Hallo zusammen,
seit Jahren lese ich immer mal wieder hier mit, mal mehr, mal weniger. Vielleicht ist das allein schon Ausdruck dessen, wie schwierig und belastend meine Beziehung, mittlerweile Ehe ist. Ich weiß gar nicht, wie ich so richtig anfangen soll. Zuviel ist in den letzten Jahren passiert, zu wenig klaren Kopf habe ich.
Mein Mann und ich lernten uns vor mittlerweile fast 13 Jahren kennen. Damals hatte ich selbst eine recht traumatische Trennung aus einer insgesamt recht kaputten Beziehung hinter mir und suchte gar nicht unbedingt was Neues. Eher Abwechslung, Spaß und Nachholen dessen, was ich verpasst hatte in den Jahren zuvor.
Er war damals selbst noch in einer langjährigen (scheinbar unglücklichen?) Ehe, was ich aber lange Zeit nicht wusste. Als das rauskam, war es zumindest für mich zu spät, mich aus dieser Beziehung zu lösen, die ja eigentlich er vorangetrieben hat. Was folgte war ein unfassbares Hin und her zwischen uns und seiner damaligen Frau.Ihm mangelte es an Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit zu sich selbst und der Fähigkeit, Emotionen und Nöte anderer auszuhalten. Schon damals hatte ich den Eindruck, er wäre eigentlich immer auf der Flucht. Getäuscht habe ich mich offenbar nicht, denn das, was jetzt gerade geschieht, scheint wie eine Wiederholung der Geschichte mit neuen Hauptdarstellern.
Er hat spezielle S. Bedürfnisse, die wir eigentlich teilen. Eigentlich, weil wir uns so einst kennen und später lieben gelernt haben. Nachdem in unserer Beziehung nach der hochemotionalen Anfangsphase endlich Ruhe einkehrte, er zuhause endgültig ausgezogen war, wir etwas später zusammenwohnten, stellte er diesen Teil unseres Lebens vollständig ein. Fortan führten wir eine ziemlich normale Beziehung. Ich vermisste den Kick zwar, versuchte auch immer mal wieder, es einzubringen, aber aber er wollte nicht mehr so recht. Für mich war das nur insoweit ein Problem, dass ich ahnte, dass es für ihn dennoch wichtig ist. Ich selbst kann auch ohne leben. Aber meine Ahnung sollte sich bewahrheiten. Er suchte außerhalb und fand. Seit wann? Ich weiß es ehrlich nicht, vielleicht schon sehr lang, vielleicht erst die letzten Jahre wieder, weil unsere Beziehung nicht einfacher wurde.
Ich kann mich mittlerweile des Eindrucks nicht mehr erwehren, dass es ihn 2x gibt, dass er irgendeine Art Doppelleben führt - nicht nur ganz plakativ in seinen Taten und im Verhalten, auch in seinen Emotionen.
Nachdem wir seine Trennungs- und Ablösungsphase gemeistert haben, lebten wir eine recht normale Beziehung. Wir bekamen ein gemeinsames Kind, er ließ sich endgültig scheiden und wir heirateten im Kleinsten Kreis vor fast sechs Jahren. Beruflich entwickelten wir uns beide sehr gut weiter, mussten nicht mehr knausern und hatten eigentlich ein sehr schönes Familienleben, wobei die Hauptlast auf mir lag und er familiär immer weniger investierte. Emotional aber verkümmerte ich nach und nach. Er nahm mich immer weniger wahr, investierte kaum noch in die Paarbeziehung, er war einfach nur da.
Vor 1 1/2 Jahren hatte ich das erste Mal handfeste Beweise, dass er seine Leidenschaften anderswo auslebte und dort auch die emotionale Nähe suchte, die mir zuhause fehlte. Geahnt hatte ich es schon länger, mich selbst sicher auch zurückgezogen und teils nur noch funktioniert. Das letzte Mal „Ich liebe dich“ gehört habe ich am Tag der Geburt unserer Tochter, sie wird bald 8.
Was folgte war eine sehr harte Zeit, die Trennung war bereits ausgesprochen, Auseinandersetzungen folgten und ein Rettungsversuch. Er würde uns lieben, ich solle nicht alles wegschmeißen.
Seit zwei Wochen ist dieser gescheitert. 1 1/2 Jahre habe ich gekämpft, immer wieder das Gespräch gesucht, versucht Zweisamkeit zu ermöglichen. Alles wurde entweder abgeblockt, halbherzig umgesetzt oder schlicht ignoriert. Kein Wort, dass irgendetwas nicht stimme, dass sich etwas verändern solle. Stattdessen noch gemeinsamer Urlaub gebucht, Vorschläge was wir in der Wohnung machen sollten, Alltag…. Und neue Damen. Oder zumindest eine. Ich solle mal eher von Wochen als von Monaten ausgehen, dass da was laufe und ihm fehle dieser Bereich eben. Halloooo? Reden?
Seitdem ich ihm gesagt habe, dass ich so nicht weiter machen kann, die Lügen, die Ablehnung, die Demütigung nicht mehr ertrage…. schweigt er. Jeder Gesprächsversuch endet im Schulterzucken, ich sei ja Schuld und mir wäre es lieber, er wäre weg. Daher tut er das jetzt immer mal wieder. Unangekündigt, gleich für mehrere Tage. Wohin? Ich weiß es nicht und bekomme keine Antworten. Finanziell könne ja erstmal alles so weiter laufen, er würde auch weiter für die Familie einkaufen gehen. Mit dem Kind reden, dass das alles hautnah miterlebt? Ja, müssten wir auch. Sollten wir gut überlegen, was wir da sagen. Und irgendwann würde er schon ausziehen, aber er wüsste ja auch nicht wohin. Ansonsten: Schweigen.
Dass er dieses Wochenende weg ist, hat er unserem Kind heute morgen gesagt. Ich hab es weinend und verzweifelt im Kinderzimmer vorgefunden.
Ich bin mittlerweile total verzweifelt und halte die Situation zuhause kaum noch aus. Es scheint keinerlei Kommunikation in irgendeine Richtung möglich. Ich fühle mich so getrieben und hilflos. Für jegliche Kämpfe fehlt mir die Kraft. Ich möchte einfach nur Klarheit, die mir im Moment komplett verweigert wird. Es ist hart wenn (dass?) er mich nicht mehr liebt oder nicht genug oder was auch immer, ich bin aber bereit für ein Leben danach. Oder auch nicht. Ich weiß es nicht.
Ich weiß auch gar nicht, was ich hier hören oder lesen will. Tipps, Auffangen, Erfahrungen, Meinungen? Eine Idee, wie ich aus dieser Lethargie rauskomme und all die losen Enden, die ich gesammelt hat bei unterschiedlichsten Stellen in die Tat umsetze?
Ich liebe meinen Mann trotz allem. Er hat nicht nur diese…. ja, irgendwie zerstörerische Seite. Er ist schon auch so viel mehr. Aber ich bekomme einfach zu viel von dieser Seite zu spüren. Ich will Ruhe, Planbarkeit, eine Schulter, das alles kann er nicht. Warum geht er nicht?
Danke an alle, die das gelesen haben.
22.03.2024 13:09 •
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