Ein neuer Anfang?!?!

E
Liebes Forum,

den ersten Weg durch die Hölle habe ich hinter mir. Am Mittwoch bin ich nach einer Nachtschicht nach Hause gefahren (300 km). Gewöhnlich mache ich keine Nachtschichten, aber wir sind in unserem Projekt in einer Ausnahmesituation.
Wie verabredet kam meine noch Ehefrau auch an dem Mittwoch in unsere gemeinsame Wohnung. Wir hatten uns für verabredet, um einige Wege erledigen zu können, die man nun mal machen muß, wenn man sich trennen will. Beide wollen wir eine saubere und faire Trennung, deshalb genügte auch ein Anwalt, Telefon musste getrennt werden, da ihr Handy über meine Rechnung lief, Amt musste abgemeldet/umgemeldet werden usw. usw. Viele von Euch kennen dies ja zur Genüge, was so alles anfällt, wenn man viele Jahre zusammen gelebt hat.
Sie hat zwei Nächte hier geschlafen und das war schon irgendwie hart. Mir geht es natürlicherweise besser, wenn sie nicht in meiner Nähe ist.
Heute morgen ist sie wieder gefahren. Der Abschied fiel sehr schwer. Wir haben natürlich beide um die Wette geheult.
Dies ist zwischendurch auch schon mal passiert. Leider hatte ich noch nicht die Stärke, die ich mir gewünscht habe.
Aber, und das war für mich unheimlich wichtig, es ist nicht so, dass wir beide noch dieselben Gefühle füreinander empfinden, wie wir sie noch vor einigen Wochen zu empfinden der Meinung waren.
Ein Rest Liebe ist immer noch da, schließlich bin auch ich nur ein Mensch, der seine Gefühle nicht von jetzt auf gleich umdrehen kann. Dazu haben wir zuviel erlebt und erlitten in den vergangenen Jahren.
Hinzu kam die Erkenntnis, dass ich sie auch gar nicht mehr wieder haben möchte. Diese Erkenntnis ist noch nicht vollends durchgebrochen, aber ich spüre sie schon recht deutlich. Könnt Ihr das nachempfinden?
In mir ist sehr viel Traurigkeit. Der Verlust, den ich erlitten habe, scheint zeitweilig unermesslich groß. Aber ich weiß jetzt, dass es ein völlig normales Gefühl ist. Ich weiß auch, das die Welt sich weiter dreht. Ich werde mir die Zeit nehmen, und die Trauer empfinden, die man empfinden darf, wenn man so etwas mitmacht. Auch werde ich noch die Tränen weinen, die um der ehrlichen Trauer willen geweint werden wollen. Doch es wird nicht bei der Trauer bleiben. Mein großer Vorteil ist der unerschütterliche Wille, den ich habe, vorwärts zu gehen. Die Trauer ist nicht das einzige Gefühl, welches in mir lebt.
Ganz wichtig war für mich, dass ich zumindest einen Menschen neu gefunden habe, eine Frau, bei der ich das Gefühl habe, hier ist der Keim für eine gute Freundschaft gesät. Sie war es, die mir in den jetzt schweren Tagen gedanklich zur Seite stand und dafür bin ich dankbar.

Hab in einen Loch gehangen,
und dann an Dich gedacht.
War nicht länger mehr befangen
Und ich hab gelacht.

Freundschaften sind unglaublich wichtig. Liebe zerbricht, dass haben alle erfahren, die hier sind. Aber wirkliche Freundschaften überdauern die Zeit.

Liebe Freunde, erlaubt mir noch ein Bildnis aus einem Abschiedsbrief an meine Frau, welchen sie natürlich nicht bekommen hat und welchen sie auch nie bekommen wird. (Es ist auch gut, dass sie nichts mit Computer zu tun haben will, sonst würde sie vielleicht doch mal in diesem Forum lesen, was ich alles so schreibe J.)

#8222;Vielleicht in meinem tiefsten Seelenleben ist die Liebe immer noch da. Aber sie ist auf den Tod vorbereitet. Du hast ihr die Erde genommen und die Wurzeln gekappt. Kaum noch was ist übrig als der *beep* Stamm, die Blätter und einzelne Knospen, die nun nicht mehr blühen werden. Die Blätter werden welken, langsam aber sicher. Und der Baum, der Stamm, wird austrocknen und sterben, wenn die letzten Tränen versiegt sind, welche noch die letzten Wurzelstümpfe benetzen.
Eines Tages werde ich erwachen und feststellen: dieser Baum der Liebe ist tot.

Vielleicht, oder sogar wahrscheinlich, kommt eines Tages jemand in mein Leben, der den fruchtbaren Boden bemerkt und pflanzt ein neues Bäumchen der Liebe. Hegt und pflegt es mit mir gemeinsam und der Boden, gedünkt mit den Früchten vom Baum der Erkenntnis, bringt einen noch stärkeren und schöneren Baum hervor.
Eines schönen Tages....#8220;

Der Wille weiterzuleben, der Mut das anzunehmen, was mir widerfährt, die Hoffnung auf wieder besser werdende Zeiten und der Glaube an die Macht der Liebe sind die Triebfedern meiner derzeitigen Empfindungen. An ihnen will ich mich aufrichten, wenn wieder mal schlechte Tage kommen.

Mit meinem Willen, Mut, mit meiner Hoffnung und meinem Glauben und auch mit Eurer Unterstützung werde ich die bisher schwerste Zeit in meinem Leben überstehen. Jede Hilfe will und werde ich annehmen, solange sie gut für mich ist. Ich bitte Euch teilzunehmen an meinem Leben und mir bei meinem Weg zu helfen. Alles was ihr an mir tut, werde ich Euch nie vergessen und eines Tages, wenn ich dann zu der Persönlichkeit geworden bin, die ich wieder sein möchte, werde ich mein Bestes geben, anderen genau diese Hilfe zu geben.
Zusammen kann man mehr schaffen, als alleine!

Seid mir alle lieb gegrüßt und schreibt mir, was ihr dazu denkt.

Nordlicht
(Frank_M)

20.09.2002 09:53 • #1


D
Hallo Nordlicht!

Das geht richtig an die Substanz, was du da geschrieben hast... Mensch, welch schöne Formulierungen für solch traurigem Anlass.
Ich möchte dir vor für deine Worte bezüglich der Freundschaft herzlichst danken! Ja! Du hast so Recht! Ich glaube... ach... ich muss dein Beitrag nochmal durchlesen, um meine Gedanken und meine Gefühle wieder in Reih´und Gl. zu bekommen.
Ich fürchte, du wirst nochmal von mir hören/lesen.

Inzwischen wünsche ich dir viel Kraft und Mut, den zu sein, der du bist!

Dom

20.09.2002 11:03 • #2


A


Ein neuer Anfang?!?!

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E
Hallo Nordlicht,

ich kann Dom nur beipflichten. Wenn Du mein letztes Psoting gelesen hast, wirst Du wissen, daß ich zwar nicht mehr soviel Schmerz und Trauer mehr empfinde, aber auch ich kann den Schalter der Gefühle nicht einfach umlegen, doch sind meine Tränen weitgehnd versiegt und der Stamm bekommt keinerlei Nahrung mehr und ist so gut wie abgestorben.
Meine Lieb zu ihr war noch nicht auf den Tod vorbereitet, aber er kam schlagartig.
Einzig die Verbindung unseres Sohnes zu meiner Ex, die zwar zur Zeit ruht, weil mein Sohn nach der letzten Enthüllung keinen Kontakt möchte, lässt den Stamm noch ein klein wenig am leben.
Wir (meine Ex und ich) kommunizieren derzeit nur per Mail. Wird sich wohl irgendwann einmal ändern (müssen), aber zur Zeit will ich sie nicht sehen oder hören.

Ich hoffe und wünsche Dir, daß der Tod Deine Liebe in ähnlicher Geschwindigkeit von statten geht und Deine Tränen versiegen, damit sie keine Wuzeln mehr benetzen und diese absterben können.
So wie Du uns schreibst, scheinst Du stark genug zu sein, da Du schon erkannt hast, daß Du sie gar nicht mehr wieder haben willst.
Weitere Erkenntnisse werden folgen und Du wirst sehen, irgendwann keimt ein kleines neues Pflänzchen der Liebe auf.
Das ist auch die Hoffnung die ich für mich habe, trotz all der Enttäuschungen die mir wiederfahren sind.

Ich wünsche Dir auf Deinem neuen Weg viel Kraft und alles erdenklich Gute.

Wizard

20.09.2002 11:49 • #3


E
Lieber Frank,

niemals in Leben werde ich den Augenblick vergessen in dem ich an unserem Küchenfenster stand und meiner Frau nachsah, wie sie mit einer kleinen Tasche in der Hand ging. Es war ein kalter Dezembernachmittag, schon schummerig und Reif bedeckte Bäume und Sträucher, sie sah nicht zurück..........Sie sollte nie wiederkommen.
Deine Worte haben mich an diesen Moment erinnert und ein ziehen in der brust stellt sich ein obwohl das alles schon so viele Monate her ist. Meine Augen werde wässerig aber ich lasse keine Tränen mehr zu. Meine Gefühle zu ihr sind undefinierbar, sie ist so fern, ist mir so fremd geworden. Nur ein kleiner Augenblick und schon ist wieder alles vorbei und ich dachte einmal, dass ich diese Trennung nie überleben würde.

Aber ich lebe noch und ich lebe gut. Ich habe mein Dasein in die eigenen Hände genommen, habe es angepasst und ich habe mich neu orientiert. Trauer und Einsamkeit sind gewichen, ich kann wieder lachen, bin wieder ein Teil des grossen Spiels. Zugegeben, es gibt sie noch diese kleinen Augenblicke des warum aber sie sind für mein Leben nicht mehr wichtig. Einzig und allein die Erkenntniss das der Mensch, den ich am meisten geliebt habe nun der ist, der für die grösste Katastrophe meines Lebens verantwortlich zeichnet bring manchmal noch meine Gefühlswelt in Unordnung

Du wirst dein Leben ohne sie meistern, wirst wieder lieben und geliebt werden und du wirst gelernt und verstanden habe. Menschen sind so und das macht uns trotz aller Widrigkeiten, allem Kummer ind der Angst allein zu sein auf dieser Welt so eizigartig. Die Wolken über deinem Kopf werden abgelöst durch Sonnenschein, irgendwann....

Ich brauche dir nicht viel zu wünschen, du hast schon alles. Mach weiter wie bisher, du kannst nur gewinnen.

Alles liebe
Meatpunch

20.09.2002 13:46 • #4


E
Hallo Nordlicht,

als ich das las, mußte ich schon wieder weinen. Ich wünschte, ich könnte sagen, das ich meinen (Ex) Mann nicht mehr zurück haben wollte. Aber es ist so, das ich mir nichts sehnlicher wünsche, als das er zu mir zurück käme. Dabei ist die Trennung schon acht Monate her. In meinen Gedanken bin ich ständig bei ihm. Er hat immer noch Macht über mich.
Trotzdem versuche ich immer wieder mich von ihm zu lösen.

Ich habe mir einen neuen Freundeskreis aufgebaut und baue ihn weiter aus und bin auch viel mit ihnen unterwegs und zusammen. Fange wieder mit alten Hobbies an und probiere Neues aus. Auch bin ich in therapeutischer Behandlung.

Ich weiß, ich bin schon viel weiter, als noch vor ein paar Wochen. Das ist auch ein Verdienst dieses Forums, für das ich sehr dankbar bin.

Auch in mir ist der Wille weiterzuleben, nicht aufzugeben, sich nicht unterkriegen zu lassen.
Mein Kampfgeist ist seit kurzer Zeit wieder erwacht. Ich mußte schon oft in meinem Leben kämpfen. Warum sollte das jetzt anders sein? Auch wenn diese Trennung die schlimmste Erfahrung meines Lebens ist. Dabei hab ich schon viele schlimme Erfahrungen in meinem Leben machen müssen. Daher kommt auch mein Kampfgeist und meine agressive Seite, die ich in den letzten Jahren immer mehr unterdrückt und verdrängt habe. Vielleicht konnte mein Mann mich deshalb so täuschen und verletzen.

Aber ab jetzt bin ich nicht mehr bereit, mich klein zu machen und mich demütigen zu lassen. Egal von Wem auch immer.

Lieber Frank, ich wünsche dir, daß du auch weiterhin deinen Willen, deinen Mut, deine Hoffnung und deinen Glauben behälst und daß du deinen Weg in eine glückliche Zukunft findest.

Viele liebe Grüße

Wolfsfrau

20.09.2002 21:08 • #5


E
Hallo, Nordlicht,
auch mich haben Deine Worte berührt und ich kann ein wenig nachempfinden, wie es Dir geht. Noch vor ein paar Wochen hätte ich auf die Frage, ob ich meinen Ex zurückhaben will, laut JA gerufen, aber heute bin ich zumindest schon soweit, daß ich sagen würde Hm, das muß ich mir überlegen. Letzten Endes würde ich sicher wieder lieber eine Beziehung mit ihm eingehen, als allein zu bleiben, aber allein die Tatsache, daß ich darüber nachdenke, ob er wirklich der Richtige für mich ist, ist für mich schon ein Schritt in Richtung Besserung.

Es gibt Tage, an denen geht es mir relativ gut, dann wieder Tage (bzw. Abende) an denen ich es vor Sehnsucht kaum aushalte. Ich arbeite mit meinem Ex-Freund in einer Firma, er sitzt im Nebenbüro und ich sehe ihn jeden Tag. Das ist für mich jeden Tag auf's Neue eine Herausforderung oder soll ich sagen Prüfung, der ich nur zu gern aus dem Weg gehen würde. Aber wenn ich den Tag überstanden habe, ohne daß er mir mit irgendeiner Bemerkung an die Substanz gehen konnte, bin ich einen klitzekleinen Schritt weiter.

Die Traurigkeit ist riesengroß, aber ist es tatsächlich die Traurigkeit um den Verlust des geliebten Menschen oder vielmehr die Angst vor dem, was vor einem liegt? Wer kann uns schon sagen, ob wir jemals wieder eine glückliche Zeit verbringen werden und mit wem?

Der Abschiedsbrief von Dir, Nordlicht, ist so voll von Gefühl ... besser hätte ich es nicht ausdrücken können.
Meine Mutter schrieb mir mal ein paar Zeilen auf, die mich bisher mein ganzes Leben begleitet und mich immer wieder ein wenig aufgebaut haben:

Wenn uns etwas aus dem gewohnten Gleis wirft,
Denken wir, alles sei verloren,
Dabei fängt nur etwas Neues, Gutes an.
Solange Leben da ist, gibt es auch Glück.

Ich habe nach wie vor Angst, vor den seelischen Löchern, die ganz bestimmt noch auf mich warten. Doch mit jedem Tag bin ich ein kleines Stückchen weiter auf meinem Weg. Selbst wenn ich das Gefühl habe, einen Rückschritt gemacht zu haben, weiß ich doch, daß ich morgen oder übermorgen wieder vorwärts komme.

Eine große Hilfe ist dieses Forum!!! Am Anfang dachte ich, ich sei allein auf der großen weiten Welt mit meinem Kummer. Doch hier sehe ich jeden Tag, daß es viele Menschen gibt, denen es genauso geht wie mir ... und wie das hilft!!! Deshalb ein großes

DANKE

an alle, die hier ihr Herz ausschütten und mir damit gezeigt haben, daß ich nicht allein bin!!!

Liebe Grüße
Shannon

20.09.2002 22:58 • #6


E
Hallo Frank,
wenn du keine Persönlichkeit bist, bzw. sie besitzt, dann frage ich mich wer denn eine hat.
Du hast Mut zu weinen, loszulassen und dich an die schönen Zeiten zu erinnern. Ich fühle, dass du mindestens drei Dinge richtig machst, du schreibst Briefe, die für dich wichtig sind, ihre Antwort ist nicht mehr nötig, du fühlst und du suchst dir Unterstützung, indem du auch noch gibst und dankbar bist.
Irgendwann werden die guten Erfahrungen aus der Zeit deiner Beziehung auch wieder schön sein dürfen, ähnlich wie gute Kindheitserfahrungen.
Eine meiner schönsten ist, mit ausgestreckten Armen durch ein Feld zu rennen und dabei die Ähren zu berühren. Das war wie Fliegen. Heute laufe ich nicht mehr durch das Feld, aber ich bin dankbar, dass ich das Gefühl noch kenne.
Ich wünsche dir, dass die schöne Zeit irgendwann nicht mehr weh tut, nur so eine leichte Melancholie bleibt und du dir sagst, ich lebe noch und ich habe geliebt und ich werde wieder lieben.
Alles Gute
Shanna

21.09.2002 14:14 • #7


D
“Ich lebe, also liebe ich” oder besser “ich liebe, also lebe ich”?
Beides ist mit Schmerz verbunden, aber auch mir Hoffnung!!!

Dom

21.09.2002 16:23 • #8


E
Liebe Freunde,

vielen Dank für die bisherigen Reaktionen. Auch mich hat es berührt, daß ich den Nerv von vielen von Euch getroffen zu haben scheine. Mit solchen Reaktionen hätte ich nicht gerechnet.

Ja, in diesen Zeilen steckt mein Herzblut und auch das von einigen von Euch.

Für heute wollte ich Euch nur DANKE sagen und werde mich weiter öffnen.

Seid mir lieb gegrüßt.

Nordlicht

22.09.2002 13:56 • #9


E
Liebe Freunde,

es ist schon komisch. Wenn man krank ode angeschlagen ist, sucht man beim dem Schutz und Sicherheit, was vertraut ist.

In diesen Tagen des Wetterumschwungs habe ich mich nicht genügend vorgesehen. Auch sind meine physischen Kräft derzeit angegriffen, da ich nach der Trennung nun mittlerweile 10 kg verloren habe. Naja, nicht das ich diese Kilos unbedingt vermissen würde.... aber der Körper ist halt vom Immunsystem her geschwächt. So konnte es dieser heimtückischen Grippe gelingen, mich hinterrücks zu überlisten. Ich habe ihr zwar die chemische Keule entgegengesetzt, aber sie will noch nicht so ganz weichen.
Nun ja, also bin ich angeschlagen und etwas kränkelnd.
In der Situation fange ich plötzlich an, nachts von IHR zu träumen. Das habe ich die ganzen zwei Wochen vorher nicht gehabt. Was soll das denn jetzt??

In den Tagen vorher habe ich vieles empfunden. Die Erkenntnis, daß ich meine Frau nicht wieder haben möchte, ist zur Gewißheit geworden. In der nächsten Zeit würde es für mich schwierig, wenn sie jetzt plötzlich vor der Türe stehen würde. Ich bin im Zeichen des Steinbocks geboren. Diesen Menschen ist normalerweise eine unerschütterliche Treue mit in die Wiege gelegt. Daher würde es mich in Gewissenskonflikte stürzen, wenn sie hier her zurück wollte.
Ist doch schon irgendwie blöd, oder?
Ich weiß genau, daß es mit uns nie mehr etwas dauerhaftes geben könnte. Dazu bin ich eigentlich schon zu weit gekommen.
Letzten Samstag, als ich von zu Hause aufbrechen mußte, um die 300 km zu meinem Projket zu fahren, überkam mich der Gedanke: DU BIST FREI !
Es war, als würde sich eine Kette von meinem Fuß lösen, die mich bisher daran gehindert hat, so manchen Pfad zu beschreiten. Es war, als würde sich das Wachstum von Flügeln andeuten, die mich in bisher nicht gekannte Höhen tragen werden.
Welch ein Gefühl!!
Nachdem sie am Freitag letzter Woche gefahren ist, hatten wir bis gestern keinen Kontakt mehr. Und wir hätten auch weiter keinen Kontakt gehabt, wäre da nicht eine exorbitant hohe Handyrechnung gewesen. Ihr Handy läuft derzeit noch auf meinen Namen und ich habe sie daher gebeten, etwas sparsamer zu telefonieren. Es hat einen kurzen Austausch von vier SMS gegeben.
Und wißt ihr was Freunde, es war noch nichtmals schmerzlich!

Nun stehe ich etwas ratlos da. Warum sind meine Gefühle ihrgegenüber so schnell gesunken? Warum vermisse ich sie nicht mehr so sehr? Vermisse ich sie überhaupt?
Wenn ich mich soweit schon entfernt habe, waren dann die ganzen Jahre echt? Habe ich mir selber was vorgemacht? Habe ich mich selber belogen?
Oder habe ich mir schon einen Panzer gebaut und den Schmerz einfach nur vergraben? Und jetzt lauert er heimtükisch um irgendwann mit Urgewalt zu erscheinen und mich ganz in seinen Bann zu ziehen.

Wie ist nun der Weg, den ich zugehen habe, um mir über meine Gefühle klar zu werden? Mich interessiert dabei weniger die Zukunft, denn dieser Weg liegt vor mir und dabei bin ich zwar nicht frei von Ängsten, aber ich weiß, daß ich dabei Hilfe habe und nach den ersten Gehversuchen, bei denen mir viele das Gleichgewicht halten helfen, ich wieder sicher gehen und eines Tages auch fliegen werde.
Mir geht es um die Verarbeitung der Vergangenheit. Die Gefühle die ich zu empfinden glaubte. Wie kann ich mir da Sicherheit verschaffen?

Meatpunch schreibt zwar, Wer vorwärts muß und rückwärts schaut fällt hin, aber wenn ich nur vorwärts schaue, mache ich dann nicht in Zukunft möglicherweise die selben Fehler wieder? Sicherlich ist der Spruch im Grunde richtig. Nur wenn ich sehe, was mir im Weg liegt, kann ich ausweichen. Aber nur wenn ich auch in der Vergangenheit gelernt habe, wie eine Falltür aussieht, kann ich ausweichen. Daher muß man mal kurz anhalten, und zurückschauen. Und so kommen wir dann wieder zusammen. Dann muß es vorwärts gehen und Meats Spruch passt wieder.
Der Blick zurück, den muß ich mir jetzt verschaffen. Wie gesagt, weiß ich nur noch nicht so richtig wie.

Könnt ihr mir da helfen?

Euer Nordlicht

26.09.2002 10:34 • #10


E
Hallo mein liebes Nordlicht !

Ich kann deine Gefühle gut verstehen. Man ist plötzlich in einem Zwiespalt. Nein, nur nach vorne kann man nicht schauen. Man muss auch hin und wieder zurück blicken und sich über seine Gefühle klar werden. Wir haben den anderen ja mal geliebt, uns für ihn entschieden. 8 Jahre sind eine lange Zeit - und was Liebe wirklich ist.... ich glaube manchmal, dass ich die Antwort nicht wirklich kenne. Sie hat so viele Gesichter, beinahe wie eine Faschings-Larve. Im Gegensatz zu dir schaue ich im Moment noch zu häufig zurück und merke, dass ich mir auch ein bisschen was vormache. Ich verdränge die Dinge nur zu gerne, die mir sagen, dass die Trennung richtig war. Aber ich versuche mich wirklich zu zwingen, mir aktuelle Situationen vorzustellen, wenn er dabei wäre. Und dann weiß ich genau, wie er reagieren würde... und dann weiß ich wieder, dass wir nie eine Familie geworden wären... Natürlich tut das weh, aber es hilft mir, mich von ihm immer mehr zu entfernen. Und natürlich kommen mir auch mal die Gedanken, was ich wohl tun müsste, damit er zurück kommt. Aber es würde nichts ändern, es würde nicht gut gehen.

Ich weiß nicht genau, wie dein Weg aussehen sollte. Ich denke, es gut und wichtig, über alles nachzudenken und doch mal einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Vielleicht auch zu vergleichen: wie ging es mir wirklich vor einigen Monaten...wie geht es mir jetzt? Und ich hoffe, ich kann dir helfend zur Seite stehen und dir zuhören (ich weiß, ich bin manchmal eine kleine Sabbeltasche, aber dann musst du mich halt bremsen! Ich kann nämlich auch sehr gut zuhören ) . Na ja, und schreiben hilft ja manchmal auch sehr gut, um Gedanken zu ordnen. Und ich finde, das machst du sehr gut.

Du wirst den richtigen Weg finden. Hör auf dein Bauchgefühl (sowas haben doch auch Männer, oder? *zwinker*), und es wird dir die richtige Richtung sagen.... Jedenfalls glaube ich daran...

Liebe Grüße - ich denke an dich -

Deine Ela

26.09.2002 12:25 • #11


E
hi nordlicht,

sicher ist es einfach zu sagen man muss nach vorne schauen, in die zukunft schauen und bloß nicht zurück sehen.
da ist sicherlich auch etwas dran. aber die bewältigung der vergangenheit kann meiner meinung nach nur erfolgen, wenn man sich mit ihr auseinander setzt.
man muss sich die frage, was ist schief gelaufen, selbst beantworten, auf deine ex darfst du da nicht zählen.
ich habe heute einen brief von meiner frau bekommen, in dem sie schreibt, daß sie nicht geangen sei, weil sie soviel gefallen am fremdgehen gefunden hatte, sondern weil wir innerhalb unserer ehe nach so vielen jahren immer öfter getrennte wege gingen und uns auseinander gelebt hätten. fremd zu gehen wäre nur das i-tüpfelchen gewesen.

da kann ich nur sagen *beep*.

auf solche antworten kann man getrost verzichten. sicher haben wir nicht alles mehr gemeinsam gemacht, aber doch nur deshalb, weil sie keine lust mehr hatte mit mir etwas zu unternehmen, und bitte, weshalb kam sie zurück nach 15 monaten trennung? bestimmt nicht, um zwei jahre später wieder abzuhauen, wieder rmit 'nem anderen, weil wir so wenig gemeinsam unternommen haben?

also was ich damit sagen will, rückblick ja, aber bitte nicht nur die schönen seiten, auch mal negatives vor augen halten.

möglicherweise machst du das ja schon und bist deshalb nach so kurzer zeit der ansicht, daß du sie kaum noch vermisst.

mir geht es da fast genauso.

daß du in zeiten einer krankheit vermehrt an sie denkst ist sicher dadurch bedingt, daß sie ja früher, wenn du krank warst für dich da war, und jetzt ist die wohnung leer, während du evtl. im bett liegst. niemand der rumwuselt und dir tee kocht oder essen ans bett bringt. ich denke das unterbewusstsein muss diese situation erst verarbeiten, was es mit dem alltag wohl schon geschafft hat.

es wird wohl immer situationen im leben geben, die du das erste mal wieder alleine meistern musst, und dann wird die erinnerung an sie wieder geweckt und das unterbewusstsein schlägt gnadenlos zu.

ich wünsche dir gute besserung und die nötige kraft, die krankheit unbeschadet zu überstehen.
lieber freund, den rest schaffst du sowieso, davon bin ich überzeugt.

gruß
wizard


26.09.2002 19:08 • #12


J
Liebes Nordlicht,

ich hatte mich ohnehin schon gewundert, warum Du den Trennungsprozess so schnell überstanden zu haben schienst. Ich habe mich natürlich für Dich gefreut, weil ich aus Deinen Worten soviel Kraft und Mut herausgelesen habe, aber ich hatte auch die ganze Zeit das Gefühl, dass Du noch einen Einbruch haben wirst. Das wollte ich Dir vorher nie sagen, weil ich Dir gewünscht hätte, dass Du ohne weiterkommst.

Aber mir war auch klar, dass es ohne einfach gar nicht geht. Du musst diesen Prozess - so ist meine Ansicht - in all ihren traurigen Facetten durchleben, um die Trennung in allen Bereichen auch wirklich zu verarbeiten. Und dazu gehört ganz einfach auch eine längere Zeit der TRauerarbeit. Wie lange die bei jedem einzelnen ausfällt ist sicherlich individuell und wird von verschiedenen Faktoren bestimmt, aber dass sie geleistet werden muss, halte ich für richtig und sinnvoll.

Natürlich kommt das in Situationen, in denen man körperlich dann auch noch angeschlagen ist, viel eher zum Tragen. Davon kann ich gerade auch ein Lied singen...aber es gehört einfach dazu und ich glaube je mehr Du Dir dessen bewusst bist, umso schneller kommst Du da auch wieder raus.

Ich weiss, das sind jetzt keine aufmunternden Worte, aber ich glaube, dass auch die nichtaufmunternden gesagt werden sollten.

Ich wünsche Dir in jedem Fall, dass Du Deinen Weg findest, dass Du lernst, die Traurigkeit zuzulassen, in gesundem Mass, und dass Du danach - nach der Verarbeitung - Deinen schon eingeschlagenen, mit Sicherheit richtigen, Weg weitergehen kannst. Ich bin da sehr optimistisch. Und vor allem sind wir hier ja auch alle da, um Dich auf diesem Weg zu begleiten.

Sei lieb gegrüsst
Jacki

P.S. Ich habe heute ein Vorstellungsgespräch für einen neuen Job. Puh! Da habe ich zwar überhaupt keine Kraft für, aber was sein muss, muss sein, ne ?

27.09.2002 08:08 • #13


E
Hallo Nordlicht,

Diesen Menschen ist normalerweise eine unerschütterliche Treue mit in die Wiege gelegt.

Nun, Steinböcke können treu sein, aber auch sehr bockig und aufsässig. Deshalb kommt es vor, daß sie fremdgehen obwohl sie es eigentlich gar nicht wollen:-) Aber menschlich gesehen sind Steinböcke, gemessen an anderen, schon treue Gesellen, das stimmt!

überkam mich der Gedanke: DU BIST FREI !

Dieser Gedanke wird Dich immer mehr verfolgen und in Zukunft vielleicht sogar etwas behindern. Aber ist es nicht toll endlich mal sich selbst sein zu können?

Es war, als würde sich das Wachstum von Flügeln andeuten, die mich in bisher nicht gekannte Höhen tragen werden.

Nun übertreib nicht gleich und bleib mit einem Bein auf dem Boden:-))

wäre da nicht eine exorbitant hohe Handyrechnung gewesen. Ihr Handy läuft derzeit noch auf meinen Namen

warum tust Du Dir das an? Ich kenne das ja aber es ist in diesem Fall immer falsch großzügig zu sein.

Vermisse ich sie überhaupt?

Keine Angst, das kommt schon wieder. Leider. Sei froh daß Du im Moment keinen Gedanken mehr an sie verschwendest.

Habe ich mich selber belogen?

Genau das frage ich mich auch. 3 Jahre Beziehung, davon 2,5 Jahre glücklich. Dann 27 Monate getrennt und nun wohnt sie wieder halbwegs bei mir, es ist fast wie in der Beziehung. Ich spüre aber jetzt, nachdem ich bewußter bin, wenig Leidenschaft für mich und frage mich, ob es nicht schon immer so war. Allerdings hat diese Frau ihre Gefühle dermaßen gut im Griff daß ich nie weiß ob sie sich einfach aus Loyalität zu ihrem immer-noch-freund zurückhält oder ob sie wirklich so fühlt.

Und jetzt lauert er heimtükisch um irgendwann mit Urgewalt zu erscheinen und mich ganz in seinen Bann zu ziehen.

nee, er kommt nur ab und zu wieder, aber er wird schwächer und seltener.

Mir geht es um die Verarbeitung der Vergangenheit. Die Gefühle die ich zu empfinden glaubte. Wie kann ich mir da Sicherheit verschaffen?

Ich denke, das ist nicht mehr wichtig. Du hattest diese Gefühle und sie waren gut und schön. lass es einfach so dabei!

Aber nur wenn ich auch in der Vergangenheit gelernt habe, wie eine Falltür aussieht, kann ich ausweichen. Daher muß man mal kurz anhalten, und zurückschauen.

Das ist auch meine Meinung. Ich schaue schon ne ganze Weile zurück, das ist wohl etwas übertrieben. Aber ich möchte die Erfahrungen nicht missen die ich in den letzten 2 Jahren gemacht habe. Und wenn ich mir ankucke wie ich meinen Rückstand bei meiner  Ex in Sachen Bewußtsein eingeholt und sie sogar überholt habe dann bin ich sogar froh daß diese Trennung passiert ist. Ich bin dabei mich selbst zu finden ohne mich ständig von anderen beeinflussen zu lassen und das ist großartig!
Ich hoffe daß Du Dich bald wieder öffnen kannst für eine neue Liebe, ich konnte es bisher noch nicht, aber das lag auch nicht nur an mir...

cu

27.09.2002 11:15 • #14


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