Eine Affäre wirkt noch lange nach

Zitat von Frauenzimmer:

Bei Betrug ohne ein schlechtes Gewissen zu sein, ist moralisch mehr als fragwürdig, wenn nicht sogar völlig verroht.

Ein schlechtes Gewissen hat wohl jeder Affärenführer. Die Frage ist, ob das hilfreich für die Aufarbeitung ist?

Zitat von Shedia111:

Das stimmt natürlich. Aber so ein schlechtes Gewissen, wenn es übertrieben wird, kann auch hemmen. Wichtig in einer Partnerschaft ist ja ...

Schuld und Sühne, Begriffe die man vermeiden sollte.
Verantwortung und aufrichtiges bereuen, zweiteres inkludiert die Aufarbeitung der Affäre.
Warum bin ich die Affäre gegangen, was hat mich getriggert, wo liegen meine Defizite die getriggert wurden und was muss ich verändern, an mir arbeiten, dass die Gefahr einer Wiederholung minimiert werden.
Ein relativieren möglichst vermeiden.

Zitat von acre:

Ich finde die Härte, mit der hier über die TE geurteilt wird, traurig.

Ich auch!

Zitat von acre:

Hier sind so viele, die schon in einer ähnlichen Situation waren und auch den Wald vor Bäumen nicht mehr gesehen haben.

Japp! Ich auch!

Zitat von acre:

Ihre Ehe als einzige Lüge zu beschreiben geht IMHO zu weit.

Viel viel viel zu weit!

Zitat von acre:

Auf jeden Fall ist ihr der Respekt für ihren Mann verloren gegangen.

Oder sie hat zuviel Respekt. Oder vlt. sogar Angst?

Zitat von acre:

Vielleicht hilft es dir, dir eine Deadline zu setzen. Wenn du im Herbst noch keine innere Klarheit hast, machst du den Mund auf.

Mhhh, könnte helfen.

Zitat von Wurstmopped:

Schuld und Sühne, Begriffe die man vermeiden sollte.

Die gehören ins ur-alte Testament. Bestenfalls!

Zitat von Wurstmopped:

Warum bin ich die Affäre gegangen, was hat mich getriggert, wo liegen meine Defizite die getriggert wurden und was muss ich verändern, an mir arbeiten, dass die Gefahr einer Wiederholung minimiert werden.
Ein relativieren möglichst vermeiden.

Sehr richtig!

Zitat von Wurstmopped:

Schuld und Sühne, Begriffe die man vermeiden sollte.

Finde ich nicht, jedenfalls bei der Frage der Schuld. Der Affärenführer trägt diese nunmal. Er hat die Entscheidung getroffen, den Partner zu betrügen.

Zitat von Wurstmopped:

Ein relativieren möglichst vermeiden.

Das wird schwer, wenn man sich die Schuld gegenüber dem Partner nicht eingesteht. Und der wird das auch so auffassen, dass die Affäre kleingeredet wird.

Zitat von Shedia111:

Die gehören ins ur-alte Testament. Bestenfalls!

Nein. Wieso muss man denn immer alles kleinreden und verharmlosen? Schuld zu haben, bedeutet ja nicht, ein lebenlang wie ein Ketzer behandelt zu werden. Ein Schuldiger trägt die Verantwortung für sein Handeln. Und wie diese Verantwortung aussieht, ist in gewissem Maße verhandelbar bzw. hängt von den Urteilenden ab.

Zitat von Gurkensalat:

Finde ich nicht, jedenfalls bei der Frage der Schuld. Der Affärenführer trägt diese nunmal. Er hat die Entscheidung getroffen, den Partner zu betrügen.

Er trägt die Verantwortung!
Schuld suggeriert, dass du büßen musst.
Verantwortung übernehmen bedeutet, dass Du nicht versuchst dein Handeln zu relativieren und einen Teil auf dem Partner abwälzt.
Denn zum letztendlichen Betrug wurde man nicht gezwungen, man hätte Alternativen gehabt, den Partner nicht so verletzen zu müssen, z.B. vorherige Trennung etc

Zitat von Shedia111:

Und die Tatsache, dass du es bisher tapfer verschweigst, um ihm nicht weh zu tun, sagt mir jedenfalls, dass du ihn eigentlich ja auch noch liebst. Dir fehlt halt nur etwas wichtiges in eurer Beziehung.

Verzeih, Shedia, aber ich halte das für Unsinn.
Ein schlechtes Gewissen zu haben und Fehler oder verletztendes Verhalten zu verschweigen bedeutet nicht, dass man den Partner noch liebt.
Es bedeutet lediglich, dass man weiß, dass man falsch handelt oder gehandelt hat. Nur Psychopathen genießen es, andere zu verletzen und haben kein schlechtes Gewissen dabei. Mit Liebe kann das etwas zu haben, muss es aber nicht.

Zitat von Shedia111:

Die Psyche des Menschen ist leider meistens sehr egoistisch angelegt. Folglich geht es in Beziehungen eigentlich niemals um die Person des Gegenübers an sich, sondern stets um die eigene Bedürfnisbefriedigung

Auch das halte ich für falsch.

Es stimmt, dass viele Leute (vielleicht die meisten) so ticken. Und insofern sind die Beispiele, die du angeführt hast, auch alle nicht von der Hand zu weisen.
Etwas in uns allen ist wohl egoistisch und auf die eigene Bedürfnisbefriedigung angelegt. So weit richtig.
Aber in uns allen - oder zumindest in den meisten von uns - steckt daneben noch etwas völlig anderes. Davon bin ich überzeugt. Etwas, das sich nicht um Materialismus oder Ego oder Bedürfnisbefriedigung schert.
Und manchmal begegnet einem ein Mensch, der dieses andere in uns auszulösen vermag und uns zeigt, wie viel Liebe möglich sein kann.
Und nein, ich glaube nicht, dass dieser Mensch dann austauschbar ist oder bei ihm einfach nur die Hormone tanzen, wie es hier so oft behauptet wird. Es gibt einfach manchmal (sehr selten) Menschen, die das in uns wecken, was neben all dem Egoismus und Materialismus und dem Sicherheitsbedürfnis noch in uns schlummert.
Und oft wussten wir selbst nicht, was da in uns steckt, bis es jemand zu wecken vermag.

Ob das hier der Fall ist, weiß ich natürlich nicht.
Aber wenn einem so etwas passiert, dann gerät man selbstverständlich in die allergrößten Konflikte, wenn man bereits verheiratet ist und Kinder hat. Ganz zu schweigen von den sonstigen Problemen, die auftauchen können (Furcht vor gesellschaftlicher Ächtung, die beste Freundin, die neben dem Ehemann noch involviert ist, Verlust von Haus und Sicherheit usw.).

Man gerät umso mehr in Konflikte, wenn der eigene Partner sich im Grunde nichts hat zuschulden kommen lassen und die Ehe nach den üblichen Maßstäben gar nicht mal so schlecht lief und man sich nach rationalen Maßstäben nicht erklären kann, was der andere (der sogenannte Affärenpartner) in einem auslöst.
Wie gesagt: Nur Psychopathen verletzen mutwillig und ohne schlechtes Gewissen andere Menschen.
Aber ebenfalls gilt, dass nur seelische Krüppel das ignorieren können, was manchmal ein anderer Mensch in einem zu wecken vermag.

Wer würde da nicht in einem echten Dilemma stecken?

Aber selbst wenn das bei dir so sein sollte, liebe TE, musst du irgendwann handeln, um den Schaden (bei dir selbst und bei anderen) nicht weiter zu verschlimmern.
Meiner Meinung nach hilft da nur radikale Ehrlichkeit und zwar sowohl sich selbst als auch allen anderen gegenüber.
Aber das ist sicherlich natürlich auch der (zunächst) schwerste Weg.

Zitat von Valeria:

Es ist zwar nicht gerade schmeichelhaft, was Du über mich schreibst, aber wahrscheinlich hast Du in weiten Teilen recht. Irgendwie bin ich auch ...

In Deiner Haut möchte ich weiß gott nicht stecken zumal Dir ja höchst warscheinlich auch ohne Dein Handeln Dein ganzes Dir bislang bekanntes Leben um die Ohren fliegen wird.

Zitat von Valeria:

Es ist zwar nicht gerade schmeichelhaft, was Du über mich schreibst, aber wahrscheinlich hast Du in weiten Teilen recht. Irgendwie bin ich auch ziemlich fassungslos über mich, wie ich das Ganze fertig gebracht habe.

Dir ist aber schon bewusst, dass du immer mehr wie eine psychopathische Person klingst? Nicht im medizinischen Sinne, aber im Kaffeetisch Psychologie Sinne? Das ist ja gruselig.

Zitat von aequum:

Dein ganzes Dir bislang bekanntes Leben um die Ohren fliegen wird.

Tja. Das klingt furchtbar und ist es meistens zunächst auch.

Aber wer es nie riskiert hat, wird nie erfahren, welches Leben stattdessen auf einen warten kann.

Zitat von Gurkensalat:

ist in gewissem Maße verhandelbar bzw. hängt von den Urteilenden ab.

...na ja, ich als Urteilender kann ja immer wieder der Meinung sein, nö reicht noch nicht, dass gibt einem natürlich eine gewisse Machtposition und streichelt das Ego.
Aber ich! will nicht geliebt werden, weil meine Partnerin es muss, sondern weil sie es fühlt. Ich setze da eher auf Handlungen, die sie freiwillig und ohne einen Bußgedanken investiert.
Bin ich ihr Mann, begehrt sie mich, schenkt sie mir den nötigen Respekt, etc...

Ich kann die Härte verstehen, vor allem von Personen, die selbst hintergangen wurden.
Ich habe ja explizit nach Euren Meinungen gefragt und keinen Beifall erwartet.
Mit den Konsequenzen, die mein Handeln mit sich bringen, lebe ich.

Eine Art Deadline setze ich mir, das kann ja auch nicht ewig so weiter gehen. Das macht uns sonst noch mehr kaputt.

@Dauerverliebt Ein Psychopath ist nicht fassungslos über sich. Nicht mal im Kaffeetisch-Sinne. Hier spricht mehr die Verzweiflung heraus. Auch das ist wenig psychopathisch.

Zitat von Wurstmopped:

...na ja, ich als Urteilender kann ja immer wieder der Meinung sein, nö reicht noch nicht, dass gibt einem natürlich eine gewisse Machtposition und streichelt das Ego.

Ja. Kannst Du theoretisch. Und das wäre auch vernünftig so, wenn man offen sagt, dass man eine Affäre hatte. Ob beim Partner oder einer künftigen Person, mit der man eine Beziehung anstrebt. Es ist Dein gutes Recht, Dichdann zurückzuziehen oder gewisse Erwartungen zu haben.