Hallo ihr lieben Menschen hier im Forum,
ich habe jetzt schon seit einigen Wochen hier mitgelesen und lange überlegt, ob ich auch mal was schreibe. Hier oder ein neues Thema beginne…aber eigentlich sehe ich mich genau hier. Bei mir waren es zwar nicht 33 Jahre- krass lange Zeit- aber immerhin auch 25 Jahre und mehr als mein halbes Leben. 23 davon haben wir zusammen gelebt, 20 verheiratet, drei Kinder, Hund, Haus…sehr enger Kontakt beider Familien ( unserer Eltern- Geschwister haben wir beide nicht).
Vielleicht war es der klassische Verlauf, mit den Kindern habe ich den Fokus vermutlich zu sehr auf mein Mutterdasein gelegt. Es ist die ursprüngliche Paarbeziehung irgendwie verloren gegangen. Das ging auch ganz sicher zu einem großen Teil von mir aus- mir war die romantische Beziehung einfach nicht mehr so wichtig. Dennoch hatten wir diese enge und wie ich dachte- vertrauensvolle- Verbindung. Wir haben als Familie viel zusammen gemacht, sind jedes Jahr verreist, haben uns gemeinsam um die Dinge gekümmert. Na klar, es gab auch Streit. Ich wusste bestimmt auch, dass er sich wieder mehr Nähe von mir gewünscht hätte. Warum ich mich da so schwer getan habe? Ich weiß es nicht. Wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst bin, waren von meiner Seite die Gefühle nicht mehr so richtig da. Dennoch hab ich uns als Team gesehen. Er war für mich Familie. Der Vater meiner Kinder. Ich hätte ihn immer beschützt und alles für ihn getan und war mir seiner (zu) sicher.
Er war ja immer da. Zu jeder Zeit. Für mich, für die Kinder. Immer.
Bis er sich eines Tages änderte. Ganz schleichend und trotzdem erschreckend plötzlich. Eigentlich war er sehr häuslich und wenig bemüht, unsere gemeinsamen Kontakte zu pflegen. Auf Freundschaften hat er nicht so viel Wert gelegt, war eher froh, wenn er nach der Arbeit seine Ruhe zu Hause genießen konnte. Ich war deutlich mehr mit meinen Freundinnen unterwegs, brauche den Austausch und die geselligen Abende. Dann fing er an, sich wieder mehr zu verabreden. Mit Kollegen, mit seinen zwei Freunden aus der Jugend. Alles für mich nicht nachprüfbare Kontakte. Anfangs hatte ich mich sogar gefreut. Endlich geht er mal raus. Das war im Oktober 2023. Dann wurden die Verabredungen immer häufiger, mehrmals die Woche. Das machte mich dann doch stutzig. Ich habe ein paarmal nachgefragt, da wurde er fast etwas sauer..wieso ich seine Verabredungen infrage stellen konnte. Am 23.11. hatte ich eine Weihnachtsfeier vom Kollegium und er wollte mich hinfahren. Nebenbei teilte er mir vorher noch mit, dass er dann auch mit einem Kollegen etwas essen wollte. Ich stellte ihn also ein weiteres Mal zur Rede und nach diversen Ausflüchten offenbarte er mir auf meine Frage, wen er denn nun tatsächlich treffen würde: „MEINE FREUNDIN“.
Es traf mich mit voller Wucht. Ich konnte es einfach nicht glauben. Ich ging dennoch zu meiner Weihnachtsfeier. Am nächsten Tag schickten wir uns während der Arbeit viele Nachrichten. Ich konnte die ganze Situation absolut nicht einordnen. Er wollte mir dies anfangs als „offene Beziehung“ verkaufen. Was natürlich bescheuert, da ja auch gar nicht abgesprochen war. Darüber hatte ich noch nie nachgedacht. Er sagte auch immer wieder Sätze wie: „Es muss sich doch hier absolut nichts ändern. Alles andere bleibt wie es ist. Ich bin für die Kinder, den Hund und das Haus da. Ich möchte nur etwas mehr Freiheiten. Auch mal dort übernachten oder mit ihr verreisen“. Ich kam mir vor wie im falschen Film. Ich erzählte es an diesem Tag meiner besten Freundin und meiner Mutter. Stand total unter Schock. Am 25.11. fuhren wir mit unseren beiden jüngeren Kindern Weihnachtsgeschenke kaufen, da hatte ich gar keinen Kopf für und musste mich sehr beherrschen nicht loszuheulen. Natürlich merkten mir die Kinder meine Stimmung an. Als wir wieder nach Hause fuhren löcherten sie mich die gesamte Rückfahrt. Zuhause angekommen sagte ich irgendwann völlig entkräftet, dass ihr Vater es ihnen erklären könnte und fuhr zu einer Verabredung mit meinen Freundinnen. Ich sagte meiner Mutter noch Bescheid, dass sie bitte zu mir nach Hause kommen sollte um die Kinder als Oma, wissend aber neutral, aufzufangen. Was ich später erfuhr- er erzählte es den Kindern und fuhr dann zu ihr! Meine Mutter saß da nun mit zwei aufgewühlten Teenagern (14 und 17). Er war einfach weg. Und kam nie wieder! Wir sind jetzt seit gut acht Monaten alleine. Weihnachten - die ganze Adventszeit- war die Hölle. Ich war acht Wochen nicht in der Lage zu arbeiten. Ach so. Ich bin 45, er 48 und seine Freundin 28. Sie wohnen jetzt gemeinsam bei ihren Eltern in einer Einliegerwohnung. Unsere Kinder haben den Kontakt zu ihm inzwischen alle abgebrochen. Es ist noch immer so schmerzhaft und verletzend, auf diese Art verlassen und im Stich gelassen worden zu sein. Nach so vielen Jahren. Ohne Gespräch. Nie eine Entschuldigung.
Ich hoffe, es ist okay, dass ich das hier alles aufgeschrieben habe. Es tat gerade sehr gut.
01.08.2024 18:28 •
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