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Eifersucht größer oder gleich Sehnsucht

K
Mittlerweile ist es exakt zwei Monate her, dass sich meine langjährige Freundin (26) (4,5 Jahre Beziehung) aufgrund emotionaler Entfernung von mir (28) getrennt hat. Sie war für mich die Liebe meines Lebens (glaub ich zumindest noch). Sie war tatsächlich die schönste Frau die ich je gesehen habe und trotz meiner Introvertiertheit habe ich es damals irgendwie geschafft Kontakt aufzubauen und ihr näher zu kommen. Als sich zwischen uns etwas entwickelt hat war ich der glücklichste Mensch auf dieser Welt. Sie war bodenständig, intelligent, studierte das gleiche wie ich (Lehramt Deutsch + Geschichte) und hatte insgesamt sehr ähnliche Interessen wie ich. Man konnte sagen, wir schwammen auf einer Wellenlänge. Für mich war gleich klar, dass ich mit dieser Person mein Leben verbringen möchte.

Nach ersten sehr schönen Jahren fingen irgendwann allerdings unsere Probleme an. Sie war gesundheitlich leider schon seit Jahren sehr geplagt (chronische Kopf- und Magenschmerzen) was sich sehr auf ihre Stimmung auswirkte. Ich versuchte ihr immer beizustehen und sie zu ermutigen zum Arzt zu gehen, ihr ein Bad einzulassen oder ihr einen Tee zu kochen etc. aber nichts konnte ihr irgendwie helfen. Sie war schon bei einigen Ärzten und keiner konnte ihr helfen, was zu einer allgemeinen Abneigung gegenüber neuen Arztbesuchen führte. Ich habe mich immer hilfloser gefühlt weil ich wusste, dass nichts was ich ihr anbiete ihr hilft. So kam es, dass ich immer öfter gereizt reagiert habe wenn sie auf meine Vorschläge oder Ermutigungen nicht eingegangen ist. Es kamen auch immer wieder Sprüche von ihr wie So hilfst du mir nicht oder so machst du alles nur noch schlimmer. Ich war einfach machtlos und das machte mir Angst. Ich fühlte mich nicht in der Lage ihr zu helfen und immer wenn das Thema wieder aufkam (und das war oft) fühlte ich mich getriggert und wollte mich garnicht mehr wirklich damit auseinandersetzen. Durch die Corona-Pandemie und Probleme mit dem Studium entwickelte sich bei mir zudem eine depressive Verstimmung die dazu führte, dass ich mich immer mehr von ihr abschirmte. Ich habe nicht, oder nur wenig mit ihr über meine Probleme geredet, weil ich einfach dachte, dass sie selbst aktuell genug Gründe hätte sich Gedanken zu machen und ich Sie nicht noch mit den Problemen anderer belasten wollte. Leider führte mein Verhalten schlussendlich dazu, dass ich sie emotional von mir weggedrängt habe. Sie merkte natürlich dass ich mich immer mehr abkapselte, aber auf ihre Nachfragen konnte ich ihr tatsächlich auch keine genauen Gründe für meine depressive Verstimmtheit nennen (heute bin ich schlauer). Als sie Schluss machte sagte sie, dass sie sich leider emotional zu sehr von mir entfernt habe und es für sie nicht mehr ginge. Da brach alles aus mir heraus, alles was ich monatelang unterdrückt hatte. Ich sagte ihr, dass ich mit einfach nicht mehr mit meinem Leben klar kam, dass ich dachte, dass ich es alleine schaffen würde, es aber nicht geschafft habe. Ich hätte eine Therapie gebraucht (in der ich mich mittlerweile befinde) und würde mir so sehr wünschen dass wir es danach noch einmal probieren. aber vergeblich. Ihre Gefühle reichen nicht mehr aus. Sie sagte nur, dass sie sich so sehr gewünscht hätte, dass ich ihr vorher alles erzählt hätte wie es mir wirklich ging.

Seitdem mache ich mir unentwegt Vorwürfe, dass ich nicht über meine Probleme reden konnte. Dass ich immer die falschen Entscheidungen treffe und dadurch die Liebe meines Lebens verloren habe. Ich weiß, dass sie mit mir diesen Weg gegangen wäre wenn ich ihr meine Situation richtig erklärt hätte. und jetzt ist es zu spät und es gibt kein zurück mehr und das zerreißt mich innerlich. Mittlerweile habe ich eine Kontaktsperre eingeleitet (Social-Media gelöscht, Nummer gelöscht, etc.) aber meine Gedanken kreisen immer weiter. Dazu kommt noch, dass ich je länger die Trennung zurückliegt immer Eifersüchtiger werde. Ich frage mich jeden Tag ob sie nicht vielleicht schon einen neuen hat (obwohl ich weiß, dass sie keine Frau ist die auf der Suche nach vielen S. oder leicht zu haben ist). Und selbst wenn würde ich es nichtmal mitbekommen. Aber wieso sind meine Gedanken diesbezüglich so schlimm und überschatten sogar meine Sehnsucht nach ihr? Mir wird kotzübel wenn ich mir vorstelle, dass sie vielleicht gerade mit einem anderen im Bett liegt in dem wir so viele schöne Stunden zusammen verbracht haben.

29.03.2023 17:19 • #1


T
Ich bin gerade in einer sehr ähnlichen Situation nur leider noch frischer und mit involviertem Kind.
Ich kann dir gar keine Tipps geben da ich selber glaub ich eine Therapie machen muss.
Nur eine Strohhalm kann ich dir anbieten.... wie alle sagen es soll besser werden..meine einzige Hoffnung momentan.
Ich wünsche dir viel Kraft!
Du hast schon 2 Monate ich hoffe der Schmerz lässt dich bald los

29.03.2023 17:32 • x 2 #2


A


Eifersucht größer oder gleich Sehnsucht

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K
Danke Tom, dir wünsche ich auch viel Kraft, mit involviertem Kind muss das natürlich nochmal schlimmer sein, ich kann mich wohl glücklich schätzen, dass ich einen kompletten Kontaktabbruch umsetzen kann. Allerdings hat mein Leben gerade noch viele andere Baustellen und alles holt mich jetzt auf einmal ein, was es nicht leichter macht.
Die Zeit wird es wohl richten. Ich merke zumindest, dass die Sehnsucht ganz allmählich weniger wird, wenn auch minimal. Allerdings wird der Gedanke hat sie jetzt schon einen neuen? mit der Zeit immer schlimmer (ist ja auch klar, da es mit verstrichener Zeit immer wahrscheinlicher wird).

29.03.2023 19:50 • x 1 #3


M
Kai95: Deine große Eifersucht hat weniger mit Liebe und mehr mit Besitzanspruch zu tun. Diese Emotionen dürfen Dir nicht entgleiten, sei auf der Hut ! Man kann niemanden zu einer Beziehung zwingen, und wenn sie nicht mehr will und schließlich einen neuen Partner hat,
musst Du damit leben, so schwer das auch ist!
In den 20ern gehen viele Beziehungen in die Brüche, weil man sich vor dem großen showdown mit Kindern, Einfamilienhaus, Auswandern, Karriere u.s.w. nochmal neu orientiert und aufstellt, resultierend aus den Erfahrungen, die man bis dato gesammelt hat. Das ist auch notwendig, denn es ist der Übergang in die Hardc.liga. Auch wenn Du das jetzt noch nicht im Ansatz sehen kannst, so wirst Du die Trennung in zukünftiger Rückschau, als wertvollen notwendigen letzten Schritt für das Erwachsenwerden und Deinen eigenen ganz persönlichen Fußabdruck erkennen. Das ist nicht das Ende! Das ist der Anfang!
Du musst nur zur Ruhe kommen und Schritt für Schritt diesen besonderen einzigartigen Weg beschreiten, Deinen Lebensweg.

30.03.2023 01:04 • x 6 #4


Zweizelgänger
Guten Morgen,

also ich finde es, wenn ich ehrlich bin, sehr spannend was du beschreibst. Leider ist das natürlich gerade weniger spannend als traurig und auch belastend.
Ich glaube aber deine Gedanken und Gefühle dazu gut nachvollziehen zu können. Im Grunde hatte ich schon eine ähnliche Situation, bei der ich mich allerdings selbst getrennt habe, obwohl ich das eigentlich nicht wollte.
Zunächst einmal sind zwei Monate ja eigentlich keine wirklich lange Zeit. Wenn du dir überlegst wieviel Zeit ihr miteinander verbracht habt ist das ja nur ein kleiner Teil. Du solltest auch nicht von dir erwarten, dass plötzlich alles verarbeitet und abgeschlossen ist. Es braucht Zeit. Du solltest dir, meiner Meinung nach, auch Zeit zum trauern geben, um nicht einen zusätzlichen Knoten in deine Gefühle zu bekommen.
Was die Entwicklung in eurer Beziehung und auch deinen augenblicklichen Gefühle angeht, kannst du ja mal einen kleinen Schritt zurück tun und versuchen dir das alles von außen anzuschauen.
Aus meiner Sicht ist es eigentlich so, dass sie zunächst das Problem hatte. Im Laufe der Zeit hast du dir ihr Problem zu deinem gemacht und hast dich gleichzeitig in die Situation gebracht ihr Retter zu sein. Als dir dann alles zu viel wurde und deine Rettung nicht funktioniert hat, ging es dir langsam schlechter. Letzendlich hast du alles mit dir ausgemacht und dich und deine Bedürfnisse aufgegeben.
Nachdem du dann nicht mehr voll zur Verfügung standest, warst du aber angeblich emotional nicht mehr so präsent und die Beziehung wurde beendet.
Vielleicht merkst du schon wie komplex das alles aussieht.
Die Frage ist doch, ob du normalerweise nicht schon früher hättest gehen sollen. Warst du wirklich glücklich? Oder war nur die Vorstellung von einer Beziehung nach den körperlichen Problemen so schön? War das der Motor?
Natürlich wird es nicht so einfach gewesen sein, aber bestimmt haben Teile davon mit rein gespielt.
Was deine Hoffnung eines Neubeginns angeht, glaube ich leider, dass sowas eigentlich lange Zeit braucht. Im Grunde muss jeder erst einen Entwicklungsschritt machen, damit jeder seine eigenen Anteile erkennen kann und die Beziehung neu und anders gelebt werden kann. Zwei Monate reichen da vermutlich nicht.

Ich wünsche dir jedenfalls alles erdenklich gute, mit viel Kraft und Ruhe.

30.03.2023 07:42 • x 1 #5




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