufe ich den ersten an. Ich möchte mich besser verstehen, rauskriegen was mit mir los ist. Vielleicht haben wir ja irgendwann doch noch... wer weiß.
Nach der Sitzung war ich sehr müde und hätte direkt schlafen können. Und gleich werde ich wahrscheinlich zum Sport gehen. Keine Ahnung, wie lange meine Stimmung anhält, von Sekunde zur Sekunde verspüre ich wieder das Gefühl anzurufen, aber nein, keine Abfuhr, zumindest nicht heute. Wie bei den NAs- 24 Stunden etwas vornehmen.
Fortsetzung folgt....