Ich habe in den letzten 20 Jahren viele Briefe an dich geschrieben, die du allesamt nie gelesen hast. Es war mein Weg, mit all dem fertig zu werden, was mich belastet hat. Du sagtest immer zu mir: Ich mache sowas mit mir alleine aus.
Ich konnte das nie, aber ich musste es lernen.
Ich weiß, dass ich viele Fehler gemacht habe. Ich weiß, dass ich kein Unschuldslamm bin. Aber das ist niemand so wirklich.
Aber ich weiß auch, dass ich in den letzten 20 Jahren alles in meiner Macht stehende getan habe, damit unsere Beziehung funktioniert. Bis hin zur totalen Selbstaufgabe.
Ich war immer für dich da, auch wenn du nie reden wolltest. Ich habe Streitigkeiten mit dir ausgefochten, aus denen ich immer als Verlierer heraus ging. Du warst immer das Opfer, egal was du mir angetan hattest. Ich war der Täter. Und ich habe nachgegeben, mich entschuldigt und um deine Zuneigung gebettelt.
Wir hatten viele gute Tage, aber irgendwann überwiegten die schlechten. Wieso ich nie gegangen bin? Weil ich dich trotz alledem geliebt habe. Ich weiß, dass du mir das nicht glaubst. Weil du dich als Opfer siehst. Wie immer.
Aber selbst wenn ich der Täter gewesen wäre, habe ich es nicht verdient, dass du mich nach 20 gemeinsamen Jahren, in denen wir trotz vieler Schwierigkeiten zusammen gehalten haben (zumindest ist das mein Eindruck gewesen), so im Regen stehen lässt.
Für ein kleines Mädchen, was dir vielleicht den Eindruck vermittelt, dass du ihr Held bist. Sicher, du fühlst dich geschmeichelt. So ein junges Ding, vielleicht halb so alt wie du. Und die will mich haben.
Aber denkst du, dass sie deine Eigenheiten, deine Macken, dein Ego genau so verstehen und aushalten wird wie ich das getan habe? Denkst du, dass eine junge Frau, die kaum älter als mein Sohn ist und die deine Tochter sein könnte, deine bequeme Welt weiterhin aufrecht erhält? Sie dich bekocht, die Wohnung putzt, sich abends mit dir hinsetzt und deine Lieblingsserien schaut? Sie die Urlaube plant, dich in- und auswendig kennt und weiß, dass du nicht gerne in den sonnigen Süden fährst sondern lieber an die Nordsee Küste?
Sicher. du wirst jetzt sagen: Das alles bin ich bereit für sie aufzugeben.
Das bist du nicht! Du denkst, dass du das bist. Weil sie neu ist. Unerforscht und vielleicht sogar beeinflussbar. Ganz sicher ist sie das. Denn sonst hättest du wenigstens den Anstand besessen sie nicht neben dir sitzen zu haben, während du mir am Telefon sagst, dass du mich liebst und dich auf mich freust.
Du hättest sie nicht in dem Bett flach legen können, in dem wir S. hatten. In einem Schlafzimmer, in dem wir 20 Jahre lang zusammen lagen.
Und wenn du ein Mann wärst, und ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass du nichts weiter bist als ein Narzist mit einem extremen Hang zum lügen und manipulieren, dann hättest du mir ERST gesagt, dass es da eine andere gibt, mir die Chance gegeben mich zu verabschieden und sie DANN in dein Leben geholt.
Aber ich kenne dich. Zu gut. Du hattest Angst, dass wenn sie dir gegenübersteht, sie sich vielleicht überlegt, ob es eine so gute Idee sei, sich in die Hände eines 43 jährigen Mannes zu begeben. Ein Mann, der sein halbes Leben mit einer anderen Frau verbracht hat und der eingefahren ist, was seine Gewohnheiten anbelangt.
Und dann wärst du alleine gewesen. Aber das ist es, wovor du Angst hast. Alleine sein. Nicht begehrt zu sein. Niemand, der zu dir aufschaut.
Ich hätte es wissen müssen. Denn genau so hast du deine Ex Freundin abserviert als wir uns kennen lernten. Aber ich war in den letzten 20 Jahren blind und mindestens genauso feige dich einfach eines Tages stehen zu lassen.
Weißt du, was du mir angetan hast. Nicht nur mit deinem feigen Abgang.
Du hast mich in den letzten 20 Jahren angelogen, und ich denke auch betrogen. Du hast dich vor jeglicher Verantwortung gedrückt. Du bist nicht dazu in der Lage dich mit einer Partnerin vernünftig auseinander zu setzen. Du bist feige, aufbrausend und greifst jeden Schwachpunkt an, den du findest.
Du hast zugeschaut, als deine Lügen mich krank machten. Als ich mit einer Gesichtslähmung und einem Hörsturz im Krankenhaus lag nur weil du dir jede verdammte Sekunde in der ich bei meinem Kind sein musste, P. angeschaut hast. Während du mich nicht mal mehr angefasst hast. Und als du mich angefasst hast, funktionierte bei dir nichts mehr.
Und doch bin ich geblieben. Habe versucht dir zu helfen. Dir klar zu machen, dass du es bist, der wirklich Hilfe braucht.
Aber das war ja alles nicht wahr. Ich war ja diejenige, die Hilfe brauchte. Du hast das weg gewischt, mir halbherzig Besserung versprochen und am Ende waren wir wieder genau da, wo wir aufgehört hatten.
Soll ich dir was sagen? Ich bin froh, dass ich dich los bin. Die letzten Jahre war ich ohnehin nur noch da, weil ich nicht wusste wohin. Und weil ich zu kraftlos geworden war um zu gehen.
Ich wünsche dir mit deinem Teenie Mädchen eine tolle Zeit. Genieß den S. solange sie noch da ist. Sie wird schneller merken als du denkst, dass ihr Superheld nur eine lauwarme Wurst ist. Und das Geld, was wir in den letzten 20 Jahren angespart haben. wird schneller weg sein als du glaubst. Du musst jetzt immer 700 km zu ihr fahren. Oder vielleicht zu ihr ziehen. Und deinen mehr als gut bezahlten Job aufgeben. Vielleicht zieht sie auch zu dir. Junge Mädchen in dem Alter wollen gerne shoppen, ausgehen, sich verwöhnen lassen.
Und denk' daran. Wenn du irgendwann feststellst, dass sie schneller weg ist als du es dir vorstellen konntest. Der Weg zu mir ist dicht. Ein für allemal.
25.04.2018 20:08 •
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