Im August 22 führen mein Mann und ich zum ersten Mal seit 22 Jahren allein mit dem Fahrrad über die Alpen. Ich genoss die Reise, er schickte von jedem Pass Selfies an Ilona, die er auf einer Fortbildung in Holland kennengelernt hatte.
Er war nach 32 Jahren schon länger unzufrieden mit unserer Beziehung, im Bett sowieso, hatte mir das aber nur vage zwischen Tür und Angel mitgeteilt und nie den Mut gehabt/sich die Mühe genommen, adäquat mit mir zu reden.
Nach unserer Heimkehr radikalisierte sich die Brieffreundschaft, und binnen einer Woche hatte man sich zum Wochenende im Hausboot an der Ostsee verabredet. Mich log mein Mann an, er brauche eine Auszeit, müsse allein sein, und die Geschichte und politische Situation des Landes würden ihn ungemein interessieren. Ich war misstrauisch, aber nicht zu sehr.
Mein Mann und Ilona liebten sich innig und nahmen auf ihrem Hausboot Abschied, als sei es zum letzten Mal.
Aufgrund der Umtriebigkeit der midlife-crisis meines Mannes hatte er ein Forschungsprojekt in einer nahegelegenen Universitätsstadt aufgetan. Man traf sich Anfang Dezember erneut in einem *beep" bnb. Diesmal habe ich meinem Mann auf den Kopf zugesagt, dass er fremd ginge. Damit habe ich seine Laune leicht beeinträchtigt, seine Erektionsfähigkeit aber nicht. Er schrieb mir, er sei nicht auf der Suche nach S. Abenteuern, kenne aber mein Misstrauen seit Jahren.
Bei seiner Heimkehr gab er sich forsch, tat ganz unschuldig und wand sich aus der Situation heraus. Selbst, als ich ihm von Alpträumen über sein Fremdgehen erzählte, blieb er cool.
Anfang März ging es dann nach Leipzig. Auch dort hatte Ilona sich aus der Wunschliste meines Mannes ihr das passende Liebesnest herausgesucht. Es hing ein Kuhschädel von der Decke.
Mein Mann sagte mir später, dieses Treffen mit Ilona sei das Schönste gewesen. Er sei vollkommen entspannt gewesen, weil er wusste, dass ich ahnungslos war. In Leipzig hätte ich Ilona nicht vermutet: zu weit vom Baltikum. Er verliebte sich vollends und verabschiedete sich zum dritten letzten Mal von ihr. Gerade habe ich Ilonas Playlist Leipzig 23 aus seinem spotify-account gelöscht.
Im April kam es dann zu einer gefährlichen Situation für das junge Glück. Bei einer Fahrt bei uns daheim war ich ohne Handy unterwegs und wollte im Smartphone meines Mannes eine Tel.Nr nachschauen. Dabei stolperte ich über seinen exklusiven Threema-Chat mit IlonaEmpört fragte ich, warum er diesen Chat verbergen wolle. Er war höchst verständnisvoll, versprach mir, den Chat sofort zu löschen und so etwas nie wieder zu tun. Ich ließ ihn stehen, fuhr mit dem Auto nach Haus und glaubte ihm.
Sagt nichts, ich weiß, wie dämlich ich war! Viel zu viel Vertrauen.
Im Juni plante mein wissbegieriger Mann dann eine Fortbildung in Südfrankreich. Stolz auf seine ausgebauten Englischkenntnisse stand ihm die Welt offen.
Der Kurs kam nicht zustande, und mit größter Flexibilität entschied er sich für Prag, wohlwissend, dass er dort Ilona treffen könne, diesmal sogar für 4 Nächte.
Diese Woche war furchtbar für mich: Kindergeburtstag und Kinderparty allein feiern, ungeliebte Schwiegermutter bewirten.
Mittwoch auf Donnerstag Nacht Notaufnahme mit meiner Jüngsten, Blinddarm? Donnerstag morgen im Sekundenschlaf fast in den Gegenverkehr gefahren. Währenddessen lag mein Mann in den Armen seiner Geliebten und schlief mit ihr.
Von der Heimfahrt dankte er mir für die kleinen Fluchten die ihm ermöglichte.Ich profitierte ja
ja letzten Endes auch davon.
Bei einer Konferenz im Sommer wurde jemand für die Aufgabe, einen Kommunikationsworkshop vorzubereiten gesucht,mein Mann wurde beauftragt. Erst passte es ihm gar nicht, aber als klar wurde,dass er dazu nach Berlin fahren müsste, stellte er sofort eine *beep" für Ilona zusammen, die er ihr an unserem 25. Hochzeitstag zuschickte. Dieses Treffen sollte dann kurz nach unserem langersehnten Familienurlaub sein, zu dem auch unsere großen Söhne mitkommen wollten. Diese E-Mail-Nachricht mit der Liste habe ich dann am 24. Juli um 12:55 Uhr gefunden.
Mein Mann war ehrlich erschüttert, er hatte sich nie Gedanken über das Platzen der Affäre gemacht, wofür ich ihn zutiefst hasse. Er hat zwar nichts zugegeben, was nicht schon bewiesen war (Salami), aber er hat immerhin sofort mit Ilona Schluss gemacht (Motto: Du warst immer meine Nummer 1! Danke, in dem Teilnehmerfeld möchte ich nicht mitmachen.)
Bisher haben wir in schmerzhaften Gesprächen herausgefunden, dass er eine heftige Midlife-Crisis mit stark überhöhter Bedeutung von S. hatte. Er bereut sehr und kann sich selbst nicht mehr leiden.
Wir waren schon auf einem positiven Weg, als mir auffiel, dass wir über seinen ersten Trip an die Ostsee noch nicht gesprochen hatten (das Hausboot mit Sauna). Ich fragte meinen Mann, ob er mit Ilona in der Sauna war, er verneinte spontan und sah mir direkt in die Augen. Ich war IMMER noch zu vertrauensselig, oder ich wollte ihm so gern glauben. Zwei Tage später fand ich die Mail mit dem Hausboot. Seitdem spüre ich alles zwischen Gleichgültigkeit, Wut, Verachtung und Hass für den Kerl.
Er bittet mich, bei ihm zu bleiben. Er sei geläutert und schäme sich zu Tode. Er war vor der Affäre wirklich anders.
Frage: Auf einer Skala von 1-10, wie schlimm findet Ihr den Betrug? Kann man mit so einem Kerl zusammen bleiben?
20.08.2023 10:39 •
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