Zitat von sadMonkey: Interessant, sowas habe ich jetzt auch noch nicht gehört...
Das steht auch gar nicht da.
Niemand hat geschrieben, dass Aktivitäten mit Kindern schlecht wären. Aber mit Kindern in den Zoo gehen, kann auch jeder Verwandte, Babysitter und die Kita. Ein Kind nach Kita oder Schule emotional auffangen, können nur Menschen, die einen vertrauensvollen Bezug zum Kind aufgebaut haben. Und dafür braucht es vor allem Hinwendung und Verlässlichkeit.
Meine Mutter kam seinerzeit mindestens 1 Mal die Woche über 200km zu ihrem Enkel angefahren und ist einfach nur mit ihm spazieren gegangen. Von klein auf. Erst mit Kinderwagen, später an der Hand. Ja, sie hat ihn auch mit Süßigkeiten bestochen. Aber bis heute erinnert das Kind vor allem die Geschichten, die Oma ihm erzählt hat, die Reime, die sie ihm beigebracht hat und die Rituale, die sie seinerzeit eingeführt hat, z.B. eine ganz bestimmte Kekssorte, die sie immer dabei hatte. Und eine ganz bestimmte Mauer, auf der sie immer balanciert haben. An diese Kekse zu denken und sich Zeit für diese Mauer zu nehmen und damit die kindliche Erwartung ans Ritual zu erfüllen und ganz dem Kind zugewandt sein und dich selbst zurück zu nehmen, hat die Bindung geschaffen, die sie zu einer Vertrauensperson fürs Kind gemacht hat, auch wenn sie nur ein Mal die Woche für wenige Stunden im Leben des Kindes war.
Der Zoobesuch ist nicht schlecht. Er ersetzt aber nicht die Zugewandtheit, die eine Beziehung trägt. Man kann auch im Zoo zugewandt sein. Auf einer reizarmen Parkbank fällt es aber leichter. Deshalb glaube ich nicht, dass manchen Wochenendvätern die Zeit für eine Bindung fehlt, sondern das Geschick beim Aufbau einer Beziehung. Die Bindung zum Kind ist für Vollzeit arbeitende nur dann ein SelbstläuferEuro, wenn das andere Elternteil ganz viel unterstützt und ermöglicht. Kein Kind kommt abends freudestrahlend an die Tür gelaufen, wenn das betreuende Elternteil das nicht fördert.
Zitat von Birkai: Man hat sich ein Familienkonstrukt gewählt, dass mit der Trennung aufgekündigt wird. Danach werden für mich die Karten neu gemischt.
Die Ehe wird getrennt. Da werden die Karten neu gemischt und sich gegenseitig die Unterstützung entzogen, auch beim Aufbau der Beziehung zum Kind. Die Beziehung zu den Kindern soll aber (aus Sicht der Gerichte) bestehen bleiben und wir gewohnt fortgeführt werden.
Und wenn die Bindung zum Kind bislang vor allem über den Ehepartner ermöglicht, also vermittelt wurde, weil man selbst nicht vor Ort sein konnte, hat man diese Vermittlung dann verloren und muss sich jetzt selbst kümmern.
Macht Atze ja, seitdem er den Job gekündigt hat, mehr und mehr und steht daher jetzt als gleichwertiges Elternteil da.
Zitat von Birkai: Prinzipiell sollten die Väter mMn das Recht haben, nach der Trennung auch einen wichtigen Teil im Leben der Kinder zu spielen. Und das tut man im Residenzmodell nicht wirklich.
Das Recht haben sie ja vor und nach der Trennung. Aber sie müssen es auch aktiv wahrnehmen. Und das geht imho auch im Residenzmodell, ist aber kein Selbstläufer, sondern muss aktiv vom Besuchselternteil gestaltet werden.
Viele Väter erkennen während der Ehe nicht, wie viel von ihrer Beziehung zum Kind die Mutter durch Unterstützung, Vermittlung und Fürsprache erst ermöglicht.
Und das Recht der Väter, ein wichtiger Teil im Leben der Kinder zu sein, überwiegt nicht das Recht der Kinder auf Kontinuität und emotionale Stabilität.
Wer eine intensivere Beziehung aufbauen will, ohne den Kindern die Kontinuität zu nehmen, muss sich mehr anstrengen, ganz klar.
Ich hatte damals den Vorteil, dass mein Ehemann als Hausmann und Vater mir gar nicht so viel Bindung zu unserem Kind vermittelt und ermöglicht hatte, wie es die meisten Mütter (Atzes Frau ist da eine Ausnahme) tun. Ich hatte also schon in der Ehe keine Bindung zum Kind, die ich nicht selbst ermöglicht und aufgebaut habe. Mein Ex hat mir schon während der Ehe nicht viel aus der Kita oder vom gemeinsamen Alltag mit dem Kind berichtet, keine Fotos in die Arbeit geschickt, von U-Terminen berichtet, die Hausarbeit abgenommen o.ä. Ich wusste nur, wo sie sind und ob es gut oder nicht so gut war, wenn ich nachgefragt habe. Aber bei welchem Tier im Zoo unser Kind besonders begeistert war, was die Erzieher in der Kita gesagt oder wie das Kind am Nachmittag drauf war, hat mein Mann nie erzählt und auf Nachfrage nur stichpunktartig. Und mich auch nie mit unserem Kind bei der Arbeit besucht oder mit dem Abendritual gewartet, bis ich von der Arbeit kam oder mit dem Kind zur Tür gelauscht, ob da mein Schlüssel zu hören ist, und es dann nachschauen geschickt. Mein Kind kam also nie freudestrahlend angelaufen, wenn ich nach Hause kam, weil mein Ex da gar kein Interesse dran hatte. Daher musste ich mir auch schon als Alleinverdiener von Anfang an aktiv den Kontakt zu Erziehern suchen und die Nähe zum Kind in den Abend-, Nacht- und Morgenstunden und am Wochenende herstellen. Außerdem Einkäufe und andere Hausarbeit so organisieren, dass es mir nicht die wenige Zeit mit dem Kind genommen hat. Da waren Ausflüge dann schon in der Ehe nicht so wichtig wie Vorlesen auf dem Sofa, Fingerfarben am Kinderzimmerfenster oder gemeinsames Baden und Nägelschneiden.
Wir hatten dann nach der Trennung das Wechselmodell, das für mich emotional anstrengend aber körperlich eine Entlastung war, weil jede zweite Woche ich die Nächte und das frühe Aufstehen nicht mehr neben dem Job machen musste und der Haushalt nicht mit der Kinderzeit konkurriert hat.
Da mein Ex den Trennungsunterhalt verwirkt hatte, musste er sich wenige Monate nach der Trennung selbst ernähren und wieder arbeiten gehen. Für ihn wurde es also nach der Trennung schwerer als während der Ehe, die Zeit fürs Kind aufzubringen.
Und dann zeigen sich die Prioritäten: Ich hab im Job reduziert, was mich den Dienstwagen und nach 6 Monaten auch den Job gekostet hat, weil ich nicht mehr flexibel war. Ich bin dann in eine kleinere Wohnung gezogen und hab auch den übrigen Lebensstil stark zurückgeschraubt.
Mein Ex wollte seinen Lebensstil halten und ist zudem vom Wohnort weggezogen und konnte sich daher das Wechselmodell nicht mehr leisten. Das waren aber seine Entscheidungen. Ich habe ohne Gerichtsverfahren das Residenzmodell bekommen, weil sich mein Ex so ungünstig aufgestellt hatte. Mein Ex schwirrt heute noch in Väterrechteforen herum und behauptet, vom Staat benachteiligt und in seinen Rechten als Vater gehindert worden zu sein.
Zitat von AtzeFlip: Und wahrscheinlich schön noch die Kinder manipulieren
Atze, steiger Dich bitte nicht wieder in Szenarien hinein, die Du a) gar nicht wissen kannst und b) nicht ändern kannst.
Du lässt Dich von Vätern, deren Voraussetzungen vor den Gerichtsverfahren ganz andere waren als bei Dir, verunsichern und fängst schon wieder an, Dich an Deiner Ex abzuarbeiten, anstatt an Dir und Deiner Situation zu arbeiten.
Außenstehenden sind die Reibereien zwischen Dir und der Ex egal, solange es den Kindern einigermaßen gut geht.
Dein Fokus sollte auf Dir und den Kindern sein.
Es geht nicht darum, dass Du als Vater zu Deinen Rechten kommst, sondern darum, dass die Kinder eine emotional möglichst stabile Kindheit haben können. Und so wie Deine Ex und Du aufgestellt sind, stützt es die Kinder, wenn viel von der Kontinuität der letzten Jahre erhalten bleibt.
Statt zu erzählen, dass die Ex in Deinen Terminen rumpfuscht (Elternebene, Streitpunkt), könnte man JA und Verfahrensbeistand ja auch die Namen der Bezugserzieherinnen und die Durchwahl der Kita für einen neutraleren Blick auf die Kinder geben, für den Fall, dass sie sich eine weitere Meinung neben den Eltern und Großeltern anhören wollen.
Halte ich für konstruktiver verwendete Mühe als das Klagen über die Ex.
Und wie weit bist Du mit dem Netzwerk, das Dir im Fall eines Wechselmodells zur Seite steht?
Du wirst, wenn alles klappt und Du das Wechselmodell oder 3 von 7 Tagen bekommst, immer mal Terminkollisionen haben wegen Arbeit, Prüfungen, Krankheit oder weil nicht alle 3 Kinder miteinander koordiniert werden können. Wer kann dann auf Deiner Seite ein, zwei oder alle drei Kinder holen, bringen oder betreuen?
Mein Ex hat sich um sowas nicht gekümmert und konnte, als er sich mal den Fuß gebrochen hatte und 6 Wochen nicht Autofahren konnte, unser Kind nicht ohne meine Hilfe betreuen und war damit von mir abhängig. Da hätte er mal lieber seine Energie und Mühe in den Aufbau eines Netzwerkes gesteckt, statt neue Hobbies auszuprobieren und sich dabei den Fuß zu brechen. Auch da hat er aus meiner Sicht die falschen Prioritäten gesetzt. Mach Du nicht den gleichen Fehler. Denn Deine Ex wird Dir in solchen Situationen nicht entgegen kommen.