Ich habe mich durchgelesen und ich weiß auch, dass ich bestimmt nicht alleine mit meinem Schmerz bin. Aber das Wissen macht es mir trotzdem nicht leichter.
Erzähle mal meine Geschichte und hoffe, dass ich mich so kurz wie möglich halten kann.
7 Jahre war ich mit meinem Partner zusammen. Zuerst führten wir eine Fernbeziehung, als ich dann in EU-Rente kam, zog ich zu ihm. Ein Risiko das ich einging, weil ich ihm nach 4 Jahren mein unbedenkliches Vertrauen geschenkt habe.
Habe meine eigene Wohnung total aufgelöst, verkauft, verschenkt, weil ich außer ein paar persönlichen Dingen nichts mit in seiner Wohnung einbringen konnte.
Wir lebten dann 3 Jahre recht glücklich zusammen. Ich musste erst mal viel schlucken, weil Anfangs noch sein Sohn mit uns wohnte, der mich als nichts anderes ansah, als seine persönliche Putzfrau. Das hat sich dann mit seinem Auszug erledigt. Wir renovierten die Wohnung total neu und bauten uns ein neues Nest (wie er es nannte).
Später kam dann noch seine Mutter als *Problemfall* hinzu, die mich am Anfang unserer Beziehung bekriegte, als wäre ich eine Nebenbuhlerin.
Wir hatten uns auch schon mal wegen ihr getrennt, aber die Liebe zueinander hatte es doch nicht zugelassen. Später akzeptierte sich mich, weil sie merkte, dass sie nur verlieren kann, wenn sie dagegen arbeitet.
Mit der Zeit haben wir uns auch ganz gern gemocht. Ich war für sie da, als ihr Mann starb und ich war auch für sie da, als sie selbst schön langsam an Alzheimer erkrankte. Ich putzte ihre Wohnung, lud sie öfters zu uns zum Essen ein. Weihnachten verbrachte ich nicht mit meiner Familie (2. Töchter aus 1. Ehe) sondern ausschließlich mit seiner Familie.
Habe versucht die Wohnung zu schmücken, habe ein Festessen gekocht, aber zuletzt stand ich alleine in der Küche, weil ich irgendwie zum Hausmädchen degradiert wurde von seinen Kindern.
Anders erging es mir auch nicht mit seinen Freunden, wenn sie bei uns auf Besuch waren. Ich kochte, servierte und kümmerte mich um das Geschirr, während die Herrschaften im Wohnzimmer Gespräche führten, und es offensichtlich nicht auffiel, dass ich gar nicht dabei saß.
Mit der Zeit entwickelten sich starke Depressionen bei mir. Damals habe ich das aber nicht selbst erkannt, sondern ich fühlte mich durch seine Familie und seine Freunde einfach nicht anerkannt und litt immer mehr darunter.
Ein Beispiel.. Auf einer Sylvesterfeier küsste und umarmte er erst mal seine Freunde und stieß aufs neue Jahr an. Bis er bemerkte, dass er micht total vergessen hatte.
Wir Beide sahen es als eine gute Idee an, endlich einmal gemeinsam eine Woche in den Urlaub zu fahren. Weg von seinen Freunden, seiner Mutter, seinen Kindern. Einfach nur mal für uns zwei.
Der Urlaub war sehr schön, obwohl ich merkte, dass er in Gedanken wieder bei seiner Mutter war, die natürlich wieder ins Krankenhaus musste, nachdem wir grade einen Tag am Urlaubsziel waren. (Sie hat das immer so gemacht, und wir sind auch immer nach Hause gefahren).
Diesmal hatte ich mich durchgesetzt, weil ich wusste, dass sie wieder ohne Befund entlassen wird (so war es auch).
Nach dem Urlaub kam dann sehr viel auf mich zu. Verwandte seiner Mutter kamen auf Besuch zu uns, Freunde kamen auf Besuch und ich stand immer nur in der Küche und backte und servierte und kochte.
An einem Tag rastete ich aus und sagte, dass mir das alles zuviel wird.
Seine Antwort: Ist das Liebe, wenn Du nicht mal für meine Freunde mal ein Essen kochen willst? Ich brauche Dich nicht sagte er, ich kann das auch alleine.
Ich hatte keine Lust, mich an diesem Tag mit ihm lange auseinander zu setzen und verließ die Wohnung, nachdem er das ja auch alleine kann.
Am späten Abend kam ich nach Hause, wir haben uns ausgesprochen und uns eigentlich wieder versöhnt. Ich konnte aber wie schon so viele Nächte nicht schlafen und saß noch lange wach im Wohnzimmer.
Dann überstürzten sich die Ereignisse.
Er stürzte in dieser Nacht noch ins Wohnzimmer und brach zusammen.
Der herbeigerufene Notarzt konnte aber nichts Schlimmes entdecken, er war mittlerweile auch wieder bei Bewusstein.
Sie haben ihn dann zur Überwachung mit ins Krankenhaus genommen, wobei aber innerhalb 4 Tagen nicht wirklich etwas organisches festgestellt werden konnte.
Die Tage in denen er im Krankenhaus lag, waren schrecklich für mich.
Seine Kinder haben mich nicht mitgenommen zu ihm und auch seine Freunde nicht. (Ich nahm zu der Zeit Opiate ein zur Schmerztherapie und durfte daher kein Fahrzeug führen).
Er selbst schien auch keine große Sehnsucht danach zu haben, dass ich ihn besuche. Er sagte zu mir, nein ich komme ja in ein paar Tagen wieder nach Hause und der Weg ins Krankenhaus ist für Dich zu beschwerlich mit deinem Rückenleiden.
Dann kam der Tag, an dem er entlassen wurde.
Ich öffnete die Tür und wollte ihn umarmen, weil ich so froh war, dass man nichts Schlimmes gefunden hatte.
Aber er stieß mich weg und sagte .. ich bin schuld, dass er zusammen gebrochen ist, das wäre wegen unserer Auseinandersetzung gewesen.
Ich wolle ihm seine Kinder entfremden (die beiden waren schon aus dem Haus 26 und 30 Jahre alt), und ich wolle ihm seine Freunde nehmen.
Und deshalb.... soll ich nun gehen.
Kurz darauf kamen seine Freunde um ihn zu unterstützen. Sie beschimpften mich aufs Übelste und auf unterstem Niveau. Ich sagte nur, dass ich mich auf diese Stufe nicht stelle.
Am nächsten Tag informierte ich mich erst mal bei der Arge, wie ich auf die Schnelle zu einer Wohnung kommen könnte und ob ich Anspruch auf Unterstützung hätte. Naja, das Ergebnis war eher niederschmetternd.
Ich war so am Ende, dass ich nur noch einen Gedanken hatte.
Ich wollte mir das Leben nehmen und das hatte ich schon genau geplant, auf keinen Fall wollte ich noch nach Hause.
Ich sah einfach keinen Ausweg mehr und ich ging zum Hausarzt, weil ich noch ein bestimmtes Medikament brauchte. In Zusammenwirkung mit den schon vorhandenen Opiaten war ich ich mir sicher, dass es klappen würde.
Aber meine Hausärztin hatte einen geübten Blick und so ließ sie mich sofort mittels Taxi zum Psychologen fahren mit dem Auftrag, dass der Taxifahrer mich in die Praxis begleiten muss.
Der Psychologe wies mich sofort in die Psychiatrie ein.
Dort verbrachte ich dann fast 4 Monate.
Er kam in die Klinik und nahm mir dort die Wohnungsschlüssel ab. Er sagte, es wäre ihm egal, Fakt ist, nach dem Klinikaufenthalt könne ich nicht mehr in die gemeinsame Wohnung zurück kehren.
Ich hätte hier ja genug Zeit mir eine passende Wohnung zu suchen.
Super... in der Psychiatrie, in der ich keinen Schritt ohne Begleitung aus dem Klinkbereich gehen durfte.
Meine Schwester hat mir dann eine kleine Wohnung besorgt, in die ich einzog. Ich hatte keine Möbel, kein Bett, keine Küche. Ich schlief auf einer alten Gartenliege und kochte auf einer kleinen Elektroplatte.
Und weil das nicht schon genug für mich war, kam er in Begleitung seiner neuen Freundin, die mir gemeinsam meine Kleidung, meine Wäsche und meine persönlichen Dinge brachten.
Diese Demütigung war nicht mehr zu überbieten.
Ich durfte nicht einmal selbst meine persönlichen Dinge aus der Wohnung holen.
Nun es dauerte nicht lange und ich war wieder in der Psychiatrie.
Das Ganze ist nun zwei Jahre her.
Meine Wohnung ist renoviert und eingerichtet. Mein Garten ist angelegt. Ja ich habe soweit wieder alles geschafft.
Aber... meine Depressionen sind geblieben und nun kommt der Clou..
Ihr werdet sagen die ist nicht mehr ganz richtig in der Birne... mag sein...möglich...
Ich vermisse ihn immer noch, ich liebe ihn immer noch und ich kann ihn einfach nicht vergessen.
Ein anderer Mann findet keinen Platz an meiner Seite.
Entschuldigt, das war sehr lange, aber es hat mir gut getan, einfach mal von der Seele zu schreiben.
12.08.2012 23:25 •
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