Zitat von Einfallslos: Und jetzt möchte ich ein LOB weil.... es ging mir einfach am Po vorbei... Die ersten Sekunden ja war ich schockiert und dann war ich total cool und fühle mich auch total cool und ich finds so guuut und ich hab nicht nur cool getan. Ich war es auch.
Ich fühle mich gerade so befreit, das glaubt ihr nicht.
Doch, das glaube ich Dir. Denn Du bist seit langer Zeit in eine Aktion gekommen indem Du ihm gesagt hast, dass es keine Beziehung mehr geben wird.
Und dann fragt der Typ nochmals nach, ob das jetzt Dein letztes Wort war. Ganz ehrlich, der ist so eine Null und auf dem Stand eines kleinen Bubens, der nicht versteht, dass er nicht das bekommt was er sich einbildet.
Du hast deutliche Worte gesprochen und Deine Grenzen gesetzt und damit bist Du bei Dir geblieben und hast Dich nicht von blödsinnigen Hoffnungsgefühlen leiten lassen. Du bist zu Dir gestanden und darauf kommt es an. Und damit kommt dann auch eine innere Zufriedenheit, weil Du aus der Opferrolle, in der man sich nur ausgeliefert und machtlos fühlt, raus.
Wäre schön, wenn das mal ein nachhaltiger Wendepunkt wäre als das ewige Gejammer von wegen Wertlosgikeit etc. das Du alle paar Wochen wieder abspulst.
Es geht Dir im Grunde doch gar nicht um diesen Typen, denn dass der keinen Wert hat, hast Du klar erkannt. Aber Du lässt Dich von den Gefühlen der Machtlosigkeit und des Ausgeliefertseins an ein ungutes Schicksal sehr lange leiten.Es geht Dir um das gekränkte Ego, das verdauen muss, dass Deine Liebe nicht mit gleicher Münze zurückgezahlt wird.
Ich erinnere mich an eine Begebenheit vor vielen, vielen Jahren. Er war 28, das erste Mal von zu Hause ausgezogen und ich war 35 und war schon durch Stellenwechsel rumgekommen. Er wirkte unreif und dennoch geriet ich in eine emotionale Abhängigkeit, die mich dazu verleitete, die Tatsachen nicht sehen zu wollen. Stattdessen flüchtete ich mich in Hoffnungen.
Er trennte sich mit der Begrüundung, wir würden nicht zusammen passen. Ja, stimmte, das wusste ich selbst. Was will ich mit einem 28jährigen, der sein Leben verplant hatte, denn er wollte mal Familie und drei Kinder. Und ich war 35 ....höchste Zeit also.
Es war mir klar, dass das nichts werden würde, aber dennoch ....
Kurz nach der Trennung erfuhr ich obendrein, dass er mit seiner neuen Freundin zum Skifahren gefahren sei und überhaupt auf Wolke 7 schiwebte ... Ich ging davon wie ein geprügelter Hund.
Diese Schmach, nicht zuletzt aufgrund meines Alters ausgesondert worden zu sein, gab meinem Selbstwertgefühl den Todesstoss. Zwar kämpfte ich dagegen an, aber nachhaltig war es nicht. Er hatte mich in der Ehre verletzt und das konnte ich nicht nicht verdauen. Ich war es nicht wert gewesen, er hatte mich nicht geschätzt, sondern mich eher kritisiert und überhaupt trieb er, ws er wollte ohne Rücksicht auf mich und meine Gefühle zu nehmen. Das kennst Du bestens.
Was ich einfach nicht verarbeiten konnte, war die Zurücksetzung, das Gefühl wie ein alter Putzlappen weggeworfen worden zu sein. Ich trauerte nicht mal so um ihn. Doch schon, aber das weitaus größere Dilemma war, dass ich aus der Beziehung Futter für meine Selbstwertgefühl gezogen hatte. Die Zufuhr blieb aus.
Monate später bekam ich unerklärliche anfallsweise Bauchkrämpfe, die alle paar Wochen kommen konnten in ujgleichmäßigen Abständen. Ich stellte keinen Zusammenhang her, dafür war ich damals zu blöd. Aber ich kotzte von Zeit zu Zeit aus, weil meine Seele mit dem Müll nicht zurecht kam. Die Seele wählte den Umweg über den Körper.
Organisch wurde trotz umfangreicher Untersuchungen nichts gefundnen. Es war seelisch begründet. Der erste Arzt den ich konsultiert hatte, fragte ob ich Stress habe. Nein, habe ich nicht.
Ja, vielleicht in der Arbeit nicht, aber den unverarbeiteten Stress, die maßlose Enttäuschung und das Gefühl, dass mein Selbstwert schwer getreten worden war, waren der Stress, der aber nicht auf die bewusste Ebene drang. Ich wartete, bis es nicht mehr weh tat. Gelernt über mich und meine Mechanismen mit Enttäuschungen umzugehen, hatte ich nichts.
Und genau deswegen musste ich dasselbe Jahre später nochmals durchleiden und durchleben. Mit dem Unterschied, dass das alles kein Zufall war, sondern System hatte. Ich geriet an Männer, die mich zwangsläufig verletzten, weil sie es konnten und weil sie ja selbst micht sich nicht klar kamen. Und erst ab da begann ich nachzudenken und auch ein Besuch bei einem Therapeuten erwies sich als durchaus nützlich.
Das was mich damals am meisten bewegte, war, dass der Therapeut gar nichts über ihn, den Bindungsvermeider, den Versager, wissen wollte. Er fing sofort bei mir an, Kindheit, familiärer Background usw. Da war nämlich schon alles angelegt worden, das Gefühl nicht genug zu sein und der Liebe nicht wert zu sein. Nur wenn ich Leistung brachte, wurde ich geschäzt. Und genau dieses Kapital brachte ich in Beziehungen ein. Sie sollte mich aufwerten, mir das Gefühl geben, dass ich was wert bin und liebenswert bin. Ich hatte sie irgendwie konsumiert, denn ich wollte etwas für mich daraus ziehen. Und wenn das dann wegblieb, fiel ich in ein Loch.
Erst viel später, als ich schon viel Abstand zu diesem Mann und der Beziehung hatte, ging mir auf, dass ich ihn unbewusst auch für meine Zwecke mißbraucht hatte. Er sollte nämlich genau das richten was bei mir im Argen lag. Ich hatte ihn auch ausgenützt und nicht nur er mich, wie ich vorher immer gedacht hatte.
Stell Dich Deiner Schuld, denn auch Du hast einen Anteil an der Misere. Auch Du warst nicth nur die Gute und Reine, der übel mitgespielt wurde. Du hast ihn Dir unbewusst ausgesucht, um ein Trauma nachzuleben, weil die Seele meint, sie muss das wiederholen, damit Du endlich mal was lernst. Z.B. gut mit Dir umzugehen, pfleglich und achtsam.
Das kann Dir keiner abnehmen und wird keiner für Dich tun. Wenn Du nichts lernst für Dich und nur im Leiden verharrst, suchst Du Dir eines Tages den Nächsten, der Dein Selbstwertgefühl wieder mit Füßen treten wird. Du suchst Dir unbewusst die Männer, an denen Du Dein Programm abspulen kannst, weil die Seele meint, dass dieses Mal das Trauma geheilt wird und endlich innerer Frieden einkehrt.
Ohne Dich geht es nicht. Du hast Entscheidendes geleistet, allein dadurch, dass Du die Trennung ausgesprochen hast und ihm mehrfach die Tür gewiesen hast trotz seiner Belästigungen. Der lebt nämlich auch nur sein inneres Drama an Dir aus.
Aber Du siehst das nicht, wieviel Eigeninitiative und wieviel Mut das voraussetzt. Du kannst es Dir nicht zugestehen, dass Du ein wertvoller Mensch bist mit einem Selbstwertgefühl, das Dir keiner nehmen kann. Du aber hast ihn darüber entscheiden lassen wie ich. Erst haben die Eltern darüber entschieden wie ich mich fühlte, später dann der Mann.
Und es hat so lange gedauert, bis ich überhaupt einen Zusammenhang mit mir gesehen habe und es zuließ, dass ich mich auf Biegen und Brechen in etwas verrannt hatte, was nur einen Zweck hatte. Nämlich dass ich endlich bereit war, mich selbst in meiner Bedürftigkeit und Kleinheit anzuschauen und wahrzunehmen, dass ich Bedürfnisse hatte. Und dass es auch meine Verantwortung ist, wie ich mit mir und Verletzungen und Enttäuschungen umgehe.
Einen Zeitplan dafür gibt es nicht. Die Sache mit dem 28Jähirgen beschäftigte mich sicher zwei Jahre. Dann fand ich durch einen Zufall in eine Sportstudio und das brachte eine Wende. Ich fühlte auf einma. wieviel aufgestaute Wut sich in mir angesammelt hatte, die nicht richtig an die Oberfäche kam. Aber ich merkte, dass es mir unheimlich gut tat, mich und die Geräte zu maltraitieren und mich bei Stepaerobic etc. auszupowern. Ich habe damals sehr viel Seelenmüll im Sportstudio gelassen, abgesehen davon, dass es mir auch Selbstbestätigung gab. Ich kann das, ich habe es gelernt, im Step für Fortgeschrittene Fortschritte zu erzielen.
Nur Bewegung, die Trainerin, die Anweisungen ins Mikro rief und die hämmernde Musik. Es war ein Kanal den ich damals fand. Seither blieben die Bauchschmerzen weg, weil ich sie nicht mehr brauchte. Nur gelernt über mich und meine Mechanismen hatte ich damals noch nicht, Das kam erst Jahre später, dass ich irgendwie ein anderer Mensch wurde, der weiß, es ist meine Verantwortung, was ich mir antue. Wenn ich nicht gut und wertschätztend mit mir umgehe, tut es keiner für mich.
Vielleicht hat es den Befreiungsschlag gebraucht, denn nichts geschieht umsonst. Und wenn er schon nichts dazu lernt, dann musst Du das nicht auch tun und Dich von Deinem getretenen Selbstgefühl überrollen lassen. In Dir steckt mehr als Du glaubst. Hol es raus und Du kannst die Opferrolle der passiven Leidenden irgendwann verlassen.