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Eingeschlafene Ehe, dann Affäre im Büro

M
Zitat von alex2024:
Ich warte auf den einen Wink, der mir sagt, was ich tun soll, ohne aktiv eine Entscheidung treffen zu müssen. Das ist feige - das weiß ich. Ich bin einer der Menschen, die sich mit endgültigen Entscheidungen sehr schwer tun.

Das bin ich auch. Ich will mich nicht festlegen, ich könnte nicht sagen, was für mich richtig ist. Ich will einfach beides, die bequeme Lösung. Hier das Altbewährte, dort das aufrgende Neue.
Das ist überhaupt kein Problem, denn wer keine Entscheidungen trifft, über den wird entschieden. Und zwar von Dritten.
Bei mir war es der Affärenmann der mein ständiges Buhlen um Nähe nicht mehr ertragen wollte, den ich seine geheiligte Freiheit beeinträchtigte.
Es hätte auch mein Mann sein können, der meine Flausen nicht mehr ertragen wollte und gehen hätte können.
Das Leben entscheidet dann schon für diejenigen, die sich für nichts entscheiden wollen.

Ganz einfach, ich wurde per Mail entsorgt und diese Klatsche habe ich lange nicht verwunden. Zwar mit netten Worten, die mir den Abschied leichter machen sollten, aber das Ergebnis unter dem Strich war dasselbe.

Und dann kamen postwendend noch mehr Kummer, Seelenschmerz, Eifersucht, Vermissen. ich litt und wie.Nun hatte ich es. Ehe, was sollte mir die noch helfen? Affäre weg, die mein Lebenssinn, mein Inhalt geworden war. Ich hatte alles vernachlässigt, weil meine Gedanken und Gefühle nur der Affäre galten, weil ich da so was wie Lebendigsein verspürte. Und das war nun weg, unwiderbringlich.

Es war grausam, aber die logische Konsequenz dessen was ich getan hatte.Und da ich selbst keine Entscheidung für mich treffen konnte oder ehrlicherweise treffen wollte, denn wer weiß denn schon im voraus, was richtig ist, entschied eben der AM über mich. Ich sollte weg und sein Leben nicht mehr beeinträchtigen, verkleidet mit schönen Worten. Wahrscheinich stand Nextie schon bereit.

Weder in meiner Ehe fühlte ich mich wohl - kein Wunder, wenn die Gefühlssensationen woanders einen bei der Stange halten - noch mit mir selbst. Es war mühsam mich wieder aufzurappeln, mich nicht vollends hängen zu lassen, ein wenig Farbe ins Leben zu bringen. Farbe war genau das was mir fehlte, denn die Farbe brachte nur die Affäre in mein Leben.
Mit der Zeit wurde es besser, Ich lernte besser für mich zu sorgen. Nicht materiell, aber mental. Zu vieles hatte ich liegen gelassen, vernachlässigt, nicht beachtet und manches holte ich wieder hervor.

Ich lernte, kleine Dinge wieder zu schätzen. Ein Abend mit Freundinnen, lachen mit ihnen. Ein Abend im Theater, ganz allein, was sich gut anfühlte für mich. Eine Dienstreise nach Berlin, die ich mit drei Urlaubstagen für mich allein garnierte. Ich war allein und fühlte mich gut. Selbstbestimmt und seit langer Zeit fühlte ich mich wieder richtig gut. Nicht nur halb gut, sondern richtig.
Berlin war damals mein Freischwimmer, der mich wirklich vorwärts brachte. Ich merkte, was mir gut tut und was nicht. Und seit langer Zeit fühlte ich mich wieder richtig frei. Ich wusste bis dato gar nicht, dass mir das gut tun würde. Ein paar Tage nur für mich, ohne Treffen und Ablenkung durch andere.
Das war 10 Monate nach der Afffäe, die bis dahin immer noch nicht richtig verwunden war, aber ein wichtiger Schritt zu mehr Selbstbestimmtheit.

Ab da ging es aufwärts, auch beruflich. ich übernahm eine Zusatzaufgabe, zu der ich mehr oder weniger überredet wurde und die mir keinen Cent mehr einbrachte. Aber seltsamerweise wuchs ich auch durch diese Zusatzaufgabe. ich lernte viel dazu, freute mich über neue Kenntnisse und Kontakte. Mein Selbstvertrauen stabilisierte sich und mein Selbstwertgefühl wuchs. ich war nicht länger diejenige, die das nicht konnte, aber viele andere eben schon. Ich war ebenbürtig.und zog mich nicht mehr in Zweifel wie ich es vorher immer getan hatte.

Und je mehr ich mich stabiliserte, je besser ich mich mit mir fühlte, desto besser konnte ich auch wieder mit meinem Mann umgehen. Es war nicht nur mein Mann an der Flaute Schuld gewesen, auch ich selbst, weil ich mich selbst nicht mochte. Es ging schrittweise immer besser mit uns. Wir näherten uns wieder viel mehr an, wir sprachen mehr miteinander, wir erlebten wieder mehr gemeinsam.
Mein Wohlbefinden war ein Schlüssel zur Verbesserung der Ehe. Vorher hatte ich immer nur nach Zufuhr von außen gesucht.

Dieses Tief hat sich für mich, für uns gelohnt. Und sehr viel verdanke ich da meinem Mann, der mich niemals drängte, mir nie Ultimaten stellte, der mich einfach in meinem Loch sein ließ, aus dem ich selbst wieder rauskriechen musste.. Seine unfassbare Geduld, sein Abwarten und auch seine immer noch vorhandene Zuneigung zu mir - unglaublich nach dem, was ich geliefert hatte - bewundere ich heute noch.

Und es geht mir heute wie Kruemel. Es ist gut wie es ist. Die Stürme von damals sind vorbei.

21.03.2024 13:37 • x 5 #226


B
@Margerite 10 Monate Margerite? Drehe noch durch und es sind erst 3 Monate rum ‍

21.03.2024 13:41 • #227


A


Eingeschlafene Ehe, dann Affäre im Büro

x 3


M
Zitat von Kruemel1:
Das tut mir sehr leid. Alles in allem war die Affäre aber für uns beide eine große Chance zu lernen. Und die haben wir gut genutzt.

Dito.

Das mit dem Abwerten kommt oft, wenn man sich überfordert fühlt und nicht gewürdigt. Die Abwertung schafft Distanz zum anderen und ist eigentlich eine Reaktion der Hilflosen, die sich selbst nicht anders helfen können.
ich merkte das krass im Lauf meiner Affäre, die ja nach der anfänglichen Hochphase immer schwieriger wurde. Weil ich mich klein fühlte, bedürftig und er mich das auch spüren ließ. Er gestaltete sein Leben selbstbestimmt und ich sah ihm dabei zu und fühlte mich nicht etwa ebenbürtig, sondern klein. Und diese gefühlte Kleinheit schlägt irgendwann ins Gegenteil um. Und die Hilfe ist dann die Abwertung, die ein Zeichen innerer Aggressionen ist.

Ich wertete in Gedanken den AM ab, nannte ihn für mich das kleine Ar... und irgendwie hilf mir das auch, Druck abzubauen. Er schrieb eine SMS (Smartphone war damals noch in den Startschuhen) und ich dachte mir: Ach, das kleine Ar... meldet sich wieder mal. Na, mal sehen, was er jetzt wieder Wichtiges von sich gibt.

Was ich dann las, war reichlich bedeutungslos und ich wertete auch das ab.Das übliche Geschreibsel von Vermissen, weil ich weit weg war und er nicht Gefahr lief, dass ich in fünf Minuten vor seiner Tür stehe. Aus der Distanz wirkte er liebevoll, wenn ich dann da war, fragte ich mich, wo die Wiedersehensfreude eigentlich geblieben war, denn ich fühlte nur Lauheit.

Es ist nichts weiter als eine Hilfe zur Selbsthilfe. Werte den anderen ab, damit es Dir besser geht. Eine billige Reaktion und auch niveaulos. Hilfe zur Selbsthilfe für diejenigen die sich nicht anders zu helfen wissen.

21.03.2024 14:02 • x 1 #228


H
Zitat von Margerite:
Ich wertete in Gedanken den AM ab, nannte ihn für mich das kleine Ar... und irgendwie hilf mir das auch, Druck abzubauen. Er schrieb eine SMS (Smartphone war damals noch in den Startschuhen) und ich dachte mir: Ach, das kleine Ar... meldet sich wieder mal. Na, mal sehen, was er jetzt wieder Wichtiges von sich gibt.

Wie lange dauerte es nach der Hochphase, bis es so wurde mit dem AM?

21.03.2024 14:07 • #229


V
War der Affärenmann auch gebunden?

21.03.2024 14:19 • #230


Y
Zitat von Margerite:
Das bin ich auch. Ich will mich nicht festlegen, ich könnte nicht sagen, was für mich richtig ist. Ich will einfach beides, die bequeme Lösung. ...

Es ist letztendlich ein Trugschluss zu glauben, man würde keine Entscheidungen treffen.Und wie man bei dir sieht (wie bei allen), zeigt das Leben einem immer, dass man eben eine Entscheidung getroffen hat.

Kann ich nicht gehen, entscheide ich automatisch zu bleiben.

Weiß ich nicht, ob ich a oder b will, entscheide ich mich automatisch für c.

Das Leben ist immer im Fluss. Deshalb ist es ein Trugschluss zu glauben, man könne sich Entscheidungen entziehen. Alles, was ich mache oder eben nicht mache, hat Konsequenzen.

Wenn ich mich zwischen EF und AF nicht entscheiden kann, dann entscheide ich mich aktiv dafür, bereit zu sein zwei Menschen sehr zu verletzen. Auch das ist eine Entscheidung. Und zwar eine aktive.

Es ist eine kindliche Haltung zu glauben, dass wenn ich mir die Augen zuhalte, die anderen weg seien.

Manchmal muss man einfach mal erwachsen werden und erkennen, dass sowohl mein Handeln als auch mein Nicht-Handeln Konsequenzen hat und ich die Verantwortung darüber habe und es meine Aufgabe ist über diese (Nicht)Handlungen die Führung zu übernehmen.

21.03.2024 14:38 • x 6 #231


V
Es hat gedauert bei mir bis ich das verstanden habe, aber so ist es tatsächlich.

Danke

21.03.2024 14:42 • #232


MissLilly
Zitat von Yoffi:
Es ist letztendlich ein Trugschluss zu glauben, man würde keine Entscheidungen treffen.Und wie man bei dir sieht (wie bei allen), zeigt das Leben einem immer, dass man eben eine Entscheidung getroffen hat.

Ganz genau so ist es !

Zitat von Yoffi:
über diese (Nicht)Handlungen die Führung zu übernehmen.

Ich finde der TE zeigt ganz eindrucksvoll wie er durch seine angeblichen (Nicht)Handlungen sogar ganz aussergewöhnlich gut dazu im Stande ist die Führung zu übernehmen bzw. dies schon längst getan hat ...wenn auch nach außen hin ziemlich unauffällig
Denn es ist IMMER der Verlangsschwächere der die Beziehung dominiert....der TE ist meiner Meinung nach ein Paradebeispiel dafür ...

21.03.2024 14:47 • x 3 #233


Waris07
Ich finde es gerade unheimlich interessant hier mit zu lesen.
Nicht wegen des TE - sondern wegen den Beiträgen und Erfahrungsberichten der letzten Seiten die hier geteilt wurden.
Für mich hat er nochmal so einiges verdeutlicht und auch den Blickwinkel erweitert.

Danke dafür Mädels.

21.03.2024 15:08 • x 2 #234


V
Mich erschreckt nach wie vor die Beliebigkeit der Menschen, mit denen einige zusammen leben und vorgeben zu lieben oder in ihrer Wahrnehmung es auch tatsächlich zu tun.
Es ist sicher gut für sich erkannt zu haben, dass eine Affäre eigene Bedürfnisse erfüllt, die man in der Ehe so nicht mehr findet, gelingt die Affäre nicht, geht man zurück in die Ehe, weil man es kann, der EP lässt es zu, und dieser EP hat dann nicht dieselbe Funktion wie der AP, nämlich Bedürfnisse zu erfüllen? Es gäbe doch auch die Möglichkeit alleine zu leben und erstmal sich selber zu finden und erst dann eine Beziehung einzugehen, wenn man dasselbe zu geben hat, was man zu nehmen gedenkt. Warum ist das keine Option? Warum wechselt man zwischen Beziehungen hin und her und hin?

21.03.2024 15:11 • x 5 #235


K
Zitat von Vorbeigeschaut:
Warum wechselt man zwischen Beziehungen hin und her und hin?

Natürlich wäre es eine Option gewesen, erstmal allein zu bleiben. Aber mein Mann wollte mich zurück. Auch wenn ich zu dem Zeitpunkt und mit dem Ende der Affäre völlig durch war. Ich selbst war gar nicht in der Lage zu entscheiden. Ich hab mich nach Hause holen lassen, wie ein krankes Kind.

Warum mein Mann mich zurück holte? Weil er mich liebte und das Leben mit mir fortsetzen wollte. Keine Ahnung woher er die Hoffnung nahm, dass das problemlos möglich wäre.

21.03.2024 15:31 • x 1 #236


V
Ja, er wollte dich und dann ist man doch nicht gezwungen es tun? Was sprach dagegen alleine zu leben? Du hattest doch noch Liebeskummer wegen dem AM, wenn ich das richtig verstanden habe? Man hat das eine noch nicht verarbeitet und startet ein Revial? Warum?

21.03.2024 15:42 • x 4 #237


MissLilly
Zitat von Kruemel1:
Aber mein Mann wollte mich zurück.


Zitat von Kruemel1:
Ich selbst war gar nicht in der Lage zu entscheiden. Ich hab mich nach Hause holen lassen, wie ein krankes Kind.


Interessant ...Wie war das denn als du damals gegangen bist?

21.03.2024 15:42 • x 3 #238


V
Zitat von MissLilly:
Interessant ...Wie war das denn als du damals gegangen bist?

Danke, das meinte ich, ich habe mich wohl ungeschickt ausgedrückt, da ist doch der EP in der gleichen Funktion wie der AP, nämlich jemanden vollständig zu machen, dem das alleine nicht gelingt oder?

21.03.2024 15:45 • x 2 #239


S
Zitat von MissLilly:
Denn es ist IMMER der Verlangsschwächere der die Beziehung dominiert....der TE ist meiner Meinung nach ein Paradebeispiel dafür ...

Unter Verlangsschwächeren meinst Du den „Minuspol“ oder ?

21.03.2024 16:00 • #240


A


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