Mein Mann hat mit einem Deutschen (wir sind in Wien) in einem Onlinespiel gut verstanden. Irgendwann ist die Frau des Freundes auch zum Spiel dazugekommen, ich nicht da ich keine Onlinespiele spiele.
Mein Mann hat sich gut mit dieser Frau verstanden und es entwickelte sich eine Onlinefreundschaft. Zwischendurch wurde vielleicht geflirtet, aber das habe ich nicht so dramatisch gesehen, denn jeder Mensch flirtet hin und wieder. Sie hat es sich auch von mir per Telefonat über WhatsApp bestätigen lassen, weil mein Mann es ihr so gesagt hat. Ich dachte mir nichts dabei, denn sie ist im Norden Deutschlands und wir hatten Corona.
Offenbar dürfte das ein bisschen mehr gewesen sein, denn ihr Mann hatte plötzlich was gegen den Kontakt, da die Beiden (mein Mann und sie) oft bis in den Morgengrauen alleine gespielt hatten und sie die beiden eigenen Kinder tagsüber etwas vernachlässigt hatte und infolge dessen auch ihren Mann über die Dauer der Spielerei angelogen hat. Mein Mann und sie dürften auch über uns Partner etwas gelästert haben, zumindest behauptet mein Mann das (via WhatsApp) und die Beiden beschlossen den Chat sicherheitshalber zu löschen.
Als ihr Mann den Kontakt verbot, hat mein Mann plötzlich wie am Rad gedreht, hier in Wien. Er benahm sich wie ein Liebeskranker, sah sie als armes Mädel das von ihrem Mann unterdrückt wird (wir haben alle ungefähr gleiches Alter, Mitte 30), wollte von mir Tipps wie er die Blockade durch den Ehemann brechen könnte und was er ihm schreiben soll, damit der den Kontakt wieder erlaubt.
Ich saß da, wie vom Blitz getroffen und war eigenartigerweise ziemlich distanziert zu der Situation. Ich sah meinem Mann zu, wie er mit dem Handy auf und ablief, sich sorgte um diese Frau, schier den Verstand verlor und mich um Hilfe bat.
Hier muss ich sagen, dass ich eine Bundesbedienstete bin und Ermittlungsverfahren zu meinem Hauptgeschäft gehören. D.h. ich kann mich emotional distanzieren und Fragen stellen, um auf den Grund zu kommen, ohne dass die andere Seite überhaupt mitbekommt, dass sie verhört wird und mir Informationen gibt die sie nicht will.
Also, dürfte ich irgendwie nach der Erleuchtung, dass mein Mann sich Hals über Kopf in diese Frau verliebt hat, in den beruflichen Modus gewechselt sein und habe viel aus ihm heraus geholt. Ich war äußerlich sehr ruhig, das hat er mir dann auch bestätigt, aber innerlich war ich einfach nur taub. Gleichzeitig habe ich mich neben mir selbst gesehen, wie ich mich anbrülle, dass ich endlich reagiere und nicht nur zusehe und Fragen stelle. Etwas surreal das Ganze.
Auf jeden Fall hat er mir dann gestanden, dass er Gefühle entwickelt hat, dass er den Chat mit ihr gelöscht hat, weil er mich kennt und wenn ich das gelesen hätte, dann wäre ich nur verletzt. Er hat mir gestanden, dass er Schmetterlinge im Bauch hat, sie ihn glücklich macht (die Gespräche zwischen ihnen) und teilweise in Hörweite unserer Tochter, dass es schon schön ist, dieses Gefühl der Verliebtheit am Anfang und ob ich mich noch daran erinnern kann. Das ging ein ganzes Wochenende so. Ich war unfähig aus meiner beruflichen Rolle heraus zu kommen, zu sehr wollte ich Alles wissen und dann über das Gehörte nachdenken. Er redete vor sich hin, offenbar erleichtert, dass ihm jemand zuhört und er das Alles erzählen kann. Er sagte mir auch, dass er immer absolut ehrlich zu mir sei.
Noch am Sonntag Abend rief er ihren Mann an und verhandelte mit ihm quasi die Bedingungen des weiteren Kontaktes zu dessen Frau. Sie, so habe ich erfahren, hat das Wochenende durchgeweint wegen des Kontaktverbotes und daher hat ihr Mann wieder zugestimmt, unter Auflagen. Mein Mann blühte wieder auf und in mir regten sich die ersten Gefühle. Ich bat ihn den Kontakt mit ihr nicht aufzunehmen, weil mich das störte. Nach so einem Gefühlsausbruch wollte ich nicht mehr, dass die Beiden in Kontakt kamen.
Mein Mann versicherte mir, dass sie nur Freunde wären und er das gut trennen kann, nachdem er das ganze Wochenende darüber nachgedacht hat und mit mir seine Gefühle sortieren konnte. Auf meinen Vorschlag ging er gar nicht mal ein, sondern versuchte mich die ganze Zeit zu überzeugen, dass da nix mehr sei. Nach meinen Gefühlen fragte er gar nicht, das hat alle drei zusammen nicht interessiert. Ich wurde unglücklich und das sah man mir an. Reden wollte mein Mann darüber nicht und wischte all meine Einwände weg mit seiner Versicherung, dass 1. nichts passiert wäre, also nichts körperliches und 2. dass sie ja jetzt nur sehr gute Freunde sind. Auch Tränen meinerseits hatten keinen Effekt, außer seines Vorwurfs, dass er diesen Kontakt braucht und eh nix wäre. Sie spielten dann halt nur bis 2/ 3 in der Früh und nicht bis fast 6 Uhr morgens.
Ich wurde immer unglücklicher, weil er mich und meine Einwände ignorierte (zu diesem Zeitpunkt war ich bereits 7 Wochen in Homeoffice wegen Corona). Ich hatte sogar die Seelsorge angerufen, denn ich fühlte mich unglaublich einsam. Er hat mir sogar angeboten, dass ich die neuesten Nachrichten per WhatsApp lesen kann. Das habe ich dann auch gemacht. Ich habe dann gelesen, wie sie ihm schreibt, dass er sich mehr um mich bemühen soll und er schrieb ihr, dass er das eh tue, weil er ja mehr im Haushalt mache (er koche und putze) und dass er eine Rechnung für mich übernommen hat, was eigentlich das Geburtstagsgeschenk für unsere Tochter war. Sie tauschten sich also auch über meinen Seelenzustand aus. Dann noch so Nettigkeiten wie Ich vermisse dich so doll und freue mich wieder auf heute Abend (Sie) und er antwortete mit einem Kusssmiley.
Nach einer Woche der Folter, stellte ich ihn vor die Wahl, denn von alleine hätte er das nicht beendet, egal wie viel ich weine. Entweder er packt seine Sachen und geht zu seinem besten Kumpel, da kann er tun was er will und auch Kontakt zu ihr haben, wenn er sie so dringend im Leben braucht, dass er sogar mein Unglück in Kauf nimmt. Oder, er entscheidet sich für mich und kompletten Kontaktabbruch. Zuerst hat er nicht reagiert, aber man sah, dass er wütend war. Nach 20 Minuten kam er zu mir und sagte, dass er den Kontakt nicht abbrechen wolle. Ich versuchte nochmal mit ihm zu reden und mein Dilemma klar zu machen, aber er wollte nicht zuhören, also sagte ich, dass ich gehe, wenn er weder gehen, noch den Kontakt abbrechen wollte.
Er wurde wieder wütend, ging weg und als ich ihm später folgte, hat er sich umentschieden. Er sagte, dass er nur nach einer Möglichkeit suchte, um sie nicht zu verletzen. (Dass er das die ganze Zeit bei mir machte, schien für ihn nicht ins Gewicht zu fallen) Er rief sie an, aber nur wenn ich nicht zuhörte. Offenbar war er nicht deutlich genug, denn er stellte in Aussicht, dass sie wieder Kontakt hätten, wenn sich die Lage beruhigt hatte.
Später erzählte er mir, dass er sich eigentlich von ihr auch erwartet hätte, dass sie mich anruft und die Lage deeskaliert. Sie hat es nicht gemacht und wir haben diese weitere Woche wieder in einer Warteposition verbracht. Ich wartete, dass er mit mir redet und sich tatsächlich für mich entscheidet und er wartete, dass sie sich für ihn ins Zeug legte. Am Freitag hielt ich es nicht mehr aus und schrieb ihr, von seinem Telefon aus und mit seiner Anwesenheit. Er schrieb auch mit ihr, aber das waren Vorwürfe von ihm, warum sie quasi tatenlos diese tolle Freundschaft nicht mit Aktionen retten wollte. Er war von ihr enttäuscht, weil sie nix tat, nach all den Nachrichten, dass sie sich mega auf ihn freue und er die wichtigste Person in ihrem Leben im Moment wäre.
Ich habe dann auch aus Neugierde, weil sie so Andeutungen gemacht hat, dass mein Mann keineswegs so unverbindlich war, wie er tat, mit ihr über eine Stunde telefoniert. Mein Mann war nicht anwesend, aber nervös. Sie war genauso realitätsfremd wie er und uneinsichtig, dass sie ihren Mann verletzte und in Kauf nahm, dass hier auch Unglück herrschte. Sie sprach von Seelenverwandtschaft, dabei kennen sie sich nicht mal einen Monat und auch nicht persönlich. Zu ihr war er immer verständnisvoll, ruhig, nett. Zu mir und unserer Tochter nicht, an uns war er nicht interessiert.
Ich habe dann sogar auf ihr Angebot hin auch mit ihrem Mann gesprochen und da hat mein Mann teilweise zugehört. Der war am Boden zerstört wie ich, hat aber zumindest ein bisschen Galgenhumor übrig gehabt, um mir zu sagen, dass wir uns Popcorn holen könnten und zuschauen was die Beiden anrichten. Seine Frau habe die ganze Zeit über geweint und ich hatte das Gefühl, dass beide Ehepartner eher für den Kontakt waren, sie natürlich am ehesten. Es war für mich nach diesem Gespräch eher glasklar, dass entweder komplett Ende Gelände, oder ich meine Ehe verliere und gehe, wenn ich das dulde. Mein Mann hat, wie er mir dann gesagt hat, erst durch die Verzweiflung des anderen Mannes mitbekommen und wie wir reden, was sie da angerichtet haben. Und, wieder so als ob ich nie etwas gesagt hätte.
Seither haben wir insgesamt vielleicht 4 mal darüber gesprochen. Der endgültige Kontaktabbruch ist jetzt zwei Wochen her. Mein Mann sagt zwar, dass er meine Gefühle versteht und er gesteht auch die Schuld für das Lügen und Verheimlichen ein, das wars aber auch schon. Jetzt möchte er nicht mehr darüber reden, weil er das nicht jeden zweiten Tag durchkauen will und möchte nach vorne sehen. Wieder, was ich möchte, oder dass ich das nicht einfach so kann, ist für ihn (meiner Meinung nach) nur störend. Ich finde keinen Ausweg aus meiner negativen Spirale und er möchte nicht reden. Er bemüht sich mehr im Haushalt, schaut mich immer wieder an, umarmt mich anlasslos, aber das war es auch schon. Ich erwarte mehr, viel mehr und für ihn scheint das zu reichen. Es fällt ihm auch nichts ein, wie er mein Vertrauen zurück gewinnen könnte, sagt er. Irgendwie ist er passiv und auch hoffnungsvoll, dass das ausreicht. Teilweise reagiert er auch mit Unverständnis, wenn ich sage, dass ich ihm nicht traue.
07.06.2020 15:43 •
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