Hallo Chiara,
bei mir sind jetzt genau 9 Monate vergangen, dass ich meine Ex zum letzten mal gesehen habe. In dieser Zeit habe ich sehr sehr viel über meine damalige Partnerin, das Leben an sich und vor allem über mich selbst erfahren und gelernt.
Es kostet manchmal sehr viel Mut und Überwindung, sich seinen Gefühlen und vor allem der Selbstkritik zu stellen. Man muss sehr darauf achten, nicht in die Opferhaltung zu verfallen. Denn das bedeutet einzig und allein, dass man die Eigenverantwortung für sein Leben aus der Hand gibt.
Für jede Entwicklung in einer Beziehung gibt es Ursachen, die aktiv oder passiv immer beide Partner verursachen.
Es gibt immer einen, der agiert, und jemand, der reagiert. Sei es auch nur mit Stillschweigen und Hinnahme.
Ich denke, oft gab es deutliche Hinweise, die uns gewarnt haben, dass ein Mensch sich in eine Richtung entwickelt, die nicht die gleiche ist, wie unsere. Dass es genügend Signale und Gelegenheiten gab, um festzustellen, dass wir in unserer Beziehung nicht mehr glücklich sind. Aber das ist schmerzhaft und auch anstrengend. Denn man hat genug mit Alltag, Hobbies und sonstigem zu tun, dass man gerne darauf verzichtet, seine Beziehung als gefährdet oder kritisch empfinden zu müssen.
Einer der beiden jedoch setzt genau diesen Prozess fort...... er beginnt, bewusst oder unbewusst, sich von seiner Beziehung zu lösen. Bis er uns mit seiner Entscheidung konfrontiert, ist er schon so weit fortgeschritten, dass wir glauben, er hätte sich so verändert und wäre jetzt so sehr kalt und egoistisch. Doch das empfinden wir deshalb, weil er sich bereits in weitem Umfang von uns entliebt hat.
Derjenige, der sich entliebt, ist sich anfangs lange unsicher, was er tun soll...Deshalb hält er an gewohnten Verhaltensmustern fest, um sozusagen Zeit zu gewinnen. Oder auch, den anderen nicht unnötig zu verunsichern oder zu verletzen. So kommen dann Aussagen zustande, wie: Gestern sagte er mir doch noch, wie sehr er mich liebt und dass er Kinder mit mir wollte..
Dies sind Konsequenzen der Angst. Was natürlich letztlich als unehrlich und gefühllos empfunden wird.
Ich für mich kann heute sagen, ich bin glücklich und froh, dass mich meine Ex verlassen hat. Denn ich bin mir beinahe sicher, ich hätte den Schritt der Trennung nicht getan. Heute weiss ich, wir beide waren letztlich zu verschieden und in wesentlichen Dingen so weit von einander entfernt, dass dadurch wir beide immer wieder unglücklich gewesen wären. Im Laufe von Phasen, wo man sich sehr unglücklich fühlt, egal aus welchen Gründen, wird das Gefühl der Liebe so lange immer wieder verletzt, bis es ganz stark an Intensität verliert.
Verlieben kann man sich in jeden Menschen. Aber wenn er nicht zu uns passt bzw. wir nicht zu ihm, ist die Liebe früher oder später zu überbelastet - eine Beziehung leben können und lieben können sind zweierlei. Das habe ich gelernt.
Hubi
27.03.2002 09:17 •
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