Hallo Flavia,
sag das Geschäftsessen nicht ab.
Ich würde beim Reinkommen was von einer Erkältung erzählen, die Du entweder gerade hattest oder die sich gerade ankündigt, damit Dein niedriger Energielevel gleich eine Erklärung hat und Du Dich, wenn Du es gar nicht aushältst, früher verabschieden kannst.
Und zu Fragen nach dem Urlaub würde ich mir einen Abwürgesatz zurecht legen, z.B. Oh, das war eine große Katastrophe. Die Details würden für ein abendfüllendes Bühnenstück reichen. Aber ich mag heute Abend lieber über Schönes reden. und dann gleich ein Thema anbieten, das sanft ins Geschäftliche zurückführt, z.B. falls in der Branche eine Messe in Stadt X ansteht, Sehen wir uns im Juni in X? Die Altstadt ist ganz toll. Hatten sie mal Gelegenheit, sich die anzusehen...
Leg Dir viele offene Fragen an die anderen 3 zurecht und lass die reden und erzählen. Dadurch wirkst Du immer total offen und sympathisch, obwohl Du gar nichts von Dir preisgibst. Und wenn es einem selber schlecht geht, ist das der Trick überhaupt, das die anderen nicht merken zu lassen.
Sei stolz! So ein unreifes HB-Männchen kann doch eine gestandene Frau wie Dich nicht bremsen! Du hast ein Leben und gestattest es diesem Wicht nicht, Dich durch Trauer um ihn darin zu verheddern.
Zu Deiner Trauer. Du steckst ja wirklich ganz tief drin und leidest mit dem ganzen Körper.
Damit Du Dich da nicht zusätzlich reinsteigerst, gib Dir selbst einen straffen Tagesplan mit ganz präzisen Trauerfenstern und Trauerorten. Eine Art Trainings- bzw. Rehaprogramm, mit dem Du Deine Gefühle disziplinierst und zurück in die Balance führst und Deinen Körper schonst.
Beispiel:
6.50 Uhr aufstehen, Kaffee aufsetzen
7.00 Uhr ins Bad, optionales Heulfenster: 7.00-7.15 Uhr, Heulort: Badewannenrand
7.15 Uhr (pünktlich!) duschen
etc.
Maximal 3-4 Heulfenster über den Tag verteilt. Und nur an Heulorten, an denen Du weder arbeitest noch entspannst. Also nie im Bett oder auf dem Sofa, sondern auf dem Küchenstuhl o.ä. Die Heulfenster am Anfang peinlich genau einhalten. Also ganz bewusst da hinsetzen, an alles Traurige denken und Rotz und Wasser heulen. Evtl. sogar Wecker stellen dafür (Anfang und Ende). Und danach mit einem Ritual das Heulen beenden. Z.B. das Gesicht mit kaltem Wasser waschen gehen, eine abschwellende Augencreme und Make-up auftragen und laut in den Spiegel sagen Genug gelitten. Weiter geht's!
Das letzte Heulfenster auf 30min vor dem Schlafengehen legen. Und wenn außerhalb der Heulfenster Dich die Gefühle übernahmen, schieb sie mit einem bewussten Satz weg, z.B. Jetzt nicht. Dafür ist später Zeit.
Am Anfang bitte keines der Heulfenster auslassen. Auch wenn Dir gerade nicht danach ist, setz Dich zur exakten Zeit an den Heulort und denk an irgendwas Trauriges bis Du weinst. In ein paar Wochen wirst Du die Heulfenster auf eins am Tag reduzieren können und irgendwann ist auch das nicht mehr nötig. Aber jetzt akut muss das ganze Elend irgendwie raus, sonst verfestigt sich eine dauerdepressive Lethargie in Dir und Du kommst nicht aus dem Gefühlskeller raus.
Eine Userin im Forum hat sich abends mit dem Mantra Die Nacht gehört mir. Ich brauche meinen Schlaf. die traurigen Gedanken zur Seite geschoben und sich in den Schlaf gebracht.
Wenn diese Tagesdisziplin Dich nicht wieder auf die Beine bringt, dann geh zum Hausarzt und sag ihr/ihm, dass Du gerade eine Lebenskrise hast und ein leichtes Antidepressivum oder Beruhigungsmittel für abends brauchst, um genug Schlaf zu bekommen. Die Mittel vom Arzt halte ich für wesentlich besser als irgendwelche Baldrian- oder Johanniskraut-Selbstmedikation.
Leere Zeiten im Tagesplan, auch wenn es nur 3 Minuten sind, immer mit Sport füllen. Squats bzw. Kniebeugen für die kleinen Zeitfenster. Richtige Workouts für Lücken ab 10 Minuten. Während des Sports konzentrierst Du Dich nämlich auf die Übungen (statt auf Trauriges oder seelisch Anstrengendes) und tust noch was für Dein körperliches Wohlbefinden. Abends nach der letzten Heulrunde ist auch ein Stretching- und Rückenprogramm ganz toll, um die Verspannungen loszuwerden und in den Schlaf zu kommen.
Empfehlen kann ich sonst noch die CDs von Ebertwein. Ist so eine Art entspannende Selbsthypnose und gibt's zu diversen Lebensthemen.
Lass Dich jetzt bloß nicht in dieses depressive Loch fallen, sondern pfleg Dich ganz besonders.
Besonders gutes Essen (auch wenn kein Appetit da ist). Schöne Pflegemittel, extra sorgfältiges Make-up, nur die beste Kleidung, in der Du besonders gut aussiehst, bunte Seidenschals, eine gestylte Frisur. Gerade wenn man sich innen drin reudig und zerbrochen und schwach fühlt, hilft ein schönes und toughes Äußeres besonders, um sich selbst an den eigenen Wert zu erinnern.
Gedanken an was wäre, wenn in Zusammenhang mit Deinem Ex bitte auch ganz bewusst mit einem Mantra wegschieben, z.B. Ich will keinen Mann, der wegen Kleinigkeiten die Fassung verliert. So schön der Rest von ihm auch war. Wer so ist, passt nicht in mein Leben.
Bleib mit Deinen Gedanken und Mantras ganz nah bei Dir. Das vorige Mantra lautet ganz bewusst nicht X hat mir so weh getan. Er ist nicht gut für mich. Was er macht, geht mich nichts mehr an. Sondern die Sätze beginnen mit Dir und dem, was Du nicht mehr brauchst und willst. Und in ein paar Wochen werden daraus positive Mantras, was Du brauchst und verdienst, z.B. Ich will und darf meine Zeit mit souveränen Menschen verbringen. oder Meine Zeit ist wertvoll. Ich habe es verdient, glücklich und fröhlich zu sein.
Zum Sportclub: Entweder bittest Du ihn, sich einen anderen Club zu suchen oder ihr teilt euch die Zeiten auf oder Du musst wirklich erstmal andere Aktivitäten und Orte mit Deinen Freunden und Bekannten finden. Wann immer Du ihn siehst, wirst Du auf Tag 1 Deiner Trauerzeit zurückgeworfen. Das kannst Du auch nicht mit Ignorieren umgehen. Du darfst ihm erst wieder begegnen, wenn er Dir egal geworden ist. Sonst verschwendest Du Dein Leben an die Trauer um einen Mann, der Dich in keiner Weise glücklich gemacht hätte. Das solltest DU DIR nicht antun.
Solltest Du das Essen heute Abend doch noch absagen, dann statt dessen nicht traurig und schwach zu Hause sitzen, sondern eine Runde joggen gehen (auch wenn Du das sonst nie machst), was Tolles kochen oder Dir liefern lassen, danach ein schönes Bad mit einem Buch, ein Heulfenster, 20min Stretching (gibt's zu Hauf auf YouTube) und dann früh ins Bett. Solltest Du nicht in den Schlaf kommen, dann nicht rumliegen und grübeln und ärgern, sondern z.B. sämtliche Hosen und Blusen bügeln oder ein Regal umsortieren, bis Du müde bist.
Alles Gute!
04.05.2017 16:20 •
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