Hallo an euch,
Ich lernte auf einer Online-Plattform eine Dame kennen. Mitte 20, Studentin, aus dem näheren Umkreis (40km) und sympathisch.
Schon bei den ersten Nachrichten wusste ich, dass mit ihr mehr Potential besteht als bei den übrigen online Kontakten:
kurze Antwortzeiten, lange ausführliche Nachrichten, die inhaltlich so strukturiert waren, dass man darauf sinnvoll eingehen konnte, Gegenfragen, die Interesse zeigten, Witze, die zündeten.
Jeder, der Online-Dating betreibt, weiß, wie schwer es ist, mit dem Großteil der Menschen auf diesen Plattformen ein richtiges Gespräch aufrecht zu halten. Mit ihr war es eben von Anfang an anders. Der Flow und die Chemie stimmte.
Ein paar Tage nach unserer ersten Kontaktaufnahme fragte ich sie, ob sie mir ihre Nummer geben möchte und wir auf WhatsApp weiterschreiben oder ob ihr das zu früh ist. Sie wollte noch nicht, hat mir aber stattdessen angeboten mich auf Instagram zu stalken . Also wechselten wir die Plattform und fuhren mit dem Schreiben auf Insta fort. Wenn mal ein Tag kein Austausch stattfand, meldete sie sich oder ich mich am nächsten Tag. Insgesamt hielt sich der Kontakt im Gleichgewicht und beide leisteten den gleichen Input. Und das war schön. Ich wollte sowieso nichts überstürzen und von Anfang locker an die Sache herangehen.
Worüber schrieben wir? Nun über alles möglich, vom Alltag bis hin zu Vorstellungen vom potentiellen Partner, von der Zukunft etc.
Und es zeigte sich auch eine gemeinsame Schnittmenge in diesen Themen.
Sie sagte aber auch, dass sie eigentlich nicht so offen ist, wie sie es mir gegenüber war und dass sie von anderen und ihren Freunden als ein eher gefühlskalter Mensch wahrgenommen wird und auch nicht über Gefühle reden kann.
Ein Punkt, der vielleicht am noch zu erzählenden Ende der Geschichte, maßgebend beteiligt ist, ist, dass sie noch nie einen Freund hatte. Es habe sich nicht ergeben bzw. sie hätte wohl unbewusst Männer, die ihr Interesse nicht offen zeigen konnten (oder deren Interesse sie nicht wahrnehmen konnte), gefriendzoned. Abgesehen von kleineren Flirts und einem etwas intensiveren Kontakt, der etwa 2 Monate ging (dieser intensivere Kontakt brach dann ausgehend vom Typen ab, weil der dann wohl wen anderes am Start hatte), hatte sie sonst keine weiteren Erfahrungen. Für mich war/ist das aber kein Problem.
Wenig später gab sie mir dann von sich aus zwischendurch einfach ihre Nummer und meinte dann auch, dass sie sich freuen würde, wenn wir uns bald mal treffen können und dass sie das Gefühl hätte, dass wir uns schon so lange kennen würden. Vor dem ersten Treffen telefonierten wir das erste Mal. Das Telefonat ging direkt zu Anfang um die 2h und war eines von vielen Telefonaten, die noch folgen sollten und auch eines der kürzeren (das längste war um die 6h in der Nacht!).
Das erste Treffen folgte dann ein paar Tage später. Wir hatten uns für einen Spaziergang verabredet und sahen uns dann das erste Mal in Persona. Es gab keine bösen Überraschungen, wir spazierten, saßen auf einer Bank und verbrachten etwa 2-3h miteinander, wo sie viel über sich erzählte, aber auch Interesse an meinem Leben zeigte. Die weiteren 2-3 Treffen folgten dann in ähnlichem Manier innerhalb einer Woche und wurden auch von ihr initiert, sprich sie fragte auch mal, ob wir uns dann und dann sehen wollen oder kam dann auch öfter zu mir in den Ort (wie gesagt, sind 40km entfernt).
Alles in allem lief der gesamte Kontakt wunderbar, doch trotzdem wollte ich weiterhin nichts überstürzen. Ich war irgendwie auch unsicher, ob es WIRKLICH passt. Dann kam irgendwann der Klick-Moment für mich, wo ich mich in sie verknallt habe. Am Telefon übrigens, in einem Stundenlangen Telefonat in der Nacht.
Bei unserem vorvorletzten Treffen folgte darauhin unser erster gemeinsamer Kuss. Wir machten über Stunden auf der Rückbank des Autos rum, kuschelten etc. Ich war mir im Vorfeld zu diesem Treffen schon ziemlich sicher, dass sich aus dieser Nummer etwas festes ergeben wird.
Am nächsten Tag war der Kontakt anders. Wir schrieben nicht viel, aber ich merkte, dass etwas in der Luft lag.
Am Abend darauf (2. Abend nach erstem Kuss) trafen wir uns auf meine Nachfrage hin, erneut und sie erschien mir ziemlich übermüdet und kaputt. Ich fragte, ob alles in Ordnung ist und sie meinte nur, dass sie die letzten beiden Nächte wenig geschlafen hätte, aber dass sonst alles in Ordnung ist. Das Treffen verlief okay, aber ich merkte unterschwellig, dass etwas nicht stimmt, gab dem Gefühl aber eine nicht allzugroße Wichtung. Das Telefonat im Nachgang zu diesem Treffen beschwichtigte dieses Gefühl auch wieder relativ.
Am folgenden Mittag dann nach den ersten gewohnten heiteren Nachrichten des Tages, die Nachricht, dass sie abends gerne telefonieren möchte. Sie gab mir keinen Tipp worum es geht, meinte nur, dass sie darüber nicht über Whatsapp schreiben möchte, sondern persönlich reden will.
Abends kam sie dann zu unserem üblichen Treffpunkt statt zu telefonieren.
Heulend sagte sie mir, dass sie mich super gern hat, mich wirklich mag, attraktiv findet, sich gern mit mir trifft, gerne mit mir telefoniert und das was zwischen uns war, das letzte Mal nur mit diesem einen Typen hatte, der sie dann nach 2 Monaten stehen lassen hat.
Sie habe aber irgendwie auch das Gefühl, dass etwas nicht passen würde und sie sich seit unserem ersten Kuss und dem Rummachen auf der Rückbank unwohl fühlt, aber nicht weiß, woran es liege. Sie habe diese Zärtlichkeiten genossen und erwidert, weil sie es wollte, aber am nächsten Tag haben ihr ihre Gedanken und Gefühle einen Streich gespielt und sie wisse nicht was los ist und wo das Problem liegt.
Das besagte Treffen nach dem ersten Kuss habe sie eigentlich nicht gewollt. Sie habe sich eigentlich nicht mit mir treffen wollen und dann sich vorgenommen, mit mir darüber zu reden, habe es dann aber nicht übers Herz gebracht.
Ich bin bei diesen Aussagen kühl und rational geblieben. Ich meinte, dass wir vielleicht zu schnell waren oder dass sie dafür nicht bereit war oder wie auch immer. Habe das Gespräch aber nicht ausgeweitet, sondern nur gesagt, dass sie sich diese Gedanken ja schon seit zwei Tagen macht und es anscheinend keine Änderung dabei gab, weswegen es keinen Sinn macht irgendwie dagegen zu argumentieren. Immerhin fühlte sie so widersprüchig, was soll ich denn dagegen argumentieren können? Nichts. Sie sagte, dass sie von mir nicht fordern kann zu warten und dass sie auch meine Zeit nicht verschwenden möchte.
Das Gespräch ging nicht lang, ich erklärte ihr meine Sicht, dass ich am Anfang auch unsicher war, aber alles auf mich zukommen lassen habe und es dann einen Umschwung in mir gab, aber ich nun auch nicht ändern kann, wie sie fühlt.
Ich bedankte mich für die schöne Zeit, sie sich heulend auch. Dann sagte ich Lebwohl und machte eigentlich keine Anstalten sie zum Abschied zu umarmen. Sie schmiss ihre Arme um mich, heulte und sagte dann auch Lebwohl.
Nun.
Funkstille.
Ich denke immernoch an sie und verstehe nicht was passiert ist.
Habe ich sie überfordert? War ich zu schnell? Ist ihre Unerfahrenheit und der Druck auf sich selbst schuld?
Hätte ich anders reagieren sollen?
Gibt es wen anders? Glaub ich nicht, sie hat mir früh gesagt, dass ich eines der ersten Kontakte war und sie hat kurz danach auch die Plattform verlassen. Ich schätze sie auch so ein, dass sie mir das gesagt hätte
Ich verstehe einfach diesen Twist die weiterhin widersprüchlichen Signale und Aussagen am Ende nicht.
14.06.2020 21:14 •
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