Zitat von Einfallslos: Diese Beziehung hat mir auch so viel Energie geraubt und wirklich auch Selbstbewusstsein.
Wo ich vor ihm mit knallroten Lippen und aufgehübscht,rausgegangen bin und schöne Abende hatte, habe ich all das abgelegt. Weiss nicht wann ich das letzte Mal rote Lippen hatte. Aber ich hab mein Licht in den letzten 1,5 Jahre viel mehr unter den Scheffel gekehrt wie ich es sonst so gemacht habe. Mein Selbstbewusstsein war nie gut wie du ja jetzt weisst aber es war mal besser als es jetzt ist und zwar zu einer Zeit als ich Single war.
Der Aspekt mit der Energie ist auch ein Thema, das bei solchen Beziehungen mit einem großen Machtgefälle und Unsicherheiten wie mangelndem Vertrauen bemerkbar ist. Solche Partner rauben einem förmlich die Lebensenergie, saugen sie praktisch ab und bereichern sich selbst damit. Die Folge: je länger Du in einer destruktiven Beziehung bist, desto ausgelaugter und schwächer wirst Du. Es ist wie eine Kaskade. Es geht allmählich los damit und Du bemerkst es zunächst nicht. Und bis Du es bemerkst, bist Du so eingewoben, dass Du so schnell nicht wieder rauskommst.
Du weißt, ich denke oft in Bildern. Und schon während der Beziehung fühlte ich mich wie ein Insekt, das sich zufällig in seinem Netz verfangen hatte. Flugs wurde ich von ihm, der Spinne eingewoben, was meine Handlungsfähigkeit und auch Handlungsbereitschaft völlig erlahmen ließ. Ein paar Strampelversuche um mich zu lösen bzw. hochzuarbeiten und das Netz wurde enger gezogen. Übrg bleiben Ratlosigkeit, jeglicher Machtverlust und schließlich Niedergeschlagenheit. Und die Spinne schaut mit lauernden Augen zu und wenn Du Dich bewegst, wird sie tätig und webt Dich wieder ein, z.B. mit liebevollen Worten oder netten Messages. Du hast irgendwann das Gefühl da nicht mehr rauszukommen.
Dass solche Mechanismen auch Dein Selbstbewusstsein reduzieren oder gar demontieren, ist die logische Konsequenz davon.
Dir geht es, obwohl Du das Richtige mit der Trennung getan hast, schlechter als vorher und Du fühlst Dich nur noch ausgelaugt und kraftlos. Leer, wie Du sagst.
Es dauert seine Zeit bis die Lebensfreude wieder erwachen kann und man wieder mehr Energie verspürt. Zunächst ist man wie gelähmt.
Zwei Jahre ca. nach der Trennung merkte ich, dass ich wieder viel unbeschwerter lebte, denn die Kräfte zehrenden Probleme mit ihm waren Vergangenheit. Ich fühlte förmlich wieviel Lebensenergie mir das geraubt hatte und wie ich mich in der Beziehung immer kleiner gemacht hatte. Lieber nicht anecken, lieber den Mund halten, lieber heikleThemen nicht ansprechen - ein Zeichen für Angst vor seiner Retourkutsche.
Und oftmals, wenn ich heute zurückdenke, empfinde ich eine Erleicherung, dass ich von ihm weg bin, ihn nicht mehr sehen muss und wir keinen Kontakt mehr haben. Einmal im Jahr ein Gruß, evt. ein Wiedersehen bei einer überregeionalen dienstlichen Veranstaltung, wo er aber möglichst so tut, als sähe er mich nicht. Nur wenn es nicht mehr anders geht, grüßt er und geht weiter.
Vor einigen Jahren war in einem Raum mit ca. 50 Leuten eine Fortbildung. Ich saß gleich neben dem Eingang. Die Tür geht auf, er kommt rein und ich sehe sein überraschtes Gesicht mich zu sehen, zumal ich zur Tür schaute. Er grüßte und setzte sich weiter hinten hin.
Kurz vor 16 Uhr holte ich mein Köfferchen, das ich iim hinteren Bereich des Raumes abgestellt hatte, weil ich zum Bahnhof musste und die Zeit schon knapp war. Ich hole also mein Köfferchen und verlasse den Raum. Da er hinten saß, hat er das sicher mitbekommen. Ich gehe den langen Gang zum Treppenhaus entlang und am Ende befindet sich ein WC, das ich kurz und möglichst schnell noch aufsuchte. Dann also die Treppen runter und im großen Eingangbereich des Gebäudes sehe ich ihn gehen, ca. 10 Meter vor mir. Er hatte mich unwissentlich überholt.
Ich überlegte blitzschnell, Ich hätte ihn rufen können. Ja, und dann? Smalltalk bis zur U-Bahnstation oder hinter ihm hergehen, was aber dazu geführt hätte, dass ich im bei der nächsen Fußgängerampel sehr nahe gekommen wäre. Manche Menschen spüren das und drehen sich um. Peinlich, wenn ich dann hinter ihm stehe und ihn weiter nicht beachte.
Ich beschloss das Problem zu lösen, indem ich die andere Richtung einschlug. Er hielt sich links, also ging ich rechts und trabte zur U-Bahn-Station miit einer anderen Linie, die mich nicht direktt zum Bahnhof brachte, aber auch mit einem Umstieg in die S-Bahn würde es noch reichen.
Ich fragte mich damals tatsächlich, warum er kurz nach mir den Raum verlassen hatte. Wollte er mich evt. sehen oder gar sprechen? Oder wartete er 2 Minuten in der Annahme, dass ich dann weit genug weg war sodass er keinen Kontakt herstellen müsste ohne mich zu düipieren. Ich entschied mich für Variante 2. Er hatte es auch eilig und dachte sich, nach 2 Minuten ist die weit genug weg um ihr zwangsweise begegnen zu müssen.
Ich denke, diese Entscheidung war auch die richtige. Warum ihm hinterher laufen, ihn rufen und dann zwangsweise miteinander zur U-Bahn mit demselben Ziel zu gehen und gemeinsam zum Bahnhof zu fahren? Das wäre nichts geworden, was erstrebenswert gewesen wäre.
Es ist schon erstaunlich, wie entbehrlich manche Menschen werden, wenn man sich mal daran gewöhnt hat, dass sie keinen Platz mehr im eigenen Leben haben. Hätte mir das Jemand kurz nach der Trennung gesagt, nein, undenkbar, ich werde ihn immer lieben und immer dasselbe für ihn empfinden und das wird sich nie ändern. Was für ein Quatsch. Es war ja nicht meine erste Trennung, aber damals dachte ich tatsächlich, er wäre so einzigartig, dass von ihm nichts bleiben würde als eine Erinnerung.