Einseitige Trennung - Eltern-WG geht das?

Ich drück' dich mal.

Solche Momente gab es bei mir mehrere - also, dass ich auf einem richtig guten Weg war und dann kam eine Sache vom Ex, die mich gefühlt auch meilenweit zurückgeworfen hat. Ich erinnere mich z.B. an eine Mail während der Vorbereitung zu unserem Umzug (den ich vorher mit ihm bezüglich Zeitpunkts und Orts genau abgesprochen hatte und mit dem er völlig d'accord gewesen war) - eine Litanei an Vorwürfen, ich sei wankelmütig, würde alles bestimmen, solle mich endlich mal entscheiden, was ich wolle ... Furchtbar.

Ich habe in diesen Fällen oft überlegt, was mich an bestimmten Aussagen von ihm so getriggert hat, während ich andere (Vorwürfe macht er mir ja oft) gut wegstecken kann und konnte. Es ist mir nicht wirklich gelungen, das Triggernde zu identifizieren. Ich war und bin aber in solchen Fällen immer noch so dermaßen wütend auf ihn, dass er es schafft, mich mit seiner Sch...-Schuldumkehr und in ein paar Sekunden um Monate im Verarbeitungsprozess zurückzuwerfen.

Lass dir aber gesagt sein: Auch wenn es sich jetzt nach zurück auf Los anfühlt - das ist nicht so - bzw. du wirst schnell drüber wegkommen und recht rasch wieder an dem Punkt sein (tatkräftig, positiv in die Zukunft schauend), an dem du vor diesem blöden Gelaber von ihm warst. Je egaler er dir wird, desto schneller geht das jedes Mal und er ist dir auch jetzt schon viel egaler als am Anfang.

Irgendwann ist er dir komplett egal und dann kann dich auch nichts mehr treffen, was er von sich gibt. Auch Begegnungen sind dir dann egal. Ich bin an diesem Punkt auch noch nicht - aber manchmal kann ich schon erahnen, dass ich irgendwann dorthin kommen werde.

Hier im Forum wird öfters mal geschrieben, dass es nicht sein kann (und auch nicht sein soll), dass einem der Vater der eigenen Kinder, mit dem man über 20 Jahre sein Leben geteilt hat, egal wird. Für mich bin ich aber recht sicher, dass ich an diesen Punkt kommen muss. Ggf. wird es dann im Anschluss möglich sein, ein neues Verhältnis aufzubauen (wie unter guten Bekannten), aber dafür muss vorher der letzte Rest von I care for you. weg.

Ich hoffe sehr, es geht dir heute wieder etwas besser..?

Zitat von Birkai:

Ich mag nach all der gemeinsamen Zeit nicht so schlecht über ihn denken.

Das ehrt dich, und es bringt auch gar nichts, schlecht über jemanden zu denken.
(Nur, weil sich jemand in einer Sache daneben benimmt oder einmal etwas sagt oder tut, das weniger nett ist, muss auch nicht der gesamte Charakter verdorben sein. Eine solche Sichtweise finde ich sehr extrem.)

Zitat von Birkai:

Er hat mir durch die Blume zu verstehen gegeben, dass die Trennung ja meine Schuld war, weil er mir schon seit Jahren egal ist. Da war ich echt erstmal sprachlos. Ich weiß nicht, wie er darauf kommt, weil es ja definitiv nicht stimmt. Es flossen sogar Tränen bei ihm. Laut ihm sitze ich auf meinem Thron und teile nur aus. Entscheide alles und lasse seine Meinung gar nicht zu. Setze für ihn andere Maßstäbe an, als für mich selbst.

... hat er das denn auch während eurer Beziehung thematisiert, als ihr noch zu zweit wart, oder sagt er das erst jetzt - und nachdem er sich in die Arme der Anderen begeben hat..?

Hat er denn damals versucht diese Dinge mit dir zu klären bevor er sich einer anderen zugewendet hat..?
Falls ja, kann ich ihn bis zu einem gewissen Grad durchaus verstehen (es kann sehr frustierend sein, wenn man eine Schieflage in der Beziehung thematisieren und verbessern möchte und der Partner beharrlich mauert), falls aber nein, würde ich mir so etwas, wenn ich in der Situation wäre, gar nicht mehr anhören.
Du hast doch nichts davon, dich durch solche Gespräche herunterziehen zu lassen.

Zitat von Birkai:

Aber für mich ist klar, dass er auch noch nicht über die Trennung bzw. die Verletzungen, die dazu geführt haben, hinweg ist. Auch wenn er gerne so tut. Neues Hasi hin oder her. Aber anstatt sich das einzugestehen, zeigt er auf mich.

Hier wäre für mich die alles entscheidende Frage: Hat er sich während eurer Beziehung, noch bevor eine dritte involviert war, je um Klärung/Veränderung bemüht..?
Falls ja, wäre das in meinen Augen eine vollkommen andere Sache als wenn nein.

Ein Bekannter von uns, auch Betrüger und Warmwechsler, sucht notorisch die Schuld bei seiner Ex-Frau obwohl er ihr niemals die Chance gegeben hat, an der Beziehung zu arbeiten (die damals laut seiner Aussage gut und ihres Wissens nach glücklich war) - dennoch wird ihr im Nachhinein die ganze Schuld zugeschoben, obwohl er derjenige war, der nach fünfzehn gemeinsamen Jahren ganz plötzlich eine andere hatte, und zack, weg war.

Der Eindruck, den ich bei unserem Bekannten gewonnen habe: Betrüger können sich enorm selbst bedauern und sich als Opfer betrachten, Egoismus schützt vor Selbstmitleid nicht...
Ob man sich das im Nachhinein noch antun mag, ist dann eben wieder eine andere Frage...

Zitat von Birkai:

Wir hatten ein Gespräch darüber was in stört, danach ich echt viel geändert habe.

Hattest du denn da noch eine faire Chance oder gab es next da bereits...?

Zitat von Birkai:

Eine Chance hatte ich aber auch nicht wirklich, wieil er die Bemühungen nicht akzeptieren wollte bzw. immer darauf gewartet hat, dass es wieder anders wird. Darüber hat er aber auch nicht mit mir geredet.

Das klingt aber auch nicht ganz fair.

Zitat von Birkai:

Definitiv nicht. Am Schlimmste fand ich den Vorwurf, ich hätte seine Zweifel sehen müssen.

Das ist sehr unlogisch. Wenn man etwas nicht sieht, kann man es nicht sehen müssen. Er hätte mit dir darüber reden müssen.

Solche Sprüche - ein Klassiker ist ja auch Du hättest doch merken müssen, wie unglücklich ich war. - werden ja häufig nach Trennungen herausgekramt. Nein! Vielleicht ist die andere Person dann empathielos, aber sie kann nichts dafür, wenn sie das nicht merkt. Und deshalb muss man mit ihr sprechen.

Zitat von Caecilia:

Hier im Forum wird öfters mal geschrieben, dass es nicht sein kann (und auch nicht sein soll), dass einem der Vater der eigenen Kinder, mit dem man über 20 Jahre sein Leben geteilt hat, egal wird. Für mich bin ich aber recht sicher, dass ich an diesen Punkt kommen muss.

@Caecilia, Du musst dahin kommen, dass er Dir als Mann egal ist. Du weißt ja aus dem anderen Threed, dass ich mit dem Mann nichts mehr zu tun haben will, aber immer noch um den Vater kämpfe.. Er ist mir als Vater nicht egal. Ich habe ihn als guten Vater erlebt und diese tolle Verantwortung und Zuwendung ging verloren. Sie war nicht sofort weg, aber irgendwie wurde es immer unwichtiger. Bis heute tut das weh und deshalb beschäftige ich mich. Ich bin aber froh, dass die Kinder sich in das neue Leben reingefunden haben. Meine Große lässt sich therapeutisch helfen. Die Kleine such Nähe bei mir und klammert. Deshalb beschäftige ich mich immer wieder mit ihm.

@Birkai , ich wünsche Dir ganz viel Kraft. Ich war zwei Jahre im tiefen Tal, habe in dieser Zeit aber schon Lichtschimmer gesehen und danach wurde es heller und heller. Ich bin wieder innerlich glücklich. Nur die fehlende Vaterrolle ist mit den Kindern mein Problem.

Zitat von Jamirah:

@Caecilia, Du musst dahin kommen, dass er Dir als Mann egal ist. Du weißt ja aus dem anderen Threed, dass ich mit dem Mann nichts mehr zu tun haben will, aber immer noch um den Vater kämpfe.. Er ist mir als Vater nicht egal. Ich habe ihn als guten Vater erlebt und diese tolle Verantwortung und Zuwendung ging ...

Ja, da hast du recht. Beim als Mann egal bin ich schon fast, aber die Trennung dieses Egals von der Vaterrolle bzw. dem als Vater trotzdem wichtig finde ich, wie @Birkai glaube ich auch, schwierig.

Ich finde es toll und unglaublich großherzig von dir, dass du nicht aufhörst, auf einen wieder präsenteren Vater für deine Kinder zu hoffen. Und für jetzt, wo das nicht so ist, hat deine Große therapeutische Begleitung, das ist sicher enorm hilfreich. Habt ihr das eigentlich für die Kleine auch mal angedacht bzw. ist sie bisher dafür nicht zu motivieren?