Liebe Jacki,
Du sprichst da eine der Ängste an, die ich zur Zeit empfinde.
Als meine Frau mir ihren Brief schrieb, daß sie zu einer Entscheidungsfindung dorthin fahren wolle, wo alles Neue für sie anfing, hat sie mir etwas reingeschrieben, was mich zunächst völlig verzweifeln ließ. Sie wollte ja nach 14 Tagen wiederkommen und ihre Entscheidung treffen. Sie schrieb mir dann noch in dem Brief, ich solle mein Leben so gestalten, wie ich es mir vorstelle.
Was anderes habe ich mir vorstellen können, als mein Leben weiterhin mit ihr zu teilen!
Nun sind die Zweifel an der Zukunft geblieben. Natürlich ist dieser Vorgang schon, dessen bin ich mir durchaus bewußt.
Aber die Ängste sind schon groß.
Noch größer als meine Ängste ist aber der Wille, weiter zumachen. Wenn ich jetzt schon sage, daß dies das größte Glück ist, was ich in meinem Leben jemals hatte oder haben würde, was hätte es dann noch für einen Sinn, weiterleben zu wollen?
Eines der höchsten Gefühle des Lebens wird mir wohl nicht mehr zu Teil werden. Wie beneide ich die Väter und Mütter, die die Geburt eines eigenen Kindes erleben durften. Was für ein Gefühl muß das sein, sein Apfelbäumchen in diese Welt zu setzen und der Zukunft so auch ein Teil seiner Selbst zu erhalten.
Es gibt so viel, auf das wir im Leben verzichten müssen und niemand hat je behauptet, daß Leben sei gerecht.
Aber zu sagen, die Liebe, die man jetzt hatte, sei die größte, die man je empfinden könnte, halte ich für meine Person für vermessen.
Vielleicht war sie das für die Vergangenheit.
Wer weiß aber schon, welch wertvollen Menschen wir noch kennenlernen, der uns wirklich bis zum Ende begleitet.
Ich will mein Herz nicht verschließen und vergangenem nachtrauern, weil ich sonst vielleicht DIE EINE verpassen, die mir ein noch größeres Glück bescherrt.
Im Augenblick ist dies schwer vorstellbar, aber ich glaube an die Hoffnung und an die Zukunft und vor allem an die Liebe.
So kurz nach der Trennung kann und will man sich eigentlich nichts anderes vorstellen, aber die Konsequenz wäre, den Rest seines Lebens alleine zu verbringen, wenn man den Partner, den man so geliebt hat, nie mehr zurückbekommt. Das will ich erst recht nicht.
Ich glaube daran, daß es viele Menschen (für meinen Fall: Frauen) gibt, die es wert sind, geliebt zu werden und wo es ein großes Glück ist, von ihnen wiedergeliebt zu werden.
Jacki, ich glaube fest daran, daß es noch viele Menschen gibt, mit denen man mindestens ein ähnliches Glück aufbauen kann, wenn man offen ist und es wirklich will.
Dies ist mein Glaube und meine Hoffnung.
Vielleicht haben ja andere noch weitere Gedanken hierzu.
Und noch ein letzter Satz zum Abschluß: Wie ich über die Entscheidung für das Leben, welches da in Dir wächst, denke, kannst Du etwas weiter oben entnehmen. Ich wünsche Dir dabei von Herzen alles Gute!!!
Liebe Grüße
Nordlicht
01.10.2002 04:19 •
#7