Guten Morgen Dattel,
vielen Dank für Deine Nachricht.
Unglaublich beim Lesen Deiner Zeilen, schießen mir doch wie wild die Tränen in die Augen und ein Knoten krampft sich gerade in meinen Brustkorb.
Wieso habe ich mich verhalten wie ich mich verhalten habe und was habe ich dabei gespürt?
Den ersten Auslöser, für meine Frühwarnsystem besprach ich mit einer Freundin. Sie rat mir dazu, es mal zu beobachten und den Anfängen auch etwas Zeit zu geben. Es war schon mega befremdlich, dass jemand nicht über seinen Wohnsitz sprechen möchte. Sie räumte ein, dass er vielleicht in Wirklichkeit obdachlos sein könne und darüber nicht sprechen möge bzw. in seinem Wohnmobil wohne. By the way, niemand in unserem Unternehmen hat es nötig obdachlos zu sein. Sein Wohnmobil fand ich toll und wenn man die ganze Woche auf Achse ist und sich hierzu entscheidet, auf einen festen Wohnsitz zu verzichten, war ich die Letzte, die das verurteilt hätte.
Erst tat so als sei er auf der Suche nach einer neuen Wohnung noch bevor wir uns überhaupt näher kamen, dann sprach er davon sein Wohnmobil zu verkaufen, seine alte Wohnung würde er noch besitzen, dann wieder nicht, des Weiteren sprach er auch viel Zeit bei einer seiner erwachsenen alleinlebenden Tochter zu verbringen.... bla bla bla.
Ich kam da nicht mehr hinterher. Ich fasste dann einige Male nach, würde gerne mal die Wohnung sehen, egal in welchem Zustand und vor allem auch liebend gerne seine beiden Töchter kennenlernen mit dem Resultat, ich sei völlig gefühlslos,.... ob ich mir nicht vorstellen könne, wie gejagd er sich vorkäme - da er über das Thema einfach nicht sprechen wolle. Die Gesellschaft würde ihn verurteilen und er selbst stünde aber mit seinem ganzen Selbstbewußtsein hinter seiner Entscheidung.
Was habe ich daraufhin gemacht? Ich habe das Thema eingestellt. Ich habe mir gedacht, ok.... Du kannst dieser Beziehung nur weiterhin eine Chance auf Bestand geben, wenn Du ihn mit diesem Thema in Ruhe lässt.
Ich habe mich gezwungen, es hinzunehmen wie es ist. Das Gefühl, völlig ausgeschlossen zu sein - ein Kartenhaus dahinter zu vermuten - welcher Art auch immer .... das war hart.Trotzdem habe ich es hingenommen, weil ich ihn nicht verlieren wollte.
Mir hat die Vorstellungskraft gefehlt, dass ER, DER mit mir in dem selben Betrieb arbeitet, riskieren würde, mich total auf die Rolle zu nehmen. Habe mir eingeredet, dass er seine Sorgen hat - jetzt nicht bereit ist, aber vielleicht später sich zu öffnen.
Verletzungen und Demütigungen kamen meistens wie aus dem Nichts angerollt. Vorzugsweise hat er es virtuell hinbekommen. Zu den Beginnen bekam ich schönes Herzrasen, wenn mich Nachrichten von seinen Transporten erlangten - und dann ist das umgeschlagen. Wo unserere Kommunikation zu Beginn so klar zu sein schien, wurden mir auf einmal Worte in den Mund gelegt oder verdreht. Mir tat sich auch langsam der Verdacht auf, dass er mit Alk. ein Problem haben könnte. Es kam nicht oft vor, dass wir gemeinsam Alk. zu uns nahmen, wenn aber....dann von ihm maßlos. Hier kamen dann auch sehr gerne verbale Spitzen vom Feinsten - die am Folgetag ganz und gar vergessen zu sein schienen.
Wenn ich so viel Zeug schreibe, meint man, wir könnten ewig zusammen gewesen sein, aber es ist genau das Gegenteil der Falls. Nur habe ich in dieser kurzen Zeit so viel erst Höhen und dann Abstrafungen erfahren, dass es sich für mich wie eine Ewigkeit anfühlt. Ich habe es ja relativ schnell geschafft raus zu kommen körperlich, er hat jetzt aber noch 2 Monate weiter gemacht. Und das konnte ich nicht einordnen. Zuckerbrot und Peitsche vom Feinsten.
Wieso ich, die eigentlich stark ist, das zugelassen habe? Das habe ich mich die ganze Zeit gefragt.
Einmal habe ich ihn abgefangen vor der Arbeit - habe ihn quasi verbal überfallen. Ergebnis war, dass eine Nachricht kam, er fühle sich jetzt wieder ganz schlecht...blablabla.
Ich merke schon, ich schreibe viel zu ausschweifend. Ich muss hier erstmal richtig reinkommen.
Rachegedanken hatte ich keine. Ich hatte immer wieder das Gefühl, schlichten zu wollen. Ihm erklären zu wollen, ihn in seinen Unterstellungen korrigieren zu wollen. Ihn hat es aber in keinster Weise interessiert.
Er wollte sich oft selbst beleidigt fühlen und hat mir dann quasi mitgeteilt, wie schlecht ich bin. Unterstellungen über Unterstellungen. Nach einer Pause kam dann wieder das, ...ich hab dich lieb, verknüpft mit emotionalen Musicclips. Vorzugsweise mitten in der Nacht.
Interessanterweise war er bei mir ja immer todmüde ... während wenn er nicht bei mir war, konnte er um 3 Uhr noch Nachrichten verschicken.
Ich hatte mir eine Traumwelt zusammengebastelt. Glaubte an gemeinsame Reisen und daran, dass wir auf Patchwork machen könnten. Ich hatte die Rechnung nur mit dem Wirt (mit mir) gemacht.
Ich habe einen Fehler gemacht.... ich habe mich in eine Hülle verliebt, die mir gefiel, der Charakter kann es nicht gewesen sein.
Eine Hülle, die 52 ist, mit 20 Vater wurde und mit 40 das erste mal Großvater und dabei rüberkommt als sei er Anfang 40.
Was mir von Anfang an aufgefallen ist, sei Gesichtsausdruck wechselte beständig innerhalb kürzester Zeit. Das habe ich noch nie bei jemandem gesehen.
Und ja, ich wollte verstehen ... und analysieren.
Wir haben gemeinsam analysiert als wir uns näher kamen. Jetzt war ihm das Analysieren zu wider. Er wollte immer im Jetzt bleiben.
Ich habe ihn gelangweilt.
Das war es erst mal... werde mal das Frühstück angehen.
LG Petite