Einsam trotz vieler Kontakte

Hey zusammen,
irgendwie befinde ich mich aktuell in einer komischen Situation. Meine Trennung ist 1 1/2 Jahre her. Diese tut zwar ab und zu mal weh wenn man darüber nachdenkt, im großen und ganzen würde ich aber sagen das ich darüber hinweg bin. Allerdings kommt jetzt wo ich die Trennung verarbeitet habe ein Gefühl der Einsamkeit auf. Was eigentlich nicht sein sollte. Ich Pflege viele Soziale Kontakte und unternehme eigentlich täglich etwas mit freunden. Trotzdem kommt fast jeden Abend dieses schlechte Gefühl auf.
Woher kommt das? Hängt das doch noch irgendwie mit der Trennung zusammen? Und kennt jemand eine ähnliche Gefühlslage? Ich kann das nämlich absolut nicht zuordnen und verstehe mich selbst nicht.
Kurze Randinfo: Beziehung ging 4 Jahre. Trennung verlief sehr schlecht. Hatte extrem dran zu knabbern.

Vielen Dank fürs durchlesen

Hey Marv,
was du beschreibst, hört sich für mich eher nach Leere, als nach Einsamkeit an - würdest du dem zustimmen? Womit verbringst du sonst so deine Freizeit? Vielleicht schreibst du mal Dinge auf, die dir gut tun, und Dinge, die dir fehlen - und klar, eine tolle Beziehung ist super, aber es wäre ja noch besser, wenn du auch ohne Partnerin Glück empfinden kannst! Auch, wenn diese Sehnsuchtsgefühle total normal sind von Zeit zu Zeit. Eine schlimme Trennung hinterlässt selbstverständlich Spuren... vielleicht lohnt es sich da ja, über eine Psychotherapie nachzudenken?

Zitat von Marv:

Was eigentlich nicht sein sollte.

Sagt wer? Gefühle sind ja immer erstmal wahr und da.

@Berlinerin91 Ja, leere könnte das Gefühl auch ganz gut beschreiben. Glücklich bin ich eigentlich. Ich habe eher das Gefühl, dass durch die schreckliche Trennung meiner Ex ich keiner neuen Beziehung gewachsen bin. Klar, jeder Mensch ist anders. Und die schlechten Erfahrungen meiner letzten Beziehungen auf eine neue Person zu beziehen ist nicht fair. Diese Gedanken sind trotzdem da.

Trotzdem sehne ich mich irgendwo wieder nach einer Beziehung. Diese beiden Parallelen halten mich auf der Stelle. Jede Chance für eine neue Beziehung blocke ich direkt ab. Und abends könnte ich mich dafür selbst Ohrfeigen.

Meinst du wirklich das dafür etwas Therapeutisches ratsam wäre?

@willan Wenn ich meine Lebenssituation rein Objektiv betrachte habe ich eigentlich alles was meinen Wertvorstellungen entspricht um glücklich zu sein. Deshalb ärgere ich mich so über mich selbst. Das ich etwas nachweine, was ich oftmals gar nicht vermisse. Anstatt einfach mit dem glücklich zu sein was ich bin und was ich habe...

Zitat von Marv:

Meinst du wirklich das dafür etwas Therapeutisches ratsam wäre?

Warum nicht, wenn du das Gefühl hast, dass dir das Gespräch mit einem Profi helfen könnte - für mich hört es sich so an, als hättest du diese Beziehung noch nicht verarbeitet und hast jetzt Angst vor weiteren Verletzungen. Das Ding ist, dass du davor nie sicher sein wirst. Daher ist es umso wichtiger, mit sich selbst im Reinen zu sein, an seinem Selbstbewusstsein zu arbeiten, zu fühlen, dass man liebenswert ist. Ich habe viele Jahre Therapie gebraucht, um das einigermaßen zu verinnerlichen - und noch heute ist es schwer. Ich denke, dass es hier vor allem um ein Selbstwertthema geht und gar nicht primär um die Ex. Das Ego ist es ja meistens, was Trennungen so schmerzhaft werden lässt...

Zitat von Marv:

Wenn ich meine Lebenssituation rein Objektiv betrachte habe ich eigentlich alles was meinen Wertvorstellungen entspricht um glücklich zu sein. Deshalb ärgere ich mich so über mich selbst. Das ich etwas nachweine, was ich oftmals gar nicht vermisse. Anstatt einfach mit dem glücklich zu sein was ich bin und was ich habe...

Du bist aber eben nicht objektiv, sondern hast Gefühle. Die können auch Sehnsucht heißen oder Einsamkeit. Warum ärgerst Du Dich? Ich verstehe Deinen Widerspruch, aber nur Du kannst für Dich rausfinden, ob und wenn ja, was, Du ändern willst. Im Moment klingt das für mich als wärst Du gegen Dich selbst und lässt Gefühle nicht zu.

Zitat von Berlinerin91:

was du beschreibst, hört sich für mich eher nach Leere, als nach Einsamkeit an

Das finde ich gut beobachtet.
Lieber Marv, vielleicht suchst Du auch etwas mehr Sinn, als 'nur' viele Kontakte? Hast Du mal über eine gemeinnützige Arbeit nachgedacht? Bei der Tafel, im Tierheim, sowas? Bei der man spüren kann, wie viel man gutes bewegen kann?

@Berlinerin91
Hat man eine ehemalige Beziehung wirklich erst verarbeitet, wenn man diese Sorgen nicht mehr hat? Ich würde eigentlich schon behauten das dass Thema für mich durch ist. Ich empfinde keinerlei liebeskummer oder ähnliche Gefühle für sie. Ich betrachte sie sogar eher neutral.
Diese schlechten Erfahrungen sind eher eine Grundstimmung die ich habe, die ich aber nicht mit ihr in Verbindung setze. Klar war sie der Auslöser dafür, aber ich mache sie dafür jetzt nicht mehr verantwortlich.
Aber mag schon sein das du recht hast. Ich verstehe deine Sichtweise auf jeden Fall. Nur den Schritt zu gehen und etwas zu ändern, fällt mir noch ziemlich schwer.


@willan
Die Gefühle lasse ich schon zu. Wie ärgern mich einfach nur. Gerade weil ich mir immer öfter wieder eine Beziehung wünsche. Komm mir selber schon echt blöd vor. Jammer rum das ich einerseits eine Beziehung möchte und andererseits schmeiß ich jede Möglichkeit für eine neue weg. Weiß wohl einfach nicht was ich will


@LostGirl1
Leider bin ich gesundheitlich etwas vorbelastet was mich in meinen Tätigkeiten noch etwas einschränkt. Ich bin froh, dass ich meine reguläre Arbeit wieder meist uneingeschränkt machen kann. Glaube etwas Gemeinnütziges noch dran zu hängen würde mich aktuell noch überfordern. Mal sehen wie es in ein paar Monaten ist wenn ich wieder komplett fit bin. Ich danke dir auf jeden Fall für den Gedankenanstoß

Zitat von Marv:

Leider bin ich gesundheitlich etwas vorbelastet

Du gibst Dein Tempo vor. Dich zu überlasten wäre auch kontraproduktiv.
Aber behalt das im Hinterkopf, oder schau Dich schonmal um, was es in Deiner Nähe für Möglichkeiten gäbe, und was Dir liegen könnte. Und überleg Dir auch, wie viel Zeit Du da investieren kannst und willst.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass eine solche Tätigkeit Deine innere Leere zumindest ein Stück weit füllen wird, und dass Du vermutlich auf diesem Weg auch interessante Menschen kennenlernst.

Zitat von Marv:

Meinst du wirklich das dafür etwas Therapeutisches ratsam wäre?

Oder mehr Zeit. 4 Jahre steckst Du nicht so einfach weg.

Sieh es positiv, dass Deine innere Stimme Dir sehr genau sagt, was denn da in Dir noch schlummert. Manchmal sind es Monster aus der Vergangenheit, die erst verjagt werden, wenn Du bewusst zu ihnen gehst und das licht anmachst, manchmal ist es aber wirklich nur Zeit und Nachsicht mit sich selber.

Zitat von Marv:

Hat man eine ehemalige Beziehung wirklich erst verarbeitet, wenn man diese Sorgen nicht mehr hat? Ich würde eigentlich schon behauten das dass Thema für mich durch ist.

Meine Beobachtung war, dass man zwar über die Person hinweg ist, aber nicht über das, was genau passiert ist. Das habe ich festgestellt, als ich wieder in ein ähnliches Beziehungsmuster geraten bin bzw. die gleichen Gefühle und Verhaltensweisen hatte wie damals. Ich bin deswegen wieder in Therapie gegangen, weil es mir ziemlich schlecht deswegen ging und ich wieder nur an mir gezweifelt hatte, obwohl das einfach erneut der falsche Mann für mich war - sowas kann durchaus depressive Zustände auslösen, wenn man das Gefühl hat, sich selbst nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Ich konnte nur an so jemanden geraten, weil ich mich immer noch für minderwertig hielt, eine Beziehung für mich das höchste Ziel war und ich gerettet werden wollte. Daher würde ich auf jeden Fall in mich gehen und schauen, welche Gedankenmuster du gerade genau hast und was du selbst verändern kannst.