Hallo
Ich habe mich gerade erst angemeldet, da ich seit Woche vor einer sehr grossen Herausforderung stehe und mich in einer emotionalen Katastrophe befinde:
Erstmal die Geschichte unserer Ehe: Meine Frau und ich sind seit 23 Jahren zusammen, seit 2008 verheiratet und haben eine Tochter seit 2009. Es gab natürlich immer Höhen und Tiefen wie in jeder Ehe. Ich bin auch mit einer sehr starken Grundlast durch eine sehr schwere Kindheit in die Beziehung gegangen, wo meine Frau (damals noch Freundin) sehr viel Verständnis gezeigt hat, obwohl es sehr sehr lange gedauert hat (leider erst vor 6 Jahren!) bis ich ihr ALLES aus meiner Kindheit erzählen konnte.
Ich habe halt verdammt lange gebraucht, bis ich die Ereignisse verarbeitet, mit ihnen abgeschlossen und meine schlechten Charakterzüge (Egoismus, Verschlossenheit u.a) beseitigen konnte.
Das hat jetzt nicht dauerhaft in unserer Beziehung gestört, ich habe in den ersten 15 Jahren nur 2 oder 3 Fehler gemacht, die ich heute sehr bereue.
Wir hatten jetzt nicht immer die Gemeinsamkeiten, die man sich vielleicht in einer Beziehung vorstellt, auch Hobbys nicht. Aber wir haben immer in der restlichen Freizeit, (die auch sicher nicht zu kurz kam) die Zeit gemeinsam verbracht.
Wir haben uns 2005 ein Haus gekauft, es zusammen renoviert und es als unser Nest eingerichtet, so wie wir es haben wollten.
2009 kam dann unsere Tochter und wird haben von Anfang an Elternurlaub genommen, damit wir immer Zeit mit unserer Tochter verbringen konnten. Haben aber nie vergessen, dass auch die Zeit mit Famile und Freunden wichtig ist, somt war die Tochter auch immer bei allem dabei. Wir haben auch als sie 3 war, dafür gesorgt, dass wir immer einen vertraunenswürdigen Babysitter hatten, so dass wir alle paar Monate etwas unternehmen konnten.
Leider wurde der Wunsch nach einem 2. Kind nicht erfüllt, wir mussten (ohne angebotene psychologische Hilfe) 2 Fehlgeburten und mehrere erfolglose Versuche der künstlichen Befruchtung durchmachen.
Alles in allem sind wir ein sehr eingespieltes Team, wo der eine sich auf den anderen verlassen kann. Wir arbeiten auch beide nur zu 75%, damit jeder an einem Tag der Woche für die Tochter da sein konnte nach der Schule.
Es ist halt leider so wie in vielen langjährigen Beziehungen, dass man die wichtigen Dinge nicht mehr genug hervorhebt, da auch vieles drumherum diese wichtigen Dinge aus dem Vordergrund vertreibt. Auch wenn man zwischendurch Gelegenheiten hatte, diese wieder hervorzuheben, wurde man doch wieder schnell vom Alltag überrollt und so vergingen Monate und Jahre .
Irgendwann kam 2020 und Corona (haben wir problemlos gemeistert, nicht mal Streitigkeiten im Lockdown) und unsere Tochter wurde zum Teenager. Ok, Teenager war sie mit 11 ja noch nicht , aber von heute auf morgen kein Kind mehr. Inklusive allem was dazu gehört. Das hat zu sehr viel Spannungen im Alltag geführt (fast täglich!), was uns sehr zu schaffen machte. Unsere Ehe hat sich immer mehr verlaufen, wir bekamen irgendwie keine Möglichkeit mehr, unsere Ehe zu pflegen und die wichtigen Dinge aufrecht zu halten. Diese wurden immer mehr und mehr erdrückt. Aufgrund Corona und dem geänderten Verhalten unserer Tochter war es auch fast nicht mehr möglich, ein freies Wochenende nur für zu bekommen.
Sorry für die laaaange Vorgeschichte, Jetzt dann zum eigentlichen Vorkommnis:
Meine Frau war in den letzten 6 Wochen sehr angespannt und auf Distanz. Da dies aber ab und zu mal vorkam und sie in letzter Zeit wirklich sehr genervt auf die tagtäglichen sich wiederholenden Diskussionen mit der Tochter, dachte ich, dass dies darauf zurück zu führen wäre. Ich fuhr dann mit meiner Tochter nach Weihnachten eine Woche zum Schifahren, für meine Frau war das absolut ok. Ich dachte auch, dass meine Frau der Abstand gut tuen würde, es wäre das, was sie brauchen würde.
Leider war sie nach unserer Rückkehr immer noch auf Abstand zu mir.
Ich habe sie dann 3 Tage danach darauf angesprochen und sie gestand mir sofort, dass sie sehr starke Gefühle für jemanden empfindet, er auch für sie und dass sie sich trennen will. . . .
Die Gefühle sind für jemanden, den sie seit der Studienzeit kennt und immer die Freundschaft aufrecht erhalten hat. Sie hatten sich schon lange nicht mehr gesehen, Anfang November seit langem wieder. Ich kenne ihn, er ist auch super ok. Sie haben sich während 3 Tagen bei einer Kulturveranstaltung gesehen (gemeinsames Interesse) und wohl auch viel geredet. Mehr aber nicht.
Danach haben sie immer wieder geschrieben und die Gefühle wurden auf beiden Seiten sehr stark. So stark, dass meine Frau nicht mehr wusste, was machen. Auch weil sie dort Gemeinsamkeiten wieder entdeckt hat.
Da sie die Gefühle für den anderen aber nicht ausschalten kann oder will, kam für sie schlussendlich nur die Trennung in Frage. Inklusive aller Hürden. Ja, er hat momentan Beziehungsprobleme, will sich trotz Kinder trennen.
Jetzt denkt man, wie habe ich reagiert? Erstmal geschockt, nach einer halben Stunde Abwesenheit eine normale sachliche Diskussion. Wie geht das? Das geht nur deshalb, weil mir das Fremdverlieben auch passiert ist. Während Monaten und sehr heftig. Es war allerdings nur auf meiner Seite, ich bin erst nicht klar gekommen und habe die Gefühle dann nach und nach abgeschaltet da mir meine Ehe zu wichtig war.
Also habe ich das erklärt, dass ich das verstehe und ich auf keinen Fall will, das sie die Gefühle ausschaltet.
Es hat dann allerdings bei mir eine emotionale Katastrophe ausgelöst, da ich meine Frau immer noch sehr liebe, sie ist für mich eine Hälfte von ihr.
Wir haben 2 Tage später unsere Tochter übers Wochenende zu meiner Schwägerin gebracht und die Zeit genutzt, SEHR vieles , auch sehr viel bis jetzt nicht ausgesprochene Dinge auszudiskutieren. Und dies geschah alles auf einer sehr normalen menschlichen Ebene, ohne Zorn, Hass und Streitgespäche.
Ich habe ihr auch sofort ganz offensichtlich klar gemacht, dass ich weiss, dass unsere Beziehung immer mehr in den Hintergrund gedrängt wurde und dass ich mir schon sehr viele Gedanken gemacht hatte, wie man dies wieder ändern kann und dass es überfällig ist und dass die wenigen Momente, die im letzten Jahr da waren, nicht ausgereicht haben.
Meine Frau hat mir klar gesagt, dass sie immer für mich da ist, wenn ich sie brauche. Sie hat mich auch jedes Mal im Arm gehalten, wenn ich wieder wie ein Häufchen Elend weinend auf dem Sofa sass.
Heute ist Dienstag, also 2 Tage nach dem Wochenende und mein Zustand verschlimmert sich dauernd.
Es ist die eine verständnisvolle Seite in mir, die ihre Situation versteht.
Und es gibt die andere, der Ehemann. Der das WARUM nicht versteht. Und vor allem nicht, wieso ich keine Chance mehr bekomme. Ich habe ihr im Gespräch zu verstehen geben, dass die Beziehung mir alles bedeutet und ich alles tun würde, um sie zu retten.
Heute war ich emotional so hinüber, dass sie mich sogar gefragt hat, ob sie bei mir bleiben soll.Es würde ihr leid tun, dass sie mir so weh tut, es würde ihr auch wehtun, mich so zu sehen. Sie hätte nicht gedacht, dass meine Reaktion so sein würde, wie sie jetzt ist. Sie hatte mit Zorn gerechnent. Kann ich aber nicht mal haben, wieso auch? Sie hat Gefühle, sie hat sich verliebt, das kann man nicht kontrollieren, das passiert einfach.
Es ist ja auch nicht mal so, dass sie zu dem Mann ziehen will, der 200km weit weg wohnt. Sie will sich nicht sofort da binden. Sie will in der Nähe der Tochter bleiben und auch ihren Job nicht aufgeben.
Ich frage mich natürlich, was ihr alles fehlt und was sie zu dieser Entscheidung gebracht hat. Braucht sie eine Auszeit und durch dieses Fremdverlieben mit der rosaroten Brille ist das für sie Die Lösung?
Klingt alles sehr sehr verrückt, Äusserts kompliziert.
Ich habe bis jetzt auch noch nicht nachgefragt, wie sich sich das vorstellt, wenn die Gefühle erstmal abflachen und ein Alltag dort einkehrt
Sehr langer Text, Danke an die, die das alles gelesen haben. Ich höre hier erstmal auf, ich bin auf Eure Fragen und Tips gespannt
Grüsse
Bernard
11.01.2022 16:14 •
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