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Ein Leben lang abgelehnt

U
Ich weiß gar nicht, wie ich meine Situation schildern soll, da sie zeitlich sehr weit zurückreicht. In meiner Jugend hatte ich mal zwei oder drei kurze Beziehungen, sofern man das überhaupt so nennen kann. 1999, damals war ich gerade 21, trat ich dann meinen Zivildienst in einer Pflegeeinrichtung für Senioren an. Der Start fiel mir schwer, aber gegen Ende meiner Dienstzeit fühlte ich mich dort sehr wohl, bewarb mich erfolgreich und arbeite noch immer dort. Man kennt mich auf Arbeit nur als Single, weswegen ich bisweilen etwas belächelt wurde, aber der Erfolg bei Frauen lässt sich halt nicht erzwingen. Wie dem auch sei, seit etwa einem Jahr behandelt mich das Personal anders als gewohnt, man äfft mich nach, wenn ich etwas sage, tuschelt, verstummt, wenn ich plötzlich erscheine und vieles mehr. Und nein, das bilde ich mir nicht ein. Eine ältere Kollegin, mit der ich immer gut ausgekommen war und inzwischen die Einzige, die mich noch von Anfang an kennt, fragte ich neulich nach diesem Verhalten. Die Antwort war schwer zu verdauen für mich. Sinngemäß sagte sie: „Gut, ich stehe kurz vor der Rente, hab nichts mehr zu verlieren, also kann ich es dir ja sagen. Die haben es einfach alle satt mit dir. Du bist im völlig falschen Beruf, du arbeitest so langsam, dass du ständig im Verzug bist, und mann muss nachschauen, wie du deine Arbeit gemacht hast. Oft fehlt die Hälfte, und die anderen müssen alles nochmal machen. Das nervt und niemand mag mit dir Dienst haben. Aber keiner sagt was, obwohl jeder merkt, dass deine geistigen Kompetenzen für diesen Beruf nicht ausreichen. Klar, du bemühst dich, immer nett und höflich zu sein, aber das überzeugt nicht. Du bist ein Mensch, den man wegen deiner ganzen Art, dem gesamten Auftreten, nicht mögen kann, dazu bist du überfordert mit den einfachsten Arbeiten und machst es uns schwerer, als es ohnehin schon ist. Immerhin geht es in unserem Beruf um Menschen, und es ist nur dem Zufall zu verdanken, dass nach unserem Wissen noch niemand durch dich zu Schaden kam. So lange du schon hier arbeitest, gab es unter dem Personal und unter den Heimbewohnern niemanden, der dich wirklich gemocht hat. So, du wolltest es hören, und nun weißt du es.“ Das war also die niederschmetternde Wahrheit, und mein gesamtes Berufsleben hatte man mir was vorgemacht. Ich sagte der Kollegin, dass ich künftig nicht mehr an den Betriebsausflügen teilnehmen möchte, was sie ohne Widerworte akzeptierte. Ob ich bis zur Rente in dieser Einrichtung weiterhin tätig sein werde, weiß ich nicht, aber ich habe die Arbeit immer gern gemacht, fühlte mich akzeptiert und bin mir dessen gar nicht bewusst, wie schlecht mein Eindruck bei den anderen gewesen sein muss. Vor allem aber habe ich damit die Hoffnung, in meinem Leben noch einmal auf die Liebe zu treffen oder vielleicht gar eine Familie zu gründen, vollends begraben. Denn wer möchte schon mit einem derart unbeliebten Menschen zusammensein?

14.02.2024 20:03 • x 2 #1


Luto
Zitat von unbeliebtEr:
Denn wer möchte schon mit einem derart unbeliebten Menschen zusammensein?

Wie sieht es dann mit Deinem Privatleben aus? Hast Du Freunde? unternimmst Du etwas oder bist Du kreativ? Mochtest Du Dich selber eigentlich schon?

14.02.2024 20:29 • x 1 #2


A


Ein Leben lang abgelehnt

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E
Lieber TE,

Es tut mir leid, dass du dich unbeliebt fühlst. Man kann deine Verzweiflung deutlich beim lesen spüren. Es ist hart.

Nun kannst du in Selbstmitleid verfallen, oder aus der etwas barschen Ehrlichkeit deiner Kollegin was machen. Kannst du die Kritikpunkte nachvollziehen? Vielleicht nicht alle, aber manche? Wenn ja, dann rate ich dir zu versuchen, besser zu werden. Jeder Mensch hat die Fähigkeit, sich zu entwickeln. Nicht um den anderen zu gefallen, sondern für sich selbst, für die eigene Zufriedenheit.

Man kann sich auch in das Gefühl des abgelegtsein suhlen, aber das bringt dich nicht weiter. Genau das Gegenteil passiert. Kannst du dir vorstellen, dich innerlich für ihre Ehrlichkeit zu bedanken und das, was sie dir aufgezählt hat für dich nutzen? Vielleicht nicht in jeder Hinsicht, aber manches lässt sich bestimmt verbessern. Zum Beispiel mehr Konzentration bei der Arbeit, oder von den anderen abschauen, wie sie es manchmal. Schnelligkeit und Effizienz entsteht oft durch bessere Methoden, wie man eine Tätigkeit ausübt.

Ich weiß, dass du dich verletzt fühlst, Ablehnung ist ein sehr unangenehmes Gefühl. Kannst du trotz Schmerz etwas aus der Situation machen, gibt dir das Selbstvertrauen. Selbstmitleid und urteilende Gedanken dagegen schwächen dich noch mehr.

Menschen sind unterschiedlich begabt, aber lernen und besser werden, kann jeder, der es will. Wähle weise.

14.02.2024 20:36 • x 5 #3


Jeanlean
oh das klingt alles erst mal nicht schön aber lass dich nicht so sehr davon runterziehen, so schwer es auch ist


Ich wollte auch wie meine Vorgängerin fragen, ob du Freunde hast, Bekannte, Hobbys

ja wir verbringen einen Großteil auf der Arbeit aber am Ende ist privat privat und Beruf ist Beruf


Und wenn dem wirklich so ist und du mal selbst reflektierst, was glaubst du was könntest du ändern

14.02.2024 20:37 • #4


Islantilla
Das tut natürlich weh, wenn man sowas hört.
Aber was hat das Eine mit dem Anderen zu tun ? Arbeit und Liebe sind zwei verschiedene Sachen.

Die Arbeit ist vielleicht gar nicht die richtige für dich, das lässt sich aber doch bestimmt ändern, wenn du es denn willst...? Und warum solltest du keine Liebe mehr finden ? Du hast ganz bestimmt auch liebenswerte Eigenschaften an dir, da bin ich mir sicher. Nicht den Kopf hängen lassen und positiv denken.

14.02.2024 20:39 • #5


S
Lieber TE,

das Erste, was mir zu Deinem Posting eingefallen ist: kündigen! Möglichst sofort!

Ich kenne die Situation in dem Bereich. Da ist Mobbing leider sehr oft anzutreffen. Und ist erst einmal ein Opfer ausgemacht, ist es für dieses höllisch schwer, aus dieser Situation herauszukommen.

Du hattest Dich damals dort beworben, bist angenommen worden. So schlecht kannst Du also nicht sein, wie man Dir klarmachen will.

Bitte, lass Dich nicht runterziehen!

14.02.2024 20:48 • x 16 #6


Ayaka
genau so einen A-Ha Moment mit einer ähnlich klaren Ansage hatte ich auch mal (von einem Kollegen der gerade gekündigt hatte) bei mir waren es glücklicherweise nur die Kollegen die mich hassten und ich hab es nicht gecheckt.

ich hatte 2 Möglichkeiten - bleiben oder lernen und es besser machen - habe mich für 2teres entschieden. Nach 2 Jahren haben mich die Kollegen sogar nach dem Betriebsaustritt noch zu Feiern eingeladen und für mein Abschieds Frühstück einen Kanon einstudiert - und heute bin ich dem Kollegen noch dankbar.

auch wenn die Worte hart sind, so wird wohl viel Wahres drin sein. Ich habe mich nach dem Feedback sehr zurückgenommen und vor allem mal beobachtet, bin ich so lästig, sind meine Aussagen übergriffig, passt mein Verhalten zu meiner Rolle...

Gerade bei dem massiven Zeit- und Leistungsdruck in der Pflege (ich vermute mal es geht um den Bereich) und der Verantwortung für Menschenleben kann es sehr gut sein, dass Nachlässigkeit, dein Tempo oder Fehler auch zu den Problemen mit den Kollegen führen - vielleicht da als erstes ansetzen. Oder sind das nur leere Anschuldigungen und du bist dir sicher, dass deine Arbeit gut, zuverlässig und schnell genug ist. Dann informiere dich dringend zum Thema Mobbing.

Jetzt schmollend nicht auf die Betriebsfeier kommen macht das alles nicht unbedingt besser.

14.02.2024 20:50 • x 3 #7


L
Jetzt mal ehrlich: Warum gesichert 1:1 übernehmen was die Kollegin sagt? Selten kann ein Mensch für alle sprechen- sieht man ja auch hier im Forum.

Gab es nie ein Feedback-Gespräch etc.? Wenn Du angeblich ne Gefahr warst, warum hat sich keiner eingeschalten?

Also hast Du keine Vorgesetzten mit denen Du sprechen kannst?

Ansonsten: Nimm es als Ansporn! Zeigs den Pappnasen was Du kannst!

14.02.2024 20:56 • x 10 #8


H
Du bist mittlerweile seit 25 Jahren dort.
Seit einem Jahr gibt es also Beschwerden.

Gab es in den 24 Jahren davor ähnlich Vorfälle?

Warum wird hinter dem Rücken getuschelt?
Warum sagt dir das keiner ins Gesicht?
Warum beschwert sich niemand bei der Leitung/Chef?

Klingt irgendwie komisch alles.

Bist du zufällig, falls es das bei euch gibt, in einer gehobeneneren Position, die dir jemand streitig machen könnte?

14.02.2024 21:05 • x 8 #9


T
Starker Tobak.
Und für mich im wahrsten Sinne des Wortes un-glaublich.

Wenn deine Arbeit sooo schlecht war, warum wurdest du dann NIE darauf angesprochen ?
Es gibt doch Mitarbeitergespräche - ich mag ja noch glauben, dass sich kein Kollege in die Nesseln setzen mag, aber spätestens ein Vorgesetzter würde solche Dinge doch ansprechen ?

Dann dich hat noch nie jemand gemocht, dich kann man nicht mögen! würde ich aus dem Munde EINER Person schonmal gar nicht glauben.

Ja, es gibt Menschen, die polarisieren, manche mehr, andere weniger - aber dass ALLE einen nicht mögen..?
Sehr unwahrscheinlich.

Für mich klingt das auch nach massivem Mobbing. Und es ist so oder so nicht in Ordnung.

Diese ältere Kollegin hätte meiner Ansicht nach so oder so nicht so äußern dürfen!
Falls sie dich wirklich für eine Gefahr für die Bewohner eures Heims hält hätte sie das der Leitung melden müssen, und was die Beliebtheit angeht, kann sie unmöglich für alle sprechen!

Ich schließe mich der Frage an, hast du privat Freunde, Kontakte?

14.02.2024 21:40 • x 8 #10


Susanna
Zitat von Ella:
Lieber TE, Es tut mir leid, dass du dich unbeliebt fühlst. Man kann deine Verzweiflung deutlich beim lesen spüren. Es ist hart. Nun kannst du in Selbstmitleid verfallen, oder aus der etwas barschen Ehrlichkeit deiner Kollegin was machen. Kannst du die Kritikpunkte nachvollziehen? Vielleicht nicht alle, aber manche? ...

Zitat von unbeliebtEr:
Sinngemäß sagte sie: „Gut, ich stehe kurz vor der Rente, hab nichts mehr zu verlieren, also kann ich es dir ja sagen. Die haben es einfach alle satt mit dir. Du bist im völlig falschen Beruf, du arbeitest so langsam, dass du ständig im Verzug bist, und mann muss nachschauen, wie du deine Arbeit gemacht hast. Oft fehlt die Hälfte, und die anderen müssen alles nochmal machen. Das nervt und niemand mag mit dir Dienst haben. Aber keiner sagt was, obwohl jeder merkt, dass deine geistigen Kompetenzen für diesen Beruf nicht ausreichen. Klar, du bemühst dich, immer nett und höflich zu sein, aber das überzeugt nicht. Du bist ein Mensch, den man wegen deiner ganzen Art, dem gesamten Auftreten, nicht mögen kann, dazu bist du überfordert mit den einfachsten Arbeiten und machst es uns schwerer, als es ohnehin schon ist. Immerhin geht es in unserem Beruf um Menschen, und es ist nur dem Zufall zu verdanken, dass nach unserem Wissen noch niemand durch dich zu Schaden kam. So lange du schon hier arbeitest, gab es unter dem Personal und unter den Heimbewohnern niemanden, der dich wirklich gemocht hat. So, du wolltest es hören, und nun weißt du es.“

Ella, meinst Du Dein eigenes Posting nach erneuter Lektüre (gern das gefettete) dieser bodenlos widerwärtigen Rede noch immer ernst? Das ist Mobbing vom Primitivsten. Ich würde kündigen, und dieser Tante zuvor am besten ne Stinkbombe ins Gesicht werfen.

14.02.2024 22:16 • #11


Elfe11
Puhhh, so ein plötzliches negatives Feedback ist sicher schockierend für dich! Wie sieht denn dein eigenes Feedback zu deiner Arbeit und deiner Person aus? Schreib' uns das mal auf bitte.

Gab es positive Erfahrungen und Lob in den letzten 24 Jahren? Gibt oder gab es Menschen, die dich mögen und wertschätzen? Was würdest du gerne an dir verbessern? Worauf bist du stolz? Was kannst und machst du gut?

Was kannst du dir jetzt täglich Gutes tun, um wieder zu heilen und um ins Gleichgewicht zu kommen?

Mögen dich Tiere und Kinder, Senioren? Mich mögen zum Beispiel Katzen! Und Kinder!

Kannst du gut alleine leben? Hast du regelmässig Freude im Leben?

Mir hat mal eine liebe Alögemeinärztin und Therapeutin empfohlen mehr Farbe zu tragen. Man wirkt dadurch sympathischer, offener, lebenslustiger. Und es färbt auf die eigene Stimmung ab! Versuch' das mal.

Und dann kann ich noch raten, jeden Tag eine kurze Meditation zu machen. Über einen längeren Zeitraum. Das erhöht deine Vibes, deine Energie, deine Schwingung.

14.02.2024 22:25 • x 5 #12


Susanna
@Elfe11
Zitat von Elfe11:
so ein plötzliches negatives Feedback ist sicher schockierend für dich!

Alleine Auch KEIN Heimbewohner hat Dich (in 25 Jahren!) je gemocht deutet auf pure bösartige Lüge hin.
Leider wird sich der TE das gefallen lassen. Fürchte ich jedenfalls.

14.02.2024 22:32 • x 7 #13


Elfe11
Zitat von Susanna:
@Elfe11 Alleine Auch KEIN Heimbewohner hat Dich (in 25 Jahren!) je gemocht deutet auf pure bösartige Lüge hin. Leider wird sich der TE das ...


Ja, es ist tatsächlich nur EIN einziges Feedback.

Feedback kann aber sehr wertvoll sein.

Hier fehlt aber das Positive! Niemand macht alles nur schlecht oder falsch! Jeder kann etwas gut oder befriedigend.

Und es fehlen soviele Menschen in der Pflege!

Ich denke, das Feedback der Kollegin ist wenig qualifiziert und leider unausgewogen und einseitig.

Und du selbst darfst ja auch konstruktives Feedback geben! Was läuft gut? Wo kann ich mich verbessern? Was will ich lernen? Was läuft schlecht?

Big hug!

14.02.2024 22:34 • x 7 #14


T
Zitat von Susanna:
Alleine Auch KEIN Heimbewohner hat Dich (in 25 Jahren!) je gemocht deutet auf pure bösartige Lüge hin.

Das sehe ich auch so.

Zitat von Susanna:
Leider wird sich der TE das gefallen lassen. Fürchte ich jedenfalls.

Das fürchte ich auch.

14.02.2024 22:37 • x 2 #15


A


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