Zitat von Einfallslos: ch bin der Meinung wenn man jemanden liebt dann 1. verletzt man den jenigen nicht ständig. - Hat er aber.
2. Wenn es dann doch mal vorkommt dann reflektiert man sein VErhalten und macht es künftig besser. - Hat er nicht
3. Dann nimmt man sich was der andere sagt zu Herzen - hat er nicht
4. Dann steht man zu seinem Partner und ist auch stolz drauf jemand an seiner Seite zu haben - konnt er nicht. Nur unter Druck. Das will ich natürlich nicht
Du gehst von dir, von Deiner Vorstellung von Liebe aus. Aber Du siehst nicht, dass andere Menschen ganz anders ticken als Du und oft seltsame Beziehungsmuster leben.
Wenn man Jemanden liebt, verletzt man ihn nicht.
Ja, schöne Worte, aber jeder Liebende verletzt den anderen hin und wieder fast zwangsläufig. Wenn es aber häufig vorkommt, dann empfindet er eine Beziehung als so selbstverständlich, dass er nicht bedenkt wie es beim Anderen ankommt. Er hat eben keinerlei Einfühlungsvermögen - außer es geht um seine Gefühle. Empathie oder auch den Partner als etwas Besonderes zu achten, ist nicht sein erlerntes Programm. Frau ist da, Frau lässt sich alles gefallen, Frau leidet im Stillen, was er nicht merkt und so ist eben die Bahn frei. Er hat seinen Freibrief und trampelt auf dem Anderen rum wie es ihm gerade einfällt.
Und was soll er denn künftig besser machen? Du warst halt mal beleidigt, hast Dich zurückgezogen, er kam wieder angetrabt und alles renkte sich wieder halbwegs ein. Also auch hier ein Programm. Ich verletze, sie ist gekränkt, aber sie kriegt sich auch wieder ein. Ergo: er spürt keine Konsequenzen und kann seine Muster weiter leben.
Und Deine Worte. Ja, mein Gott, die hört er sich halt an (oder vielleicht auch nicht und tut nur so), aber Du bist nicht seine Lehrerin. Er war ja gewohnt, dass er sein Muster lebte. Es gab mal ein Aufmucken, mal ein paar Tränen, mal ein paar Worte, die aber wirkungslos blieben und dann weiter wie gehabt. Sie geht ja nicht und alles ist gut.
Und dann noch das Schlimmste, dass er nicht mit Dir gesehen werden wollte. Er wollte seine Freunde, Bekannten lieber alleine treffen, so als ob er solo wäre und seine Freundin lässt er daheim. Er will sich nicht mit ihr zeigen. Ja, andere Männer wären vielleicht stolz auf ihre Freundin, er aber nicht.
Verabschiede Dich davon, Deine Maßstäbe anzulegen. Er hat andere und er sieht und fühlt eine Beziehung ganz anders als Du. Der Mensch macht immer denselben Fehler. Wenn ich es als verletztend empfinde, dann müsste er zerknirscht sein und darüber nachdenken. Wenn ich auf Wolke 7 schwebe, dann fühlt er es genauso. Nein, tut er nicht zwangsläufig, denn auch das Gefühlserleben ist bei Menschen sehr unterschiedlich.
Ich war früher aus so und bildete mir ein, wenn ich Interesse an einem Mann hatte, dann müsste er doch auch. Nein, muss er nicht. Das dann zu akzeptieren, dass die eigenen Gefühle nicht erwidert werden, ist auch etwas, was man im Leben lernen muss.
Als ich den Affärenmann damals kennenlernte, passierte etwas, was ich Jahre nicht erlebt hatte. Es machte Peng, ich sah ihn und fühlte umgehend ein unglaublich großes Interesse an ihm. Er triggerte etwas Unbewusstes in mir und ich sprang an. Da ich ihn dienstlich kennengelernt hatte, gab es keine Möglichkeit ihn zu treffen. Aber über Monate ging er mir nicht aus dem Kopf, bis ein Kongress anstand. Monate vorher hatte ich überlegt, ihn wegen eines gemeinsamen Kaffees anzuschreiben. Es sollte keinesfalls bedürftig, aber auch nicht zu liebedienerisch wirken und ich überlegte jedes Wort. Die Zusage kam umgehend und so kam die Sache ins Rollen.
Später fragte ich ihn mal wie er unser KennIenlernen empfunden hatte und erfuhr, dass er mich nett uns sympathisch fand, mehr aber nicht. Die Einzige, die sich über Monate über ihn Gedanken gemacht hatte und mühsam Informationen über ihn zusammenklaubte (Familienstand z.B.) und ihn googlete, war ich. Ich war aber zunächst nicht weiter von Bedeutung für ihn.
Dann kam die Phase des Love bombings, wir waren auf Wolke 7 unterwegs und wahnsinnige Glücks- und Sehnsuchtsgefühle fluteten uns beide. Ich glaube, damals waren wir emotional auf einem Level, aber das sollte sich bald ändern ... und ganz andere Gefühle kamen bei mir auf, die Du auch kennst. Misstrauen, Eifersucht, Verlustangst, Versagensangst, Kränkungen und immer noch nicht wollte ich nicht wahrhaben, wieso sich das alles so schnell geändert hat.
Heute weiß ich es. Er war ein Bindungsängstler und daher im Alter von etwas über 40 noch Junggeselle und alles was auf mich zukam, sagte er mir vorher. Er habe Probleme mit Bindungen, sie würden nicht halten und seine Gefühle änderten sich von Verliebtheit schnell in Richtung Freundschaft. Ich solle lieber nichts mit ihm anfangen, aber natürlich dachte ich mir, ach was, mit mir wird es anders werden. Ich bin diejenige, mit der es klappen wird.
Nein, es klappte nicht und ich möchte so etwas auch nicht mehr erleben. Würde mich wieder ein Gefühlsrausch überfluten, würde ich sofort misstrauisch, denn diesen Gefühlen kann man nicht trauen.
Er liebte nicht mich als Gesamtpaket, er war nur verliebt in der Anfangszeit und Verliebtheit ist keine Basis und verändert sich. Ich wollte eine Beziehung mit Hand und Fuß und er verweigerte mir das weil er es nicht konnte. Es war gegen seine Natur und auch Mühe hätte nicht geholfen. Er versuchte es mal einige Wochen, aber auch da spürte ich, dass er es nur versuchte und doch nicht dahinter stand.
Daher möchte ich Dir sagen: höre auf, in Deinen Kategorien zu denken. Du hast Erwartungen, die er nicht erfüllte. Punkt. Er ist ein anderer Mensch und er empfindet und fühlt anders und hat anderre Beziehungsvorstellungen und andere Werte. Er kommt nur dann in die Gänge, wenn es ernst wird, aber dann ist es zu spät. Und da hat er dann Akzeptanzprobleme, dass Brexit eben Brext bedeutet. Wie kann es sein? Es klappte doch immer, ich hielt sie doch immer auf Kurs, sie fügte sich doch ein, sie war mir sicher und jetzt? Jetzt kommt der verzogene Bub zum Vorschein der nicht kapiert, dass er das neue Videospiel nicht bekommen wird.
Wenn Du begreifen würdest, dass Menschen ganz unterschiedlich ticken und eine andere Gefühlswelt haben und andere Wertvorstellungen, dann könntest Du leichter damit abschließen und nicht dauernd damit hadern, dass er nicht so war wie Du es wolltest.
Du bist auch ichfixiert unterwegs. Wenn ich den anderen verletze, dann denke ich darüber nach und versuche es besser zu machen. Das ist Deine Vorstellung aber nicht seine. Und Du hältst Deine Maßstäbe für richtig, er hat halt andere und das passt auf Dauer nicht zusammen. Du bist doch auch nicht besser als er, denn Du konntest ihn auch nie akzeptieren wie er war.
Genauso wie ich damals. Ich wollte ihn ändern und zu dem Mann machen, den ich mir vorstellte und das war egoistisch und verblendet hoch zehn.
Wo war denn meine Akzeptanz, wenn es ihm wieder mal zu eng wurde? Nicht vorhanden, denn ich sah nur mich und meinen Schmerz. Und Du siehst auch nur Dich und Deinen Schmerz.
Erst ca. 2 Jahre hinterher kapierte ich, dass auch ich mich schuldig gemacht hatte. Nicht nur an meinem Ehemann, sondern auch an ihm, den ich nicht sein lassen konnte wie er war. Nein, ich diagnostizierte, ich wollte ihn umformen, ihn heilen. *beep*, eine Partnerin ist keine Therapeutin. Ich war auch auf einem verdammt hohen Ross unterwegs und pflegte meine Erwartungen, die er erfüllen sollte. Irgendwann ... , aber irgendwann kam nicht.
Als mir das damals bewusst wurde, lange nach der Trennung und aus heiterem Himmel sozusagen, schämte ich mich vor mir selbst.
Wer war denn schuldig geworden, wer hatte den Anderen oft zielgerichtet verletzt. Ich war keinen Deut besser, aber damals konnte ich das nicht erkennen. Es kam erst in mein Bewusstsein, als ich mich völlig gelöst hatte und er keine Rolle mehr spielte. Da kam auf einmal so eine Erkenntnis auf, die mich sehr betroffen machte und die mir zeigte, dass ich auch nicht nur die Gute und Reine war wie ich immer gedacht hatte.
Seither weiß ich, dass Menschen unterschiedlich fühlen und ich nicht erwarten kann, dass sie so empfinden und denken wie ich. Und das ist dann auch sehr entspannend, weil man seine Erwartungen zurück stellt und anschaut, was ist. Und nicht das, was ich gerne hätte.
Vielleicht magst Du mal darüber nachdenken anstatt ständig zu hadern. Aber dafür ist es noch zu früh. Irgendwann wirst Du auf den Trichter kommen, vielleicht in einem Jahr, in zwei Jahren. Manche aber bleiben immer in ihren Erwartungshaltungen stecken weil sie es nicht begreifen wollen, dass meine Liebe nicht seine Liebe ist und meine Wertvorstellungen nicht die von anderen sind.