Eine Affäre wirkt noch lange nach

Kann mir das mal jemand mit dem öffentlichen Ansehen erklären? Welche Öffentlichkeit denn? Warum spielt die eine Rolle? Warum ist das wichtig? Was passiert denn konkret wenn die etwas weiß?
Das verstehe ich leider nicht.
Was geht es andere Leute an, in welchem Beziehungsstatus ich bin oder lebe?
Selbst wenn es ein Dorf mit 40 Einwohnern ist oder nur eine Hallig.

@BMW1 ich bin genau 22 Jahre verheiratet. Ich weis wie du fühlst und was in dir vorgeht. Glaube mir

Zitat von 6rama9:

Ihre Sorge ist die anstehende gesellschaftliche Ächtung, die sie unweigerlich erfahren wird, wenn die Affäre bekannt wird. Mann weg, Bekanntenkreis weg, Eltern und Verwandte entsetzt. Dagegen ist das bisschen Liebeskummer jetzt wie Kindergeburtstag.

Was du nicht alles weißt, oder zu wissen glaubst, Rama.
Kindergeburtstag, ja?

Ja, wenn man so tickt wie du. Dir scheint aber nie in den Sinn zu kommen, dass es Menschen gibt, die ganz anders ticken.

Mir etwa wäre es egal, wenn ein Mann weg ist, den ich ohnehin nicht mehr will. Ich war da immer sehr konsequent (deshalb musste ich wohl auch noch nie jemanden betrügen).
Bekannte, die sich von mir abwenden und sich das Maul zerreißen, weil ich in einem ernsthaften Dilemma stecke und Liebeskummer habe, brauche ich ebensowenig. Da suche ich mir doch lieber Freunde
Und Eltern die von mir entsetzt sind? Geschenkt! Ich bin erwachsen. Sollen sie doch entsetzt sein, wenn es ihnen Spaß macht.
Ich finde ja auch nicht alles gut, was sie machen. Ihr Leben, mein Leben.

Hast du sonst noch ein Horrorszenario aus deinem Schreckenskabinett oder war's das schon?

Mit all dem würdest du jemandem wie mir nicht einmal ein müdes Lächeln entlocken.

Echter Liebeskummer hingegen ist für mich definitiv kein Kindergeburtstag

Zitat von Ema:

Hast du sonst noch ein Horrorszenario aus deinem Schreckenskabinett oder war's das schon?

Zitat von Ema:

Mir etwa wäre es egal,

Ich Kac.k auch drauf ! Sorry, für die Fäkalsprache, Ema !

Zitat von Ema:

Meiner Meinung nach hilft da nur radikale Ehrlichkeit und zwar sowohl sich selbst als auch allen anderen gegenüber.
Aber das ist sicherlich natürlich auch der (zunächst) schwerste Weg.

Die gesellschaftliche Ächtung würde ich nicht herunterspielen und kann ich definitiv nachvollziehen, gerade in einem kleinen, konservativen und/oder religiösen Kreis/Dorf kann das schon echt unangenehm werden für die Betroffenen.
Vor allem, wenn das Selbstbewusstsein ohnehin schon geschädigt ist und/oder man mental angeschlagen ist aufgrund der Situation. Die Betroffenen stehen dann unter enormen Druck und die Ausgrenzung tut ihr Übriges.
Mag sein, dass es Leute gibt, die das ignorieren können oder daraus sogar Motivation schöpfen, genau so gibt es aber auch Leute, die das verunsichert oder die daran zerbrechen.
Bei mir auf dem Dorf musste eine 30 jährige Mutter mit ihren 2 Kindern wegziehen, nachdem sie ihren Mann betrogen hat. Sie war ständig den Blicken anderer gleichaltriger Frauen ausgesetzt, da diese Angst hatten, dass sie ihre Männer auch verführen könnte.
Das ging so weit, dass sich nahezu alle abgewandt haben und selbst beim Spielen auf dem Spielplatz die Frau gemieden wurde von den anderen Müttern. Sittenwidrigkeit wird in einigen Ortschaften gnadenlos bestraft.

Also ich lebe auf einem Dorf. Geschieden zu sein und nicht sofort den nächsten Mann zu haben, fanden schon einige seltsam, dass ich alles alleine schaffe, daran hat niemand geglaubt, ich auch nicht, ich hatte echt harte Jahre, das Studium der Kinder, das Haus abbezahlen, der große Garten, ich habe so oft geweint.
Aber meine Kinder sind sehr stolz auf mich, lieben mich und achten mich.
Ich bin mutig geworden und traue fast alles zu, weil ich weiß, was ich kann. Ich habe enge, feste Freunde.
Wie andere das finden oder fanden, hilft nicht, man muss dadurch und mir selber ist das auch egal. Das geht es mir wie Ema.
Ich finde Öffentlichkeit ist mM nach kein Aspekt, der in Betracht gezogen werden sollte. Mein Rücken ist unheimlich gerade und hart geworden und das ist gut so.

Zitat von Wurstmopped:

Das mit der öffentlichen Demütigung, steht er oder sie denn so in der Öffentlichkeit?
Oder ihr?
Nachbarschaft und Bekanntenkreis, na da trennt sich dann halt Spreu vom Weizen, gute Freunde waschen dir privat vielleicht den Kopf, bleiben aber dennoch weiter an deiner Seite, auf den Rest kann man eh verzichten! Sieh es doch so, du entrümpelst dein Leben und stellst dich und deine Ehe, dein Leben neu auf, eine große Chance glücklicher zu werden.

Oh ja, da steht dir echt was bevor, liebe @Valeria . Meine Affäre hab ich damals selbst öffentlich gemacht. Das ging z.T. nicht anders, weil ich ja meinen Job kündigen musste und dafür die Gründe benennen wollte. Ich war nämlich sehr beliebt und geschätzt auf der Arbeit damals und fühlte mich dort auch sehr wohl. Ich wollte nicht, dass die glauben ich würde aus einer Laune heraus kündigen.

Tja und dann hab ich es noch vermeintlich guten Freundinnen offenbart, weil ich sonst niemand zum reden hatte. Die zogen damit natürlich über die Dörfer, weil es ansonsten hier ja recht beschaulich und langweilig zugeht. Das war dann endlich mal ein Knaller, über den man fröhlich herziehen konnte.

Da mein Mann und mein Sohn ja eh schon alles wussten, war ich da auch nicht ganz so vorsichtig, wie ich hätte sein müssen. Das Ende vom Lied: unser Freundeskreis hat sich erheblich verkleinert und ich bin heute in keinem einzigen Verein mehr Mitglied hier in unserem Dorf. Die Heimatstadt meines AM und unsere gemeinsam Wirkungsstätte habe ich seitdem gemieden. Ich habe seit 10 Jahren keinen Fuß mehr in seine Stadt gesetzt und musste mir deshalb neue Ärzte, eine neue Frisörin und neue Geschäfte zum Einkaufen suchen.

Alles halb so wild. Ich bereue es trotzdem nicht, zu allem gestanden zu haben. Das hat mir meinen Blick auf die Menschen in meiner Umgebung doch sehr bereinigt. Diese Erkenntnisse waren sehr wertvoll für mich, so weh sie auch zuerst taten.

Zitat von Mr217:

Bei mir auf dem Dorf musste eine 30 jährige Mutter mit ihren 2 Kindern wegziehen, nachdem sie ihren Mann betrogen hat. Sie war ständig den Blicken anderer gleichaltriger Frauen ausgesetzt, da diese Angst hatten, dass sie ihre Männer auch verführen könnte.

Aus so einem Dorf mit verlogener Doppelmoral ziehe ich doch glatt freiwillig weg

Diese Frauen hatten also keine Sorge, dass ihre Männer sie betrügen und hintergehen, sondern Angst, dass der arme unschuldige und hilflose Kerl von so einer Hexe verführt wird.
Wäre es nicht so ekelhaft, dann wäre es glatt zum Totlachen.
Wie im Mittelalter.

Zitat von Mr217:

Sittenwidrigkeit

Zitat von Ema:

Na ja, die Dynamiken in so einem Dorf sollte man nicht unterschätzen.

Was sind überhaupt gute Sitten?
Wer bestimmt diesen Wert?
Musste sie junge Frau wegziehen, weil sie sonst öffentlich verbrannt worden wäre?
Diese Frau hat doch alles richtig gemacht, wer möchte in einem solchen Dorf leben? Wir schreiben das Jahr 2023, nicht 1223.

@Valeria , dir schwirrt wahrscheinlich hier schon der Kopf von so vielen Ratschlägen und verschiedenen Standpunkten. Darum ziehe ich mich jetzt wirklich hier zurück und überlasse dich den anderen Foristen. Von mir nur noch soviel, höre auf deine innere Stimme und mach dich nicht selbst fertig. Du hast vielleicht Mist gebaut aber du hast niemanden ermordert. Insofern solltest du dich mit Schuld-Gedanken jetzt nicht noch zusätzlich belasten.

Wie du bzw. ihr weitermacht, wird die Zeit sowieso bringen. Du musst jetzt nichts übers Knie brechen. Weder in die eine, noch in die andere Richtung.

Alles Gute dir!