Guten Abend und Hallo in die Runde. Ich möchte euch aus aktuellem Anlass meine Geschichte erzählen, da es bekanntlich förderlich ist/sein kann, sich einmal alles von der Seele zu schreiben. Ich werde versuchen, mich so kurz wie nur irgendwie möglich zu halten, damit mein Thema nicht den Rahmen sprengt.
Also. Meine Ex-Freundin (25) hat sich in dieser Woche nach etwas mehr als drei Jahren von mir (28) getrennt. Wie es eigentlich immer so ist, kam ihr Entschluss zur Trennung mehr oder weniger aus Nichts. Gar nichts deutete meiner Meinung nach darauf hin und doch schien es in ihr deutlich zu rumoren und das nicht erst seit kurzer Zeit.
Angefangen hat es damals damit, als ich sie über Lovoo kennengelernt habe. Die Gespräche mit ihr verliefen richtig gut; sogar so gut, dass wir uns zeitnah das erste Mal trafen. In den Gesprächen vor dem ersten Treffen hatte sie mir von ihrem Hüftleiden erzählt, was sich dann auch zeigte - ich habe sie also auf Krücken kennengelernt. Dem ersten Treffen folgten wiederum weitere, bis wir nach circa anderthalb oder zwei Monaten Dating schließlich zusammenkamen. Sie schien damals mit gewissen Zweifeln zu kämpfen, weil sie mehr oder weniger öfter betonte, dass sie doch diese körperlichen Probleme hatte und ich doch jemanden ohne diese Probleme locker kriegen könnte. Und immer wieder bekam sie von mir ein und dieselbe Antwort darauf: Ich wusste, worauf ich mich eingelassen habe mit allen Konsequenzen und genau so blieb es wiederum konsequent bis zu dieser Woche.
Aufgrund ihrer Wohnsituation (alleinstehend wohnend und wenig Geld) und ihrer Krankheit entschied mein Stiefvater damals nach gerade drei Wochen etwa, sie zu uns holen, damit sie bei mir sein konnte und damit sie Menschen um sich hat, die ihr ggf. helfen konnten. Im Nachhinein betrachtet war dieses von dem Zeitpunkt an Zusammenleben vielleicht verfrüht, allerdings genoss ich es, sie permanent bei mir zu haben.
Leider erfuhr meine Familie inklusive ihr nicht mal zwei Wochen später, nach dem sie zu uns kam, einen Schicksalsschlag - mein Stiefvater verstarb. Traumatisch war es alle Mal, auch weil ich nicht imstande war, Wiederbelebungsmaßnahmen bei ihm durchzuführen, nach dem er mitten in der Nacht im Bad umkippte. Meine Mutter damals war dazu ebenso wenig in der Lage, weshalb meine Ex-Freundin sich dazu bereit erklärte, mithilfe des Ansprechpartners des Notrufs zu versuchen, meinem Stiefvater irgendwie zu helfen. Letzten Endes erfolglos. Ich glaube hierbei hat sie denke ich wie meine Mutter und ich etwas Traumatisches erlebt.
Als es dann darum ging, dass meine Mutter das Wohnhaus nicht halten konnte, mussten zwei separate Wohnungen her, was schließlich auch so gekommen ist. Meine Ex-Freundin und ich lebten also weiterhin zusammen und haben es bis zuletzt auch so getan. Natürlich war es nicht unbedingt klar, ob es lange halten würde (okay, drei Jahre sind jetzt auch nicht die Welt), aber es fühlte sich trotz allem besonders an.
Auch wenn es die meiste Zeit rosig aussah, gab es natürlich auch die Kehrseiten: Zum einen führte ihr Hüftleiden öfter zu einem Streit, zum anderen erfuhren wir zum Beispiel finanzielle Probleme, die aufgrund meines damaligen Arbeitgebers, mit dem es auch vor Gericht ging, entstanden waren. Dazu kamen mit der Zeit dann noch Corona und Kurzarbeit und schlussendlich die Folge, dass wir aufgrund der sich überschlagenden Kosten die Wohnung aufgeben mussten. Glücklicherweise nahm meine Mutter uns bei sich auf.
Dieses Problem mit entstandenen Schulden zog sich bis zur Trennung und auch sonst schien in der Folge der nächsten Monate nichts zu klappen. Schon da kristallisierte sich heraus, dass wir irgendwie auf der Stelle treten und nicht voran kommen, was auch einer ihrer Trennungsgründe war. Natürlich versuchten wir alles, um unsere Lage zu verbessern, doch dann kamen bei mir im Herbst 2020 auch noch Panikattacken hinzu, die ich bis Mai des folgenden Jahres therapeutisch und teilstationär behandeln ließ, wodurch ich meine Arbeit aufgeben musste. In der Zwischenzeit versuchten wir ebenfalls, ihrem Hüftleiden Herr zu werden, weshalb uns einmal ein Weg sogar insgesamt rund 1100 km nach Hamburg und zurückführte. Auch wiederum enttäuschend, was an den Nerven zusätzlich zerrte.
Wir haben viel versucht, um ihr Hüftleiden zumindest einzudämmen, aber offenbar konnte oder wollte ihr niemand helfen.
Als ich dann wieder mehr oder weniger auf dem Damm war, wollte ich mit daneben ambulanter Weiterbehandlung wieder anfangen zu arbeiten, bis meine Mutter drei Tage vor Beginn des neuen Anstellungsverhältnisses einen Schlaganfall erlitt, was mich erneut aus der Bahn werfen sollte. Anfangs haben wir uns um alle Belange meiner Mutter gekümmert und haben sie, nach dem sie nach zwei Monaten wieder nach Hause kam, gepflegt. Parallel ging ich arbeiten, weshalb meine Ex-Freundin sich um meine Mutter kümmerte, wofür ich ihr trotz allem sehr dankbar bin. Doch ich merkte irgendwann, dass ich mit dem Kopf nie wirklich bei der Sache war, denn immerhin hatte ich Zuhause zwei Menschen sitzen, die mir alles bedeuten und machte mir Sorgen um Sorgen. Ich weiß nicht genau, wann und wo es den Auslöser dafür gab, aber diese Sorgenlast, die ich verspürte, übertrug sich auch auf die die normalsten Dinge, bis es Überhand nahm.
Wieder begab ich mich, auch durch das Zutun meiner Ex-Freundin in teilstationäre Therapie, wo man eine generalisierte Angststörung bei mir diagnostizierte. In der Zwischenzeit, sogar noch bevor ich mich erneut in Therapie begab, konnte meine Ex-Freundin erfolgreich operiert werden, sodass sie wesentlich weniger Beschwerden hatte. In Folge dessen machte sie eine Reha, wir zogen erneut in eigene vier Wände und sie konnte eine Umschulung ergattern, die sie Anfang Juli begonnen hat. Meine Mutter wird mittlerweile auch von anderen wie Geschwistern und einem Pflegedienst betreut.
Ich bin stolz wie Oskar gewesen, dass meine Ex-Freundin es bis zu einer Umschulung geschafft hat - etwas, wonach es am Anfang unserer Beziehung nun gar nicht aussah. Aufgrund meiner Angststörung war ich ihr gegenüber auch sehr mitteilsam, was meine Sorgen betraf und sie fing mich sehr empathisch auf. Auch bei meiner Verlustangst suggerierte sie mir, dass alles in Ordnung sei und selbst sie hatte Angst davor, mich zu verlieren, denn das wäre sonst ihr Untergang gewesen.
Während sie ihre Umschulung begann (in einem Werk mit theoretischem Unterricht und unter der Woche Aufenthalt im Internat) bin ich dabei, mir etwas Ähnliches zu organisieren. Nur sieht die Thematik bei etwas anders aus als bei ihr.
Während meines zweiten Aufenthalts in der teilstationären Therapie lernte ich eine Dame kennen, mit der ich mich anfreunden konnte. Selbst meine Ex-Freundin freundete sich mit ihr an.
Als wir nach einem Wochenende bei ihr nach Hause fuhren, hatte ich ein komisches Gefühl. Es war wie so eine Art Klos, welcher feststeckte. Ich fragte sie erneut, ob alles in Ordnung ist, was sie bejahte und gab mir einen Kuss - es war der letzte gewesen. Als wir Zuhause ankamen, sagte sie mir, dass sie spazieren gehen wolle, alleine. Natürlich akzeptierte ich es und ließ sie gehen und sie kam erst nach etwa einer Stunde wieder.
Und als sie wieder Zuhause war, wollte sie mit mir reden und brach in Tränen aus und nahm meine Hand. Da teilte sie mit, dass sie im Kopf komplett zerstreut sei und sie glaubt wegen allem zu ersticken. Sie wüsste nicht, was mit ihr los ist und fragte mich, was ich denn dazu zu sagen hätte. Sie sagte mir außerdem, dass sie wegen den drei Wochen Ferien im Werk (ist komisch, ich weiß, ist aber wirklich so) zu ihrer Mutter wollte, um sich im Klaren über alles zu werden. Auch das gewährte ich ihr und sagte ihr, dass es sich anfühlt wie ein Abschied auf Raten. Als ich aufgestanden bin, drückte sie mich fest an sich und ließ mich nicht los. Danach bin ich wieder zu unserer guten Freundin gefahren, was mir allerdings wahnsinnig schwerfiel. Wer lässt schon gern den für sich wichtigsten Menschen verheult zurück? Ich glaube niemand.
Sie meinte, dass ich ihr sehr wichtig sei und sie es mir nicht antun könnte, dass sie mir weiterhin etwas vormacht. An ihren Gefühlen mir gegenüber hegte sie weiterhin keinen Zweifel - sie würde mich nach wie vor lieben. Sie weint viel, sagte sie und ich hätte nur die Ehrlichkeit der Ehrlichkeit verdient. Ich ließ sie während ihrer Bedenkzeit komplett in Ruhe und reagierte nur, wenn sie sich meldete.
Drei oder vier Tage hatte sie über uns und alles andere nachgedacht und sagte sogar während dessen noch, dass sie mich am liebsten sehen wollen würde. Doch dann ließ sie die Bombe platzen, in dem sie sagte, dass sie das alles nicht mehr kann und sie der Auffassung sei, dass wir gemeinsam nicht mehr voran kommen. Dass der wenige Kontakt und die Distanz zu mir ihr gut tun würde, fügte sie ebenfalls hinzu und so wolle sie die Beziehung beenden. Ich stimmte dem zu, auch weil ich mich einerseits nach dem Gespräch unter vier Augen innerlich darauf vorbereitet hatte und andererseits ich sie gehen ließ, weil sie es eben wollte. Dies sagte ich ihr zu Anfang unserer Beziehung auch.
Schon skurril alles auf eine gewisse Art, wobei sie sogar nicht wollte, dass ich sie je verlasse (Untergang und so), dies hatte sie noch ein paar Tage vor dem letzten unter vier Augen stattgefundenen Gespräch gesagt. Aber sie empfand, dass sie nicht mehr glücklich ist und das schon seit Längerem. Sie hat nie versucht denke ich, mit mir darüber zu reden, obwohl wir mal abgemacht haben, dass wir über alle Probleme reden können und würden.
Naja, dabei fand ich eigentlich, dass wir auf einem guten Weg waren.
31.07.2022 21:05 •
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