Ein bisschen Abschied nehmen

E

Lauer Frühsommerabend, es ist kurz vor 22 Uhr, meine Schritte lenken mich wie von selbst zum Leuchtfeuer Böhl.

Hier war ich an dem Tag, als er das erste Mal ging..Leuchtturmfest, mir war nicht zum Feiern zumute.

Er hat was ganz besonderes, dieser Leuchtturm, irgendwann in grauer Vorzeit habe ich mal gesagt: Sollte uns irgendetwas mal trennen, oder du mich verlassen, dann werde ich hier abends um 10 auf dich warten...Unzählige Male stand ich hier, in eisigen Winternächten, an kühlen Frühlingsabenden, und jetzt wieder...

Ich bin lange nicht mehr zu dieser Uhrzeit dagewesen, habe mich gefürchtet, aber heute werde ich meinem Feind - mir selbst- ins Auge blicken, und mir beweisen, dass ich es trotz allem noch kann, keine Angst mehr habe vor dem was da sein könnte oder nicht.

Mein Blick schweift über das Vorland, menschenleer, nur ein Pärchen, eng umschlungen sehe ich in der Ferne auf dem Deich. Es ist wie ein Stich ins Herz, Sehnsucht und Leere droht sich in mir breit zu machen...ich kämpfe die Gefühle tapfer nieder.
Gedanken zucken wie Blitze durch meinen Kopf...dort haben wir gesessen, dort gestanden und Photos gemacht, dort mit dem Rad entlang gefahren, fröhlich und unbeschwert.

Die Erinnerungen überwältigen mich, auch die zurück an die Zeit, an denen er wirklich nach der Trennung hergekommen ist, ein Ort an dem wir wie von einem unsichtbaren Band geführt uns wiedergetroffen haben.

Ich schaue in den Himmel, sehe die letzten Reste eines rosaroten Sonnenuntergangs, ein Jogger schreckt mich auf, für einen wilden Moment dachte ich...nein, Thilde, du bist hier um ein wenig Abschied zu nehmen rufe ich mich zur Räson.

Ich schaue zum Leuchtturm hinauf, und bitte das Licht, ihm meine guten Wünsche zu übermitteln. Ob an mich denkt?
Warum springt mir dieser Gedanke in den Kopf? Ist es denn noch wichtig, ob er an mich denkt? Thilde, du bist doch hier, um ein bisschen Abschied zu nehmen, oder?

Ich setze mich auf die Bank, und starre in den Himmel, sehe das grüne Vorland, es raschelt in den Büschen, nur ein aufgeschreckter Vogel...

Und plötzlich, ohne dass ich was tun kann, schiessen mir heisse Tränen in die Augen. Nicht weinen Thilde, du wolltest doch nie wieder weinen. Du hast es doch 10 Tage lang geschafft, diese Gedanken zuzuschütten, und nicht mehr zu weinen, also hör endlich auf damit!

Gedanken flitzen wie Kobolde durch meinen Kopf...Denk an das nicht so schöne ! ermahne ich mich, doch die Worte verhallen wirkungslos. Nun beginne ich zu zittern, die Tränen lassen sich nicht mehr aufhalten..weg, nur weg hier, weg von diesem schönen, schrecklichen Ort.
Halbblind stolpere ich den Dünenweg entlang, bekomme kaum meine Autotür geöffnet. Na, doch nicht so stark wie wir dachten, was Thildchen? flüstert eine Stimme in mein Ohr.

Ich fühle mich, als lasse ich einen Teil von mir selbst zurück, hier oben am Leuchtturm.

Nun fast völlig aufgelöst in Tränen fahre ich den altvertrauten Weg heim. Nebel zieht stellenweise über die Strasse, taucht alles in ein unwirkliches Licht. Da - ein Radfahrer - könnte das?? ..nein nein, heim jetzt, nur endlich heim.

Ich sehe die gelben Rapsfelder zu meiner Rechten, die blühenden Heckenrosen im letzten Tageslicht.
Nun möchte ich nur noch heim, dort bin ich sicher.

Aber Thilde, zu Hause ist doch niemand, niemand der die Kerze im Flur angezündet hat, um dir ein freundliches, warmes Willkommen zu geben. Niemand, der den Wein schon bereit gestellt hat, niemand der auf dich wartet.

Doch, sage ich mir, mein Sohn ist da (der schläft schon flüstert die Stimme) und Katze und Chinchilla sind auch da
(die werden wohl kaum Kerzen anzünden und Wein bereit stellen! flüstert die kleine Stimme wieder.)

Ich renne fast zur Tür, erwarte jeden Moment sehnsüchtig, dass einer auftaucht, mich festhält und mir sagt: alles wird gut.

Nein, bloss niemanden sehen, bloss nicht unter Tränen zusammenbrechen, oder vielleicht noch mit jemandem reden müssen, ich würde ja doch nur das Falsche sagen, um mich vor diesem Schmerz zu schützen. Stark sein jetzt, du wolltest doch ein bisschen Abschied nehmen, oder Thilde?





03.06.2003 22:04 • #1


E
Du kannst dir echt nicht vorstellen, wie sehr ich dich geliebt hab.... so , oder so ähnlich würde er vielleicht sagen. Thilde, Mädchen, Geliebte, Freundin oder Frau. Ich weiß wie sehr du gelitten hast in den letzten Monaten. Mal verstanden, mal belächelt, mal erkannt und mal fremd aber immer ernst genommen. Du weißt, er kann nicht anders. Schwach oder stark, es geht um sein Leben. Das Unterste nach oben schaufeln, Bindungen endsagen, sich frei machen... das kann nicht jeder, vielleicht ist dein Gefühl für ihn gerade deshalb sooo groß. Du weißt, ich habe seine handlungsweise oft verlacht, habe noch ne weile geschmunzelt und auch das wurde immer weniger.....

Eine Frage bleibt: Kann denn Liebe Sünde sein? Wohl nicht, aber tut man sich und Anderen damit auch immer nur Gutes an?

Mach es gut Thilde

meatpunch

03.06.2003 22:37 • #2


A


Ein bisschen Abschied nehmen

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E
Liebe Thilde , lieber Meatpunsch

NEin Liebe ist keine Suende und nein nicht immer tut man damit anderen was Gutes, weil nicht jeder das andere erkennt.

Zu gross ist die Angst mit der Weile geworden, was kommt was wird sein wenn....

In den Gedanken vereint, dennoch nicht erreicht, ein Hauch Melancholie????
Ein Hauch der Vergangenheit, oder der Geganwart, die Zukunft????

Wer kann das sagen, sicher ist nur ein Gefuehl ist da, die Tränen sind echt, der Schmerz der gleiche, nur der Mut ist nciht da zu sagen was ich fuehle und denke.

Meatpunsch er ist nicht anderes, sein denken nicht anderes, nur der Mut zur Wahrheit der fehlt, da ist die Angst die groesser ist als es die Liebe zu seien scheint...

Wie traurig ein Weg mit Steinen und keiner traut sie sich aufzuheben, wie einfach zu sagen, ich gehe drum rum oder lege noch welche dazu.

Anstatt sie aufzunehmen und zu erkennen wieso sie da lagen, wie einfach es seien kann wenn nur der Mut da waere.

Wie wichtig ist uns unser Leben???

Sehen wir die Dinge nichtt mehr??? Belügen wir andere und meist uns selbst????

Ja wohl schon, er schliesst die Augen und will wo durch und wird dran scheitern, weil eine Lüge eine Lüge bleiben wird.

Thilde

Schau nicht auf den Leuchtturm rauf, sein Licht geht eh dahin, wo es hin soll, naemlich Menschen, die den Weg nicht mehr finden, zu zeigen

Geh in dein Heim, entzünde eine Kerze und schenke dir selbst ein lächeln und sei glücklich, das du es noch kannst, den die Wahrheit ist oft schwerer zu leben, als die Lüge, obgleich die eines Tages ans Tageslicht kommen wird....

Eine Lüge, laesst einem nicht lange einen schoenen Lebensraum ....drum nimm DU, dein Leben in die Hand und verliere nie deinen Mut und den Glauben an dich selbst.

So und nun knuddelt dich am Abend mal ein Feechen

Feechen

04.06.2003 20:56 • #3


M
Hallo Thilde,

das Abschiednehmen ist für mich ganz wichtig und gehört einfach dazu in meinem Leben. Mein Abschied fand zufällig auf einem Friedhof statt. Der Grabstein war voll mit roten Herzen und Maikäfer beschmückt.

Liebe Grüsse
Mirja

04.06.2003 23:23 • #4


E
Hallo,

ich habe einige Tage gebraucht, um den Dienstag Abend zu verdauen. Wie sagte Jensi so treffend zu mir: War wohl eine aberwitzige Idee zu diesem Zeitpunkt.

Aber ich habe mich von mir selbst und meinem Gefühl lenken lassen, etwas was ich oft tue, um dann herauszufinden, dass es nicht unbedingt zu meinem Besten ist.

Lasse ich mich aber von meinem Verstand leiten, kommt oft genauso ein Desaster dabei heraus, ich habe wohl noch nicht die richtige Mischung von Herz und Verstand gefunden.



Dir lieber Meatpunch danke für die lieben Worte. Ich weiss, dass du dich anfangs nicht in ihn hineinversetzen konntest
(..ich habe seine Handlungsweise oft verlacht..) aber als du es am eigenen Leib erfahren musstest, wie es ist, sich für und gegen etwas entscheiden zu müssen, konntest du wohl ein wenig besser verstehen, wie man(n) sich dann fühlt.

Und nein, Liebe ist keine Sünde, wahrhaftig nicht, ich sehe sie als grösstes Geschenk , aber dass man sich und Anderen damit nicht immer Gutes tut, wenn man jemanden liebt, das habe ich erfahren müssen.


feechen....liebe Freundin und Trösterin, du mehr als alle anderen weisst wie es ist, zwei Menschen zu kennen, die sich zwar ohne Ende lieben, aber wie die beiden Königskinder nicht zusammenfinden.

Du hast Recht, er ist nicht anders, auch er fühlt und leidet, und wie du schon sagst, obwohl das Gefühl, der Schmerz und die Tränen gleich sind, fehlt der Mut zur Wahrheit.

Warum immer alles hinterfragen, warum immer mehr Steine anhäufen mit Fragen, die man nicht beantworten kann, weil niemand die Zukunft kennt.

Warum denn fragen: was wäre wenn es schief geht?
Kann man sich nicht fragen: Hey, was wäre wenn es gut geht?

Und Steine kann man fort räumen, die grossen zu zweit noch viel besser, denn gemeinsam ist man stark, und wenn das Gefühl doch da ist, sollte es doch noch einfacher sein, diese Steine zu entfernen.

Du fragst: wie wichtig ist unser Leben? Es ist doch sehr wichtig, oder? Denn es ist viel zu kurz, um sich den Weg zum Glück durch Angst zu verbauen, wir könnten morgen sterben, und beweinen dann die nicht wahrgenommenen Chancen.
Und das werden dann Chancen sein, die man nie wieder ergreifen kann.

Ich weiss nicht inwieweit er die Augen verschliesst, um weiter im Dunkeln zu laufen, und wie sehr und wie lange er
sich selbst belügen kann, ich hoffe nur, dass er den Weg zu seinem Glück findet, wer immer und wo immer es sein mag, denn leiden soll er nicht, auch er hat Liebe, Glück und die Erfüllung seiner Träume verdient..

Du weisst, dass ich immer mutig war, ja okay, manchmal verliess mich der Mut und die Kraft, und ich hätte mich lieber weit fort gesehen als immer noch hier, aber wenn ich in mich hineinschaue, dann sehe ich mich wie ich bin, mit meiner Fähigkeit Liebe zu geben, mit meinem Mut zur Vergebung und dem Glauben an mich selbst und das was mich ausmacht.

Ich bin niemandes Henker, und ich befreie mich langsam von dem Irrglauben, mich und meine Fähigkeit zu lieben in Frage stellen zu müssen.
Fehler sind menschlich, und ich habe sie hinterfragt, und irgendwann muss auch mal gut sein mit der Selbstanalyse und den Fragen nach dem was wäre wenn.

Wenn ich mich nur hinterfrage und alles in Frage stelle, zieht das Leben an mir vorbei, und ich verirre mich im Irrgarten meiner Fragen, denn dann habe ich vor lauter Fragen zuviel Angst und keine Zeit mehr zum Leben.

Danke dass du immer da warst und immer noch bist, meine gute fee.




Mirja, ja Abschied nehmen gehört dazu zum Leben, es wird immer Momente geben, in denen wir von etwas oder von geliebten Menschen Abschied nehmen müssen.

Und mittlerweile denke ich, man sollte einen Menschen immer so behandeln, als sei es das letzte Mal, dass man ihn im Leben sieht, nämlich liebevoll, so dass man sich nicht wegen irgendetwas Vorwürfe machen kann.




So, die Gedanken scheinen wieder geordnet zu sein, bis zum nächsten aberwitzigen Versuch ein wenig Abschied nehmen zu wollen? Hmm, der wird so schnell nicht kommen, gerade ist die Pfingstzeit gekommen, an die ich viele schöne Erinnerungen habe, und die betrachte ich momentan mit Wehmut und Melancholie, aber ich werde nicht so dumm sein, diese Erinnerungen ALLEIN zu wiederholen, dazu fehlt mir nämlich die Kraft und der Mut :(

Aber ich weiss ihr seid da, und dafür danke ich euch.


Thilde

07.06.2003 14:02 • #5


E
Hallo Thilde,

ich bewundere immer wieder, mit welch klaren Verstand
du doch Zugang zu Deinem Herz hast und unbeirrt deiner Emotionen Gefühle in Worte fassen, dich in Selbstachtung
üben kannst und deine Liebe leben läßt.


Schön, das es dich gibt. Das wollte ich dir verlegen mal
sagen. Du bist schon echt ein ganz tolle Frau, die es nicht verdient, ünglücklich zu lieben. Bin echt gespannt, ob Du nicht doch auf dem besten Weg bist, doch noch glücklich zu werden
mit ihm.
Wünschen tu ich es Dir von ganzem Herzen.
Wenn nicht mit ihm, was dann?
Ja, das Leben geht weiter.

Lieben Gruß
wilde Flocke


07.06.2003 14:51 • #6


E
Flöckchen,

du machst mich ganz verlegen, ich bin doch auch nur ein ganz normaler Mensch mit Gedanken und Gefühlen, wie jeder andere hier auch :-[

Trotzdem tun deine Worte gut, und ich knuddel dich mal dafür

Und glücklich werden...mit ihm ? mit mir selbst? mit jemand anderem?.......wir werden sehen


Thilde

07.06.2003 15:55 • #7


E
Liebe Thilde!

Ein bisschen Abschied nehmen... wenn das denn nur ginge.
Ich hänge öfters in den verwirrensten Situationen, Momenten, Gedankenspiralen fest, und begehe in solchen Augenblicken unbekanntes, angsteinflössendes Terrain. Oft wohl wissend, dass mir dieser eingeschlagene Weg nicht gut tun wird, mir zu viele Steine und Stolperfallen, tiefe Löcher zu Füssen liegen werden. Und dennoch... ich kann nicht anders, gehe ich diesen Weg.
Unsicher, verängstigt und doch mit dem Wissen, ich kann nicht wieder umkehren, so sehr ich es auch möchte.

Ich habe mir diesen Weg ausgesucht. Manches Mal in überflügelten Augenblicken, welche mich kurzzeitig erblinden lassen für das Links und Rechts... und nun bin ich hier und muss da durch.
Die Gespenster, die Geister, die Monstren meiner Vergangenheit an meiner Seite, die ich nie verlernt habe zu fürchten. Es treibt mich unaufhörlich vorwärts, und ich weiss nicht wohin.
Ich kann nicht zurück...

Die Geister, die ich rief... hängen an meiner Seite, kletten sich an mir, in mir fest. Fressen noch genauso gierig wie schon vor Jahren in mir herum.
Ich habe sie verlassen, nun sind sie böse auf mich, und haben nur auf die Gelegenheit gewartet, mich wieder anzufallen.

Ja, ich habe mich freiwilig in die Höhle des Löwen begeben.
Nun stehe ich hier, habe die Orientierung verloren, und kann nur hoffen, dass ich stark genug bin. Das ich ein wenig Glück habe und mit hoffentlich nur geringen Blessuren da wieder heraus komme.
Aber das kann ich nur allein.
Meine Suppe, mein Problem, meine Fehler. Fehler?

Ich wollte Abschied nehmen, und nun stehe ich am Anfang und nicht am Ende des Weges, welchen ich doch verlassen wollte.

Ich wünschte mir, ich könnte meine Furcht, meine Verwirrung abschalten, und nur realistisch nach vorn schauen.
Kein Pessimismus mehr, und keinen allzugrossen Optimimus.
Wo ist die Weisheit geblieben, von der ich dachte, dass ich sie besitze?

Nun stehe ich hier, und muss diesen Weg beschreiten.
Wieder rein ins Dunkel und das Ungewisse.
Hoffnung auf wenige Fallen und ein baldiges Licht am Ende des Tunnels.

Ich wünsche dir nur das Allerbeste, liebe Thilde!

Viele liebe Grüsse von einer gestürzten Nicole

07.06.2003 19:05 • #8


E
Liebe Thilde

Ja genau das meine ich ja, hinterfrage nicht jede Minute des Tages lebe deinen Tag, denn keiner weiss wie lange...

JA ich weiss nur all zu gut, wie und was geschah und ich weiss es immer noch, das is nicht einfach, wichtig ist das du dich dabei nicht vergisst.

Erinnerungen Thilde, sind das wovon wir oft unser Kraft nehmen, weil wir oft nichts anderes haben.

Nur die Erinnerungen sind es nicht, die uns von einen Tag in den anderen führen..

Du fragst wann er aus dem dunklen kommt, dann wenn er endlich mal wieder das Licht sieht, wenn er nicht krampfhaft versucht was zu finden, was er so nicht finden wird....

Denn er hat es ja eigentlich schon, nur sieht er es nicht...

Stimmt Thilde, Fehler hat ein jeder und man macht sie auch, du hast vollkommen recht, das man sie nicht immer wieder hinterfragen sollte, wieso auch denn sie werden dadurch nicht verschwinden.
Man hat aus ihnen gelernt oder nicht...egal aber man wird weiter leben.

Ja genau Thilde, wenn wir jeden Menschen so behandeln, als wenn wir ihn das letzte mal sehen würden, dann würde vieles anderes sein, nur vergessen wir leider viel zu oft, wie verletzlich wir auch sind.

Ein Abschied so wie ihn Mirja erleben musste, ist etwas entgültiges, aber es bleibt ein kleines bischen was in unserem Herzen zurück, etwas was dort immer ruhen wird.

Thilde ihr habt soviele Leuchttürme dort, ich hoffe das einer ihm das Licht aus dem dunklen zeigt.

Verliere nie die Kraft und den Mut an dich zu glauben...

Feechen

08.06.2003 06:13 • #9


E
Guten Morgen ihr Lieben,

gestern bin ich zum ersten Mal nach langer Zeit wieder an unserem Strand gewesen. Ich habe ihn lange Zeit gemieden, es gibt ja auch noch andere Strände hier bei uns.

Aber es war so schön warm, und ich habe mir gesagt, dass ich doch nicht immerzu diesen Strand meiden kann. Abseits der Menschenmengen versuchte ich ein wenig die Natur zu geniessen, natürlich kamen viele Erinnerungen hoch, und ich fühlte mich ziemlich allein, aber auch früher in meiner Singlezeit war ich oft alleine dort, und im Geiste sagte ich mir selbst, dass es eigentlich ganz toll so ist (funktionierte aber nicht so richtig )

Ich erwischte mich dabei, wie ich in Gedanken mit ihm sprach, und ihm erzählte was ich sah und fühlte, malte Herzen in den Sand und musste an Pat Boone denken Love letters in the sand , schon komisch wohin die Gedanken manchmal fliegen.

Plötzlich wurde es immer dunkler, ein Gewitter zog auf vom Meer. Der Weg zurück war weit, und das Unwetter kam schneller als ich dachte. Pechschwarze Wolken rasten über den Himmel, starke Windböen fegten den Sand durch die Luft.

Dann setzte der Regen ein, er war wie kleine Nadelstiche auf meiner Haut, und der eisige Wind nahm mir fast den Atem. Aber plötzlich fühlte ich mich ganz lebendig, so völlig eins mit den Naturgewalten, zwar hilflos und schutzlos ausgeliefert, und doch so unheimlich frei und am leben.

Brauche ich jetzt etwa solche Kicks um mich wieder lebendig zu fühlen?

Aber ich weiss auch, dass diese Erinnerung nur für MICH ist, ich habe sie allein erfahren dürfen / müssen, auch wenn ich sie gerne geteilt hätte, und auch wenn keiner da war, der mich getrocknet und gewärmt hat..aber wofür gibts Handtücher, Wolldecken, und starken, heissen Kaffee? ;)

Selbst ist die Frau, wie schon immer in meinem Leben, und auch da werde ich irgendwie durchkommen, habs schon immer geschafft, auf die Füsse zu fallen, und mich durchzuwurschteln.

Es scheint wirklich nur weiter zu gehen, wenn man sich immer wieder selbst bestärkt, auch wenn da immer wieder Löcher von der Grösse eines Grand Canyons auftauchen, irgendjemand wirft einem immer eine Strickleiter runter, an der man sich wieder hochhangeln kann. Oder man klettert eben selbst wieder raus, Hände und Füße finden sicher auch Ritzen, an denen man sich festhalten kann.


Das Leben geht weiter, und irgendwie schwimmt man mit, wenn man überleben will.


Thilde

09.06.2003 09:05 • #10


E
Liebe Thilde!

Es tut so gut diese deine Zeilen zu lesen. Ich danke dir!
Ja, es ist wohl so, wie du sagst. Es muss wohl immer mal jemand oder etwas uns richtig *durchpusten*, damit wir den Kopf aus dem Sand ziehen können.
Ich weiss ja selbst, was ich schon so alles erlebt habe. Und immer habe ich es irgendwie geschafft, da wieder halbwegs heil rauszukommen.
Zur Zeit aber hatte ich das Gefühl, es kam knüppeldick wie noch nie in meinem Leben auf mich eingeprügelt.
Hatte Angst, und die habe ich immer noch, dass die Löcher scheinbar immer tiefer (GrandCanion-mässig) und die Steine immer riesiger werden.
Manchsmal kam es mir so vor, dass ich wohl doch den falschen Weg genommen habe.

Aber nein, ich will mich nicht beirren lassen, sondern ganz stur meinen Weg weiter gehen und nach vorn schauen.
Ich werde mir auch mal den Wind um die Ohren pusten lassen. Spüren, dass ich noch lebe und nicht nur vegetiere.

Liebe Thilde!
Ich wünsche dir nur das Allerbeste!

Viele liebe Grüße Nicole

09.06.2003 09:53 • #11


E
Dann nimm endlich abschied und lebe dein Leben.

10.11.2004 07:33 • #12


E
Lieber Taumwanderer

Abschies nehmen wir jeden Tag ein wenig von einem und von anderen DIngen in unserem Leben.

EIn bisschen Erinnerung bleibt, und wir allein nur bestimmen wieviel. Sein Leben zu Leben ist wohl dabei das wichtigste Ziel, oft vergessen wir das.

Zu sitzen und zu weinen, nach Dingen die wir verloren haben, ist zwar heute an der Tagesordnung, aber dennoch müssen wir unserenm Weg gehen und sei sicher, ein jeder hier wird ihn gehen, so schlimm es im Moment auch aussehen mag.

Nur wir allein betimmen über unser GLück im Leben, denn wir sind es die unser Leben leben müssen.

Feechen

10.11.2004 07:46 • #13


E
Abschied meine ich natürlich ::)

10.11.2004 07:48 • #14


E
Liebe Thilde,

ich weiß nicht, wie dieser Thread, den du ja schon vor längerem begonnen hast, wieder nach vorne geholt worden ist, wird wohl irgendwas mit Traumwandler und dir zu tun haben.

Aber ich bin froh, daß er aufgetaucht ist, sonst hätte ich ihn nie gelesen. Ich bin tief berührt von deinen Zeilen, von deinem Erleben an diesem 3.6.03. Du stehst wirklich in Verbindung zu deinen Gefühlen, und hast die Kraft, sie in Worte zu fassen, die andere daran teilhaben lassen. Und ich bin sicher, viele in diesem Forum spüren etwas in sich schwingen, wenn sie deine Gedanken und Gefühle lesen.

Man spürt, daß das Leben und Erleben seine Spuren in dich eingegraben hat, Spuren, die dein Menschliches und dich als Person nur umso deutlicher hervortreten lassen.

Auch wenn es morbid klingen mag: es tat gut, deine Sätze zu lesen. Gefühle von Einsamkeit treten ein bißchen zurück. Danke.

Dein Siron

11.11.2004 12:48 • #15


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