Hallo Leute!
Ich habe gestern durch Google diese Seite entdeckt und sofort ein wenig in anderen, ähnlichen Themen gestöbert und gelesen, was mir für den Moment wirklich sehr gut getan und Kraft gegeben hat.
Daher dachte ich, es würde mir gut tun, diesen Raum hier zu nutzen um mal meine Situation zu schildern und so ein wenig Abstand zu gewinnen.
Zu allererst - es geht um die aktuelle Beziehung mit einer 26 Jährigen und mir, einem 30 Jährigen.
Ich selbst wohne in Berlin - sie leider ca. 60km entfernt, wo aber leider nur die DB hält und was finanziell auf Dauer auch sehr zu spüren ist. Sie studiert dort Psychologie und ist dadurch sehr stark eingespannt und kommt mit dem Stress nur sehr schwer klar. Ich selbst habe keine einfache Zeit hinter mir, bin chronischer Schmerzpatient und habe psychosomatische - wahrscheinlich stressbedingte - Magen-Darm-Probleme entwickelt und muss mein Leben gerade - fernab der Beziehung - neu gestalten.
Kennengelernt haben wir uns vor fast genau einem Jahr; wie sollte es heutzutage auch anders sein - im Internet. Für uns Beide war es damals ein Zeitpunkt, an welchem wir eigentlich überhaupt keine Lust auf eine Partnerschaft hatten, aber irgendwie schafften wir es , uns so sehr gegenseitig zu reizen, dass wir uns relativ schnell das erste Mal getroffen haben, dann fuhr ich wenige Tage später zu ihr und ab da haben wir uns recht regelmäßig gesehen. Es ging also nicht unbedingt langsam los.
Im Januar '18 sind wir dann auch offiziell zusammengekommen, es fühlte sich einfach schön und richtig an - ich konnte endlich mal wieder sein, wer ich wirklich bin, mich nicht verbiegen oder Ähnliches. Ihr ging es genauso und wir genossen es.
Allerdings brauchte ich am Anfang meine Zeit, um mich wirklich komplett öffnen zu können und tiefergehende Gefühle zuzulassen. Die Beziehung davor ging nämlich über mehrere Jahre und hat mich ziemlich zermürbt. Daher wollte ich danach auch an sich erstmal nur Ruhe.
Jedenfalls war sie von Anfang an sehr engagiert, hat sich da mit Kopf und Haar reingehängt und mir sehr viel Nähe und Zuneigung gegeben - Dinge, die ich in dem Moment einfach noch nicht zurückgeben konnte, zumindest nicht in vollem Umfang. Das sagte ich natürlich, ich habe ihr nie Etwas verschwiegen. Sie spürte es natürlich und fand es nicht gerade toll aber konnte mich natürlich verstehen und gab mir die Zeit. Problematisch wurde es nur, dass langsam aber sicher die Waage kippte. Als ich dann bereit war, all das zu geben, was ich auch gerne bekommen möchte, wurde sie langsam wieder zurückhaltender. Wie verhext. Aber ihr kennt das bestimmt. Jedenfalls gingen damit die Probleme los, würde ich meinen - denn ein Ungleichgewicht entstand.
Mit der Zeit kamen immer mehr unschöne Informationen über ihre Vergangenheit ans Tageslicht. Sie hat eine relativ lange Zeit chemische Dro. konsumiert, die sie nachhaltig verändert haben. Die Beziehungen vor mir hatte sie mit Männern, die sie nicht wirklich gut behandelt haben. Sie hatte Vertrauensprobleme, da sie schon betrogen wurde. Ein schwieriges Verhältnis zu ihrem Vater kam dazu, welches scheinbar erst am letzten Wochenende in vollem Umfang endlich mal angesprochen wurde. Und noch einige Punkte mehr, was hier aber einfach den Rahmen sprengen würde.
Ende August waren wir schon an einem kritischen Punkt, wo sie sich angeblich ihrer Gefühle mir gegenüber nichtmehr sicher war. Allerdings schafften wir es dort wieder uns zusammenzuraufen und ihr ging es wieder besser.
Der Punkt, dass wir eine Fernbeziehung führen - damit kommt sie einfach nicht klar. Nicht auf Dauer. Da hatten wir vorige Woche erst ein ernstes Gespräch am Telefon, dass sie nicht weiß, wielange sie das noch kann. Und mir ging es natürlich nicht gut damit, ständig mit der Angst im Nacken zu leben - morgen könnte ein Anruf kommen und es ist vorbei. Denn eine wirkliche Lösung bot sich für uns in dem Moment nicht, wir einigten uns daruf, vorerst die Intervalle kürzer zu halten und uns öfter sehen wollen. Denn jedesmal, wenn sie mich am Bahnhof Richtung Berlin verabschiedet hat, fühlte es sich für sie an, als würde ich richtig gehen. Und sie fühlte sich immerwieder entfremdet von mir, in der Zeit , wo wir uns nicht sahen. Ich selbst habe mit Fernbeziehungen weniger Probleme, ich wusste vorher worauf ich mich einlasse, dass es eh nur temporär in diesem Zustand bleiben soll und hatte auch schon vorher 2 Fernbeziehungen.
Vor etwas über einem Monat waren wir zusammen im Urlaub und schon dort spürte man das Ungleichgewicht wieder deutlich. Je mehr sie auf Abstand ging, desto mehr kam ich natürlich an und fischte förmlich nach jeder Form der Nähe. Ich kenne das Phänomen natürlich, ich kenne mich selbst ja nun auch schon viele Jahre und möchte meinen, ganz gut selbst reflektieren zu können. Ich habe mich in den beziehungsschwachen Momenten emotional sehr abhängig gemacht, wurde zunehmends unsicherer; was nicht so war, wenn es gerade gut lief. Dazu kam, dass sie während des Urlaubs auch noch mein Handy durchsucht hat, als ich gerade am Buffet war. Und mir das dann erst Tage später verraten hat, nachdem sie diesen Ballast die ganze Zeit mit sich rumgetragen hat. Obwohl ich schon so oft beteuert habe, wie sehr ich es möchte, dass sie mit Problemen sofort zu mir kommt - was auch in ihrem Interesse war. Aber an der Umsetzung scheiterte es doch öfter.
Und natürlich fand sie auch eine Nachricht, in die sie sich richtig reinfressen konnte. Eine Nachricht, mit einer Frau, die ich seit Jahren nicht sah, und mit der ich nicht mehr als belanglosen Smalltalk geführt habe - sie konnte aber wunderbar die Dinge hineininterpretieren, die sie sehen wollte. Flirts und solche Geschichten. Ich sah an diesem Abend die Beziehung eigentlich schon fast als beendet an, da ich nicht wusste, wie ich das erklären sollte - denn sie war so festgefahren, dass ich sie von nix Anderem als ihrer gefestigten Meinung dazu überzeugen konnte. Aber es klappte dennoch, 1 Tag später hat sie mir dann doch nochmal richtig zugehört. Nunja. Der Urlaub verlief durchwachsen, wir hatten weniger S. als sonst und man merkte einfach, dass sie die Sache mit dem Handy noch beschäftigte und die Zeit bevor sie drüber sprach etwas versteckt und runtergeschluckt hat.
Als wir dann wieder zurück waren, verlief die Zeit an sich normal. Man freute sich aufeinander, ich war bei ihr, obwohl sie Wochenendseminare hatte und viel für die Uni tun musste - einfach nur, um halt dennoch beieinander zu sein.
Und dann kam letztes Wochenende. wir haben uns zuvor 1 1/2 Wochen nicht gesehen, da wieder Wochenendseminare anstanden und ich noch etwas in Berlin zu tun hatte. In dieser Zeit kam auch das Telefongespräch zwecks Anzweiflung der Fernbeziehung , was jedoch im Endeffekt ganz gut verlief, wofür sie sich bedankt hat und das es ihr wieder neue Kraft gegeben hat. Denn sie neigt sehr zum Pessimismus, auch wenn sie es gerne - typisch - Realismus nennt.
Ich fuhr am Freitag zu ihren Eltern, den das war das Wochenende geplant, war erst 22 Uhr dort. Sie holte mich mit dem Auto ab und just in dem Moment, wo ich einstieg, merkte ich - hier stimmt mal wieder was nicht. Sie war distanziert, schnell stellte sich heraus, dass sie gerade wieder das Problem mit ihrem Vater beschäftigt, zu welchem ich in dem Moment für ihren Geschmack zu wenig gesagt habe; dabei habe ich in der Vergangenheit natürlich sehr viel mit ihr darüber geredet.
Das Wochenende verlief furchtbar. Es fühlte sich an, wie Bruder und Schwester, die nebeneinander im Bett liegen. Den Tag über gab es kaum Nähe von ihr, ich fühlte mich emotional am verhungern. Sprach es natürlich an, sie beteurte, dass sie sich schon wieder von mir distanziert fühlt und wüsste nicht, warum. Denn sie habe sich auf mich gefreut - als ich da war, war alles anders. Aber sie wollte, dass wir das WE dennoch versuchen gute Miene zum bösen Spiel zu machen - denn die Familie soll ja von alldem nichts merken ( was zur Hölle - ich hasse solch ein Versteckspiel). Das lief natürlich nicht so ab und so spitzte sich die Lage zu. Details muss ich wohl nicht erläutern, es war halt ein hin und her zwischen Händchenhalten, Küssen und Umarmen bis hin zu böse Blicke tauschen. Sonntag früh reichte es mir dann, ich sagte ich kann das aktuell so absolut nicht und würde wieder fahren - denn dieses Arrangement bringt gerade niemandem was. Sie soll sich erstmal Zeit für sich nehmen, sich um ihre Familie kümmern, in sich gehen und endlich mal finden, was sie wirklich möchte. Denn sie weiß es einfach nicht.
Sie fuhr mich also zum Busbahnhof zurück, ich informierte kurzfristig meine Mum und fuhr 9 Stunden mit dem Bus zu ihr - denn ich wollte einfach nicht allein sein , in diesem Moment. Und hier sitze ich gerade.
Der Abschied am Busbahnhof war wie in einem Liebesfilm. die Fahrt dahin war jedoch nochmal aufschlussreich, denn nachdem ich ein wenig nachbohrte, kam hoch , wie sehr sie die Beziehung zu ihrem Vater beschäftigt - ich bat sie darum,endlich mal Klartext mit ihm zu sprechen - und zwar ,solange sie noch in der Heimat ist und vorallem auch noch mit ihm sprechen kann. Denn ich habe keinen Kontakt mehr zu meinem Vater und würde mir wünschen, nochmal die Möglichkeit haben, so ein Gespräch zu führen. Sie tat dies dann auch, nachdem ich weg war.
Dazu kam der Stress von der Uni, mit dem sie einfach nicht umgehen kann. Sie bekommt einfach nicht alles unter einen Hut, hat ihre innere Mitte verloren, alles fühle sich irgendwie falsch an und noch viel mehr. Aber das Gespräch tat gut, denn ich verstand sie besser - auch wenn ich mir alles bereits dachte, was sie mir schilderte.
Bevor ich in den Bus stieg, haben wir uns viele Male geküsst, in den Armen gehalten, zusammen geweint. Ich meinte, sie soll das nicht als Trennung begreifen, aber sich die Zeit für sich nehmen, in sich gehen, mit ihrem Vater sprechen und hoffentlich eine Antwort darauf finden, was sie eigentlich möchte. Wir hielten uns an den Händen, bis sie auseinander glitten und ich einstieg und wegfuhr.
Als ich dann endlich bei meiner Mutter ankam, ging es mir besser, denn dieses toxische Wochenende war somit erstmal vorbei. Am Abend schrieben wir noch über WhatsApp ,wünschten uns wie jeden Abend eine gute Nacht, sagten, dass wir uns lieben.
Den Tag darauf verbrachte sie wohl überwiegend mit ihrem Vater und schrieb mir dann Abends wirklich sehr distanziert und abgeklärt, dass sie sich jetzt ein paar Tage zurückzieht, mir nicht schreiben wird und ich es ihr nicht übel nehmen soll - sie muss jetzt erstmal in sich gehen und schauen, was da eigentlich los ist. Ihre Gefühle ordnen und schauen, was sie denn nun will. Es war das, was ich ja initiiert hatte und auch wollte, dennoch war es sehr schmerzhaft zu lesen. Und nun sitze ich hier, meine Gedanken kreisen natürlich immernoch um sie und diese Wartezeit ist einfach nur höllisch. Wie auf die Antwort eines Jobangebots, nur emotional viel,viel wichtiger. Ich liebe sie und trotz all der Probleme, die wir haben, weiß ich, dass es Hoffnung gibt ,wenn man gemeinsam die Kraft hat, diese auch zu behandeln. Denn ich weiß, wir können gut zusammen und es klappt - das habe ich am Anfang der Beziehung ja gesehen.
Allerdings habe ich mich natürlich ebenso mit dem Gedanken angefreundet, dass es vorbei sein kann. Denn wenn ich ganz logisch an die Sache herangehe, ohne mein Herz mit einzubeziehen, so wäre es wahrscheinlich das Beste, hier einen Cut zu machen. Aber ich bin einfach niemand, der nach Verstand entscheidet , so schwierig das auch manchmal für mich ist. Ich möchte nicht immer sofort alles hinwerfen, nur weil es mal eine Zeit relativ aussichtlos erscheint. Aber natürlich muss man irgendwann auch begreifen, wenn es nicht mehr geht.
Aber jetzt bin ich einfach nur hin und hergerissen, frage mich , was sie gerade treibt, ob sie mit jemandem schreibt - denn bevor ich abzog, hat sie sehr viel mit 'nem Typen geschrieben, mit dem sie angeblich befreundet ist und der ebenfalls gerade Beziehungsprobleme hat. Und in solchen Situationen wie gerade eben finde ich sowas irgendwie bedenklich.
Jedenfalls wollte ich das loswerden, auch wenn es ein sehr langer Text geworden ist. denn ich habe momentan auch einfach nicht viele Menschen, mit denen ich reden kann; mein Freundeskreis hat sich Anfang des Jahres irgendwie aufgelöst, jeder hat plötzlich ein Kind bekommen und hat Berlin verlassen.
Morgen fahre ich wieder zurück in die Hauptstadt und mir graut es schon jetzt, in mein Zimmer zu kommen und alleine zu sein. Meine WG-Situation kotzt mich nämlich auch an, weshalb ich nicht gerade gerne Zuhause bin.
Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt, diesen lange Text zu lesen und vielleicht habt ihr ja ein paar Tipps und Worte für mich.
Liebe Grüße,
Thomas
31.10.2018 09:47 •
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