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Ein Brief an meinen verstorbenen Ehemann

B
Jeder geht mit Trauer auf seine eigene Weise um, mich interessiert es nicht was andere davon halten.
So lange keiner in derselben Lage war, kann er nicht gut mitreden.
Wie lange man trauert und wie ist jedem selbst überlassen.
Ob mit Hilfe oder ohne , das muss jeder für sich entscheiden. Zum Zeitpunkt des Todes meiner Frau war noch Corona, da ging garnichts und man musste selbst schauen wie man es hinbekommt.
Ich weiß nicht wo ich dies einmal zum Lesen bekam:
Ein Mann sprach zu seiner Frau am Grab, er sagte , Schatz ich bin froh das du gegangen bist, du wärest an dem Bürokratismus verzweifelt.(zwar pietätlos, aber es trifft).
Fz.B. Rentenantrag für mich und die Kinder 52 Seiten und eine Bearbeitungszeit von 1,5 Jahren, da kann man verzweifeln. Und vor allem wenn man auf diese Rente angewiesen ist.
Ich wünsche Tara1705 viel Kraft und Geduld bei ihrer Trauerzeit.
Mache dir und deinem Mann keine Vorwürfe, kaum einer stirbt einfach mal so. Das Schicksal oder wer auch wollte es.
Meine Kleine sagte zu mir: Papa, ich weiß warum Gott die Mama zu sich holte, er brauchte noch einen Engel im Himmel.

18.06.2024 12:56 • x 3 #16


M
Zitat von Vienne:
Es gibt Therapeuten, die auch auf Trauerfälle spezialisiert sind. Da es schwierig war, auf die Schnelle jemanden zu finden, bin ich erst zu einem Heilpraktiker gegangen.

Das ist keine schlechte Idee. Ein Heilpraktiker als Überbrückung.
Ich wollte nur anmerken, dass es in unserer Gemeinde eine Trauergruppe gibt,die abwechselnd vom Pfarrer und einem hier ansässigen Psychotherapeuten betreut wird. Es kann sehr hilfreich sein, auf Menschen zu treffen, die ähnliches tragen müssen.
Vielleicht gibt es so was auch anderswo. Auch wenn man manchmal wie gelähmt ist und sich überfordert fühlt, Austausch kann helfen und wenn man nur sieht, dass Andere auch in dieser sehr schwierigen Situation sind. Man kann sich besser begreifen, weil gut gemeinte Ratschläge von Mitmechen, die nicht in dieser Situation sind, wie jetzt schau mal nach vorne und die Zeit heilt alle Wunden völlig daneben und alles Anderes als hilfreich sind.

Die Bürokratie, die man Trauernden zumutet, ist auch eine Zumutung.

18.06.2024 13:04 • x 4 #17


A


Ein Brief an meinen verstorbenen Ehemann

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Vienne
Zitat von thegirlnextdoor:
Liebe ich bin gerade schwer geschockt - du hast letztes Jahr deinen 21-jährigen Sohn verloren..?
Ich weiß nicht was ich sagen soll - bitte fühle dich umarmt...es tut mir so unglaublich leid. niemand sollte einen solchen Schmerz ertragen müssen, das eigene Kind vor einem gehen zu sehen.

Ich danke dir...wie lieb von dir ...es war die Hölle...aber es geht mir etwas besser.

18.06.2024 15:33 • x 4 #18


T
Zitat von Vienne:
es war die Hölle..

@Vienne ich bin mir, sicher dass das massiv untertrieben ist
Und ich weiß, dass Worte da absolut nichts helfen... und trotzdem, es tut mir mehr leid als ich sagen kann. Du bist sehr stark (aber ich weiß - das sagt ein anderer so einfach - was bleibt einem auch anderes übrig...)
Ich wünsche dir weiterhin unendlich viel Kraft. ️

18.06.2024 15:39 • x 4 #19


Tara1705
Zitat von Blue23:
Jeder geht mit Trauer auf seine eigene Weise um, mich interessiert es nicht was andere davon halten. So lange keiner in derselben Lage war, kann er ...

Das stimmt allerdings. Wirklich jeder trauert auf seine ganz spezielle Art und Weise. Dein Text hat mich sehr gerührt. Danke. Ich persönlich glaube, dass es auf eine ganz bestimmte Art und Weise nach dem Tod weiter geht für die Verstorbenen. Jetzt nicht so krass religiös...Aber dass es da noch mehr geben könnte, als wir zu wissen glauben.

18.06.2024 20:02 • x 3 #20


Tara1705
Zitat von Vienne:
Ich danke dir...wie lieb von dir ...es war die Hölle...aber es geht mir etwas besser.

Einen geliebten Menschen zu verlieren ist immer mehr als tragisch...Jedoch glaube ich, dass ein Teil der Verstorbenen uns immer wohlgesonnen begleitet. Fühl dich lieb umarmt.

18.06.2024 20:06 • x 2 #21


Vienne
Zitat von Tara1705:
Einen geliebten Menschen zu verlieren ist immer mehr als tragisch...Jedoch glaube ich, dass ein Teil der Verstorbenen uns immer wohlgesonnen begleitet. Fühl dich lieb umarmt.

Dankeschön ... ja, das glaube ich auch....ich wünsche dir, dass es dir bald ein wenig besser geht. .

18.06.2024 21:18 • x 1 #22


Tara1705
Mein lieber A.... Ich habe heute Nacht von dir geträumt. Es ist nicht das erste Mal. Manchmal spüre ich deine Anwesenheit. Keine Ahnung, ob ich es mir einbilde.
Ich träume in letzter Zeit öfter von dir. Deine Mutter habe ich besucht und ihr einige Kleinigkeiten/Aufmerksamkeiten vorbei gebracht. Jedoch wurde das Gespräch mit ihr ziemlich unangenehm. Ich blieb etwas länger als eine Stunde bei ihr...Sie war schon zu deinen Lebzeiten psychisch stark angegriffen.

Sie fragte nach Dingen, die ich ihr nicht vollständig beantworten konnte. Verlangte auch etwas, was ich ihr nicht sofort erfüllen konnte. Ich sagte ihr, dass ich in meinem Zustand nicht um die halbe Welt gehen möchte, um einkaufen zu gehen....In welchem Zustand sei ich denn? So eine Frage stellt sie mir? Sie merkte erst spät, dass es mir zu viel wurde und ich einfach abrupt ging. ...Sie ist nicht die einzige, die trauert....

Entschuldige mich lieber A....Deine Mutter war schon zu Lebzeiten sehr schwierig. Ihr habt euch ständig gestritten. Sie kam immer nur an, wenn sie Geld oder Lebensmittel von uns wollte....

Deine merkwürdige Schwester, die dir immer nur das schlechteste wünschte und oft dich, mich oder deine Mutter verwünschte....Die macht einen auf trauernde Schwester und hat wieder Kontakt zu deiner Mutter....Dass die Menschen erst im Angesicht des Todes einen wertschätzen oder zueinander finden, das ist absolut unglaublich....Doppelmoral...Traurige Wahrheit. Zu Lebzeiten nur Stunk und Stress...

Ich vermisse dich, auch wenn du und ich unsere Probleme miteinander hatten. Es gab auch schöne Momente. ...Diese will ich in guter Erinnerung behalten. Du warst körperlich nunmal schwer erkrankt und all deine Organe haben irgendwann versagt....

Ich erfüllte dir den Wunsch im Wald beerdigt zu werden....Du wolltest immer ein Teil der Natur sein.

In Liebe
Deine Tara

19.06.2024 14:16 • x 2 #23


Libellenfrau
Liebe @Tara1705, auch ich möchte dir mein Beileid und Mitgefühl aussprechen. Dein Mann ist nun von seinen Leiden befreit, aber du musst nun mit dem Abschied zurecht kommen. Wenn ich zwischen deinen Zeilen lese, war es eine nicht nur unbelastete Beziehung, und auch dies hat dich bereits einiges an Kraft gekostet. Du darfst dich deiner Trauer widmen, und auf dich selbst schauen. Ich würde den Kontakt zu der Schwimu reduzieren, sie hat jetzt ihre Tochter an ihrer Seite. Auch wenn sie depressiv ist, und ihren Sohn verloren hat, so trauert sich ja nicht allein. Dass sie dir dies nicht zugesteht, brauchst du nicht zu akzeptieren. Ich würde eine respektvolle Distanz einnehmen. Und mich um mich selbst kümmern. Du hast genug zu bewältigen und zu bearbeiten. Hast du gute Freunde und sonstige Angehörige, die dir beistehen? Es ist ein schönes und tröstliches Gefühl, wenn wir unseren verstorbenen Angehörigen ihren Wunsch nach ihrer letzten Ruhestätte erfüllen können. Ich wünsche dir viel Kraft, deinen Schmerz zu tragen. Und du hast Recht, wir sollten die schönen Erinnerungen besonders pflegen. Alles Liebe dir.

19.06.2024 15:37 • x 3 #24


Tara1705
@Libellenfrau

Danke für die Antwort und dein Beileid. Die Ehe war wirklich ein Auf und Ab. Trotzdem möchte ich den Verstorbenen in sehr guter Erinnerung behalten.

Meine Schwiegermutter war immer sehr kompliziert gewesen. Ich kam mit ihr nicht immer so besonders gut klar. Sehr schwierig das Ganze. Ich meinte es mit meinem Besuch bei ihr nur nett, aber es hat mich überfordert, wie sie so drauf ist. Sie trauert zwar um ihren Sohn. Ich verstehe das....
Nur zu seinen Lebzeiten haben die beiden sich oft gezankt. Das war nicht immer als Friede und Freude....Ich sollte wirklich einen gesunden Abstand zu ihr nehmen. Als Selbstschutz....

19.06.2024 17:30 • x 2 #25


Tara1705
Lieber A...

Sehr oft träume ich in letzter Zeit von dir. Es gibt Tage, wo ich dich sehr vermisse und Tage, wo ich an all unsere vergangenen Probleme, Konflikte und Streitigkeiten denke. Es war ein reines Auf und Ab. Auch denke ich oft an die schönen Erinnerungen, wie zum Beispiel unsere Hochzeit. Wir haben uns immer alles erzählt und sehr viele Geheimnisse miteinander geteilt.

Jedoch deine sehr schwere Erkrankung und diverse Krankenhausaufenthalte raubten uns beiden die Energie und Freude. Es war von dir auch teilweise auch oft selbst verschuldet. Du bist mit deinem Körper und dir selbst nicht gut umgegangen...Jedoch möchte ich über Verstorbene nicht schlecht reden.

In letzter Zeit habe ich öfter Alpträume und wache Schweiß gebadet auf. Lasse manchmal im Schlafzimmer das Licht an. Es gibt Momente, wo es sich oft noch so anfühlt, als wärst du noch da und in meiner Nähe. Sehr schwer zu erklären.
Gefühle von Trauer, Wut und Enttäuschung kommen oft anwechselnd hoch...Jedoch vergebe ich dir vieles, da wir auch zwischendurch gute Momente hatten. Auch wenn du oft ein sehr schwierige Person warst. Ich war auch nicht immer einfach und mir tun die Streitereien sehr leid.
Aber es war am Ende sehr belastend sich um alles selbst zu kümmern und von dir null Beteiligung und Hilfe zu bekommen. Dich zu verpflegen und dir immer alles ständig hinterher zu räumen. Nun gut...Lassen wir es gut sein. Du warst eben extrem schwer erkrankt.

Von deiner Mutter kam auch zu deinen Lebzeiten kaum Hilfe. Heute zum Beispiel kam sie nur vorbei, weil sie von mir Geld und Katzenfutter wollte. Auch mein Handy benutzen, da ihres nicht ginge, um ihren Arzt anzurufen.
Sie kommt nie ohne eine Bitte oder Forderung. Deswegen besuche ich sie selten. Ich kann ihr Verhalten oft schwer einschätzen und ihre Art überfordert einen.

Mein lieber A....ich will über niemanden schlecht reden, aber es war und es ist keine einfache Zeit....

28.06.2024 19:40 • x 2 #26


T
@Tara1705 weiterhin ganz viel Kraft für dich. ️
Der Prozess, den du durchlebst, ist hart und es ist hart, was du hinter dir und geleistet und bewältigt hast.
Ich wünsche dir sehr, dass bessere Zeiten kommen.

28.06.2024 20:00 • x 2 #27


Libellenfrau
Liebe @Tara1705, du bist jetzt diejenige, für die das Leben alleine weitergeht. Viel Unterstützung hast du ja scheinbar auch nicht. Umso wichtiger ist deine Selbstfürsorge. Dazu gehört auch, anzuerkennen, dass dich die Beziehung stellenweise viel Kraft gekostet hat. Du solltest die Dinge schon so aussprechen dürfen, wie sie waren. Ihr hattet euch füreinander entschieden, und dazu gehörten halt auch problematische Lebenslagen. Ich sehe in dir eine Frau, die ihren Partner bewusst mit seinen schwierigen Seiten angenommen hat, und dies in respektvoller Weise erwähnt. Das lässt deine innere Größe erkennen. Dein Realitätssinn wird dir dabei helfen, deine Trauer zu tragen.

28.06.2024 20:12 • x 1 #28


Tara1705
@Libellenfrau

Hallo meine Liebe und ihr anderen. Es tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde...

Mein verstorbener Mann war suchtkrank und hatte auch andere Probleme. Ich habe das einfach komplett ausgeblendet. Zur Zeit lese ich das Buch von Susanne Hühn zum Thema Co. Abhängigkeit. Ich habe nun eine Therapiemöglichkeit gefunden und etwas Unterstützung.

Allersings suche ich mir nun Kontakte gewählt aus. Ich blockiere keinen nach Streitereien, aber ich lösche einige Leute nicht nur in den Messangern, auch aus meinem Leben.

06.07.2024 14:06 • x 1 #29


Tara1705
Ich habe es verdammtnochmal komplett satt, dass einige Leute mich seit Wochen ständig oft anrufen, mich mit ihrem Kram psychisch so krass Stunden zumüllen. Ich immer brav und still zuhören muss. Ich immer für andere Verständnis zeigen soll. Ich immer zu allem ja und amen sagen sollte. Ich ihnen anbot mich zu besuchen, bis sich ihr privater Stress löst....Sie sich auch oft daneben verhalten haben. Sie die einzigen auf der ganzen Welt sind, die nur Probleme haben...

Ich habe es so satt den emotionalen Mülleimer für so einige Leute am Telefon und auch privat zu spielen.

06.07.2024 14:11 • x 2 #30


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