Hallo zusammen,
die letzten Tage habe ich hier im Bereich mal mitgelesen und denke, ich kann mit euch ebenfalls eine (neutrale?) Meinung zu meiner Situation bekommen.
Ich (knapp 37) bin mit meiner EF seit 15 Jahren zusammen, seit 13.5 zusammenlebend und seit 12 verheiratet. Wir haben drei gemeinsame Kinder (11,9,4). Unsere Ehe war generell recht problemlos - klar hat man mal einen Disput. Auch mit den Kindern, gemeinsame Urlaube etc. ist alles in der Vergangenheit schön gewesen. Beruflich hat sich über die Jahre viel geändert und die Gesamtsituation ist Stück für Stück immer besser geworden. Gerade in den Anfangsjahren - als junge Eltern, wenig finanzielle Freiräume etc. - waren es teils schwierigere Jahre. Auch bei uns (wen wundert es) kehrte über die Jahre sehr krass die Routine, der Alltag, das Funktionieren ein. Wir haben uns beide nicht mehr wertgeschätzt wie wir es hätten tun sollen - ich nehme mich da nicht aus. Die letzten 2 Jahre waren aber für mich recht stark verändert. Sie hat 2-3 Jahre nicht mehr im Ehebett geschlafen - wegen Rückenschmerzen. Wir sind im Schnitt 1x pro Monat körperlich geworden. Wenn es Streitigkeiten hab, ist es schnell sehr impulsiv geworden mit Worten die man eigentlich einem Partner nicht sagen sollte (Beschimpfungen, du bist ein herzloser Mensch, du trennst dich eh nur nicht der Kinder wegen etc.). Die Versuche all diese Dinge anzusprechen sind nicht so wirklich erfolgreich gewesen - entweder war ich zu zaghaft oder sie hat es einfach nicht verstanden. Dass das körperliche und das gemeinsam im Bett schlafen riesige Themen bei mir sind wusste sie aber. Dazu kommt die starke Verbandelung mit der Schwiegerfamilie - ihr Vater ist selbstständig. Dadurch ergab sich schon sehr früh eine Beteiligung von mir als Hilfe im Unternehmen (Faktura, Mitarbeit etc.). Das lief eine laaaange Zeit so. Heute rückwirkend betrachtet würde ich sagen, dass es mich (viel zu) sehr vereinnahmt hat. Ich habe die letzten Wochen viel über mich, meine Persönlichkeit etc. nachgedacht und komme zu dem Schluss, dass ich mich sehr stark über meine Leistung Dinge für andere zu tun identifiziert habe, um dadurch Wertschätzung zu generieren. Zusätzlich zum Alltag war ich also 50-60h pro Woche arbeiten, was die Zeit für EF und Familie zusätzlich reduziert hat.
Ich fühlte mich in meinem Hamsterrad gefangen und unglücklich und wusste nicht, wie ich es ändern sollte. Vor mehr als einem Jahr hatte ich das erste Mal überlegt: was passiert, wenn ich mich trenne? Unterhalt, Wohnungssuche etc. Das war allerdings ein Leben, welches ich nie wollte. Ich halte auf Ehe, Familie usw. eigentlich große Stücke (konservative Erziehung). Ich wollte nie der Vater sein, der seine Kinder am Wochenende sieht. Aus Mangel an Alternativen in der Situation kam irgendwann der Gedanke auf, einfach klanglos zu gehen. Das wird jetzt den ein oder anderen Kritiker auf den Plan rufen - egoistisch, die Kinder etc. Das ist mir bewusst! Ich denke im Nachhinein, dass das eine Depression war (ist?). Zu dem Punkt habe ich vor, mir professionelle Hilfe zu holen (das kam durch die AF und das Reden darüber).
Nun kommt der schwierige Teil! Im DEZ 2023 habe ich eine Arbeitskollegin (die mich wohl schon 2 Monate vorher attraktiv fand) recht zwanglos auf einer Feier in den Arm genommen (freundschaftlich nebeneinander). Bei ihr hat es da Klick gemacht. Sie hat mich am nächsten Tag angeschrieben, wie es mir geht (die Kollegen und ich hatten an dem Abend ja auch mehr getrunken) etc. So ist dann ein Smalltalk entstanden. Der hat sich sehr langsam entwickelt zu freundschaftlichen Gesprächen über Persönlichkeit etc. Nach den Feiertagen im neuen Jahr ist das ganze dann recht intensiv geworden - das Schreiben. Ich habe sie, nachdem ich fast jedem gegenüber emotional sehr gemauert habe, sehr nah an mich herangelassen. Vor allem meiner EF gegenüber habe ich mich emotional verschlossen, aus Angst, weiter mit Worten verletzt zu werden. Ich würde mich als sehr kontrolliert in meinen Gefühlen nach außen bezeichnen, deshalb ist das keinem klar gewesen. Zu der Zeit war ich der festen Überzeugung, dass meine Frau und ich uns nicht mehr lieben und aus Gewohnheit und der Kinder wegen zusammen sind (Klassiker?). Die emotionale (Ver-) Bindung zur AF ist stetig gewachsen, bis wir uns persönlich getroffen haben. Beim ersten Treffen sehr schüchtern wie verknallte Teenager. Beim zweiten dann im Freien auf einer Bank mir Reden, Umarmen und dem ersten Kuss. Meine Frau hat indessen gemerkt, dass ich mich von ihr distanziere und anders verhalte. So kam es zum Gespräch. Ihre Reaktion war ein halber Zusammenbruch, den ich Null (!) habe kommen sehen. Da ist mir klar geworden - sie liebt mich noch sehr. Meine Entscheidung war sofort: Abbruch des Kontakts zur AF und arbeiten an der Ehe. Wir hatten ein Erstgespräch bei der Eheberatung mit dem Ergebnis: man kann daran arbeiten. Es wäre noch genug vorhanden um die Liebe wiederkommen zu lassen. Nach 10 Tagen kam die Ernüchterung: ich hatte extreme Sehnsucht nach der AF und habe den Kontakt aufgenommen (sie hatte es respektiert und mich nicht angeschrieben, allerdings laufen wir uns im Gebäude über den Weg und die Blicke treffen sich, was seeehr komisch ist). Es kam nach einer Geschäftsreise die erneute Entscheidung: EF und Familie. Und nach 4 Wochen wieder (durch Zufall, kurzer Chat zu einem Kollegen) der Kontakt. Mit anschließendem Sehen, Nähe und Gesprächen, dass die Gefühle nicht weggehen, weder bei ihr, noch bei mir.
Aktuell bin ich seitdem beschäftigt mit dem inneren Kampf - Kopf gegen Herz. Mein Kopf sagt: du hast Kinder, ihr seid 15 Jahre zusammen, du bist mit ihr verheiratet - du MUSST es hinbekommen. Mein Herz sagt: sie (AF) hat dir neue Perspektiven gegeben, dir emotional das gegeben, was dir lange gefehlt hat, dich aus deinem Loch geholt. Die AF hat mir Ihre Liebe gestanden und auch ich bin der Meinung (Glorifizierung hin oder her), dass das echte, tiefe Gefühle sind, die da entstanden sind. Ich bin sehr verliebt in sie. Die AF wusste um meine Situation, verheiratet, 3 Kinder etc. Den Vorwurf, dass man da die Finger weglässt, lasse ich vollkommen gelten - hilft nur jetzt nicht mehr. Meine EF weiß ebenfalls, dass es eine AF gibt, in die ich mich verliebt habe. Sie sieht bei sich selbst eine große Mitschuld an der Situation - weil sie mich nicht mehr gesehen hat. Sie will weiterhin mich als EM in ihrem Leben, weil sie sich ihr Leben ohne mich nicht mehr vorstellen kann. Ich bin ihr ein und alles. Wir haben seit JAN viele Dinge geändert, am wichtigsten: wir reden viel miteinander. Freundschaft, Empathie usw. sind noch vorhanden - nur von mir keine Liebe mehr. Wir haben mittlerweile wunderbaren S. miteinander, aber beim Umarmen oder Blick in die Augen fühle ich keine Liebe. Diese Lieben/Verliebtsein gilt momentan der AF. Für mich ist diese Zerrissenheit sehr schwer, weil ich nicht weiß, wo die Reise hingeht. Ich glaube innerlich nicht daran, dass die Liebe zu meiner EF wiederkommt, wenn ich weiterhin die Gefühle für die AF habe. Ich habe aber aus Angst vor den Konsequenzen nicht den Mut, den Strich darunterzusetzen. Und vielleicht im ein oder anderen Moment doch überraschend die Hoffnung, dass es alles wieder wird (wenn EF und ich etwas schönes unternehmen - nur wir beide, dann denke ich danach - verdammt! Was tust du? Das ist deine Frau!).
Und zum Abschluss der Klassiker:
Ich bin von der Selbsteinschätzung kein üblicher Fremdgeher. Klar habe ich es jetzt getan! Aber ich glaube die Umstände erklären es für mich selbst zumindest. Ich bin sehr sensibel und emotional, schreibe viele Gedichte etc. Und da hat die AF voll ins Schwarze getroffen, indem wir uns sehr viel über eben jene Gefühle, Wünsche etc. unterhalten haben. Gerade das gehen Thema war sehr intensiv darüber zu sprechen. Die Verbindung mit ihr war primär emotional, später erst mit Nähe und Zweisamkeit verbunden, bis heute jedoch nicht s. Das würde ich vor einer klaren Trennung nicht machen - so ein A*sch möchte ich nicht sein.
Und jetzt - Feuer frei für eure Sichten dazu, ob ihr Ähnliches selbst erlebt habt. Ich wünsche mir aus der Diskussion eventuell etwas Klarheit bzgl. arbeite an deiner Ehe oder lass es, da ist zu viel passiert.
Danke fürs Lesen bis hierher!
18.03.2024 18:55 •
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