Eiszeit

E
Liebe Forengemeinschaft...

Seit Monaten weiss ich nun nicht mehr, was tun, oder an wen ich mich noch wenden soll, also wende ich mich an Euch...

Ich bin 35, seit 8 Jahren mit meinem Mann zusammen (Seit April 99 verheiratet) unsere gemeinsame Tochter ist gerade 7 geworden.

Unsere Beziehung war schon seit Jahren von Kommunikationsstörungen und Missverständnissen überschattet, doch nun hat sich etwas verändert, etwas ist endgültig gestorben.

Seit 14 Wochen reden wir kein Wort mehr miteinander.
Auslöser dafür war irgendeine lächerliche Kleinigkeit, ein Streit.

Das war ja nichts Neues, dass er dann zumachte und tagelang nicht sprach, aber diesmal war es anders...auch ich konnte nicht mehr sprechen, nicht auf ihn zugehen.

Es ist einfach unerträglich, dieser Zustand, früher hatten wir es auch schon 3 Mal mit einem mediator versucht, mehr auf mein drängen hin, doch das hatte keinen Sinn, er redet mit niemandem, auch nicht mit freunden über seine Gefühle.

Nun ist sowieso ein toter Punkt erreicht, an dem nichts mehr geht.
Schlafen kann ich nicht mehr, ich darf die unendliche Trauer nicht zeigen, die mich wie ein schwerer Samtvorhang umschliesst, da ich unsere Tochter alleine erziehe.
Wir haben getrennte Räume und wenn wir uns zufällig in der Wohnung begegnen, sehen wir uns niemals an.

Es gibt bei ihm niemand Anderen und bei mir auch nicht.
Ich liebe ihn, das weiss ich, wohl hat er auch noch Gefühle für mich, die er jedoch mit Wut überlagern kann, das ist spürbar,
er schafft es, das Negative zu sehen.

Ich sehe nur, was wir kaputtgemacht haben.
Auch habe ich schon alles Erdenkliche ausprobiert, Psychologen, all das, doch das war nichts wirklich Neues.

Nun bin ich einfach am Ende.
Familie habe ich keine mehr und wohne auch nicht in meiner Heimat, ich sollte dann diesen Ort hier verlassen, wenn ich gehe.

Dann denke ich, ich kann es ohne ihn nicht aushalten,
seine Stimme, sein Gesicht, aber das ist ja nur die Vergangenheit!
All das habe ich ja nicht mehr!

Was ich weiss ist, er wird auf keinen Fall von sich aus gehen.
Begründung gibt es dafür keine.
Er weiss, ich würde ihm keine Steine in den Weg legen mit dem Kind und er käme auch finanziell besser weg, weit besser, als ich. Das kann ich dann auch nicht verstehen.

Es geht ihm sicher ebenso schlecht, wie mir, doch er wird nicht gehen.

Anfang Juni habe ich eine Bekannte besucht mit meiner Tochter, eine Woche waren wir weg. davor hatten er und ich auch schon Zwist.
Aber er rief oft an, schrieb SMS, holte mich sogar noch dort ab, als wir aufbrachen und hatte die Wohnung hergerichtet.
ich hatte den Eindruck, er kommt gar nicht ohne mich aus, war froh, als ich zurück war.
In dieser Nacht sagte er noch zu mir : Ich wollte mich gar nicht mehr mit dir verstehen

Jetzt ist alles anders, ein Rieseneisblock steht zwischen uns.
Ausgesprochen wurde diese Trennung nie, aber es ist eine Trennung...

Endgültig am Ende meiner Kraft habe ich nun Euch gefunden.
Viele von Euch sind auf hundsgemeine Weise verlassen worden, Dann lest ihr dies hier, zwei Menschen, die anscheinend, wie mutwillige Kinder ihr Lebenschiff sinken lassen..

Aber so ist es nicht, über kurz oder lang werde ich sicher zusammenbrechen, ich habe mich von Menschen zurückgezogen, auch aufgrund einer Schilddrüsen-Autoimmunerkrankung, die mir gerade zusätzlich zu schaffen macht, er weiss nichts davon, hält mich für faul und bösartig.

Ausharren kann ich nicht mehr, ich bin jenseits der Worte und wenn ich einmal versucht habe, ihn anzusprechen, wurde nicht geantwortet oder es kam ein Mir egal

Ja, ich sollte ihn hassen, er ist nicht da, jetzt, da ich ihn brauche, aber es geht nicht, ich spüre nur die Trauer.
Er hat mich so oft im Stich gelassen, wenn ich ihn gebraucht hätte.

Schweren Herzens gehen scheint mir die einzige Möglichkeit, aber ich habe grosse Angst.
Natürlich auch um mein Kind.

Drehe mich immer im Kreis, meine Lebensfreude ist völlig dahin, ich bin mir selbst fremd.

Habe keine Antworten mehr.
Vielleicht hat jemand von Euch einen Rat für mich...

Ich sehe einfach nur noch schwarz.

Danke, dass ihr mir zugelesen habt.

grüsse, Hella

02.12.2003 23:05 • #1


E
Liebe Hella,

eigentlich wollte ich gerade zu Bett gehen (schaue dann immer noch mal kurz ins Forum) und bin an deinem Bericht hängengeblieben.

Ich finde es sehr traurig, dass zwei Menschen, die doch wohl noch Gefühle füreinander haben, sich gegenseitig so zerstören. Und es ist sehr schwer, hier etwas zu raten, da du ja, wie du schreibst, schon einiges ausprobiert hast.

Vielleicht kannst du ihm ja mal einen Brief schreiben, indem du ihm alles mitteilst, was dich bewegt.......deine ganzen guten und schlechten Gedanken und Gefühle, deine Verzweiflung (die man in diesem Bericht ganz deutlich spürt), deine Traurigkeit, deine Angst, dein nichtverstehen, auch deine Krankheit mit der Schilddrüse usw. - einfach ALLES. Einen Versuch ist es doch wert.

Aber wenn sich auch daraufhin nichts ändert, wäre es für dich und eure Tochter wohl das Beste, wenn du dich von ihm trennst. Denn SO kannst du nicht weiter machen. Zumal du dich ja auch noch um die Kleine kümmern musst. Und die braucht eine starke Mutter. Und glaub mir, du KANNST es aushalten ohne ihn. Schlimmer als jetzt kann es doch ohnehin nicht mehr werden.

Vielleicht braucht ihr BEIDE aber auch erst mal ein wenig Abstand voneinander, um herauszufinden was und wieviel ihr noch füreinander empfindet. Möglicherweise könnt ihr euch dann wieder etwas näher kommen. Eine Garantie ist das aber nicht.

Zumindest kannst du dich dann aber in der Zeit um dich selber kümmern und diese Zeit nutzen, dass es dir wieder besser geht. Und tu etwas NUR für dich. Auch eine psychologische Therapie nur für dich, also ohne deinen Mann, wäre sinnvoll. DU musst erst mal wieder zu Kräften kommen, sonst gehst du daran kaputt.
Ob du deine Ehe retten kannst steht auf einem ganz anderen Blatt. Denn du allein wirst das nicht schaffen können. Da gehören zwei zu und wenn er nicht will oder sich stur stellt, kannst du daran nix ändern.

Wenn du nicht weiter weisst schreibe einfach wieder hier ins Forum. Es ist nur nicht immer leicht einen Rat zu geben.

Ich wünsche dir auf jeden Fall ganz viel Mut und Kraft die Situation durchzustehen und die richtige Entscheidung zu treffen.

Alles Gute und Liebe
Wolfsfrau




03.12.2003 00:17 • #2


A


Eiszeit

x 3


E
Hallo Hella,

mit Trauer lese ich solche Einträge - wie sich Menschen selbst quälen können...

Wolfsfrau hat schon vieles geschrieben, ich schließe mich dem an. Ein Brief ist nachhaltig, kann mehrmals gelesen werden, kann kontrolliert geschrieben werden - ohne große verletzende Emotionen und auch von einem guten Bekannten gegengelesen werden.

Das wäre auch der Schritt, den ich gehen würde (den ich auch damals zur Trennung vorher noch gegangen bin). Es erleichtert die Situation, da man weiß, man hat es versucht.


Wenn daraufhin keine Veränderung eintritt - und sei es nur wieder das Gespräch - bleibt Dir nur, die Partnerschaft zumindest vorübergehend zu beenden, da es nämlich keine Partnerschaft mehr ist.
Ob es dann später wieder ein Zusammenfinden geben wird, wenn jeder merkt, was dem anderen fehlt, steht auf einem anderen Blatt. Das gilt es - meiner Meinung nach - auf jeden Fall offen zu halten.
Denke daran, daß Du nicht ohne weiteres die Wohnung verlassen und das Kind mitnehmen darfst. Das kann Dir ein Gericht, wenn es hart auf hart kommt, negativ auslegen (Kindsentführung). Hierzu brauchst Du die Einwilligung des Partners, soweit ich das noch weiß.

Aber - so groß die Liebe auch sein mag - kein Mensch hat das Recht, einen anderen dauerhaft seelisch zu quälen. Und eine Situation aufrecht zu erhalten, die quälend ist, bringt überhaupt nichts.

Da ist es besser, ein eigenes Leben zu leben - unabhängig und frei, ohne Partner (ist er das noch?) - aber seelisch gereinigt (natürlich nach dem durchlebten Trennungsschmerz, der auf Dich wartet).

Aber lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Ein wenig Individualist mußt (!) Du immer bleiben, Gruß, Gerd

03.12.2003 07:53 • #3


E
Hallo Hella,

das ist eine traurige Geschichte. Sie erinnert mich an die Geschichte der Eltern eines Freundes. Sie haben 10 Jahre nicht miteinander geredet, bevor jetzt endlich die Sache beim Gericht ist und seine Mutter ein Leben beginnen kann. Der Vater hat sich so verhalten wie Dein Mann.

Du tust Dir schwer wegzugehen, das verstehe ich. Und aus dem ganzen Text, den Du schreibst, gewinne ich den Eindruck, dass Du gerne hättest, dass er sich verändert, dass er dem/r PsychologIn zuhört, dass er aufmacht. Du machst das alles sowieso. Das glaube ich Dir sofort.

Traurigerweise ist es so, dass wir andere nicht dazu zwingen können, sich zu verändern. Wir können uns selbst verändern, und mit Situationen anders umgehen. Wenn er jede Veränderung verneint, dann hat er eigentlich seine Entscheidung getroffen. Du hast auch die Wahl. Entweder Du willst das weiterhin ertragen und arrangierst Dich damit, oder Du gehst. Wenn Du zu agieren beginnst, dann kommst Du aus der Opferrolle heraus. Die 'Opferrolle' meine ich jetzt auf keinen Fall abwertend. Ich meine damit, dass Du momentan reagierst, und möchtest, dass er sich verändert, und damit in der Warteposition bist. Wenn Du Vorstellungen von Deinem weiteren Leben entwickelst, und sie umzusetzen beginnst, dann bist Du davon weg.

Es ist sauschwer (tschuldige die finanzielle Sicherheit aufzugeben, und ich hoffe, dass Du einen Beruf und evt. einen Arbeitsplatz hast. Das wird Dir viele Ängste mildern. Lass Dich aber auch nicht entmutigen, wenn dem nicht so ist.

Und wegen Deiner Autoagressionskrankheit.... Das hat vielleicht auch psychosomatische Komponenten. Schließlich richtet Dein Körper seine Waffen gegen sich selbst. Lösch Dich nicht aus! Gehe in eine Bücherei und kaufe Dir ein paar gute (Selbsthilfe)bücher. Ich kann Dir Louise Hay empfehlen. Viktor Frankl hat auch ganz gute Bücher geschrieben. Der hatte trotz KZ Lebensmut und eine Therapierichtigung begründet, die heute in der Logotherapie und Existenzanalyse zu finden ist.

So wie Du Dich liest, kann ich mir vorstellen, dass es Dir unheimlich gut tun würde, einen Menschen an der Seite zu haben, der Dir beisteht und Dir hilft Deinen Sinn wieder zu finden. Die meisten Therapeuten sind auch entgegenkommend was das Finanzielle angeht.

Ich wünsch Dir alles Liebe!

Stehaufweiben

03.12.2003 11:22 • #4


C
Liebe Hella,
ich schliesse mich Wolfsfrau_1963 völlig an.
Und bedenke, mit 35 hast du noch nicht mal die Hälfte deines Lebens rum. Es gib noch viel Zukunft die vor dir liegt. Damit es sich nicht so entwickelt wie in Stehaufweibchens Geschichte beschrieben, solltest du die Initiative ergreifen und dir einen Zeitpunkt vornehmen, um den jetzigen fürchterlichen Zustand zu beenden und ein besseres Leben zu beginnen. Mit 14 Wochen hast du schon sehr lange ausgehalten. Gib deinem Mann noch eine Chance mit einem Brief. Beschreibe deine momentane Traurigkeit, aber mache ihm auch unmissverständlich klar, dass du jetzt was ändern wirst um dich selbst zu schützen. Überleg dir was das beste für dich und deine Tochter ist.
Viel Kraft wünscht dir Capricorn

03.12.2003 12:43 • #5


E

Hallo Hella,

du scheinst über lange Zeit seine Kommunikationsschwächen dadurch kaschiert zu haben, dass du wieder auf ihn zugegangen bist. Seitdem DIR das zuviel geworden ist, fällt dir erst auf, daß ER sich offenbar immer bitten lässt, wieder normal zu werden.

Wenn ich sowas lese:

Das war ja nichts Neues, dass er dann zumachte und tagelang nicht sprach

bekomme ich Zustände. Das ist NICHT normal! Hast du dir mal den aktuellen SPIEGEL-Titel durchgelesen (Seele aus Eis)? Wäre vielleicht interessant. Oder als Standardwerk im populärwissenschaftlichen Bereich Emotionale Intelligenz von Daniel Goleman (gibts günstig als Taschenbuch).

Im Grunde scheinst DU derzeit nicht mehr die Kraft zu haben, die Beziehung zu erhalten, und jetzt fällt dir SEIN geringer Beitrag erst so unangenehm auf. Es hört sich für mich so an, als müsste sich dein Mann SEHR stark ändern, damit eure Beziehung wieder funktionieren kann.

Mein Vorschlag wäre, ihn zu einem ernsthaften Gespräch aufzufordern. Es muss nicht lang sein, aber es muss diese eine Frage drin sein: Willst du mit mir noch eine Partnerschaft, ja oder nein? Warum (nicht)? Gib ihm Bedenkzeit, aber nicht zu viel. Sonst leidest du noch wochen- und monatelang daran herum.

Vergiss dich selbst nicht, lerne wieder ein eigenes Leben zu führen. Definier dich nicht über ihn oder über die Ehe!

Alles Gute,
Thorsten


Gruß,
Thorsten

03.12.2003 16:33 • #6


E
Hallo Ihr, erstmal bin ich überwältigt und auch erfreut über so viele Antworten, denn wie erwähnt, ich bin es nicht mehr gewöhnt, das Thema anzuschneiden, es tut mir bereits sehr gut, bei Euch zu sein!

Die Idee mit dem Brief finde ich wirklich sehr gut und werde sie auch umsetzen. Das wird ein sehr langer Brief werden.
Zum Gegenlesen habe ich auch eine einzige Person, die mir den Tipp gab, darunter eine Blaupause zu legen, dass ich,
wenn es an der Zeit sein sollte, eines Tages meiner Tochter diesen Brief zeigen kann, meinen letzten Versuch!

Sicher würde das dann wieder klappen, mit Abstand,
aber ich würde es dann nicht mehr wollen, wenn, dann beginne ich wirklich ganz von vorne.
Ein Wiederannähern, das würde ich als zu schmerzhaft und als zu riskant empfinden. Schon schwer genug, ihn von Zeit zu Zeit sehen oder hören zu müssen, wenn er unsere Tochter sehen möchte...Schmerzlich genug.

Und ich denke, der Brief wird eher ein Abschiedsbrief, aber eben in dem Gefühl, dass ich alles getan habe, was möglich war, ohne mich aufzugeben...

Denn Hoffnung, nein, ich glaube das war es, was endgültig gestorben ist, die Hoffnung.

Und auch meine Kraft schwindet mit jeder Minute.
Eben da ich ja eine starke Mutter sein muss, darf ich dies jedoch nicht zeigen....

Ja, klar ist es in dem Moment eine Opferrolle, indem man versucht, sich zurückzunehmen. Das habe ich vielleicht zu exzessiv gemacht, weil ich wusste, wo meine Fehler lagen,
bei Problemen habe ich immer Konfrontationskurs eingeschlagen, dachte dann, naja, er braucht Zeit...
ich war zu heftig, habe ihn überrollt, das war nicht ok. etc.

Aber 14 Wochen, nein. Sicher habe ich auch gehofft, eine Reaktion auszulösen, da ich ja nicht mehr agieren konnte.
natürlich kann man niemanden zwingen und die Wunden sitzen zu tief. Ich hätte mir gewünscht, nicht auch noch am Ende der Beziehung allein die Verantwortung tragen zu müssen...

Finanziell, das wäre noch erträglich, obwohl ich momentan keine Arbeit habe, da er 3- Schicht-Dienst hat habe ich mich immer, auch in Ermangelung von Betreuungsmöglichkeiten, um meine Tochter gekümmert....(Mich sehr eingeschränkt)

Ich weiss einfach nicht, wohin ich ziehen soll.
Hier in dem Ort würde mich alles nur an ihn erinnern, manche Gegenden sind zu abgelegen (hab kein Auto) und in die Grosstadt? Das wäre für meine Tochter nochmal eine Umstellung...
Für mich allein wäre das kein Problem, aber sie wird sehr unter einer Trennung leiden und dann noch ihr soziales Umfeld einbüssen müssen.

Natürlich will ich weder wegen Sicherheiten noch allein aus Liebe zum Kind eine Beziehung in Schweigen führen.

Was heisst Beziehung, ja Quälerei und schliesslich Zerstörung.

Meine Tochter ist zufrieden, wenn beide greifbar sind, obwohl er so gut wie nichts für sie tut, aber sie liebt ihn nunmal.
Ich kann allerdings nicht verantworten, ihr ein solches Muster vorzuleben, das kann für sie später verheerende Folgen haben.

Thorsten, Du hast mich auch sehr nachdenklich gestimmt.
Ja, ich wusste, er hat Defizite im emotionalen Bereich,
jetzt weiss ich auch, was er immer damit gemeint hat, ich würde ihn für einen Trottel halten, wohl weil er sehr genau weiss, dass ich eben mit manchen Dingen umgehen kann, er jedoch nicht.

Das ist jetzt hervorgebrochen, in der ganzen Macht.
Das muss ich mir immer wieder sagen: Nein, dass ist NICHT normal....

Der Spiegel-Titel hat mich fasziniert, aber auch erschreckt.
Da versuchte ich mich zu erinnern, ob ich jemals eine Situation erlebt habe, in der er wirkliches Mitgefühl gezeigt hat mit irgeneinem anderen Menschen.

Negativ...!!!

Als März 98 meine Mutter starb, begann die Beziehung langsam zu kriseln. ich liebte sie unglaublich, er klopfte mir 2 Wochen auf die Schulter und wunderte sich, dass ich nicht mehr so war, wie früher...!

Oh, wei, ich bin so froh, dass ich Euch hier habe, aber auch erschrocken. So wache ich vielleicht endlich aus dem langen Traum auf...alles hat funktioniert, wenn ich funktioniert habe,
so war es.

Wenn ich nicht aufwache, entwickle ich noch eine Art Stockholm Syndrom, dankbar für die kleinste Geste,
Hauptsache nicht verletzt...

Nun, ich habe Eure threads alle aufmerksam durchgelesen, dreimal insgesamt, aber ich werde sie noch mehrmals lesen müssen.

Ich habe noch viele Gedanken und ihr habt mir alle, jeder auf seine Art, Neue Sichtweisen eröffnet.
Gerade ist meine Tochter krank und ich bin auch etwas unkonzentriert, seid sicher, ich habe nichts ausser acht gelassen und möchte Euch von ganzem Herzen danken.

Jetzt kann ich zum ersten Mal weinen, ich weiss nicht, wie lange ich nicht mehr geweint habe, es muss ein jahr her sein.
Oder länger...

Thx. auch für die Buchtipps, EQ habe ich schon gelesen, die anderen nicht.

Ein Gespräch, das ist leider nicht möglich, denn die Antwort würde lauten: Mir egal.

Er hat alles aufgegeben, einschliesslich sich selbst.
das möchte ich für mich und mein Kind nicht tun....

Eure Hella

04.12.2003 00:09 • #7


E
Hella,

ich habe mich von Menschen zurückgezogen, auch aufgrund einer Schilddrüsen-Autoimmunerkrankung, die mir gerade zusätzlich zu schaffen macht, er weiss nichts davon, hält mich für faul und bösartig.

Findest Du es fair, ihm Vorwürfe zu machen für etwas, was er nicht wissen kann? Ich denke, daß auch Du etwas Probleme hast, Dich ihm gegenüber klar zu äußern, wie die meisten Menschen. Aber Du scheinst kommunikativer zu sein als er. Hast Du ihm schon mal einen Brief geschrieben? Vielleicht kann er damit mehr anfangen. Aber vergiß nicht: Er ist ein Mann, und konfrontiere ihn nur mit max. 1-2 Fragen oder Feststellungen, zu denen er Stellung beziehen soll. Auf gar keinen Fall irgendwelche ellenlangen Schachtelsätze, das verschließt jeden unbewußten Mann noch mehr. Das machst Du so lange, bis Du alle Deine Fragen beantwortet weißt.

Ich sehe einfach nur noch schwarz.

Versuche Deine Situation aus der Distanz relativ zu sehen und nicht absolut und rein subjektiv von innen. Das Leben bietet noch 1000 schöne Dinge und vielen anderen Menschen geht es in solchen Momewnten auch nicht besser. Vertrau auf die Kraft, die in jedem steckt, und die er nur wecken muss, und in die Güte des Schicksals.
Apropos: Hassen mußt Du ihn nicht, denn er wird sehr leiden wenn Du ihn verläßt und das sollte Dich milder stimmen.

cu

04.12.2003 00:37 • #8


E

Hallo Hella,

wenn ein Gespräch wirklich nur Mir egal ergeben würde und du weisst, daß er das ernst meint, und nicht nur selber so verletzt ist, daß er nicht mehr kann... Dann ist es Zeit für dich, einzusehen: Dieser Mann hat mich nicht verdient.

Sorry wenn das ziemlich bösartig klingt, aber wer sich SO WENIG um das wichtigste(?) in seinem Leben kümmert, kann auch eine Haushälterin einstellen, die die Wäsche macht.

Aus deinen Beiträgen spricht immer wieder das gleiche Muster: Du möchtest etwas MIT IHM verändern, etwas MIT IHM verbessern - aber am Ende musst DU die ganze Mühe aufbringen, während ER munter so weiter lebt wie vorher. Und natürlich bist du am Ende frustriert und kaputt, weil ER sich um seinen Beitrag gedrückt hat. Ihn scheinen deine Probleme ziemlich kalt zu lassen! Kotzt dich diese Gleichgültigkeit nicht langsam an? Es geht hier doch nicht um eine offengelassene Zahncremetube!!

Überleg dir sehr genau, ob du dir das antun musst. Auch du kannst wieder ein EIGENES Leben führen. Und deiner Kleinen geht es dann sicherlich auch viel besser. Kinder haben für solche bösen Streitigkeiten hochempfindliche Antennen und leiden darunter.

Denk wieder an dich! (Und natürlich auch an deine Tochter!) - Wie ER dann damit klarkommt, das ist bei seinem Null-Engagement dann seine Sache, das musst du beim besten Willen nicht auch noch bedenken.

Alles Gute,
Thorsten

04.12.2003 07:06 • #9


E
liebe hella,
es tut mir so weh zu lesen, was du durchmachst. bitte nicht aufgeben: du schaffst es, deinen weg zu suchen und zu gehen.
ich war einmal mit einem mann zusammen, unterdem ich wie wahnsinnig gelitten habe, der war der prototyp des emotional schwer zugaenglichen mannes und hat auch z.t. wochenlang nicht mit mir gesprochen - bis heute habe ich keine ahnung, warum. z.t. aus heiterem himmel - meine eigenen belange, pruefungen, freundschaften, interessen und mein lebensmut, verschwanden bedenklich aus meiner wahrnehmung.
ich habe vier jahre gebraucht, um von diesem mann loszukommen - ich habe das buch wenn frauen zu sehr lieben verschlungen und es war einige jahre meine bibel - ich habe eine shg gegruendet und diese noch jahrelang besucht und betreut. es hat geholfen, meine partnerwahl wurde langsam gesuender.
ich moechte idch ermutigen, dich mal umzusehen in deinem umfeld, ob du nicht eine shg fuer frauen, die zu sehr lieben findest, der du dich anschliessen kannst.
was mir auch geholfen hat, sind die al anon-gruppen! das sind gruppen fuer leute, die irgendwie mit Alk. im familien- oder freundeskreis zu tun haben / hatten. auch wenn das bei mir nicht so war, haben mir die meetings so sehr geholfen, dass ich die erkenntnisse daraus nicht mehr missen moechte.
schau doch mal, ob du da hingehen kannst. es ist auf jeden fall einen versuch wert, denn die auswirrkungen von Alk. auf die familie sind denen SEHR aehnlich, die dysfunktionale familien auch erleiden. du kannst dort wirklich etwas kraft finden, die du dringend brauchst, um deinen weg zu finden.
du schaffst es! bei mir war es irgendwann so weit, dass ich mir wert genug war, diese qualen nicht mehr laenger hinzunehmen. WANN dieser punkt erreicht ist, kann nur jeder selbst spueren: ich habe das gefuehl, bei dir steht er kurz bevor oder du hast ihn schon erreicht, musst jetzt aber noch kraft sammeln, um die konsequenzen zu ziehen!
weiter so. nur einen tag nach dem andern!
alles liebe
juliet

04.12.2003 12:48 • #10


E
Hallo Hella


ich habe mich von Menschen zurückgezogen, auch aufgrund einer Schilddrüsen-Autoimmunerkrankung, die mir gerade zusätzlich zu schaffen macht, er weiss nichts davon, hält mich für faul und bösartig.

Du musst schnellstens mit ihm darüber reden..ich weiß wovon ich spreche auch ich habe diese Krankheit..dein ganzes ich verändert sich durch diese Krankheit und du merkst es nicht wie soll er wissen was los ist deine Traurigkeit und die Dunkelheit kann..muss nicht aber kann mit damit zusammen hängen..wie genau nennt sich diese Schilddrüsenkranheit weißt du das?
Hast du gute Ärzte?

Nordische Grüße..Friesin

04.12.2003 16:34 • #11


E
Es hat sich leider doch alles nun anders ergeben.

Aber kurzer Schnitt- Ich hatte ihm, nach der Diagnose gesagt,
das ich Hashimoto Tyreoiditis habe, mehr nicht, sonst wäre mir das als Gejammer ausgelegt worden.

Er hätte sich darüber informieren können, tat er aber nicht, war ihm doch EGAL.

Deshalb hatte es auch keinen Sinn, ein Gespräch darüber anzufangen. Bin ja Simulantin.

Heute ist nun Schluss, endgültig, da ich eine schwere Grippe habe, hatte ich ihn gebeten, mit unserem kranken Kind zum Arzt zu gehen, was er nicht tun wollte.

Ein Gespräch war nicht möglich, er sagte nur, ihm sei alles egal, egal, ob ich krank sei, alles egal.

Egal, was ich ihm zu sagen hätte, ich fragte, ob er einen Brief lesen würde.

Nein. Wäre ihm egal, was ich zu sagen hätte.

Nun ist es vorbei, aber ich weiss nicht, wielange ich noch mit ihm unter einem Dach leben muss.

Bis ich alles geregelt habe und eine Whg. gefunden habe, das kann sich hinziehen.
Ich habe angst, dass die situation nun eskaliert.

heute wurde ich als Krüppel beschimpft.

Leider habe ich keine Familie mehr, zu der ich könnte.

Und für mich selbst etwas tun, Gruppen etc. kann ich alles vergessen, da ich niemanden habe, der meine Tochter betreuen könnte.

Ich werde ein völlig isoliertes Leben führen, das weiss ich jetzt schon. Weil wir beide eben allein sind, mein Kind und ich,
egal, wohin ich ziehe.

In der Nähe bleiben muss ich, damit er sein Kind sehen kann, wenn ihm nicht Sportschau oder sein PC auf dauer wichtiger sind, aber die Chance muss er erhalten.

Perspektiven habe ich keine mehr, ich wünsche nur, so schnell, wie möglich hier raus zu kommen.

Nun herrscht Krieg, die Chance mit dem Brief nochmal eine abschliessende Erklärung (ohne Forderungen), ich wollte nur meine Gedanken und Gefühle aufschreiben, abzugeben ist vertan.

Es ist nur noch Horror und Terror, ich möchte nicht mehr.
So schnell kann das alles gehen.

Gestern noch die Hoffnung auf eine Trennung in Verständnis, zumindest in Ruhe, ist vorbei.

Er hat sich gar nicht mehr im Griff und man kann kein wort mehr mit ihm wechseln.

Sowas gibt es doch einfach nicht, es ist mehr, als ich ertragen kann.

Grüsse an Euch alle, Eure Hella

04.12.2003 21:28 • #12


E
Hallo Hella,

Du hörst Dich resigniert an.

Du schreibst:
...
Und für mich selbst etwas tun, Gruppen etc. kann ich alles vergessen, da ich niemanden habe, der meine Tochter betreuen könnte.

Ich werde ein völlig isoliertes Leben führen, das weiss ich jetzt schon. Weil wir beide eben allein sind, mein Kind und ich,
egal, wohin ich ziehe.
...

Das ist übertrieben und viel zu pessimistisch. Du wirst bestimmt kein isoliertes Leben leben, wenn Du das nicht willst. Es gibt Gruppen wo man mit Kindern hinkann, wobei das Angebot in der Stadt bestimmt besser ist als auf dem Land. Dazu muss man auch bestimmt nicht gleich in eine Großstadt. Gerade über Kinder kommt man im Park in Kontakt mit anderen Eltern, oder über die Schule und den Turnverein, die Musikschule usw. Es gibt Eltern-Kind-Zentren, wo man hingehen kann und Anschluss findet. Das hilft dann wieder Selbstvertrauen aufzubauen und ein bisschen glücklicher zu leben.

Sicher ist Deine Situation schwierig. Da gibts auch gar nichts zu beschönigen. Aber aussichtslos ist sie ganz bestimmt nicht. Und, ganz wichtig: Wenn eine Tür zugeht, gehen zwei neue auf . Du hast bestimmt eine Freundin oder es wird Dir jemand entgegenkommen, der Dir ein wenig zur Seite stehen kann. Warum versuchst Du es nicht mit einer Therapie? Ich hab ja geschrieben, dass Therapeuten oft sehr kulant sind.

Weiter schreibst Du:

...
In der Nähe bleiben muss ich, damit er sein Kind sehen kann, wenn ihm nicht Sportschau oder sein PC auf dauer wichtiger sind, aber die Chance muss er erhalten.
...


Du musst ganz sicher nicht im selben Dorf bleiben, wenn Dir da nur Schwierigkeiten gemacht werden und Du kein Auto hast. Und wenn er sich nicht interessiert für seine Tochter, dann hast Du gar keine Verpflichtung. Denn dann sitzt Du 10 Jahre an einem Ort, und er kommt vielleicht 5 mal im Jahr für eine Stunde auf Besuch. Das würdest Du Dir antun? Deine Tochter wird sich, falls er so ist, damit abfinden müssen, dass sich ihr Vater nicht für sie interessiert. Das wird für sie sehr hart sein, aber Du kannst es bestimmt nicht ändern. Du hilfst ihr wahrscheinlich sehr damit, wenn Du sie tröstest und nicht über ihn schimpfst, auch wenn er sich so verhält.

Am besten ist es wahrscheinlich, wenn Du schlafen gehst. Auch wenn es abgedroschen ist: Morgen schaut die Welt wieder anders aus.

Und:

Der Himmel hat uns Menschen gegen die Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben:
1. die Hoffnung, 2. den Schlaf und 3. das Lachen.
(Immanuel Kant)

Alles Liebe

Stehaufweibchen

04.12.2003 22:49 • #13


E
Liebe Hella,

das ist wirklich sehr schlimm, was du da schreibst. Unter diesen Umständen ist es auf jeden Fall besser, wenn du gehst.
Tja, das mit der Wohnungssuche ist sicher nicht so einfach, aber vielleicht klappt das ja schneller, als du jetzt denkst. Nur weiss ich auch nicht, wie du dich bis dahin ihm gegenüber verhalten solltest. Ich war noch nie in so einer Situation.

Aber ein isoliertes Leben führen, das brauchst du trotz Kind nicht. Sonst würden doch alle alleinerziehende Mütter oder Väter isoliert leben. Wenn du eine eigene Wohnung hast und ein wenig zur Ruhe gekommen bist, kannst du dir überlegen, wie du Kontakte knüpfen kannst. Möglichkeiten gibt es doch eigentlich genug.

Deine Tochter ist 7 Jahre alt geworden. Das heisst doch auch, dass sie zur Schule geht. Kannst du dich nicht mal an ein oder zwei anderen Müttern anschließen? Die beste Gelegenheit dazu ist doch so ein Elternabend oder Geburtstage der Kinder, besonders dann, wenn deine Tochter sich schon mit anderen Kindern angefreundet hat.

Eine andere Möglichkeit wäre (so habe ich meine beste Freundin kennengelernt), wenn du in dem Lebensmittelgeschäft, indem du regelmäßig einkaufst, einen Zettel am Schwarzen Brett heftest, mit der Suche nach gleichgesinnten Frauen oder Müttern zwecks gemeinsamer Freizeitgestaltung.

Oder geh mit deiner Tochter auf den Spielplatz und versuch da Kontakte zu knüpfen.
Und auch im Internet gibt es Möglichkeiten unter der Rubrik Freundschaften. So habe ich auch zu Anfang meiner Trennung Kontakt zu einer netten Frau bekommen. Klar, die wohnt hier nicht bei mir im Ort, aber manchmal hat man ja auch Glück, dass sich auch Mailbekanntschaften in der Nähe befinden.

Und wenn man erst einmal Bekanntschaften gefunden hat, kann man sich ja auch hin und wieder mal gegenseitig die Kinder abnehmen. So könntest du dann auch zu Selbsthilfegruppen oder ähnliches gehen.

Einfach ist es sicher nicht, Kontakte zu knüpfen. Nur - eins ist ja wohl klar - den Anfang dazu musst du schon selber machen. Keiner steht an deiner Tür und sagt:Hallo, da bin ich. Ein bisschen Mut ist dazu schon nötig.

Du hast auch geschrieben, dass du dich von anderen Menschen zurückgezogen hast. Warum eigentlich??? Meine Mutter hatte auch eine Schilddrüsenerkrankung (später dann Operation, weil sie nur noch eine geringe Lebenserwartung hatte). Aber trotzdem haben meine Eltern immer einen großen Bekanntenkreis gehabt.Und alle wussten von ihrer Erkrankung. Das liegt doch an jedem selbst, was er aus seinem Leben macht.
Vielleicht kannst du ja auch bei dem einen oder anderen den Kontakt wieder herstellen. Wenn es keine Feindschaft oder großen Krach gab, ist das bestimmt möglich. Da sollte man dann auch schon mal über seinen eigenen Schatten springen und einfach mal anfragen.

Also - eigentlich Möglichkeiten und Chancen genug, aus der Isolation zu kommen. Man muss sie nur beim Schopfe packen. Von nix kommt nix.

Aber als erstes musst du unbedingt aus seiner Nähe raus und in eine eigene Wohnung ziehen, damit du erst mal wieder zur Ruhe kommst. Alles andere wird sich später schon ergeben.
Ich drücke dir die Daumen, dass es schnell über die Bühne geht.

Weiterhin ganz viel Kraft für dich.

Alles Liebe
Wolfsfrau


04.12.2003 22:59 • #14


E

Hallo Hella,

dein Mann ist - wenn er wirklich das getan hat, was du schreibst - ein Dreckskerl. Zieh so schnell wie möglich um, am besten in eine etwas größere Stadt, wo du neue Kontakte knüpfen kannst. Die anderen haben dir dazu ja schon Tips gegeben.

Lass dir von einem so gefühlskalten Menschen wie deinem Ex doch nicht dein Leben stehlen! Er hat schon genug Schaden angerichtet. Besonders für deine Tochter musst du kämpfen!

Ein isoliertes Leben brauchst du nur befürchten, wenn du selber dich mit in diesen Strudel der Depression treiben lässt! Du kannst wieder ganz neu anfangen, glaub mir!

Viel Erfolg,
Thorsten

05.12.2003 07:07 • #15


A


x 4