Eigentlich würde ich lieber mit dir über die vergangenen Wochen und Monate reden. Doch wenn wir ehrlich sind, waren wir beide in dieser Disziplin nicht besonders gut und haben viel zu viele Möglichkeiten verstreichen lassen. Daher ist es wohl doch besser zu schreiben, um zu sagen, was noch gesagt werden sollte.
Ich bin noch immer sehr traurig. Ich trauere um all die verpassten Chancen. Du und ich - das war so großartig. Doch wir haben unsere gemeinsame Zukunft verspielt. Ich trauere um alles, was wir zusammen waren und noch viel mehr um das, was wir hätten sein können.
An unserem letzten Abend hast du mir den Spiegel vorgehalten. Diese Liste, die du geschrieben hast, sie verfolgt mich nun. Sie erinnert mich an all das, was ich in unserer Beziehung versäumt und wie ich zu ihrem Ende beigetragen habe. Ich schäme mich dafür, wie ich dich manchmal behandelt habe. Es tut mir leid, dass ich so rechthaberisch und aufbrausend war, dass ich dich ständig verbessern wollte. Es tut mir so leid, dass ich so viel an mich und so wenig an uns gedacht habe. Ich war mir einfach zu sicher, dass du mich auch mit all meinen Fehlern und Macken liebst und dass wir alles zusammen überstehen.
Besonders weh tut mir, dass ich nicht so sein möchte und eigentlich auch nicht so bin. Dieser ganze Stress, den ich mir wegen der Karriere gemacht habe und diese bescheuerte Sorge als Hausfrau ohne tollen Job zu enden, haben mich verändert, unsicher und gleichzeitig gemein gemacht.
Ich habe ehrlich geglaubt, dass unsere Verbindung für's Leben hält, egal was kommt. Und ich kann mir nicht vorstellen, jemals nicht mehr Reue und Trauer darüber zu empfinden, was ich alles falsch gemacht habe. Du warst der Mensch, mit dem ich mein Leben teilen wollte - auch wenn ich das so selten gezeigt habe.
Nun möchte ich aber auch dir den Spiegel vorhalten. Auch du hättest uns retten können oder es wenigstens versuchen müssen. Du hättest etwas sagen, uns eine Chance für Veränderung geben müssen. Aber du hast dich still und heimlich von mir entfernt und mir keine Chance gelassen. Du hast mich monatelang angelogen, in dem Glauben gelassen, du planst eine Zukunft mit mir zusammen. Wir waren dieses schöne Wochenende in Brüssel. Wir haben ein neues Bett gekauft. Du hast sogar von einer Eigentumswohnung geredet. Ich war fest überzeugt, dass wir eine wundervolle Zukunft vor uns haben und plötzlich sagst du mir, dass du das alles nicht mehr möchtest.
Wochenlang habe ich mir den Kopf zerbrochen, warum du so gehandelt hast, warum du mir nie gesagt hast, was in dir vorgeht. Aber die Antworten darauf hast nur du. Vielleicht kannst du sie mir irgendwann einmal geben. Ich kann dir nur sagen, dass das nicht fair war und nicht aufrichtig. Bei all meinen Fehlern - das hatte ich nicht verdient.
Ich habe noch nie einen Menschen so geliebt wie dich. Wir haben etwas Großartiges verloren, irgendwo und irgendwann. Es schmerzt mich sehr, dass du nicht darum gekämpft hast. Es schmerzt mich sehr, dass du meine Liebe, mein Vertrauen, meine Hoffnung und meine Träume für nicht wertvoll genug empfunden und sie einfach entsorgt hast. Und es schmerzt mich, dass du mich betrogen hast, obwohl ich immer meine Hand dafür ins Feuer gelegt hätte, dass du so etwas nicht tust.
Mir ist bewusst, dass solche Dinge zum Leben dazu gehören. Doch ich dachte immer, wir trotzen dem, wir bieten allem die Stirn. Daher bleibt nun eine unheimliche Traurigkeit; noch immer denke ich: Vielleicht hätte es nicht sein müssen. Wir hätten den Kampf auch gewinnen können - hätten wir ihn rechtzeitig aufgenommen.
28.12.2012 13:08 •
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