@Claas1936
Ein schönes Thema. Ich selbst versuche im Alltag Menschen freundlich und mit einem Lächeln zu begegnen. Ich helfe an der Kasse mal mit einem Euro aus, das macht mich nicht ärmer, mein Gegenüber aber reicher.
Ich muss auf meinem Weg nach Hause am Bahnhof vorbei, manchmal sehe ich auf dem Weg Menschen, die mit ihren Koffern rennen und sich abhetzen. Dann halte ich schon mal an und biete an, einzusteigen. Das sind kurze Begegnungen, man erfährt nichts voneinander und sieht sich nie wieder.
Und ich habe mir abgewöhnt zu fragen, wie es geht, wenn ich es nicht wirklich wissen will.
Ich selbst habe mich immer schwer getan, Hilfe anzunehmen. Ich habe ziemlich schwierige Zeiten hinter mir und alles immer mit mir selbst ausgemacht. Ich wollte Niemanden belästigen.
Mein größter Alltagsengel ist mir im Stall begegnet. Ich hatte ein ziemlich altes Pferd und man spricht schon mal darüber, wie es wohl sein wird, wenn der Tag kommt. Sie hat zu mir gesagt: Du kannst mich anrufen, wenn es soweit ist, ich komme.
Das hat sie dann auch getan. Hat alles stehen und liegen lassen und war noch vor dem Tierarzt bei mir. Sie hat meine Hand genommen und nicht losgelassen, bis es vorbei war. Nach 26 gemeinsamen Jahren war ich es ihm schuldig, ihn auf seinem letzten Weg zu begleiten, aber ich wusste nicht, wie ich das schaffen soll. Sie hat mich gehalten, bis ich keine Tränen mehr hatte. Dann hat sie gesagt: jetzt fahr nach Hause, ich mache hier alles.
Sie hat die Box sauber gemacht, all meine Sachen eingepackt und mitgenommen, sodass ich nicht mehr in den Stall musste an der leeren Box vorbei...
Wochen später habe ich meine Sachen bei ihr abgeholt und wir haben noch einen Kaffee getrunken. Wir waren keine engen Freundinnen, inzwischen hat sich der Kontakt auch verlaufen. Aber das werde ich ihr nie vergessen.