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Ein Tag - 5 Wochen danach

T
Fünf Wochen ist es nun her. Fünf lange und schmerzende Wochen. Ihre Worte hallen noch in meinen Ohren, wie ein Presslufthammer der mir auf den Schädel hämmert. Es tut mir leid, aber meine Gefühle reichen nicht mehr für eine Beziehung. Bitte hass mich nicht. Ich mag dich wirklich gerne und du bist der netteste Mensch den ich kenne.
Weinend stand sie damals vor mir und ich frage mich bis heute : Warum ? Warum das alles, wieso hast du geweint ? Wieso hast du mich angelogen ? Du hast noch die Nähe zu mir gesucht, wir haben gelacht und hatten Spaß. Hast du dich so sehr verbogen oder wollte ich es einfach nur nicht sehen ?
Was habe ich verbrochen, sodass es so weh tun muss ?
Das sind typische Gedanken, wenn ich morgens aufwache. Ich hab überhaupt keine Lust aufzustehen, wozu auch ? Früher hab ich mich irgendwie durch den Tag gehetzt, denn ich wollte ja eigentlich nur zu ihr. Der Rest der Welt war ausgeschaltet, alles andere war vernachlässigbar und erschien so nebensächlich. Mittlerweile dreht sich die Welt langsamer und ich nehme mein Umfeld klarer war.
Wenn ich es dann endlich aus dem Bett geschafft habe, geht es mir schon ein etwas besser, aber noch lange nicht gut.
Als erstes mache ich das Radio an, denn ich ertrage die Einsamkeit nicht. Dieses erdrückende Gefühl alleine in der Wohnung zu sein und niemanden zuhaben der einem einen schönen Tag wünscht.
Ich schleppe mich so langsam in die Dusche. Das befreit mich wieder etwas mehr und ich kann meine Gedanken zum ersten mal auf etwas anderes richten : Den heutigen Tag.
Nichts besonderes heute eigentlich, nur ein ganz gewöhnlicher Tag in der Uni, aber ich freu mich darauf. Ich freu mich darauf meine Freunde zusehen und mich etwas abzulenken.
Auf dem Weg dorthin jedoch bin ich wieder mit meinen Gedanken alleine. Ich spüre die kühle Morgenluft im Gesicht und atme tief durch.
Wie es ihr wohl gerade geht ? Ob sie auch gerade an mich denkt ? Ich hoffe es irgendwie, obwohl ich mir fast sicher bin, dass du nicht so leidest wie ich. Du denkst vielleicht noch ab und zu an mich. Bestimmt tust du das, allerdings bin ich für dich nur noch eine schöne Erinnerung. Eine schöne Zeit die wir mal hatten. Tja so ist das halt im Leben. Vielleicht schreibst du jetzt schon einem anderen, der dich glücklicher machen kann als ich. Ich wünsche dir ja, dass du wieder glücklich wirst. Das wünsche ich mir wirklich ! Doch gleichzeitig fährt mir dieses Gefühl durch den Körper. Es ist schwer zu beschreiben.
Du warst doch mal MEIN Mädchen ? Es ist eine Mischung aus Wut und dem Wunsch das alles gut ist. Wieso hat dich ein neuer verdient ? Wieso darf ein anderer die Zeit mit dir genießen ? Du warst doch immer alles was ich wollte.
Als ich in den Hörsaal komme verschwinden die Gedanken zunächst. Es ist eine Vorlesung, die mir sonst eigentlich immer Spaß gemacht hat. Doch seit der Trennung schwirrt mir während der Vorlesung nur ihr Name im Kopf herum. Da beginnt er zum ersten mal an diesem Tag : Der Kampf zwischen meinem Verstand und meinem Herzen !
Es ist ein Kampf ums überleben. Mein Verstand will mich dazu zwingen aufzupassen, denn schließlich habe ich in ein paar Wochen eine Prüfung zu bestehen. Doch was ist schon eine Prüfung ? Eine Prüfung ist doch bedeutungslos ohne sie, entgegnet mein Herz. Im Grunde ist doch jetzt sowieso alles egal.
Um viel mehr geht es in diesem Kampf auch eigentlich nicht, allerdings zieht er sich über die gesamten 1,5 Stunden.
Danach geht es endlich in die Mensa, die unbeschwerteste Zeit des Tages in der ich einfach mal mit meinen Freunden rumblödeln kann. Wir planen nen Trip ins Stadion und wann wir wieder mal Feiern gehen. Schöne Aussichten.
Auf dem Weg nachhause mache ich mir einen Plan für den Abend : Ich will noch laufen gehen, denn eines meiner aktuellen Ziele ist es wieder richtig fit zu werden. Wieso ? Vielleicht mit dem Hintergedanken, dass ich ihr zeigen will, was sie für einen Menschen hat gehen lassen. Das sie vielleicht niemals mehr so einen finden wird wie mich ? Wer weiß, aber mit Sicherheit will ich mich nicht hängen lassen. Ich habe keine Lust mich davon beeindrucken zu lassen. Soll ich mich jetzt für den Rest meines Lebens hängen lassen und nicht nach vorne schauen ? Nein so nicht ! Den Triumph gönne ich ihr nicht !
Ich schlendere durch die Einkaufspassage und ein Mädel lächelt mir zu. Sie ist eigentlich ganz süß denke ich. Sollte ich sie vielleicht ansprechen ? Mein Verstand sagt mir : Nutze die Chance, vielleicht ist sie ja die Liebe deines Lebens ? Ein Versuch ist es ja eigentlich Wert, doch bevor ich mich überhaupt in Bewegung gesetzt habe, meldet sich mein Herz wieder. Mach dir doch nichts vor. Sie ist nicht die Liebe deines Lebens. Die Liebe deines Lebens hat vor 5 Wochen mit dir Schluss gemacht. Keine wird mehr so sein wie Sie. Ach *beep" dich doch Herz, wieso tust du mir das an ? Letztendlich krieg ich nicht viel über die Lippen und wünsche ihr nen schönen Tag. Das war ja ein super Erlebnis. Wie dem auch sei, vielleicht überlegt sie es sich noch einmal ? Vielleicht hat mein Herz ja Recht, dass ich die Hoffnung nicht aufgeben sollte ? Doch mein Verstand lacht nur und weiß genau, dass es niemals so wird, wie es einmal war.
Zuhause angekommen mach ich wieder das Radio an. Ich verschlinge schnell eine Mahlzeit und ziehe mir die Laufschuhe an, vielleicht macht mir das ja wieder den Kopf frei.
Danach schau ich mir mal wieder meine Serie an und bin froh wieder einen Tag geschafft zu haben.
Ich schaffe es wohl wieder irgendwie einzuschlafen, wohl wissend mit welchen Gedanken ich morgen wieder aufwache ...

14.01.2015 17:49 • x 5 #1


Jeanny80
Hallo Thinking

Du verfasst gerade mein Leben und Empfinden in passende Worte.
Erstaunlich, wie ähnlich man fühlt. Ich kann jeden einzelnen Schritt so gut nachvollziehen.
Du bist nicht alleine, mehr kann ich dir leider im Moment nicht schreiben, denn so weit bin ich noch nicht.

Aber es wird immer gesagt irgendwann wird es besser werden. Darauf sollten wir hoffen.

Viele Grüsse
Jeanny

14.01.2015 18:22 • #2


A


Ein Tag - 5 Wochen danach

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T
Hi Jeanny,

Der Gedanke, dass man nicht alleine ist hilft mir schon ungemein. Jeder Tag ist ein Wechselbad der
Gefühle und ich wünschte ich wäre schon drüber hinweg, könnte mich mit ihr Treffen und über die gute
alte Zeit lachen. Naja bis dahin ist es wohl noch ein langer und schwieriger Weg.
Ich wünsche dir alles Gute,


Schöne Grüße

14.01.2015 18:38 • #3


A
Ich kann wirklich mit dir mitfühlen...es tut mir äußerst leid für dich. Aber glaub mir, irgendwann gewöhnt man sich an diese schmerzen. Irgendwann ist man wie betäubt und man lebt ohne wirklich zu leben.

14.01.2015 18:49 • #4


A
Hallo Thinking,

lese ich so deine Geschichte hier, finde ich mich in einigen Dingen selbst wieder. Einsamkeit und alleine sein ist nicht einfach und versetzt auch mich immer wieder in ein Wechselbad der Gefühle und vieles mehr. Wobei bei mir alles viel länger anhielt. Über ein halbes Jahrhundert und wenn man dieses alleine sein nicht gewohnt ist, ist und wird es verdammt schwer. Ganz wichtig dabei ist, sich nicht vergraben und abschotten. Das ist eine zusätzliche verdammt harte Sache und ich habe dies am eigenen Leibe sehr gut erfahren. Da kommen Tage auf einen zu, wo es einem schwer fällt diesem ganzen Druck noch stand halten zu können. Jede Abwechslung wird zur Qual, obwohl man sehr genau weis sie muss sein um sich nicht selbst sein eigenes Gefängnis zu erbauen. Stehen erst einmal die Grundmauern dafür, kommt das dazu gehörige schnell dazu. Es ist wie ein stehen bleiben und rückwärts gehen. Es dauert sehr, sehr lange bis man begreift dass dies kein lösbarer Weg ist und bewegt sich damit ins Ungewisse. Glaube mir, ich weis von was ich da spreche und lasse es bitte nicht soweit kommen. Gehe weiterhin auf die Menschen zu, bleibe nicht stehen und du wirst erkennen und sehen, auch für dich werden sich wieder neue Möglichkeiten und Wege ergeben. Löse dich von alten und belastenden Dingen und stelle dich einfach der Realität. Vergrabe dich nicht in einer Schein oder Wunschwelt. Dies hilft dir und keinem anderen weiter. Es ist kein einfacher Weg, aber ein machbarer, wenn er auch schmerzlich und hart erscheinen mag. Es gibt ihn und das ist unser Lebenselexier diese Hoffnung !
Weiterhin alles Liebe und Gute

LG

14.01.2015 18:52 • x 2 #5


G
Hallo Thinking,

mich haben deine Worte sehr berührt, schreiben sie doch so genau wie es einem geht....

Ich kann leider auch nicht viel sagen, da ich auch mitten drin stecke, aber ich wünsche dir (uns allen) von herzen, dass es aufwärts geht.

VG
Grace

14.01.2015 19:30 • #6


I
Ich kann so gut nachvollziehen was du schreibst. Du sprichst mir aus der Seele. Der Satz das sich das Herz immer meldet beschreibt so gut meine Situation. Der Weg ist beschwerlich, denn der Mensch war der Lebensmittelpunkt und du besonders wenn du nur Glück verbunden hast, dann wird es umso schwerer. Aber es wird besser, es ist ein chemischer Prozess der täglich besser wird. Aber Kompliment an deine Ausführung, so detailliert und Gefühlvoll beschrieben. Ich sage dir das als Araber mit Mitte 30.

14.01.2015 19:38 • #7


P
Hallo thinking,

Du sprichst mir aus der Seele...wünsche dir alles gute...

14.01.2015 19:46 • #8


M
Hätten meine Worte sein können...
Zumindest schaffst du es dich teilweise abzulenken.
Ich bin oftmals in der Phase wo ich zu gar nix komme. Da hocke ich in der Vorlesung und mache mir
nur Gedanken über meine vergangene Beziehung. Selbst wenn ich was mit Freunden mache komme ich kaum dazu mich abzulenken..
wünsch dir alles gute und viel glück bei den Prüfungen

14.01.2015 20:06 • #9


T
Anscheinend geht es hier allen ziemlich ähnlich in diesem Forum. Es ist ne harte Zeit, aber vielleicht auch eine die uns stärker werden lässt. Klar tut es weh, aber irgendwie hat mir die folgende Metapher heute Abend etwas geholfen :

Meine Exfreundin wollte nur das beste für mich und sie wusste, dass sie es mir nicht geben kann. Doch anstatt die Hoffnung aufzugeben leidet vielleicht die Frau, welche mir das alles bieten kann, irgendwo auf dieser Welt genauso wie ich. Vielleicht wurde sie auch gerade verlassen und die Welt bricht für sie zusammen. Den Gedanken, dass sie traurig ist mag ich nicht und ich wünschte ich wäre jetzt schon bei ihr um sie zu trösten. Was wäre das Leben ohne Geheimnisse ? Ist es nicht auch irgendwie spannend nicht zu wissen mit wem man später einmal sein Leben verbringt ? Natürlich hört sich das jetzt schön an und ich will es selber noch nicht wirklich wissen, da ich immer noch an meiner Ex hänge. Aber igendwie hat mich der Gedanke eben zum lächeln gebracht

Schöne und ruhige Nach euch allen. Wir schaffen das schon !

14.01.2015 21:30 • x 1 #10


T
@Marius92


wie lange ist deine Trennung denn schon her ?

und dir natürlich auch viel Glück bei den Prüfungen

14.01.2015 23:56 • #11


A
Du studierst Germanistik?

15.01.2015 00:47 • #12


L-Laura22
Das könnten meine Worte sein, zumindest vor einem Monat .. Als mein Freund mich verlassen hat konnte ich es nicht verstehen .. Eigentlich kann ich es immer noch nicht verstehen aber mittlerweile bin ich so weit dass es nicht mehr weh tut und ich über ihn hinweg bin .. Ich verstehe es wenn du sagst: du stehst auf und hast keine Lust auf den Tag .. Das hatte ich auch nicht deswegen habe ich mein Abitur nicht geschafft was ich heute sehr bereue, aber der Schmerz der in mir lastete war stärker mittlerweile ist es sogar so dass ich den Kontakt zu meinem Ex nicht mehr wollte weil er mir jetzt Vorwürfe macht, dass ich zu schnell über ihn hinweg kam und da habe ich mir selber die Frage gestellt ob es ihn eigentlich noch ganz gut geht und ob er mich wirklich im Grab sehen wollte da er ganz genau wusste wie schlecht es mir ging .. Vor zwei Monaten hätte ich nicht gedacht dass es mir nochmal besser gehen wird aber sehe da: ich fühle mich wieder sehr gut !
Natürlich besteht immer noch die Angst nie wieder so einen jungen zu finden aber dass ich ihn so hinter her geweint habe war er es nicht Wert und glaub mir: wenn Sie deine Liebe nicht schätzt, ist deine ex es auch nicht wert! Das habe ich mittlerweile gelernt und von meiner Trennung mitgenommen .. Ich bin froh dass es mir endlich besser geht und ich wünsche dir von Herzen alles gute! Wenn es dir sehr schlecht geht kannst du dich gerne bei mir melden !

Mit lieben Grüßen !

15.01.2015 01:07 • #13


Chrisi
Hallo Aerostar,
Ich lese deine Zeilen und mir laufen ohne Vorwarnung die Tränen ohne Ende über mein Gesicht. Es ist wirklich wie du schreibst. Der Trennungsschmerz ist das eine, nach nunmehr 5 Monaten kann man damit nun besser umgehen. Man hat nicht mehr das Gefühl nur zu Atmen. Aber wenn man sooo lange zu zweit durch das Leben gegangen ist (40 J) dann ist das Leben allein auch erst zu erlernen. Ja, man darf sich nicht vergraben, sagt der Intellekt. A B E R ! Das ist auch eine Herkulesaufgabe. Das fängt schon bei Urlaubsangeboten an, die einem per Internet oder Werbung ins Haus flattern. Die Tennung habe ich akzeptiert aber nun empfinde ich das neue Leben wie eine Strecke, die nur bergan geht. Ich weiß man muss sich dem stellen aber ich kämpfe sehr mit der Einsamkeit. Dabei war ich immer offen und kommunikativ. Ich erkenne mich manchmal kaum. Ach, ich hoffe so sehr, dass das auch eines Tages vorüber geht. Hinzu kommt sicher das dunkle nasse Wetter, was in Hamburg seit Tagen, Wochen (?) herrscht.
LG

15.01.2015 10:08 • #14


F
Hallo Thinking,

wahnsinnig berührend geschrieben !

In so ziemlich allen alltäglichen Dingen kann ich mich momentan wiederfinden...der Kampf zwischen Verstand und Herz ist einfach nur grausam...

Ich kann das so gut nachfühlen...Zusätzlich habe ich seit Tagen jede Nacht Träume von ihr bzw. ihrem Kind...

Ich sitz manchmal auf Arbeit, wie jetzt...und kann an nichts anderes denken, als an Sie und wie beschissen das dann doch am Ende alles gelaufen ist...Was die Expartner doch nicht alles in einem auslösen können...

Dann trete ich mich aber selber in den Hintern und sage hey..du musst deine Arbeit ordentlich machen..reiß dich zusammen

Dennoch muss ich mir immer mal einen Moment nehmen, um hier reinzuschauen und die Erfahrungen zu teilen..sonst geh ich krachen...Ich mag auch nicht jeden Tag meine Freunde damit vollleiern..denn mit denen möchte ich momentan eigentlich auf andere Gedanken kommen...

Auch wenn meine Exbeziehung am Ende alles andere als schön war...man holt sich momentan nur das gute hoch...ich versuch mir dann immer zu sagen, es gibt genug Gründe, warum es gescheitert ist..

Dir sei gesagt...du stehst wahrlich nicht allein da !

Deine Metapher macht auf jeden Fall Mut und hat mir heute das erste mal ein lächeln ins Gesicht gezaubert

15.01.2015 10:31 • #15


A


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