Hallo,
gestern war es soweit, meine Freundin und ich haben uns nach 17jähriger Beziehung voneinander getrennt. Ich hab noch letztes Jahr im Sommer daran gedacht wie gut es doch läuft, habe endlich die nächsten Schritte planen wollen und dann jetzt der Schock, die Trennung. Ich muss etwas ausholen damit die wesentlichen Fakten bekannt sind. Ihr werde euch vielleicht zwischendurch Fragen, wieso schreibt er das jetzt, lest dann bitte weiter, ich denke am Ende wird sich ein klares Bild unserer Situation ergeben.
Kennengelernt haben wir uns da war sie 16, ich war 18. Sie war meine erste große Liebe so wie ich ihre erste große Liebe war. Wir waren Jung, verliebt und freuten uns immer, wenn wir uns gesehen haben. Unsere Beziehung war schon immer etwas anders. Die ersten sechs Jahre unserer Beziehung haben wir und eigentlich nur am Wochenende gesehen. Sie ging zur Schule wohnte da noch bei ihren Eltern, ist dann für ein Studium in eine andere Stadt gezogen während ich für mein Studium in unserer Stadt blieb. Ich zog mein Studium durch, machte den Abschluss und zog für einen Job in eine andere Stadt, jedoch leider nicht in die Stadt, in der sie zu dem Zeitpunkt lebte. Die Fernbeziehung blieb also bestehen.
Sie hatte schon immer große Prüfungs- und Versagensängste und hat daher immer etwas länger gebraucht für Führschein, Schule, Studium etc. Das hat natürlich dazu geführt, dass sich ihr Studium in die Länge zog. Sie die wichtigen Abschlussprüfungen immer wieder verschoben hat aus Angst nicht zu bestehen. Ich habe ihr in dieser Zeit so gut es ging an der Seite gestanden, habe sie unterstützt so gut es nur ging, ihr zugeredet, versucht ihr zu helfen mit der Angst umzugehen. Letzten Endes hat sie sich dann professionelle Hilfe geholt was tatsächlich etwas gebracht und sie ihren ersten Versuch abgelegt hat. Leider kam das schlimmste was passieren konnte. Sie fiel durch. Eine Welt brach zusammen, aber auch hier war ich wieder an ihrer Seite, unterstützte sie und war für sie da so gut ich es konnte, bin jedes Wochenende 300km mit dem Auto zu ihr gefahren, weil ich sie nicht allein lassen wollte und konnte. Das viel mir nicht leicht, weil während sie mit der Enttäuschung zu kämpfen hatte, habe ich in 60Stunden+ Arbeitswochen zu kämpfen gehabt.
Naja, zu diesem Zeitpunkt waren wir bereits neun Jahre zusammen. Ich munterte sie auf, war so gut es ging für sie da. Sie kam wieder auf die Beine, was jedoch gut zwei Jahre gedauert hat, erst dann hat sie sich an den zweiten und letzten Versuch der Abschlussprüfung getraut. Und es kam leider wieder das Schlimmste. Sie fiel erneut durch. Studium im Ar.. All die Jahre umsonst. Diese sch. Prüfungsangst. Sie war fleißig, hat gepaukt und gepaukt wo es nur ging. Hat alle gewusst, wenn man mit ihr darüber gesprochen hat, aber in der Prüfung konnte sie das Wissen nicht abrufen, und dann halt dazu noch die Versagensangst und schon war alles Wissen weg in der Prüfung. Ich erinnere mich noch als wäre es gestern gewesene. Der Tag an dem sie es erfahren hat. Zu dem Zeitpunkt war sie bei mir in der Wohnung. Der Brief mit den Prüfungsergebnissen kam bei ihren Eltern an, sie teilten ihr das Ergebnis mit. Ich war da noch auf Arbeit. Als ich abends nachhause kam öffnete sie mir vom Heulen komplett durchnässt die Wohnungstür. Ich wusste sofort was los war. Ich nahm sie im Arm und so saßen wir da und ich war für sie da, das war alles was ich in diesem Moment für sie tun konnte, sie brauchte es, es tat ihr gut. Auch dieses Tal haben wir überwunden, sie nahm sich wieder professionelle Hilfe, um eine beruflich Perspektive zu finden, und auch wenn es wieder einige Zeit gedauert hat, hat sie tatsächlich etwas gefunden was sie jetzt auch schon seit 1,5 Jahren macht was sie erfüllt und sie glücklich macht.
So warum schreibe ich das Ganze.
In all den Jahren in denen sie mit dem Studium und ihren Ängsten gekämpft hat haben wie eine Fernbeziehung geführt. Wir haben viele schön Momente gehabt aber die Beziehung war nicht rosig. Sowohl sie als auch ich wollten Familie gründen, heiraten. Aber das Studium hat keinen Raum für solche Themen gelassen. Ich wollte sie damit nicht unter Druck setzen, weil sie sich dann ggf. wieder selbst Vorwürfe macht das die Beziehung und das Thema Familie keinen Schritt voran geht, wegen ihr. Also redeten wir irgendwann nicht mehr darüber. Das war vermutlich einer der ersten Fehler in dieser Beziehung.
Nach dem Schock des gescheiterten Studiums sind wir zusammengezogen und lebten tatsächlich 6 Jahre lang zusammen. In den ersten Jahren musste sie sich um ihre berufliche Zukunft kümmern, ich wusste sie brauch endlich ein Erfolgserlebnis in Ihrem Leben und unterstütze Sie auch hier wieder so gut ich nur konnte. Aber das Thema Familie, Heirat, Wir, blieb in der Zeit auf der Strecke. Als sie dann endlich etwas gefunden hat, was ihr spaß macht, sie darin sogar wirklich gut ist, sie endlich mal auch von anderen Leuten Bestätigung bekommt und ich merke das es ihr gut tut, dachte ich, endlich. endlich sind wir angekommen und können die nächsten Schritte planen! Ich war so stolz und froh und das habe ich ihr auch gesagt und mein innerlicher Jubelschrei war, ihr könnt es euch nicht vorstellen. ENDLICH!
Und dann kam der Schock. es war letztes Jahr Ende Juli, ich komme nachhause uns sie ist nicht da. Ich habe mir da noch nichts dabei gedacht, ggf. Einkaufen oder so. eine halbe Stunde später bekomme ich eine Nachricht von ihr: Ich schlafe heute bei meinen Eltern, ich hab dich noch Lieb, aber ich brauche etwas Zeit für mich zum Nachdenken, wir reden morgen, versprochen. Ihre Eltern waren zu diesem Zeitpunkt im Urlaub, sie war da also allein im Haus. Ok, dachte ich mir. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich nachvollziehen woher das kommt, und so verständnisvoll wie ich bin habe ich aber natürlich diesen Wunsch nicht abgeschlagen und bin diese Nacht allein zuhause geblieben.
Am nächsten Tag kam sie dann Abend zu uns ins Haus und meinte nur, dass sie sich aktuell ihrer Gefühle nicht sicher ist und noch ein paar Tage für sich braucht. Sie fühlt sich von mir nicht geliebt und muss überlegen ob die Beziehung noch weiterbestehen soll. Das Schlug bei mir natürlich ein wie eine Bombe. Ehrlich gesagt gestehe ich ein, dass die Romantik bei uns in der letzten Zeit quasi nicht mehr vorhanden war. Nichts desto trotz habe ich immer alles für Sie getan, ihr hinterhergeräumt, essen gemacht, sie bedient. Ich bin halt ein Mensch, der Seine Liebe in Taten zeigt und nicht in Worte. Aber hier muss ich ehrlich zu mir selbst sein, dass ich da durchaus auch ihre Zeichen hätte deuten können und ggf. an der ein oder anderen Stelle anders hätte reagieren müssen und können.
Nun gut Sie bat um drei Tag Zeit zum Nachdenken, die räumte ich ihr ein. Ich habe Sie in diese Zeit nicht direkt kontaktiert, sondern Rosen an Ihre Autotür gehängt und son Zeug hat. Ich wollte mit diesen kleinen Gesten zeigen, dass ich an sie denke und sie mir alles Bedeutet.
In diese Zeit fiel auch ein Sonntag. Sonntags haben wir immer zusammen gefrühstückt. Ich habe Brötchen vom Bäcker geholt, Eier und Kaffee zubereitet und wir haben uns einen schönen Sonntag gemacht. Ich dachte mir, wäre doch schon, wenn sie auch diesen Sonntag lecker Brötchen und Kaffee bekomme. Also holte ich belegte Brötchen und Kaffee vom Bäcker und stellte sie vor die Haustür ab. Ich wollte nicht ins Haus gehen, weil ich ihren Wunsch nach Zeit für sich respektieren wollte. Und dann sah ich es. Im Flur (es war eine Glastür) standen Schuhe von einem fremden Mann. unter mir hat sich der Boden aufgetan. Ich wusste nicht was hier gerade passiert. Ich überlegte kurz ins Haus zu stürmen und sie zur Rede zu stellen entschied mich dann aber doch anders und bin in unser Haus gefahren. Ich habe ihr noch eine kurze Nachricht geschrieben mit einem Bild von den Brötchen und dem Kaffee vor der Haustür Ihres Elternhauses. Mehr nicht. Wir wollten uns an diesem Nachmittag eh sehen und sprechen.
Sie kam dann auch, das erste was ich sagte war, ich weiß, dass du heute Nacht nicht alleine warst. Sie sagte nichts. Ich stelle sie zur Rede und fragte wieso sie um Zeit für sich bittet, nur um dann mit irgendeinem Typen eine Nacht zu verbringen. sie sagte es tut mir leid, aber ich habe mich neu verliebt und kann aktuell nur an ihn denken. ihr könnt euch vielleicht vorstellen, wie ich mich an diesem Tag fühlte. Naja ihre Eltern sind an diesem Nachmittag wieder aus dem Urlaub zurückgekommen und sie wollte da jetzt noch ein zwei Nächte schlafen. Ich für mein Teile habe in diesem Gespräch (Blind vor Liebe) darum gebeten, dass sie unsere Beziehungen noch eine Chance gibt, 17 Jahre einfach so wegschmeißen geht doch nicht. Man muss es doch wenigstens versuchen. Sie meinte, sie wird es sich überlegen. Wir reden in zwei Tagen, war Ihre Aussage. Und schon war sie wieder auf den Weg zu Ihren Eltern. Naja ich bin dann diesen Tag auch zu meine Familie gegangen, wollte nicht alleine sein. Zwei Tage später trafen wir uns bei Ihren Eltern im Haus, redeten lange und kamen zu dem Schluss, dass wir es nochmal versuchen. Wir redeten darüber was wir hätten besser machen können und müssen, damit das Ganze nicht passiert wäre. Sie versprach, das es mit dem Typen eine einmalige Sache war, sie aber noch etwas Zeit braucht das verliebt sein zu überwinden. Das hätte für mich damals ein Warnzeichen sein sollen, wie dumm ich doch war, ich habe Verständnis dafür das meine langjährige Beziehung über einen Lover hinwegkommen muss.
Naja wir versuchten es. Ich arbeitete an all den Punkten, die Sie bemängelt hat, zeigte und sagte ihr, wie sehr ich sie Liebe, sprach mit ihr über das Thema Familie, Heirat, Wir, machte Pläne. Aber sie blieb über all die letzten 5 Monate ziemlich distanziert und gefühlskalt. Ich musste um jeden Kuss jede Umarmung betteln. So kannte ich sie nicht, früher war sie eher die, die körperliche Nähe suchte. Jetzt war sei ein kalter Brocken Eis. Und das verletzte mich. Ich sprach sie drauf an und sie meinte, ich brauch noch Zeit, das kommt noch. Und dann gab es auch Momente, in denen sie wirklich wieder auftaute, ein bisschen die Alte wurde. Doch diese Momente waren sehr selten. Aber sie weckten die Hoffnung in mir, dass wir das hinbekommen.
Naja dann hat die Zeit begonnen, in der sie jedes Wochenende mit Freundinnen unterwegs war, sie kam Nachts nicht mehr Nachhause und so sah ich sie, wenn überhaupt, nur noch für wenige Stunden am Wochenende. Auch hier sagte ich zur ihr: Wie sollen wir zueinander finden, wenn du nie da bist. Sie antwortete mit, ja du hast recht, das ändere ich. Sie tat es doch nicht. Am nächsten Wochenende war sie wieder weg. Sie beteuerte, dass sie bei einer Freundin übernachtet, das tut sie bis heute. Ich persönlich glaube es auch, aber irgendwie werde ich den Gedanken nicht los, dass da keine Freundin, sondern ein anderer Typ da hinter steht. Der Vertrauensbruch aus dem Sommer ist noch zu frisch.
Naja dieses Wochenende hätte eigentlich unser Wochenende sein sollen. Zeit für uns. Doch am Freitagnachmittag fragt sie mich, ob sie heute Abend weggehen darf, ob es für mich in Ordnung ist. Ich sage ok, aber nur wenn du heute Nacht nachhause kommst. Da hat sie doch allen Ernstes angefangen zu verhandeln. Das schaffe ich nicht, ich komme morgen gegen Zehn mit Brötchen darauf haben wir uns dann geeinigt. Wieso habe ich das gemacht? Wie dumm macht Liebe eigentlich? Naja ich muss nicht erwähnen, dass sie um Zehn nicht hier war. Um 14.00Uhr kam eine Nachricht von ihr: Es ist etwas passiert, muss hier noch etwas Helfen. 1 Stunde später kam sie dann an. Ich war zu dem Zeitpunkt schon so tief traurig und enttäusch das ich sie sofort fragte: Was mach ich hier eigentlich noch? Sie versuchte sich zu erklären, es ist ein Unfall passiert, musste mit einer Freundin ins Krankenhaus bla bla bla. Auf die Frage, warum sie mich nicht aus dem Wartezimmer im Krankenhaus angerufen oder mir eine Nachricht geschrieben hat, kam nur ein: Da hast du Recht, tut mir Leid. Das war für mich der Tropfen, der da Fass zum Überlaufen gebracht hat. Ich sage ihr, dass ich so mit ihr nicht weiterleben möchte. Meine Liebe wird nicht erwidert und ich werde von ihr wie sch. behandelt. Ich habe dann gesagt: Heute Abend reden wir und es gibt zwei mögliche Gesprächsausgänge: 1.) Wir Trennen uns 2.) Du sagst mir wie du gedenkst wie diese Beziehung noch funktionieren kann. Ich gab ihr etwas Zeit und Abstand zum Nachdenken.
Am Abend redeten wir. Sie sagte, sie weiß nicht ob sie für mich noch etwas empfindet, wenn, dann ist es tief drinnen sie sieht es aber aktuell nicht. Sie wollte es mir schon lange Sagen, hatte aber Angst. Angst vor dem Alleinsein, Angst vor der Zukunft ohne mich. Angst, dass die Gefühle hochkommen, wenn ich auf einmal nicht mehr da bin. Sie war Feige, das gab sie offen und ehrlich zu.
Wir einigten uns darauf das ich ausziehe. Distanz ist das was wir beide jetzt brauchen. Ich, damit ich endlich aus diesem Gefühlschaos rauskomme und sie, damit sie endlich sieht und für sich findet, was sie möchte. Wir haben es Trennung auf Zeit genannt. Ob das so eine Schlaue Idee ist wird die Zukunft zeigen, ich weiß nur, dass Abstand jetzt das ist was ich brauche. Ich habe heute so viel geheult wie sonst mein ganzes Leben nicht. Im Sommer habe ich noch an Kinder, Heirat und so gedacht und nur 6 Monate später liegt die Welt wie ein Scherbenhaufen vor mirdas muss ich erstmal verarbeiten und verkraften. doch die Hoffnung dass das mit und beiden noch was wird, wir uns wieder zusammenraufen, die habe ich immer noch. Bin ich dumm?
Sorry wenn das ganze hier etwas durcheinander wirkt, aber das Gefühlschaos geht aktuell mit mir durch und ich musste es einfach mal loswerden. ich habe im Letzen halben Jahr hin und wieder mal hier reingelesen, weil mich der Gedanke des Trennens natürlich beschäftigt hat und dachte mir, hier kann ich meine Geschichte loswerden. Zumindest in der Kurzfassung.
Danke, wenn ihr es bis herhin geschafft habt zu lesen.
19.01.2020 19:05 •
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