Hallo,
jetzt habe ich mich auch angemeldet, nachdem ich schon lange mitlese und mich oft wiederfinde. Ich bin heute Abend allein und komme mir fast schäbig vor, mich heimlich angemeldet zu haben. Na ja.
Wir sind seit fast 16 Jahren zusammen, 14 Jahre davon verheiratet, zwei Kinder. Es gibt ein riesiges Problem in unserer Ehe. Mein Mann ist spielsüchtig. Er war es schon, als ich ihn kennenlernte. Aber ich war jung und dachte, das schaffen wir schon. Wir hatten schwierige Zeiten, seine Schulden, versteckte Rechnungen usw. Aber wir schafften es tatsächlich bzw. er hat es geschafft, mit dem Spielen aufzuhören. Vielleicht auch, weil die Kinder geboren wurden und ich viel präsenter zu Hause war.
Es folgten auch einige schwierige Jahre, er wurde aufgrund Diabetes nierenkrank, war dialysepflichtig und hatte dann vor drei Jahren eine Pankreas- und Nierentransplantation. Bis zu der Transplantation war es sehr hart, zumal er häufig stark unterzuckerte und dann fast nicht zurechnungsfähig war. Er war häufig uneinsichtig und ich war nicht mehr glücklich. Nach der Transplantation fing wirklich ein neues Leben an. Er war so lebensfroh, verlor viel Gewicht, machte Sport. Ihm wurde ein neues Leben geschenkt.
Nur ein Jahr später stellte ich fest, dass er wieder spielte. Der Verdacht kam schleichend, wunderte mich über den schlechten Kontostand. Fand dann aber heraus, dass er sich auch an den Sparbüchern bedient hat. Es brach eine Welt zusammen. Er gelobte Besserung, fing eine Therapie an.
Es kam zu Rückfällen. Ganz aktuell hat er seinen Arbeitsplatz verloren, seine Therapie abgebrochen, was er mir nicht erzählt hat, ich habe es herausgefunden, und heimlich Schulden gemacht bei Banken.
Ich bin schockiert, wollte mich trennen und jetzt kommt mein Problem... ich schaffe das nicht. Alle werden jetzt wahrscheinlich sagen, dass ich verrückt bin, co-abhängig. Aber es so schwierig, auch wegen der Kinder.
Er will jetzt versuchen, seine Therapie wieder aufzunehnmen, eine stationäre Therapie zu machen. Ich habe immer noch ein Gefühl, als würde das gar nicht mir passieren. Es ist irgendwie peinlich, nichts, worüber man gerne spricht. Ich bin sauer auf ihn, auf das, was er uns antut. Es ist eine Sucht und Krankheit und selbst mir als Angehörige fällt es schwer, das zu akzeptieren.
Ich weiß nicht, ob ich Lust habe, da wieder mit ihm durchzumüssen. Ich habe schon so viel mit ihm durchgestanden. Das, was ich hier schreibe, ist so ein kleiner Auszug aus dem, was wir zusammen erlebt haben.
Ich frage mich, ob ich überhaupt mit ihm glücklich sein kann. Er ist durch seine Sucht auch nicht frei, unglücklich, unzufrieden, unausgeglichen. Manchmal habe ich das Gefühl, einen Teenager vor mir zu haben und keinen Mann Anfang 40.
Schon bevor ich das mit dem Spielen herausfand, habe ich mich gefragt, ob ich mit ihm zusammenbleiben möchte, es war irgendwie die Luft raus. Aber mir ist die Familie so wichtig, er ist ein Teil meines Lebens und ich kann mir nicht vorstellen, allein zu sein. Ich bekomme Panik, wenn ich mir nur vorstelle, dass er in seiner eigenen Wohnung sitzt und ich hier in unserem gemeinsamen Haus. Was, wenn ich es bereue und dann auch nicht glücklich werde?
Meine Gedanken kreisen seit Tagen/Wochen nur um die ganze Sache, die aktuellen Ereignisse verlangen quasi, konsequent zu sein, ihn zu verlassen. Aber den letzten Schritt kann ich nicht vollziehen. Er schläft zurzeit auf dem Sofa, selbst das fällt mir schwer, kommt mir irgendwie komisch vor. Wir haben ja keinen Streit in dem Sinne...
Kennt jemand diesen Zwiespalt? Die Unfähigkeit, loszulassen bzw. aufzugeben?
Ich bin so ratlos...
31.08.2012 20:25 •
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