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Ein Brief an meinen verstorbenen Ehemann

Tara1705
Lieber A. ich hoffe, dass es dir dort, wo du gerade bist, ganz gut geht. Dass du deine Ruhe findest. Wir hatten Jahre der Freude, aber auch Kummer und Probleme zusammen bewältigt. Es war nicht immer einfach mit uns, jedoch haben wir uns immer wieder vertragen.

Du warst leider sehr schwer erkrankt und bist auf eine unschöne Art und Weise auf der Intensivstation verstorben. Ich möchte dich in guter Erinnerung behalten. Zwar sind Wochen vergangen, aber Trauer lässt sich nicht auf Knopfdruck abschalten.
Leider kam oder kommt viel Bürokratie und Formelles auf mich zu. Gar nicht so leicht. Ich will dir keine Vorwürfe machen. Jeder von uns hat sein Päckchen zu tragen.
Deine Mutter ist noch mehr in Depressionen verfallen, als sonst schon. Man weiß nicht, wie man mit ihr umgehen soll.

Ich versuche jeden Tag so viel Stärke wie möglich zu zeigen. Meine Wohnung umzusortieren, zu verändern, bestimmte Termine wahrzunehmen und mich durch jeden Tag durchzuboxen.

Egal, was auch war, ich vermisse dich.
In Liebe deine Tara

17.06.2024 09:13 • x 17 #1


Lavidaloca
Liebe Tara,

mein Beileid.
Ich möchte nur kurz das hier aufgreifen:
Zitat von Tara1705:
Deine Mutter ist noch mehr in Depressionen verfallen, als sonst schon. Man weiß nicht, wie man mit ihr umgehen soll.


Sie hat ihr Kind verloren. Vielleicht kannst du ihre Trauer anders einordnen, wenn du versuchst, dir vorzustellen, wie eine Mutti damit umgeht, die ihr zehnjähriges Kind verloren hat, nicht einen erwachsenen Sohn. Es bleiben immer die eigenen Kinder, egal, wie alt sie geworden sind. Es bleibt immer schlimm, wenn die Kinder vor einem gehen.

Ich wünsche dir viel Kraft für deinen Weg.

17.06.2024 11:30 • x 10 #2


A


Ein Brief an meinen verstorbenen Ehemann

x 3


Tara1705
Das ist alles wirklich nicht so einfach. Schwere Kost. Da versucht man sein Bestes. Danke für die Antwort.

17.06.2024 16:49 • x 1 #3


B
LiebeTara, ich habe das Ganze schon 3Jahre durch.
Bürokratie usw., glaub mir, geht vorbei.
Das Leben geht weiter, dann halt alleine.
Nimm dir die Zeit zu trauern.
Auch ich war sauer als meine Frau starb, verzweifelt und ohne Hoffnung auf was auch immer.
Geht alles vorbei, es vergeht kein Tag an dem ich an meine Frau denke.

17.06.2024 17:25 • x 3 #4


Milly85
Zitat von Tara1705:
Das ist alles wirklich nicht so einfach. Schwere Kost. Da versucht man sein Bestes. Danke für die Antwort.

Fühl dich gedrückt. Das tut mir echt leid.

17.06.2024 17:44 • x 3 #5


Islantilla
Zitat von Lavidaloca:
Es bleiben immer die eigenen Kinder, egal, wie alt sie geworden sind.

Ja, das stimmt.
Mein Oma musste leider noch den Tod ihres Sohnes (64) erleben.
Zu dem Zeitpunkt war sie bereits 90 Jahre alt.

@Tara1705
Du wirst das schon schaffen. Es ist nicht einfach, ich weiß.
Mein Mann ist seit fast einem Jahr tot, aber manchmal fange ich trotzdem noch an zu weinen, wenn ich einen schwachen Moment habe. Das ist bedingt durch die guten Erinnerungen, die man nicht einfach mal so aus dem Kopf bekommt.
Aber man muss es eben akzeptieren wie es ist.... und ja, es geht trotzdem weiter.

17.06.2024 19:25 • x 3 #6


Tara1705
@ Alle
Liebe Leute, ich danke euch sehr für eure Anteilnahme und eure Antworten. Ihr kennt es ja selbst, dass das Leben ein reines Auf und Ab ist. Es fühlt sich oft so an, als ob man ständig geprüft und abgehärtet werden soll. Schwer zu beschreiben, wie ich es meine.

Gute und schlechte Momente zeichnen oft das Leben aus.

Man muss oft durch die Dunkelheit schreiten, um später das Licht zu sehen. Selbst das Licht wirft oft Schatten ab....Es ist halt wirklich ein reines Auf und Ab. Da die goldene Mitte zu finden, ist oft nicht einfach.

Ich danke euch nochmals für eure Rückmeldungen!:-)

Wir haben alle einen Rucksack mit uns zu tragen. Oft ist er voller Sorgensteine gefüllt...Wir packen oft noch mehr Last hinein oder andere werfen ihren Balast dazu.
Der Rucksack wird irgendwann so schwer, dass man darunter zusammenbricht. Dann muss man nach und nach den Balast abwerfen. Das ist oft nicht so einfach, aber irgendwie muss man weiter leben und vorwärts kommen...Egal, wie schwer es ist. Leichter gesagt, als getan....

17.06.2024 19:44 • x 5 #7


Vienne
Zitat von Tara1705:
Deine Mutter ist noch mehr in Depressionen verfallen, als sonst schon. Man weiß nicht, wie man mit ihr umgehen soll.

Liebe Tara,

Auch von mir aufrichtiges Beileid...du bist bestimmt noch sehr unter Schock.

Ich möchte dir gerne 2 Dinge mitgeben...

Ich habe meinen Sohn letztes Jahr verloren, er war erst 21 Jahre alt.

Bitte glaube mir...es ist das Schlimmste, was einem als Mutter zustoßen kann...dem eigenen Kind nachsehen zu müssen.
Es ist doch erst so kurz her... vielleicht könnt ihr euch in eurem Kummer gegenseitig beistehen?
Vielleicht würde ja eine Trauerberaterin für deine Schwiegermutter in Frage kommen, ihr da Gespräche helfen können?

Das Zweite, das ich dir mitgeben möchte...ich war gestern auf der Philcologne und habe eine Lesung von Wilhelm Schmid gehört...Den Tod überleben.
Das war überraschenderweise in meinen Augen kein philosophischer Vortrag, sondern der Umgang des Autors mit dem Tod seiner Frau...sie waren 40 Jahre lang verheiratet.

Das Buch möchte ich dir ans Herz legen...es ist ein Umgang mit der Trauer, den verschiedenen Phasen, die Entwicklung einer Perspektive aus dieser Situation hinaus.
Vielleicht hilft dir das Buch bei deiner Trauerbewältigung?

Ich wünsche dir ganz viel Kraft.

17.06.2024 19:57 • x 6 #8


Tara1705
@Vienne

Liebe Vienne, danke für deine ausführliche Antwort, die ich mir sehr zu Herzen nehme.
Auch den anderen nochmal lieben Dank.

Ja, Trauerbewältigung ist für alle Beteiligten gar nicht so einfach. Jeder geht damit echt unterschiedlich um.

18.06.2024 03:22 • x 2 #9


Vienne
Zitat von Tara1705:
@Vienne Liebe Vienne, danke für deine ausführliche Antwort, die ich mir sehr zu Herzen nehme. Auch den anderen nochmal lieben Dank. Ja, Trauerbewältigung ist für alle Beteiligten gar nicht so einfach. Jeder geht damit echt unterschiedlich um.

Liebe Tara,

hast du vielleicht daran gedacht, dir therapeutische Unterstützung zu suchen?

Ich habe das vorher noch nie getan....aber in dieser Hinsicht war das im Nachhinein eine sehr gute Idee.
Es gibt Therapeuten, die auch auf Trauerfälle spezialisiert sind. Da es schwierig war, auf die Schnelle jemanden zu finden, bin ich erst zu einem Heilpraktiker gegangen.

Ich denke , dass für dich die Umstände, die deinen Mann in die Intensivstation gebracht haben, nicht einfach waren. Vielleicht warst du ja bei diesen Umständen anwesend...dann wäre eine Verarbeitung mit einem Therapeuten sinnvoll.
Solche Situationen lassen sich bearbeiten, es gibt da Techniken, die wie bei einer PTBS eingesetzt werden.

Auch ich versuchte, sehr stark zu sein nach außen, mich nicht in die Verzweiflung fallen zu lassen.
Ich weiß, es ist schwer vorstellbar....aber es wird mit der Zeit besser...und irgendwann wird der Schmerz besser werden, bis du eines Tages in Dankbarkeit dich an ihn zurückerinnern kannst...
Ich nehme dich mal in den Arm und halte dich fest

18.06.2024 07:25 • x 4 #10


Tara1705
Zitat von Vienne:
Liebe Tara, hast du vielleicht daran gedacht, dir therapeutische Unterstützung zu suchen? Ich habe das vorher noch nie getan....aber in dieser ...

Danke für die liebe Antwort!

Ich suche die ganze Zeit nach einer passenden Therapiemöglichkeit. Manches braucht so seine Zeit, bis es komplett verarbeitet werden kann. Die Umstände vor seinem Tod waren wirklich alles andere als einfach gewesen.

18.06.2024 09:12 • x 2 #11


Vienne
Zitat von Tara1705:
Danke für die liebe Antwort! Ich suche die ganze Zeit nach einer passenden Therapiemöglichkeit. Manches braucht so seine Zeit, bis es komplett verarbeitet werden kann. Die Umstände vor seinem Tod waren wirklich alles andere als einfach gewesen.

Das habe ich mir schon gedacht. ..du bist wirklich noch sehr im Schock, das tut mir sehr, sehr leid...
Ich weiß ja nicht, was du durchmachen musstest, aber es könnte wirklich auch traumatisch gewesen sein...daher versuche vielleicht, falls es dir möglich ist, aus eigener Tasche einen Heilpraktiker mit Zusatzausbildung als Therapeut zu bezahlen...als Notfallmaßnahme...

Wie sieht es denn mit Schlafen, Essen und Trinken aus?

18.06.2024 09:22 • #12


MMHW71
Zitat von Tara1705:
Die Umstände vor seinem Tod waren wirklich alles andere als einfach gewesen.

Und das lässt nicht zur Ruhe kommen. Das ist verständlich.

Versuche es niederzuschreiben, wenn es euch beide betroffen hat. Oft ist das Aufschreiben schon eine Auflösung. Suche dir einen Therapeuten oder wenn es dir hilft, schreibe hier deine Sorgen und Ängste. Du bist anonym. Oft hilft es die Sichtweise anderer zu lesen um vielleicht sein eigenes Problem besser zu verstehen bzw. aufzulösen.
Auf jeden Fall wünsche ich dir viel Kraft für diesen neuen Lebensabschnitt.

18.06.2024 09:29 • #13


M
Du Arme, mein Beileid

18.06.2024 11:29 • #14


T
@Tara1705 mein aufrichtiges Beileid
Und ganz viel Kraft für den Weg, der vor dir liegt. Vor Allem wünsche ich dir, dass du aus der Trauer und noch einmal Freude und Glück findest.

Liebe @Vienne ich bin gerade schwer geschockt - du hast letztes Jahr deinen 21-jährigen Sohn verloren..?
Ich weiß nicht was ich sagen soll - bitte fühle dich umarmt...es tut mir so unglaublich leid. niemand sollte einen solchen Schmerz ertragen müssen, das eigene Kind vor einem gehen zu sehen.
Als meine Oma (92) vor zwei Jahren ihren 70-jährigen ältesten Sohn verlor, war sie vollkommen am Ende. Sie hatte bereits vor 45 Jahren das jüngste Kind im Alter von drei Jahren verloren...

18.06.2024 11:47 • x 4 #15


A


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